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Howard</category><category>Sword’n’Sorcery</category><category>Urban Fantasy</category><category>Folkloristik</category><category>HPL</category><category>MZB</category><category>Phantastik zum Hören</category><category>Phantastische Bibliothek Wetzlar</category><category>Pimp my Wright</category><category>TV-Serien</category><category>Veranstaltungen</category><category>Amoklaufender Dünndarm</category><category>Bibliotheksphänomene</category><category>Carl Amery</category><category>Die Insel Dystopia</category><category>Kim Newman</category><category>Lest alte Fantasy!</category><category>Oxford Book of Modern Fairy Tales</category><category>Samuel R. Delany</category><category>Wolle H.</category><category>World Fantasy Award</category><category>Zombies</category><category>Alternativgeschichte</category><category>Atlantis</category><category>Borges und wir</category><category>Boz</category><category>Crowdfunding</category><category>DPP</category><category>Der Gral des Nordens</category><category>Die 1000 besten phantastischen Romane</category><category>Gaiman</category><category>Michael Moorcock</category><category>Mythenreihe</category><category>Pasolini</category><category>Southern Gothic Archipelago</category><category>Star Wars</category><category>Todorov</category><category>Webcomics</category><category>draco</category><category>ERB</category><category>Jeanette Winterson</category><category>Lost</category><category>Michael Ende</category><category>Moers</category><category>Mormonenfantasy</category><category>News</category><category>Oz</category><category>Poe</category><category>Satanic Panic reloaded</category><category>Taproot Texts</category><title>Lake Hermanstadt</title><description>It’s a deterioration of the mind.&lt;br&gt;An escape into fantasy.&lt;br&gt;And it’s dangerous.</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/</link><managingEditor>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</managingEditor><generator>Blogger</generator><openSearch:totalResults>425</openSearch:totalResults><openSearch:startIndex>1</openSearch:startIndex><openSearch:itemsPerPage>25</openSearch:itemsPerPage><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-8253636806758126704</guid><pubDate>Tue, 30 May 2023 15:34:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-07-07T16:26:21.907+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Satanic Panic reloaded</category><title>The Finders</title><description>&lt;div&gt;Die Satanic Panic ist aktuell wie eh und je. Als hätte es den Taxil-Schwindel, die moralische Panik um Kindertagesstätten in den USA der achtziger Jahre und die Debatte um Erinnerungsverfälschung nie gegeben, blühen heute Verschwörungserzählungen über den angeblichen Satanismus der »globalen Eliten«. In der Schweiz &lt;a href=&quot;https://www.youtube.com/watch?v=dF7XJ5OZn44&quot;&gt;decken Fernsehjournalist*innen auf&lt;/a&gt;, wie in psychiatrischen Kliniken Menschen manipuliert und gegen ihren Willen festgehalten werden, um sie vor der Entführung durch (der Phantasie entsprungene) satanische Kulte zu schützen. In Deutschland berichten &lt;a href=&quot;https://www.youtube.com/watch?v=o8AD5hz3s0Q&amp;amp;t=12s&quot;&gt;das Y-Kollektiv&lt;/a&gt;, &lt;a href=&quot;https://www.youtube.com/watch?v=sn47iu4smQM&quot;&gt;Vollbild&lt;/a&gt; und &lt;a href=&quot;https://www.spiegel.de/panorama/gesellschaft/wie-therapeuten-eine-verschwoerung-ueber-vermeintliche-opfer-ritueller-gewalt-verbreiten-a-fd5ea9b2-9c67-42ef-b451-0f511cb80053&quot;&gt;der &lt;i&gt;Spiegel&lt;/i&gt;&lt;/a&gt;&amp;nbsp;(mit Bezahlschranke) über ähnliche Vorkommnisse.&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Das alles gab es schon vor 40 Jahren in den USA und vor 30 Jahren in Deutschland, könnte man sagen. Aber es ist eben noch nicht vorbei. Und damals wie heute passiert es Menschen, die an der Existenz hochgeheimer, übermächtiger, einflussreicher Satanskulte zweifeln, dass sie zur Antwort ein »Und was ist mit den Finders?« bekommen. Um diese ominöse Gruppierung soll es hier gehen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Am 4. Februar 1987 erhielt die Polizei von Tallahassee in Florida einen Anruf: Auf einem Spielplatz beaufsichtigten zwei Männer eine Gruppe von sechs Kindern beim Spielen. Die Kinder wirkten verwahrlost. Sie waren hungrig, schmutzig und übersäht mit Flohstichen. Die beiden Männer hatten dagegen ein gepflegtes Äußeres. Von der Polizei in Gewahrsam genommen, behaupteten die Männer, sie seien Lehrer und begleiteten die Kindergruppe zu einem Internat für Hochbegabte in Mexiko – offenkundig eine frei erfundene Geschichte. Es war die Hochzeit der Satanic Panic, und die beiden Männer waren sich wahrscheinlich sehr bewusst, dass sie des Kindesmissbrauchs und des &lt;i&gt;human trafficking&lt;/i&gt;&amp;nbsp;verdächtigt wurden. Nachdem einer der beiden noch versuchte, einen Ohnmachtsanfall vorzutäuschen, gaben sie schließlich zu, aus Washington D.C. gekommen zu sein. Dort fänden sich auch die Eltern der Kinder.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Auf diese Weise begann eine der bizarrsten Episoden in der Geschichte der Satanic Panic. An ihr lässt sich zeigen, wie das Gerücht des Satanic Ritual Abuse (SRA) – im deutschen Sprachraum meist rituelle Gewalt genannt – durch Einzelpersonen befördert wurde, die bereits mit Verschwörungsdenken und der Satanic Panic vertraut waren. Ebenso spielte es eine Rolle, dass die mit der Satanic Panic verbundenen Phantasien bereits weit verbreitet waren und gewissermaßen ›in der Luft lagen‹.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;So richtig ins Rollen kamen die Ereignisse, als die Polizei von Tallahassee gegenüber der Presse behauptete, die Kinder seien sexuell missbraucht worden. Zu diesem Zeitpunkt hatte noch keine gründliche medizinische oder psychologische Untersuchung der Kinder stattgefunden. Als später ein von der Floridaer Gesundheitsbehörde bestellter Arzt die Kinder begutachtete und erklärte, sie wiesen zwar Anzeichen von Verwahrlosung auf, Hinweise auf Missbrauch habe er jedoch nicht erkennen können, korrigierte die Polizei ihre Aussage. Da war es aber schon zu spät. Die Geschichte, in Tallahassee sei ein Fall von organisiertem Missbrauch aufgeflogen, war in die Welt gesetzt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Von der Polizei befragt, erklärten die Kinder, ihre erwachsenen Aufsichtspersonen gehorchten einem Mann, den sie den »Game Caller« nannten. Die Metropolitan Police von Washington D.C., die in den Fall eingeschaltet wurde, konnte mit diesem Hinweis offenbar etwas anfangen. Der »Game Caller« war Marion Pettie (1920–2004), der charismatische Gründer einer Kommune, die sich The Finders nannte. Pettie vertrat eine Art Weltanschauung des &lt;i&gt;learning by doing&lt;/i&gt;. Selbst Autodidakt und Schulabbrecher, war er überzeugt, dass sich Wissen und Erfahrung nur durch Ausprobieren gewinnen ließen. Schon Ende der dreißiger Jahre hatte er begonnen, nach Gleichgesinnten zu suchen. In Fahrt kamen die Finders zu Beginn der siebziger Jahre, als zahlreiche Menschen auf der Suche nach alternativen Lebensformen waren.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Pettie verglich den Menschen mit einem Schnellkochtopf: Sein Potential könne er nur entfalten, wenn man Druck in ihm aufbaue. Und Menschen unter Druck setzen, war eine Fertigkeit, die Pettie vorzüglich beherrschte. Er erteilte seinen Anhänger*innen Aufträge, die er als »games« bezeichnete. Wer von Pettie zu einem »game« aufgerufen wurde, hatte sofort alles stehen und liegen zu lassen und den Auftrag auszuführen. Ein »game« konnte beinhalten, eine Stelle in einem weit entfernten Bundesland anzunehmen. Es konnte auch beinhalten, sich mit nur zwei Stunden Vorlaufzeit in einen Passagierflug nach Japan einzubuchen, einen Eindruck von der japanischen Kultur zu gewinnen und wieder nach Washington zurückzukehren.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Finders sahen sich als Mitglieder einer Familie. Geld wurde in eine Gemeinschaftskasse eingezahlt. Die Kinder wurden nicht zur Schule geschickt und gemeinschaftlich erzogen. In der Praxis hieß das, dass sie weitgehend auf sich allein gestellt waren, sich meistens draußen aufhielten und manchmal sogar unter freiem Himmel schliefen. Man kann sich also gut vorstellen, warum die sechs Kinder von Tallahassee so vernachlässigt wirkten. Allerdings ist weder 1987 noch zu irgendeinem späteren Zeitpunkt nachgewiesen worden, dass es bei den Finders sexuellen Missbrauch gab. Sicherlich werden einige Finders-Kinder mit ihren Eltern, die sie in diese Gruppe schleppten, später ein Hühnchen zu rupfen gehabt haben. Insgesamt scheint es ihnen aber nicht besser oder schlechter ergangen zu sein als Kindern in anderen zeittypischen Kommune-Experimenten.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Finders sind also eher nicht mit Gruppierungen wie dem Peoples Temple oder den Children of God gleichzusetzen. Tatsächlich waren sie bis 1987 weitgehend unter dem Radar geflogen und wurden selbst von Sekten-Expert*innen für harmlos gehalten. Dazu trug wahrscheinlich bei, dass die erwachsenen Finders (im Unterschied zu den Kindern) betont ›seriös‹ in dunkle Anzüge gekleidet auftraten und wenig redeten. Aber 1987 kippte diese Wahrnehmung in ihr genaues Gegenteil: Wortkarge Männer in Anzügen, die umherreisten und mit geheimnisvollen Aktivitäten beschäftigt waren? Und dabei auch noch Kinder mit sich schleppten? Stoff für eine Verschwörungserzählung. Außenstehende konnten ja nicht wissen, dass das emsige Tun der Finders lediglich aus Petties abstrusen »games« bestand.¹&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Dank der phantasievollen Öffentlichkeitsarbeit der Polizei von Tallahassee kam es in der Presse zu Spekulationen, der mysteriöse »Game Caller« sei das Oberhaupt eines satanischen Kults, der Kinder entführte, Gehirnwäsche² praktizierte und Menschenopfer darbrachte. Wie gesagt, die Satanic Panic lag in der Luft. Die Metropolitan Police in Washington D.C. wollte da nicht untätig erscheinen. Im Garten eines Finders-Hauses im Stadtteil Glover Park fanden die Beamten einen Ring aus Steinen, den sie offenbar sofort als Ritualstätte interpretierten. Ausgrabungen wurden vorgenommen, um die Überreste der vermeintlichen Menschenopfer zu finden – vergeblich. Und die Finders behaupteten hartnäckig, mit Satanismus nichts am Hut zu haben.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Als die Behörden anschließend ein Lagerhaus der Kommune in Washington durchsuchten, sahen sie sich dann aber doch in all ihren Befürchtungen bestätigt. Sie stellten nicht nur fest, dass die Finders eine erstaunliche Anzahl von Computern besaßen.³ Sie fanden auch ein Fotoalbum mit kinderpornografischen Aufnahmen und solchen, die Erwachsene und Kinder beim gemeinschaftlichen Schlachten von Ziegen zeigten. Damit schien nun alles klar zu sein: Die Finders waren in organisierten Missbrauch verwickelt und feierten Rituale mit Kindern, bei denen Ziegen geopfert wurden. Satanisch!&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Zu diesem Zeitpunkt meldeten sich allerdings die Mütter der Kinder von Tallahassee zu Wort. Sie waren vorübergehend zum Arbeiten nach Kalifornien gereist (zweifellos eines von Petties »games«) und hatten ihre Kinder in der Obhut der Kommune in Washington zurückgelassen. Die beiden Männer, die in Tallahassee verhaftet worden waren, hatten unterdessen die Idee gehabt (oder waren von Pettie dazu gebracht worden), mit den Kindern einen »Abenteuerurlaub« in Florida zu machen. Die Ziegen waren von der Gruppe geschlachtet worden, um sie zu essen. Die Kinder seien dabei gewesen, weil man ihnen beibringen wollte, dass das Schlachten und Essen von Tieren nichts ist, was man leichtfertig tun sollte. Die Frauen zeigten auch die angeblichen kinderpornografischen Aufnahmen: Fotos von Kommune-Kindern, die in der Badewanne planschen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die beiden inhaftierten Männer wurden freigelassen. Die Kinder wurden ihren Müttern zurückgegeben. Die beteiligten Behörden räumten kleinlaut ihren Irrtum ein. Das hätte es gewesen sein können.&amp;nbsp;Und doch war es erst der Anfang.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;An den Hausdurchsuchungen beteiligt war Ramon Martinez, ein Beamter des US Customs Service. Der war offenbar unzufrieden damit, dass die Finders so einfach davonkommen sollten. Er verfasste ein Memorandum voller Tippfehler und wüster Anschuldigungen gegen die Kommune.⁴ Es hätten sich, so Martinez, zahlreiche Unterlagen gefunden, die die Verwicklung der Finders in großangelegten Menschenhandel und Devisenschmuggel belegten. Jedoch wollte keiner der anderen Zoll- und Polizeibeamten, die bei den Durchsuchungen zugegen waren, sich Martinez’ Vorwürfen anschließen. Nach Beweisen gefragt, behauptete Martinez schließlich, die belastenden Unterlagen seien nicht mehr einsehbar. Die CIA habe den Finders-Fall zur Verschlusssache erklärt.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Für Anhänger*innen der Satanic Panic müssen Martinez’ Ausführungen unwiderstehlich gewesen sein: Eine öffentlichkeitsscheue Gruppierung. Von ihren Eltern getrennte Kinder. Abgeschnittene Ziegenköpfe. Ein ausgefeiltes Computernetzwerk. Und jetzt schien auch noch die CIA in die Sache verwickelt zu sein. Waren die Finders etwa eine Tarnorganisation des Geheimdienstes und mit dessen Hilfe dem Gefängnis entgangen? Die CIA stritt ab, etwas mit der Kommune zu tun zu haben. Doch wer glaubt schon der CIA?&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Unwiderstehlich fand die Sache auch ein Privatdetektiv aus Florida, Skip Clements. Er war bereits an den Ermittlungen gegen den Leiter einer Montessori-Schule, dem ritueller Missbrauch vorgeworfen wurde, beteiligt. Clements fügte Martinez’ Behauptungen noch eine eigene hinzu: In dem Lagerhaus der Finders in Washington (bei dessen Durchsuchung Clements gar nicht zugegen war) habe sich ein voll ausgestattetes Studio zur Herstellung von Pornofilmen befunden. Der Verdacht gegen die Finders ließ Clements offenbar nicht los. 1993 (über sechs Jahre nach dem Vorfall in Tallahassee) legte er zwei Mitgliedern des Repräsentantenhauses Martinez’ Memorandum vor und überzeugte sie, eine offizielle Untersuchung durch das FBI zu fordern.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Mit Erfolg. Das FBI befindet sich traditionell in einem verbissenen Konkurrenzkampf mit der CIA. Die G-Men machten sich mit Begeisterung an die Aufgabe, Verbindungen zwischen Finders und CIA aufzudecken. Und noch jemand zeigte sich begeistert: Marion Pettie.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Finders erholten sich nicht von den Verdächtigungen, die 1987 gegen sie erhoben (und unweigerlich Goatgate genannt) wurden. Zum Zeitpunkt ihrer Konfrontation mit der Satanic Panic hatte die Kommune etwa 40 Mitglieder. Doch bald darauf verließen die meisten Frauen die Gruppe und nahmen ihre Kinder mit. Verständlicherweise. Pettie, der »Game Caller«, reagierte darauf mit zunehmend autoritärem Gebaren. Das vergraulte weitere Mitglieder, die die Gruppe verließen. Bald kam es zu Streitereien um Finanzen, die auch vor Gericht landeten. In den neunziger Jahren befanden sich die Finders in Auflösung. Pettie gab das Hauptquartier der Kommune in Washington auf und zog mit einer kleinen Schar von Getreuen in seinen Heimatort Culpeper in Virginia um.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Kurz vor dem endgültigen Aus der Finders hatte Pettie jedoch einen letzten großen Auftritt. Dass ihm Kontakte zum Geheimdienst nachgesagt wurden, schmeichelte ihm offenbar. Und er offenbarte, dass es tatsächlich eine Art Kontakt gab: Petties verstorbene Frau Isabelle war einige Jahre lang Mitarbeiterin der CIA gewesen. Die Neugierde, was der FBI-Bericht sonst noch zu Tage fördern würde, stieg.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Doch die Untersuchung, als sie beendet war, konnte nicht mit dramatischen Enthüllungen aufwarten. Isabelle Petties Tätigkeit für die CIA (ein weiteres »game«?) lag Jahrzehnte zurück. Darüber hinaus hatte das FBI nur feststellen können, dass einige CIA-Leute Computerkurse bei einer Firma belegt hatten, die zeitweilig ein Mitglied der Finders bei sich beschäftigte. Belege für Menschenhandel, rituellen Missbrauch, Opferzeremonien oder Kinderpornographie fanden sich auch diesmal nicht. Statt dessen hielt der Bericht fest, dass es bei den 1987er Ermittlungen gegen die Finders keine Einmischungen irgendwelcher Geheimdienste gab. Seit 2019 sind die FBI-Akten zu den Finders zum größten Teil &lt;a href=&quot;https://vault.fbi.gov/the-finders&quot;&gt;öffentlich einsehbar&lt;/a&gt;.&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Mythen um die die Finders haben sich indessen längst verselbständigt. Bis heute werden sie in den immer wieder aufflackernden Auseinandersetzungen um Satanismus, rituellen Missbrauch und Mind Control als Beleg angeführt, dass es so etwas tatsächlich gibt: Mächtige, bestens vernetzte Kulte mit Überschneidungen zur organisierten Kriminalität und zum Geheimdienstmilieu. Auch in Deutschland existiert diese Vorstellung bis heute. Denn schon wenige Tage nach dem Zwischenfall in Tallahassee meldeten deutsche Zeitungen, dass in Florida gegen eine »Satanssekte« ermittelt werde. Und noch 1997 nannte Luise Mandau, laut Autorinnenporträt »eine der führenden deutschen Sekten-Expertinnen«, in ihrem Buch &lt;i&gt;Satanismus. Die neue Bedrohung&lt;/i&gt;&amp;nbsp;wie selbstverständlich die Finders-Kommune als Beispiel für real existierenden Satanismus.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Wie kam es dazu, dass sich um ein paar Dutzend Ex-Hippies mit zweifelhaften Erziehungsmethoden ein solcher Mythos bildete? Die entscheidende Verantwortung liegt bei den Polizeibehörden von Tallahassee und Washington D.C. Beide setzten vorschnell Behauptungen in die Welt, die sie anschließend wieder zurücknehmen mussten: In Tallahassee ging es um sexuellen Missbrauch und Menschenhandel, in Washington um blutige Opferrituale und Kinderpornografie. Die Vermutung liegt nahe, dass die Polizei in beiden Fällen bereits von der im Zuge der Satanic Panic entstandenen Stimmung beeinflusst waren. Bis heute sehen Verschwörungsgläubige den Ablauf der Ereignisse als Indiz dafür, dass die beiden Polizeibehörden einer brisanten Wahrheit auf der Spur waren, die kurz darauf unterdrückt wurde.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Nach Einstellung der Ermittlungen 1987 waren es zwei Einzelpersonen, die weitere Verschwörungserzählungen um die Finders verbreiteten, der Zollbeamte Ramon Martinez und der Privatdetektiv Skip Clements. Ersterer behauptete, bei den Durchsuchungen der Finders-Immobilien Beweismittel gesehen zu haben, die später von der CIA unterdrückt wurden. Der zweite spann Martinez’ Geschichte weiter aus und schaffte es schließlich, Kongressabgeordnete und in der Folge das FBI für die Finders zu interessieren. Flankiert wurde diese immer weiter eskalierende Entwicklung von der Berichterstattung in den Medien, die wie selbstverständlich von einem »Satanic cult« bzw. einer »Satanssekte« sprachen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Aber wie viele Verschwörungserzählungen krankt auch die um die Finders an ihrer schieren Unmöglichkeit: Hätte es wirklich etwas zu ›unterdrücken‹ gegeben, dann hätten das Tallahassee Police Department, das Florida Department of Health, das Metropolitan Police Department, der US Customs Service, die Virginia State Police und das FBI sich an der Vertuschung beteiligen müssen. Schließlich waren all diese Behörden in die Ermittlungen von 1987 und 1993 involviert. Und von allen beteiligten Personen hätte nur eine einzige, Ramon Martinez, die Wahrheit ausgeplaudert, während alle anderen eisern schwiegen.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Finders waren, wie schon erwähnt, bereits Anfang der Neunziger in Auflösung begriffen. Marion Petties Tod im Jahr 2004 dürfte das endgültige Ende der Gruppe bedeutet haben – sofern es sie da überhaupt noch gab. Der Verschwörungsmythos um die Finders hat sich schon lange zuvor vom selbsternannten Game Caller und seinen Spielchen abgelöst und verselbständigt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 80%;&quot;&gt;¹ Es liegt auf der Hand, dass es sich dabei um eine typische Methode charismatischer Scharlatane handelt, die nicht nur von Pettie angewendet wurde. Wer ständig beschäftigt ist, hat keine Zeit, sich die Frage zu stellen, ob er einem Schwindel aufgesessen ist.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 80%;&quot;&gt;² Damals sagte man noch Gehirnwäsche statt Mind Control.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 80%;&quot;&gt;³ Die Finders hatten ihre Computer über das Telefonnetz miteinander verbunden und kommunizierten per E-Mail. Für die achtziger Jahre eine erstaunliche Leistung, denn es handelte sich bei den Finders ja nicht um IT-Profis. Die Tatsache, dass sie sich in ihren Mails in einem kryptischen Kommune-Jargon austauschten, machte sie in den Augen der Ermittlungsbehörden natürlich nur noch verdächtiger.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 80%;&quot;&gt;⁴ Der Stil des Dokuments lässt vermuten, dass Martinez eine Affinität zum Verschwörungsdenken hatte.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;h4&gt;&lt;br /&gt;&lt;/h4&gt;&lt;h4&gt;Weiterführende Links&lt;/h4&gt;&lt;div&gt;&lt;ul&gt;&lt;li&gt;Victoria Churchville/Saundra Saperstein,&amp;nbsp;&lt;a href=&quot;https://www.washingtonpost.com/archive/politics/1987/02/07/officials-describe-cult-rituals-in-child-abuse-case/11f05df1-48e0-41f7-b46d-249c0bd2bc39/&quot;&gt;Officials Describe ‘Cult Rituals’ in Child Abuse Case&lt;/a&gt;, Washington Post, 7. Februar 1987.&lt;/li&gt;&lt;li&gt;Eddie Dean, &lt;a href=&quot;https://washingtoncitypaper.com/article/287890/finders-keeper/&quot;&gt;Finders’ Keeper&lt;/a&gt;, Washington City Paper, 24. Mai 1996.&lt;/li&gt;&lt;li&gt;JD Sword,&amp;nbsp;&lt;a href=&quot;https://skepticalinquirer.org/exclusive/were-the-finders-a-cia-fronted-satanic-cult/&quot;&gt;Were ‘The Finders’ a CIA-Fronted Satanic Cult?&lt;/a&gt;, Skeptical Inquirer, 28. Februar 2023.&lt;/li&gt;&lt;li&gt;Lauren Theisen,&amp;nbsp;&lt;a href=&quot;https://www.vice.com/en/article/7x53vg/the-finders-cult-from-the-80s-was-patient-zero-for-epstein-and-pizzagate-conspiracies&quot;&gt;This Cult From the 80s Was Patient Zero for Epstein and Pizzagate Conspiracies&lt;/a&gt;, Vice.com, 11. November 2019.&lt;/li&gt;&lt;/ul&gt;&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2023/05/the-finders.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-2566494087742706019</guid><pubDate>Mon, 23 Jan 2023 22:33:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-01-28T20:42:07.213+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">J.R.R. Tolkien</category><title>Tales Before Tolkien: Ludwig Tieck</title><description>&lt;div&gt;In seiner Anthologie &lt;i&gt;Tales Before Tolkien: The Roots of Modern Fantasy&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(2003) unternimmt Douglas A. Anderson den ambitionierten Versuch, Tolkien in eine literarische Tradition zu stellen. Kein selbstverständliches Unterfangen, denn von Tolkien wird ja gern behauptet, er habe die moderne Fantasy im Alleingang erfunden. Bei mir rennt Anderson damit offene Türen ein, denn ich bin schon seit längerer Zeit der Auffassung, dass die moderne Fantasy mit dem deutschen romantischen Kunstmärchen beginnt. Dieses wanderte, vermittelt durch Thomas Carlyle und andere, im ersten Drittel des 19. Jahrhunderts nach England und entfaltete dort ein Eigenleben, wie es in der recht kurzen Epoche der deutschen Romantik allein kaum möglich gewesen wäre.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Der Beweis für diese These sind umfangreiche Veröffentlichungen wie &lt;i&gt;Popular Tales and Romances of the Northern Nations&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(1823, übersetzt u.a. von Thomas de Quincey)¹ und &lt;i&gt;German Romance&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(1827, herausgegeben von Carlyle). Diese und andere präsentierten Erzählungen z.B. von Hoffmann, Fouqué, Tieck, Musäus dem englischen Publikum und hatten (neben Übersetzungen von Grimms Märchen) einen profunden Einfluss auf Autoren wie John Ruskin und George MacDonald, aber auch auf Charles Dickens.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Tolkien seinerseits war zwar äußerst misstrauisch gegenüber Versuchen, ›Quellen‹ und ›Einflüsse‹ seines Werks zu identifizieren. Das hat nicht wenige Fans und Nachahmer*innen in ihrer Überzeugung bestärkt, Tolkien habe den &lt;i&gt;Hobbit&lt;/i&gt;&amp;nbsp;und den &lt;i&gt;Lord of the Rings&lt;/i&gt;&amp;nbsp;quasi aus dem Nichts erschaffen. Er selbst hat dergleichen aber nie behauptet, sondern war sich der Tatsache bewusst, dass er Teil einer Tradition war. Er nannte in diesem Zusammenhang u.a. Lord Dunsany, Andrew Lang, William Morris, MacDonald und die Brüder Grimm. Oft stand Tolkien deren Werken ausgesprochen ambivalent gegenüber. Anfängliche Bewunderung konnte bei ihm in heftige Ablehnung umschlagen. Um so schwerer wiegt, dass Tolkien sich dennoch zu ihnen als Vorläufer bekannte.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Natürlich will ich damit nicht behaupten, dass das Ganze ein monokausaler Vorgang war. Denn zum einen wurden Kunstmärchen nicht nur von Deutschen geschrieben. Hans Christian Andersen war in der englischen Literaturwelt seiner Zeit ebenso beliebt oder noch beliebter. Zum anderen müsste man präziser sagen, dass es hier in erster Linie um das geht, was heute High Fantasy genannt wird. Die Sword and Sorcery hat andere Wurzeln, nämlich im viktorianischen »Lost Civilization«-Genre. Drittens ist das Kunstmärchen nicht der alleinige Ursprung der High Fantasy. Adam Roberts z.B. &lt;a href=&quot;https://medium.com/adams-notebook/tolkien-reread-1-the-ring-sets-out-522fed0da572&quot;&gt;argumentiert&lt;/a&gt;, dass dem historischen Roman Walter Scotts einige Bedeutung bei der Entstehung des Genres zukommt (allerdings eine verdrängte, würde ich hinzufügen). Vor allem aber ist es wichtig, bei der Betrachtung des Genres nicht so eurozentrisch zu bleiben, wie es bis heute meist der Fall ist. Der neben dem &lt;i&gt;LotR&lt;/i&gt;&amp;nbsp;international bedeutsamste Fantasy-Roman der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts? Ich würde stets und ohne zu zögern behaupten, dass diese Position Amos Tutuolas &lt;i&gt;Palm-Wine Drinkard&lt;/i&gt;&amp;nbsp;zukommt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Einige der Geschichten, die Douglas Anderson für &lt;i&gt;Tales Before Tolkien&lt;/i&gt;&amp;nbsp;gesammelt hat, haben bei mir ein paar&amp;nbsp;&lt;i&gt;thinky thoughts&lt;/i&gt;&amp;nbsp;ausgelöst. Dabei will ich mich nicht zu jedem einzelnen Beitrag äußern, sondern nur ein paar Bemerkungen zu Dingen machen, die mir aufgefallen sind.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Anthologie beginnt mit »Die Elfen« (»The Elves«) aus Ludwig Tiecks &lt;i&gt;Phantasus&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(1812). Zu beachten ist, dass Anderson nicht nur solche Werke aufgenommen hat, die Tolkien nachweislich beeinflusst haben. Es geht ihm daneben auch allgemeiner um die Darstellung der Tradition, die zu Tolkien geführt hat:&lt;/div&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;div&gt;Some of the stories that I have chosen can be seen specifically to have inspired Tolkien, and these connections are detailed in the headnotes to the appropriate stories. I have also selected some stories whose content seems especially Tolkienian, even though there is little or no evidence that Tolkien knew the writers. And I have also chosen other stories that Tolkien almost certainly did not know in order to show some of the diversity of fantasy as it existed before &lt;i&gt;The Hobbit&lt;/i&gt;.&lt;/div&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;div style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;»Die Elfen« gehört zur dritten Gruppe, würde ich annehmen. Anderson hat sie ausgesucht, weil sie seinem Geschmack nach das beste (oder eines der besten) deutsche Kunstmärchen ist. In meinen Augen ist das beste deutsche Kunstmärchen überhaupt&amp;nbsp;&lt;i&gt;Der goldne Topf&lt;/i&gt;. Ich würde auch behaupten, dass allein unter den Erzählungen Tiecks »Die Elfen« nicht die beste ist. Die Atmosphäre des Erhabenen, der Waldeinsamkeit, die Tieck so gut erzeugen konnte, kommt in Geschichten wie »Der blonde Eckbert« und »Der Runenberg« besser zum Tragen.&lt;/div&gt;&lt;div style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;Aber Anderson kommt es auf etwas anderes an. Er sieht »Die Elfen« als Beispiel für Tolkiens Auffassung von Faërie als »perilous realm« oder Reich der Fährnisse, das man nicht durchwandern kann, ohne sich Gefahren auszusetzen. Die Geschichte der kleinen Marie, die sich unter den Elfen aufhält und bei ihrer Rückkehr in die Menschenwelt entdeckt, dass sie sieben Jahre fort war, eignet sich dafür gut, kein Zweifel. Und dass Tieck das Elfenmotiv mit sozialem Außenseitertum verknüpft, macht die Geschichte gleich noch mal interessanter.²&lt;/div&gt;&lt;div style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;Obwohl ich mich Andersons Bewertung von »Die Elfen« nicht ganz anschließen kann, finde ich seine Wahl nachvollziehbar. Zudem ist die Geschichte sowohl in den &lt;i&gt;Popular Tales and Romances&lt;/i&gt;&amp;nbsp;als auch in Carlyles &lt;i&gt;German Romance&lt;/i&gt;&amp;nbsp;vertreten, was sehr schön den Zusammenhang verdeutlicht, den ich oben zu beschreiben versucht habe. Eine andere Frage ist, ob Tolkien selbst Tiecks Darstellung der Elfen gefallen hätte. Wie ungnädig er in dieser Sache sein konnte, ist bekannt. In Bezug auf Tiecks Erzählung werden wir es leider nicht erfahren.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;¹ Der Titel ist auffällig, denn die drei Bände dieser Anthologie enthalten ausschließlich Erzählungen aus Deutschland. Aber von einer »German Nation« zu reden sah man damals offenbar noch keinen Anlass, schon gar nicht im Singular. Die Anthologie enthält übrigens auch eine der ersten Vampirgeschichten, »Wake Not the Dead« von Ernst Raupach.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;² Der landwirtschaftliche Reichtum von Maries Dorf beruht auf der Anwesenheit der Elfen. Trotzdem werden sie von den meisten Dorfbewohner*innen als arbeitsscheu und kriminell abgetan.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2023/01/tales-before-tolkien-tieck.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-6606275760050368116</guid><pubDate>Mon, 05 Jul 2021 08:05:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-02-05T00:28:16.949+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Varney-Liveblog: Kapitel 6–10</title><description>&lt;div&gt;&lt;ul style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;&lt;li&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/varney-liveblog.html&quot;&gt;Einleitung&lt;/a&gt;&lt;/li&gt;&lt;li&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/06/varney-liveblog-kapitel-15.html&quot;&gt;Kapitel 1–5&lt;/a&gt;&lt;/li&gt;&lt;/ul&gt;&lt;div&gt;Ich muss gestehen, dass ich die ersten fünf &lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;-Kapitel spannender als erwartet fand. Wie viele Vampirgeschichten des 19. Jahrhunderts funktionieren sie ähnlich einem Krimi, wenn auch nach dem Motto »Who bit her?« anstelle von »Who done it?«. Was mir allerdings wie schon bei früherer (kursorischer) Lektüre des Romans auffiel, ist die ungeschickte Art, wie die Figuren eingeführt werden. Besonders im ersten Kapitel rätselt man beim Lesen ständig, wer eigentlich wer ist. Augenscheinlich wussten die Autor:innen selbst kaum etwas über ihre Figuren, als sie mit dem Schreiben begannen.&lt;/div&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Zum Glück scheint ihnen das selber aufgefallen zu sein, denn in Kapitel VI folgt eine Vorstellung der Familie Bannerworth. Wir erfahren, dass die Bannerworths der &lt;i&gt;leisure class&lt;/i&gt;&amp;nbsp;angehören, im Lauf der letzten hundert Jahre aber den größten Teil ihres ererbten Besitzes verloren haben. Zu allem Überdruss war Floras, Henrys und Georges Vater spielsüchtig und hat den letzten Rest des Familienvermögens verzockt. Ich sage »war«, denn Mr. Bannerworth ist kurz vor Beginn des Romans auf mysteriöse Weise verstorben: Man fand ihn tot im Garten, in der Hand ein Bleistift und ein Notizbuch, in das er (offenbar im Augenblick seines Todes) die unvollständige Bemerkung »Das Geld ist –« gekritzelt hatte.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Nun ist gemäß patriarchaler Sitte Henry das Familienoberhaupt und hat jede Menge Probleme am Hals. Natürlich hat die Familie ihre zunehmende Verarmung vor den Nachbar:innen verborgen gehalten. Das geschah mit Hilfe eines entfernten Verwandten, der den Geschwistern jährlich hundert Pfund zukommen ließ. Mit diesem Geld konnten Flora, Henry und George jedes Jahr eine standesgemäße Reise auf den Kontinent unternehmen. Auf der letzten dieser Reisen lernte Flora in Italien den jungen Künstler Charles Holland kennen und verlobte sich mit ihm. Aber auch der wohltätige Verwandte ist vor einer Weile gestorben, und seitdem ist endgültig Ebbe in der Kasse der Bannerworths.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Henry bleibt jetzt eigentlich nichts weiter übrig, als Bannerworth Hall zu verkaufen und den Erlös als Startguthaben für den Einstieg in einen Beruf zu verwenden. Aber er zögert, sich von dem alten Familiensitz zu trennen. Hinzu kommt, dass Flora Charles nach ihrer ersten (und einzigen) Begegnung in Italien nach Bannerworth Hall eingeladen hat, um ihre Verlobung auf etwas offiziellere Füße zu stellen. Also muss der Verkauf des Hauses ohnehin warten, bis Charles seine Aufwartung gemacht hat.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Doch der Druck auf Henry steigt: Ein Londoner Anwalt will das Haus im Namen eines ungenannten Klienten kaufen, oder, falls das nicht möglich ist, es mieten. Dafür macht er Henry ein großzügiges finanzielles Angebot, das natürlich die Rettung vor dem endgültigen gesellschaftlichen Abstieg wäre. Bei Henry lässt die Sache aber eher das merkwürdige Gefühl zurück, dass irgendjemand sich etwas zu sehr für das Anwesen seiner Familie interessiert. (Wenn dahinter mal nicht der bislang kaum in Erscheinung getretene Sir Francis Varney steckt.)&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Auch über Mr. Marchdale klärt das Kapitel auf: Er ist ein alter Verehrer Mrs. Bannerworths aus der Zeit, bevor sie den zockenden Tunichtgut Mr. Bannerworth heiratete. Seit dessen Tod ist Mr. Marchdale Dauergast in Bannerworth Hall.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Einige Leser:innen von &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;empfinden das sechste Kapitel als langweilig und störend (&lt;a href=&quot;http://varneythevampire.blogspot.com/2009/11/chapter-6-in-which-narrator-returns.html&quot;&gt;hier&lt;/a&gt; ein Beispiel). Mir hat es gefallen. Man lernt die Figuren etwas näher kennen, und es ist ja nicht ganz uninteressant, dass die Bannerworths neben Floras ungebetenem Besucher noch andere Probleme haben. Ein Vampir allein macht schließlich keinen Roman – vor allem keinen so umfangreichen wie diesen. Außerdem bringen die Autor:innen bei der Beschreibung des verarmten Adels der Bannerworths einen unterhaltsamen Sarkasmus auf, den man ihnen gar nicht zugetraut hätte.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Den beiden folgenden Kapiteln kann ich dagegen leider kein Lob aussprechen. Henry, George, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth suchen die Familiengruft der Bannerworths auf, um zu überprüfen, ob das Grab des Vorfahren, den sie des Vampirismus verdächtigen, leer ist. Die Gruft befindet sich in der nahegelegenen Dorfkirche, aber bis die vier Vampirjäger dort ankommen, gibt es ein handlungsverzögerndes Hin und her, dass es zum Seufzen ist. Zu allem Überdruss fügen die Autor:innen an dieser Stelle auch noch ein Lamento über den Niedergang der englischen Kirchenarchitektur ein. Ich habe ja nichts gegen Abschweifungen, aber das ist echt zu viel des Guten.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Das wenig überraschende Ergebnis der Untersuchung: Das Grab ist leer. Mr. Chillingworth bestätigt in seiner Eigenschaft als Mediziner, dass der Sarg keine organischen Überreste enthält. Der Familienarzt spielt übrigens die Rolle des Skeptikers. Weder jetzt das leere Grab, noch zuvor die Wiederbelebung im Mondlicht überzeugen ihn, dass er es wirklich mit einem Vampir (und nicht mit einem elaborierten Schwindel) zu tun hat. Die Autor:innen legen ihm in den Dialogen des öfteren aufklärungsphilosophische Gedanken in den Mund. Die Gegenposition dazu vertritt Mr. Marchdale.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Unbedingt erwähnen muss ich den Lapsus memoriae, der den Autor:innen beim Schildern der Grabesöffnung unterläuft. Der besagte Vorfahre hieß zunächst Sir Runnagate Bannerworth. Jetzt wird er plötzlich Marmaduke Bannerworth (ohne Sir) genannt. Das, oder die vier Helden haben versehentlich das falsche Grab aufgebrochen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Kapitel IX und X wenden sich zu meiner Erleichterung Flora zu, die mit ihrer Mutter in Bannerworth Hall zurückgeblieben ist. Einige Stunden, nachdem Floras Brüder sowie Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth in Richtung Kirche davongetrabt sind, steigt der Vampir ein zweites Mal durchs Fenster ein. Aber Flora fackelt nicht lang. Sie hat sich Henrys Pistolen geliehen und feuert sie beide auf den Eindringling ab. Getroffen stürzt der Vampir aus dem Fenster. (Es ist sehr erfrischend, dass Flora diesmal nicht als hilflose &lt;i&gt;damsel in distress&lt;/i&gt;&amp;nbsp;auftreten muss.)&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;In diesem Augenblick trifft Floras geliebter Charles (ein wenig verdächtig, wenn man mich fragt) zu seinem lang angekündigten Besuch ein. Wenig später stürzen auch Henry, George und Mr. Marchdale hinein, die auf dem Rückweg waren und die Pistolenschüsse gehört haben. Es gibt ein allgemeines Durcheinander, zumal Mrs. Bannerworth in Ohnmacht gefallen ist, aber interessanterweise wird sogleich deutlich, dass Charles und Mr. Marchdale sich nicht leiden können.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Nun würden mir persönlich eine Unmenge ausgesprochen banaler Gründe einfallen, warum man jemanden nicht leiden kann. Aber nach den ehernen Regeln der viktorianischen Unterhaltungsliteratur bedeutet die Abneigung, die die beiden Figuren einander entgegenbringen, dass eine von ihnen ein Schurke sein muss.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Ich überrasche mich selbst, aber ich will wissen, wie es weitergeht.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/07/varney-liveblog-kapitel-610.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-6811163208183145473</guid><pubDate>Wed, 30 Jun 2021 14:52:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-07-05T20:20:55.775+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Varney-Liveblog: Kapitel 1–5</title><description>&lt;div&gt;&lt;ul style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;&lt;li&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/varney-liveblog.html&quot;&gt;Einleitung&lt;/a&gt;&lt;/li&gt;&lt;/ul&gt;&lt;blockquote&gt;»Art thou a spirit of health or goblin damned?«&lt;/blockquote&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Ausgabe, die ich lese, ist das E-Book von Project Gutenberg. Es beruht auf der Buchausgabe von &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;, die im Herbst 1847 nach der Erstveröffentlichung im Penny-Dreadful-Format erschien. Insgesamt gab es 109 Hefte, von denen es anscheinend nicht alle in die Buchausgabe geschafft haben. Ich denke aber, mit 748 E-Book-Seiten hat die Buchausgabe auch so genug zu bieten.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Dem ersten Kapitel vorangestellt ist ein kurzes Vorwort, das behauptet, der Roman sei aus »authentischen Quellen« zusammengestellt. Was für Quellen das sein sollen, wird leider nicht weiter ausgeführt. Beteuert wird jedoch, dass die Titelfigur Varney eine historische Person und im Jahr 1713 gestorben sei. Eine Art Herausgeberfiktion also.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Interessant finde ich folgende Bemerkung:&lt;/div&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;div&gt;A belief in the existence of Vampyres first took its rise in Norway and Sweden, from whence it rapidly spread to more southern regions, taking a firm hold of the imaginations of the more credulous portion of mankind.&lt;/div&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Warum ausgerechnet Norwegen und Schweden? Tatsächlich stammten die ersten Berichte über Vampire, die im 18. Jahrhundert die europäischen Metropolen erreichten, vom Balkan – genauer gesagt, aus Serbien. Entsprechend spielen bedeutende Vampirgeschichten, die etwas früher als&amp;nbsp;&lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;&amp;nbsp; entstanden, auf dem Balkan: So etwa &lt;i&gt;La Guzla&lt;/i&gt;&amp;nbsp;von Prosper Mérimée oder A. K. Tolstois »Famille du Vourdalak«. Die allererste Vampirgeschichte in Prosa, Polidoris &lt;i&gt;The Vampyre&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(sofern man nicht das Fragment Byrons, auf dem sie basiert, als die wirklich und wahrhaftig erste Vampirgeschichte betrachten will) beginnt und endet zwar in England, die dazwischen angesiedelte Schlüsselepisode spielt jedoch ebenfalls auf dem Balkan.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Hier jedoch wird die Herkunft des Vampirstoffs aus Skandinavien behauptet. Möglicherweise wird damit auf die zahlreichen lebenden Toten angespielt, die in der altnordischen Literatur (z.B. in den isländischen Sagas) vorkommen. Die Frage nach dem Warum ist damit natürlich nicht beantwortet. Ich kann es mir nur so erklären, dass damit die Anwesenheit eines Vampirs bzw. eines Vampirglaubens im England des frühen 18. Jahrhunderts plausibel gemacht werden soll.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Eigentümlich finde ich auch die Bemerkung, der Vampirglaube habe sich im leichtgläubigeren Teil der Menschheit verbreitet. Ich hätte eher erwartet, dass die Existenz von Vampiren im Sinne einer &lt;i&gt;suspension of disbelief&lt;/i&gt;&amp;nbsp;eigens betont wird. Das Vorwort erklärt aber weiter, der Roman überlasse »the question of credibility« ganz den Leser:innen und denke gar nicht daran, selber Stellung zu nehmen. Mal sehen, ob das im Roman dann auch wirklich so ist.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Nun geht es endlich los. &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;beginnt mit einer genretypischen Szene: Ein alterwürdiges Landhaus, nachts. Eine junge Frau (»formed in all fashions of loveliness«) liegt schlafend im Bett. Eine finstere Gestalt erscheint am Fenster und verschafft sich Einlass. Die junge Frau erwacht, doch die Kehle ist ihr wie zugeschnürt. Die Gestalt beugt sich über sie, hypnotisiert sie mit ihrem Blick. Und dann:&lt;/p&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;p&gt;With a plunge he seizes her neck in his fang-like teeth—a gush of blood, and a hideous sucking noise follows. &lt;i&gt;The girl has swooned, and the vampyre is at his hideous repast!&lt;/i&gt;&lt;/p&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Eine Szene also, wie man sie dutzendfach, wenn nicht hundertfach, in Vampirfilmen gesehen hat. Nur: In &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;kommt sie, die sich so übermäßig weit verbreitet hat, zum ersten Mal in ihrer typischen Form vor. Die Autor:innen, wer immer sie waren, haben die vampirische Szene par excellence erfunden.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Es ist zugleich die Szene des Romans, über die sich am meisten lustig gemacht wird. Das liegt nicht nur daran, dass sie als Eingangsszene so leicht aufzufinden ist. Es hat tatsächlich etwas Komisches, wie sehr sie durch erzählerische Verzögerungen in die Länge gezogen wird. Allein die Schilderung des kurzen Weges, den der Vampir vom Fenster bis zum Bett zurücklegt, nimmt mehrere Absätze ein. Zweimal bleibt er stehen, um ein abgrundtief böses Gesicht zu machen, und jedes Mal wird es ausführlich beschrieben. Dennoch ist der Beginn von &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;ein exzellentes Beispiel dafür, wie der an sich obskure Roman im Vampirgenre bis heute fortwirkt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Nicht verschweigen will ich das markante Äußere des Vampirs:&lt;/p&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;p&gt;[The face] is perfectly white—perfectly bloodless. The eyes look like polished tin; the lips are drawn back, and the principal feature next to those dreadful eyes is the teeth—the fearful looking teeth—projecting like those of some wild animal, hideously, glaringly white, and fang-like.&lt;/p&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Außerdem erfahren wir, dass der Vampir ungewöhnlich groß ist und lange, klauenartige Fingernägel hat – natürlich, möchte man sagen. Es wird gelegentlich behauptet (&lt;a href=&quot;https://www.huffpost.com/entry/did-vampires-not-have-fan_b_8415636&quot;&gt;hier&lt;/a&gt; zum Beispiel), in &lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;&amp;nbsp;werde zum ersten Mal ein Vampir mit spitzen Fangzähnen&amp;nbsp;beschrieben. Das stimmt nicht ganz. Vanderhausen, der grausige untote Ehemann in Sheridan Le Fanus »Strange Event in the Life of Schalken the Painter« hat nämlich »two long, discoloured fangs, which projected from the upper jaw, far below the lower lip«. Vanderhausen wird zwar nicht explizit als Vampir bezeichnet, aber sein Aussehen spricht für sich. Da Le Fanus Erzählung erstmals 1839 erschien, kommt sie zuerst.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Zurück zu &lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;. Der jungen Frau, die übrigens Flora Bannerworth heißt, gelingt es schließlich doch noch, um Hilfe zu schreien. Ihre Brüder Henry und George sowie Mr. Marchdale, der eine Art väterlicher Freund der Familie zu sein scheint, stürmen ins Zimmer. Der Eindringling entkommt durchs Fenster. Mr. Marchdale und Henry gelingt es, ihn mit zwei Pistolenschüssen zu treffen, aber scheinbar unberührt klettert er über die Gartenmauer und verschwindet.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Flora, so wird ausdrücklich vermerkt, hat zwei kleine Wunden am Hals. Das scheint mir wiederum eine Premiere zu sein. In früheren Vampirgeschichten (nicht aber in der Folklore!) werden Bisswunden am Hals erwähnt, aber meines Wissens taucht hier zum ersten Mal die vor allem aus Filmen bekannte Vorstellung von zwei durch die Eckzähne entstandenen Punktierungen auf. Natürlich stehen die Bannerworths (zu denen auch die Mutter der Geschwister Flora, Henry und George gehört) und Mr. Marchdale zunächst vor einem Rätsel: Flora hat viel Blut verloren, aber abgesehen von ein paar kleinen Flecken auf der Bettwäsche ist davon keine Spur zu sehen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Alle erwarten eine Erklärung von Mr. Marchdale, der offenbar weit gereist und gebildet ist. Eine Erklärung liefert er auch, aber erst später, gegenüber Henry, unter vier Augen. Er ist überzeugt, dass der Eindringling ein Vampir ist. Henry und Mr. Marchdale beschließen, dies zunächst für sich zu behalten, um Flora nicht zu erschrecken. Flora dann natürlich, als Henry sie das nächste Mal sieht: »It was a vampyre.« Und Henry: »Good God, who told you so?« Tja, Henry. Ein nächtlicher Eindringling – ein Biss in den Hals – starker Blutverlust. Wie konnte Flora da nur auf einen Vampir kommen?&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Unterstützt wird die Vermutung dadurch, dass in Bannerworth Hall ein Bild hängt, das den mysteriösen Eindringling darzustellen scheint. Henry zufolge zeigt es Sir Runnagate Bannerworth, einen verruchten Vorfahren, der von eigener Hand gestorben sein soll.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Am nächsten Morgen wird Flora von Mr. Chillingworth, dem Arzt der Familie, untersucht. (Hier zeigt sich übrigens, wie eilig die Autor:innen es hatten. Denn warum eine Figur ausgerechnet Chillingworth nennen, wenn es bereits die Bannerworths gibt?) Der Arzt glaubt nicht an die Vampirhypothese und vermutet stattdessen, dass Flora von einem Insekt gestochen wurde. Außerdem trifft ein Brief von einem neuen Nachbarn namens Sir Francis Varney ein, der von Floras ›Krankheit‹ gehört hat und seine Unterstützung anbietet. Das ist das erste Mal seit dem Vorwort, dass namentlich von der Titelfigur die Rede ist.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Am Abend versuchen Henry, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth dann, den Fluchtweg des Eindringlings nachzuvollziehen. Zu ihrer Überraschung sehen sie jenseits der Gartenmauer in einiger Entfernung einen Toten auf der Erde liegen – jedenfalls scheint es ein Toter zu sein, da er völlig bewegungslos ist. Aber kaum fallen die ersten Strahlen des Vollmonds auf den Leichnam, beginnt er sich zu regen und flieht.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Wenn etwas die zeitgenössischen Leser:innen davon überzeugen sollte, dass es hier um Vampirismus geht, dann dieses Motiv. Heute sind wir weitgehend an die Vorstellung gewöhnt, dass Vampire unsterblich sind, sofern sie nicht auf eine bestimmte Art und Weise getötet werden. Am bekanntesten ist natürlich der Pfahl durchs Herz, aber auch Köpfen oder Verbrennen werden häufig genannt. Während des ersten Vampir-Booms zur Zeit der Romantik (und &lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;&amp;nbsp;ist ein Spätprodukt dieses Booms) konnten Vampire aber durchaus sterben, und taten es häufig. Allerdings erwachten sie jedes Mal, wenn sie vom Mond beschienen wurden, wieder zum Leben. Dieses Motiv spielt sowohl in Polidoris &lt;i&gt;Vampyre&lt;/i&gt; als auch in Uriah Derick D’Arcys &lt;i&gt;Black Vampyre&lt;/i&gt; (beide 1819) eine prominente Rolle.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Übrigens handelt es sich dabei (ebenso wie bei den Fangzähnen und dem Biss in den Hals) um ein literarisches Motiv, das in der &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2018/02/der-vampirmythos-definitionen-und.html&quot;&gt;Vampirfolklore&lt;/a&gt; meines Wissens keine Vorbilder hat. Variiert wurde es insofern, als manchmal (wie in &lt;i&gt;Varney&lt;/i&gt;) ausschließlich dem Vollmond eine revitalisierende Wirkung zugeschrieben wird, manchmal aber auch der Mondschein einer beliebigen Nacht für ausreichend erklärt wird.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Am Ende von Kapitel V beschließen Henry, Mr. Marchdale und Mr. Chillingworth, in der Familiengruft der Bannerworths nachzuschauen, ob der der Leichnam des verdächtigen Vorfahren dort ruht, oder, sollte er fort sein, vielleicht als Vampir umgeht.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Mal schauen, wie es &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/07/varney-liveblog-kapitel-610.html&quot;&gt;weitergeht&lt;/a&gt;. &lt;br /&gt;&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/06/varney-liveblog-kapitel-15.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-4082096597434270919</guid><pubDate>Tue, 18 May 2021 04:45:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-05-27T21:38:57.644+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Graf Dracula (beißt jetzt) in Oberbayern (1979)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Regie: Carl Schenkel · Drehbuch: Grünbach &amp;amp; Rosenthal · Musik: Gerhard Heinz · Kamera: Heinz Hölscher · Schnitt: Jutta Hering · Produktion: Barthonia Film.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der Münchner Erotikfotograf Stani (Gianni Garko) kehrt in sein Heimatdorf zurück. Im alten Stammschloss seiner Familie will er eine Disco und ein Hotel eröffnen. Als Publikumsmagnet bringt er vier Fotomodelle aus München mit: Mausi (Bea Fiedler), Lilo (Linda Grondier), Laurie (Laurence Kaesermann) und Georgia (Georgina Steer), die fortan in Stanis Disco strippen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Stanis Mutter, die Gräfin (Herta Worell), ist von den Geschäftsideen ihres Sohnemanns nicht sehr angetan. Sie befürchtet, seine Pläne für das Schloss könnten »die Toten wecken«. Und in der Tat: Tief unten in den Gewölben des Schlosses regen sich Stanis untote Urgroßeltern, Graf Stanislaus (ebenfalls Gianni Garko) und Gräfin Olivia (Betty Vergès), sobald die Disco-Beats an ihre Ohren dringen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Stanislaus und Olivia hatten eigentlich versprochen, ihre Gruft nicht mehr zu verlassen. Im Gegenzug wurden sie von Schlossverwalter Boris (Ralf Wolter) mit geklauten Blutkonserven versorgt. Aber Boris wird bei seinem letzten Beutezug auf frischer Tat ertappt, und dem gräflichen Paar knurrt der Magen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Graf Stanislaus stellt fest, dass die Disco-Mädels die ekstatischen Gefühle, die sein Biss auslöst, sehr zu schätzen wissen. Ungehemmt knabbert er sich durch die Partyszene, die durch Stanis Aktivitäten ins beschauliche Oberbayern gelockt wurde. (Gattin Olivia tut sich etwas schwerer damit, sich in den siebziger Jahren zurechtzufinden.)&lt;/p&gt;&lt;p&gt;In der nahegelegenen Dorfschule unterrichtet Ellen van Helsing (Ellen Umlauf), Tochter eines prominenten Vampirjägers. Stanis Disco ist ihr ein Dorn im Auge, denn sie befürchtet, dass sie die Moral der Jugend verdirbt. Aber nie hätte sie gedacht, dass sie noch einmal den alten Familienberuf werde ausüben müssen ...&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Das Subgenre der westdeutschen Vampirklamotte mit Softsex-Anteil, das mit &lt;i&gt;Beiß mich Liebling!&lt;/i&gt; (1970) und &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/03/gebissen-wird-nur-nachts-1971.html&quot;&gt;&lt;i&gt;Gebissen wird nur nachts&lt;/i&gt;&lt;/a&gt; (1971) seinen Anfang nahm, war ganz für sich schon eine etwas merkwürdige Angelegenheit. Ende der siebziger Jahre meinte irgendwer offenbar, dem noch einen draufsetzen und es mit dem Lederhosen-Sexfilm kombinieren zu müssen. Und die (Doppel-)Hauptrolle mit Italowestern-Veteran Gianni Garko zu besetzen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Das eigentlich Bizarre ist aber, dass Regisseur Schenkel zwischendurch immer mal wieder die Lust verließ, stets nur Intimbehaarung und Discokugeln ins Bild zu nehmen. Sein Film verirrt sich hier und da in Szenen, die an echten Horror erinnern – zum Beispiel eine, die als Hommage an Hitchcocks Duschszene gesehen werden muss. Angst vor der Inkongruenz kann man Schenkel nicht vorwerfen, obwohl sich nach wenigen Minuten unweigerlich alles wieder in Klamauk auflöst.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Am Ende wird es Olivia und Stanislaus zu viel, ständig als Touri-Attraktion herhalten zu müssen, und sie flüchten entnervt in die Urheimat Transsilvanien. Folgerichtig war dieser Ausflug nach Oberbayern das letzte Mal, dass sich ein Filmstudio an diese Stilblüte von einem Subgenre heranwagte.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Die VAMPYRS: Graf Stanislaus und Gräfin Olivia.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/05/graf-dracula-beit-jetzt-in-oberbayern.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-3275588524482584305</guid><pubDate>Fri, 30 Apr 2021 09:18:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-07-01T23:36:35.637+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Varney-Liveblog</title><description>&lt;div&gt;Er ist fast 800 hastig geschriebene Seiten dick. Sein Stil ist so logorrhöisch, dass aus jedem noch so banalen Handgriff, den seine Figuren tun, ein mehrere Zeilen umfassendes Ereignis wird. Wer ihn geschrieben hat, ist bis heute nicht abschließend geklärt. Er ist voller Anachronismen und kann sich oft nicht mal die Namen seiner Figuren merken. Aber er hat vielleicht mehr Konventionen des Vampirgenres etabliert als irgendein anderer Text vor Bram Stoker – &lt;i&gt;Varney the Vampire; or, the Feast of Blood&lt;/i&gt;, der Inbegriff des Penny Dreadful.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;erschien zwischen 1845 und 1847 in wöchentlichen Heften. Das war die übliche Publikationsweise für die Penny Dreadfuls der viktorianischen Ära. Es erklärt zugleich die Hast, in der sie geschrieben wurden (man brauchte jede Woche was Druckfertiges), und ihre Länge (so lange die Leute es kauften, konnte man immer noch ein Heft dranhängen). Im deutschsprachigen Raum entstanden damals die Kolportageromane auf ähnliche Weise.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;wird wahlweise James Malcolm Rymer und Thomas Peckett (oder Preskett) Prest zugeschrieben – und manchmal auch beiden. Rymer und Prest arbeiteten für den Verleger Edward Lloyd, in dessen Schreibfabrik Romane im Akkord entstanden. Prests Spezialität waren Dickens-Plagiate, die unter dem Pseudonym »Bos« erschienen und Titel wie &lt;i&gt;Oliver Twiss&lt;/i&gt;&amp;nbsp;und &lt;i&gt;David Copperful&lt;/i&gt;&amp;nbsp;hatten. Rymer und Prest verfassten gemeinsam den Roman &lt;i&gt;A String of Pearls&lt;/i&gt;, in dem der teuflische Barbier Sweeney Todd seinen ersten Auftritt hatte.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Vielleicht schrieben Rymer und Prest &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;, vielleicht auch nicht. Möglicherweise waren auch noch weitere Angestellte des Hauses E. Lloyd beteiligt. Die Frage der Autorschaft ist bei einem Werk wie diesen letztlich unbedeutend. Es kommt allein darauf an, dass es sich um »a romance of exciting interest« handelt, wie das Cover verspricht!&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Interessant ist &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;tatsächlich. Das heißt nicht, dass es sich um einen vergessenen Klassiker handelt, der auf Wiederentdeckung wartet. Dieser Roman ist unfassbar weitschweifig und nicht selten unfreiwillig komisch. Das weiß man schon nach wenigen Seiten. Aber er hatte eben auch einen erheblichen Einfluss auf die Entwicklung des Genres, der bis heute spürbar ist.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Um einen Eindruck vom Stil des Romans zu vermitteln, hier die ersten Zeilen:&lt;/div&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;div&gt;The solemn tones of an old cathedral clock have announced midnight—the air is thick and heavy—a strange, death like stillness pervades all nature. Like the ominous calm which precedes some more than usually terrific outbreak of the elements, they seem to have paused even in their ordinary fluctuations, to gather a terrific strength for the great effort. A faint peal of thunder now comes from far off. Like a signal gun for the battle of the winds to begin, it appeared to awaken them from their lethargy ...&lt;/div&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Und so geht es weiter, Seite um Seite. Man beachte den willkürlichen Tempuswechsel und den großzügigen Gebrauch des Adjektivs &lt;i&gt;terrific&lt;/i&gt;. Überhaupt, die Adjektive. Ein »outbreak of the elements«, der nur »terrific« ist, reicht offenbar nicht aus. Er muss mindestens »more than usually terrific« sein!&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Penny-Dreadful-Autor:innen wurden nach Zeilen bezahlt. Viktorianische &lt;i&gt;hack writers&lt;/i&gt;, die für Verleger wie Lloyd arbeiteten, waren deshalb Profis im Erfinden überflüssiger Details und im Ausschmücken von Sätzen, die an sich recht simple Vorgänge beschreiben. Der Effekt des Ganzen ist, ich kann es nicht besser beschreiben, dass &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;sich langatmig und atemlos zugleich liest.&lt;/p&gt;&lt;div&gt;Da ich versuchen möchte, &lt;i&gt;Varney the Vampire&lt;/i&gt;&amp;nbsp;(zum für mich ersten Mal) komplett durchzulesen, will ich hier regelmäßig über meinen Lesefortschritt berichten. Dieser Plan steht natürlich einerseits unter dem Motto »I read it so you don’t have to«. Andererseits möchte ich aber auch niemanden davon abhalten, es mit diesem in mancher Hinsicht überwältigenden alten Schinken zu versuchen. Vielleicht sieht die eine oder der andere das hier ja sogar als Anregung?&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Zum &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/06/varney-liveblog-kapitel-15.html&quot;&gt;nächsten Teil&lt;/a&gt;.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/varney-liveblog.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-818674167811097957</guid><pubDate>Sat, 17 Apr 2021 07:45:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-04-30T23:41:54.337+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Dracula Reborn (2012)</title><description>&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Regie: Patrick McManus · Drehbuch: Patrick McManus · Musik: Greg Nicolett · Kamera: Cira Felina Bolla · Schnitt: Maui Toca · Produktion: Halcyon International Pictures.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Vladimir Sakarny (Stuart Rigby) – stinkreich und aalglatt – lässt sich von Immobilienmakler Jonathan Harker (Corey Landis) ein leerstehendes Gebäude vermitteln. Das befindet sich in einem Stadtteil von Los Angeles, der unter der Kontrolle einer Latino-Straßengang steht. Sakarny betont jedoch, das Gebäude sei genau das richtige für ihn. Als Jonathan zur Unterzeichnung des Kaufvertrags in Sakarnys luxuriösem Anwesen eintrifft, bemerkt er, dass ein Gemälde an der Wand seine Frau Lina (Victoria Summer) zu zeigen scheint. Jonathan unterdrückt jedoch seine Zweifel, denn der Abschluss des Geschäfts bedeutet finanzielle Sicherheit für ihn und Lina.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Kaum ist die Tinte trocken, wird Jonathan auf der Straße von einem gewissen Quincy Morris (Krash Miller) angesprochen. Der behauptet, Sakarny habe seine Freundin Lucy (Linda Beller) ermordet ...&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Wie man sieht, hatte irgendjemand die Idee, die Handlung von &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt;&amp;nbsp;in das Los Angeles der Gegenwart zu verlegen. Dabei gibt es allerdings ein Problem: Im Roman kauft Graf Dracula Häuser in und um London auf, weil er seine Wirkungsstätte von Transsylvanien in die »dichtbelebten Straßen« des damaligen Weltmittelpunkts verlegen will. Er geht schlicht und einfach da hin, wo er den besten Zugriff auf die von ihm benötigten &lt;i&gt;human resources&lt;/i&gt;&amp;nbsp;hat. Warum aber sollte Draculas alter ego in diesem Film, Sakarny, eine leerstehende Immobilie in Los Angeles kaufen, wo er doch ohnehin schon in Los Angeles ansässig ist? Das wird nirgends erklärt und bewirkt, dass die weitere Handlung keinen Sinn ergibt. Sakarny eine zur Verlegung des Plots in die Gegenwart passende Motivation zu unterstellen, wurde schlicht und einfach vergessen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Nur unzureichend übertüncht wird dies durch die Aufnahme des aus den Verfilmungen von Dan Curtis und Francis Ford Coppola bekannten Motivs, dass Dracula/Sakarny der Reinkarnation seiner verstorbenen Frau, hier Lina (sic!) Harker, begegnet. Plausibler wird die Geschichte vom Immobilien-Deal im Gangsterviertel dadurch auch nicht.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Neben den bereits genannten Figuren treten auch Entsprechungen zu Renfield (Ian Pfister), Holmwood (Preston James Hillier), Seward (Dani Lennon), van Helsing (Keith Reay) und Hawkins (Christianna Carmine) auf. Die schauspielerischen Leistungen überzeugen&amp;nbsp;allesamt nicht&amp;nbsp;– was nicht zuletzt daran liegen mag, dass man die wackeren Mimen Dialogzeilen sprechen lässt, die geradezu erschütternd einfältig wirken. Hinzu kommt noch, dass die Darstellung der Latino-Gangster zum Fremdschämen klischeehaft ist.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;i&gt;Dracula Reborn&lt;/i&gt;&amp;nbsp;ist ein Film aus der »So schlecht, dass es schon wieder schlecht ist«-Schule. Er verfügt über keinerlei Qualitäten, die dieses Urteil irgendwie abmildern könnten. Dass er im gleichen Jahr wie Dario Argentos &lt;i&gt;Dracula 3D&lt;/i&gt;&amp;nbsp;erschien, legt die Vermutung nahe, dass er als Mockbuster konzipiert wurde.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Der VAMPYR: Vladimir Sakarny.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/dracula-reborn-2012.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-4893773375301539305</guid><pubDate>Wed, 14 Apr 2021 16:11:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-05-01T00:02:08.407+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Wolfsbane: Eisenhut oder Arnika?</title><description>&lt;p&gt;Eine auffällige Veränderung, die Universals &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; (1931) gegenüber der Romanvorlage vornimmt, ist die, dass Professor van Helsing den Grafen nicht mit Knoblauch im Schach zu halten versucht, sondern mit »wolfsbane«. Eine Pflanze dieses Namens spielt auch in Universals späterem Film &lt;i&gt;The Wolf Man&lt;/i&gt; (1941) eine Rolle, und zwar in Form eines ominösen Reims:&lt;/p&gt;&lt;blockquote&gt;&lt;p&gt;Even a man who is pure in heart, and says his prayers by night;&lt;br /&gt;May become a wolf when the wolfsbane blooms and the autumn moon is bright.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Hier wird also ein Zusammenhang zwischen »wolfsbane« und Lykanthropie hergestellt. Aber welche Pflanze ist damit überhaupt gemeint?&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Es gibt zwei Pflanzen, die früher »wolfsbane« genannt wurden: Eisenhut und Arnika. Das hochtoxische Eisenhut wurde (behauptet jedenfalls Wikipedia) früher verwendet, um Wölfe zu vergiften. Das deutet darauf hin, dass in &lt;i&gt;The Wolf Man&lt;/i&gt; tatsächlich Eisenhut gemeint ist.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Was Tod Brownings &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; betrifft, hatte ich dagegen den Verdacht, dass sich »wolfsbane« auf Arnika bezieht. Arnika gehört zu den traditionellen Zauberpflanzen. Nicht zu Unrecht, denn äußerlich angewendet wirkt Arnika entzündungshemmend. (Leider kommt es im sogenannten alternativmedizinischen Milieu immer wieder zu innerlichen Anwendungen. Davon ist strikt abzuraten, denn auch Arnika ist giftig; wenn auch nicht so sehr wie Eisenhut.)&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ebenfalls spielt Arnika im katholischen Marienkult eine Rolle. Zu Mariä Himmelfahrt ist es Brauch, einen Strauß aus verschiedenen Pflanzen mit in die Kirche zu nehmen. Eine dieser Pflanzen ist Arnika. Der Brauch steht möglicherweise mit einer Legende in Verbindung, laut der in Marias leeren Grab (nach katholischem Glauben ist sie ja leiblich in den Himmel aufgefahren) ihre Lieblingsblumen und -kräuter wuchsen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Da ist es nicht verwunderlich, dass Arnika eine apotropäische Wirkung nachgesagt wurde. Bauern steckten Arnikabüschel an die Ecken ihrer Getreidefelder. Sie sollten die Bilwisse, die Korndämonen, davon abhalten, die Ernte zu zerstören.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Warum sollte, was gegen Bilwisse hilft, nicht auch vor Vampiren schützen? Zumal Arnika in den Karpaten offenbar reichlich wächst. Der Gedanke ist verlockend, dass das Team von Brownings &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; in irgendeiner Weise von der Folklore beeinflusst war, die sich um die Arnikapflanze rankt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ein Gedanke, der sich bei näherem Hinschauen allerdings nicht bestätigt. Universal ließ 1931 bekanntlich zwei Versionen von &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; drehen: den bekannteren Film von Browning und eine spanischsprachige Fassung, bei der George Melford Regie führte. Melfords Film hält sich in vielen Details genauer an das Drehbuch.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Das lässt einen eindeutigen Befund zu: Van Helsing (Eduardo Arozameno) bezeichnet seine Pflanze im spanischen Film als &lt;i&gt;acónito&lt;/i&gt;, Eisenhut. Dazu erklärt er, dass mit dieser Pflanze Wölfe zum Verstummen gebracht werden können. &lt;/p&gt;&lt;p&gt;Damit wäre geklärt, dass es sich bei dem »wolfsbane« im Universal-Kanon um Eisenhut handelt. Ob es wirklich gegen Vampire hilft – wer weiß.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt; &lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/wolfsbane-eisenhut-oder-arnika.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-1505749526140345461</guid><pubDate>Mon, 05 Apr 2021 08:24:00 +0000</pubDate><atom:updated>2022-01-30T23:26:33.933+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>La cripta e l’incubo (1964)</title><description>&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Ein Toter hing am Glockenseil · Regie: Camillo Mastrocinque · Drehbuch: Ernesto Gastaldi, Tonino Valerii · Musik: Carlo Savina · Kamera: Julio Ortas · Schnitt: Roberto Cinquini · Produktion: MEC.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Auf dem Hause Karnstein scheint ein Fluch zu lasten. Immer wieder kommen Familienangehörige auf mysteriöse Weise ums Leben. Schlimmer noch: Jeden dieser Tode erlebt die junge Laura Karnstein (Adriana Ambesi) im Traum mit. Auch sonst liegt bei der adeligen Sippe einiges im Argen. Lauras Vater, Graf Ludwig Karnstein (Christopher Lee), hat eine Affäre mit dem Dienstmädchen Annette (Véra Valmont). Die Beziehung der beiden ist deutlich von Inzestphantasien geprägt – Annette wünscht sich, Graf Ludwigs Tochter zu sein. Und dann ist da noch die Haushälterin Rowena (Nela Conjiu), die in der Gruft unter dem Familienschloss satanistische Rituale zelebriert.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Graf Ludwig lädt den jungen Historiker Friedrich Klauss (José Campos) aufs Schloss ein. Denn einen Fluch gibt es in der Geschichte der Familie tatsächlich: Vor Jahrhunderten wurde eine Karnstein von ihren eigenen Angehörigen als Hexe hingerichtet. Kurz vor ihrem Tod am Kreuz (!) kündigte sie an, sie werde sich an allen Nachfahren ihres Hauses grausam rächen. Ludwig befürchtet, Laura könne vom Geist der toten Ahnin besessen sein. Friedrich soll nun das Familienarchiv durchforsten, um herauszufinden, ob man etwas dagegen tun kann. Er macht sich sofort an die Arbeit, findet zwischendurch aber auch immer wieder Zeit, Laura anzuschmachten.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Mitten in diese Szenerie, die an sich ja schon seltsam genug ist, platzt Ljuba (Ursula Davis) hinein, ein Mädchen in Lauras Alter. Ihre Mutter (Carla Calò) muss angeblich in einer dringenden Angelegenheit verreisen und bittet Graf Ludwig, ihre Tochter unterdessen bei sich aufzunehmen. Denn Ljuba sei von zarter Gesundheit. Und Laura glaubt, in Ljuba eine Seelenverwandte gefunden zu haben ...&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Laut den Autoren Ernesto Gastaldi und Tonino Valerii (der später bei einigen bedeutenden &lt;a href=&quot;https://elchunchosanto.blogspot.com/&quot;&gt;Spaghetti-Western&lt;/a&gt; Regie führte) wurde das Drehbuch für &lt;i&gt;La cripta&lt;/i&gt; in nur ein bis drei Tagen fertiggestellt. Das lag daran, dass die beiden dem Studio weisgemacht hatten, sie hätten bereits ein fertiges Script vorliegen. So wollten sie möglichst schnell grünes Licht für den Film erhalten.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Ich frage mich nur, was genau die beiden da gepitcht haben? »Wir verfilmen ›Carmilla‹, aber so, dass es wie &lt;i&gt;La maschera del demonio&lt;/i&gt;&amp;nbsp;aussieht« vielleicht? Denn dass die Idee mit der als Hexe verurteilten Vorfahrin, die ihre Familie heimsucht, direkt aus Mario Bavas Genre-Klassiker übernommen wurde, springt förmlich ins Auge.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Dem offensichtlichen Plagiat zum Trotz vermag &lt;i&gt;La cripta&lt;/i&gt;&amp;nbsp;es auf überraschende Weise, immer interessant zu bleiben. Gastaldi und Valerii müssen das Drehbuch in einer Art &lt;i&gt;écriture automatique&lt;/i&gt;&amp;nbsp;verfasst haben, denn der Film steckt voller ausgesprochen bizarrer Elemente. Am meisten fasziniert hat mich Rowena, die satanistische Mamsell.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Gewöhnlich steht Satanismus im Horrorfilm entweder für das Fortleben der archaischen, heidnischen Vergangenheit (etwa in J. Lee Thompsons &lt;i&gt;Eye of the Devil&lt;/i&gt;), für aristokratische Dekadenz (wie bei Roger Cormans Fürst Prospero) oder für das schlechthin Böse (wie in zahlreichen Filmen der siebziger Jahre). Hier aber, in &lt;i&gt;La cripta&lt;/i&gt;, wird die Satansjüngerin als Sympathieträgerin dargestellt – und zwar ohne jede Komik. Sie feiert ihre Riten, bei denen sie u.a. Leichenteile verwendet, wie ähnlich gezeichnete Figuren in anderen Filmen ganz harmlos aus Kristallkugeln lesen mögen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Damit geht einher, dass der Plot nicht sonderlich kohärent ist. Wer da welche Motivation zum Handeln hat, bleibt häufig im Dunkeln. Ich frage mich zum Beispiel, warum Graf Ludwig die Vorstellung, seine Tochter könne besessen sein, solche Sorgen bereitet. Der ganze Film zeigt die Karnsteins und ihren Haushalt als völlig (und nicht unsympathisch) durchgedreht. Ob die Tochter des Hauses besessen ist oder nicht, sollte dann doch eigentlich auch nicht mehr sonderlich ins Gewicht fallen. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Andere merkwürdige Details mögen Budget-Erwägungen geschuldet sein. Warum wird die Karnstein-Hexe gekreuzigt, und nicht etwa verbrannt oder ertränkt? Sicher deshalb, weil es einfacher (also kostengünstiger) darzustellen war. Aber es scheint dem Filmteam gar nicht aufgefallen zu sein, dass damit ein unterhaltsamer Hauch von Blasphemie in die Handlung Einzug hält.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Für die Regie war eigentlich Genre-Spezialist Antonio Margheriti vorgesehen, der aber mit anderen Projekten beschäftigt war. So kam es, dass der Komödienregisseur Camillo Mastrocinque einen Horrorfilm drehte. Ungewöhnlich ist auch, dass Christopher Lee hier in einem Vampirfilm auftritt, ohne den Vampir zu spielen. Zudem wird Lee keineswegs als Star des Films herausgestellt. Stand er vielleicht nur für wenige Drehtage zur Verfügung?&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die zeitgenössische Kritik reagierte stark ablehnend auf &lt;i&gt;La cripta e l’incubo&lt;/i&gt;. Nicht zu unrecht – denn ja, der Film ist ein Plagiat, und ja, er ist verworren erzählt. Ich finde aber, dass man ihn heute, fast 60 Jahre nach dem italienischen Gothic-Horror-Boom, aus einem Blickwinkel ansehen kann, der seine (gelinde gesagt) ungewöhnlichen Elemente würdigt.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/04/la-cripta-e-lincubo-1964.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-185074352944490771</guid><pubDate>Fri, 26 Mar 2021 18:25:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-07-02T22:38:39.740+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>L’ultima preda del vampiro (1960)</title><description>&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Das Ungeheuer auf Schloß Bantry · Regie: Piero Regnoli · Drehbuch: Piero Regnoli · Musik: Aldo Piga · Kamera: Aldo Greci · Schnitt: Mariano Arditi · Produktion: Film Selezione.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Varieté-Tänzerinnen Vera (Lyla Rocco), Katja (Maria Giovannini), Ilona (Marisa Quattrini), Magda (Corinne Fontaine) und Erika (Erika Dicenta) tingeln mit dem Kleinbus durch Ungarn. Begleitet werden sie von ihrem windigen Manager Lukas (Alfredo Rizzo) und dem Pianisten Ferenc (Leonardo Botta). Ein Unwetter zwingt die Truppe, in einem abgelegenen Schloss Zuflucht zu suchen. Dort lebt Graf Gabor Kernassy (Walter Brandi) mit seiner Haushälterin Frau Balasz (Tilde Damiani) und dem hinkenden Knecht Zoltan (Antoine Nicos). Der Graf nimmt die durchnässten Fremden nur äußerst unwillig auf. Das Hauspersonal zeigt sich sogar noch abweisender.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Schon auf der Straße warnt ein zufällig daherkommender Bauer (Enrico Salvatore), dass niemand je zu diesem Schloss geht. Spätestens da müsste eigentlich jedem Kind klar sein, dass man es in dem Gemäuer mit spinnwebverhangenen Grüften, dunklen Familiengeheimnissen und spitzen Zähnen zu tun bekommen wird. Und so ist es auch: Graf Kernassy teilt sich das Anwesen mit einem untoten Vorfahren (ebenfalls Walter Brandi). Und während der Graf in seinem unterirdischen Labor nach einem Elixier forscht, das den Ahnen vom Fluch des Vampirismus befreien könnte, ist dieser an seiner Heilung gar nicht so sehr interessiert, dafür aber entzückt über die Anwesenheit von gut durchbluteten Gästen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;i&gt;L’ultima preda del vampiro&lt;/i&gt; war bei seinem Erscheinen als ein Film voller skandalöser Nacktszenen verschrien. Nach heutigen Begriffen macht er sich aber auf geradezu drollige Weise harmlos aus. Tatsächlich trifft auf&amp;nbsp;&lt;i&gt;L’ultima preda&lt;/i&gt; eher das zu, was dem Horrorfilmgenre insgesamt gern vorgeworfen wird: dass in ihm die metaphysische oder soziale Ordnung (was ja letztlich dasselbe ist) nur deshalb verletzt wird, um sie am Ende wieder herstellen zu können. So schlägt Katja die Warnung des Grafen in den Wind, nachts auf keinen Fall im Schloss umherzustreifen. Und warum wagt sie sich doch in die dunklen Korridore und verfallenen Türme? Weil sie das Miauen einer Katze hört, dem sie sofort nachgehen muss. Natürlich fällt sie dem Vampir zum Opfer. Die Botschaft ist klar: Frau ist irrational und muss bestraft werden, wenn sie sich nicht an die Regeln hält. &lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die Handlung hat Regisseur und Autor Piero Regnoli ziemlich dreist aus dem Film&amp;nbsp;&lt;i&gt;L’amante del vampiro&lt;/i&gt;&amp;nbsp;von Renato Polselli geklaut. Angeblich teilen sich beide Filme mit dem Städtchen Artena (außerhalb von Rom) sogar den Drehort. Immerhin verlegte Regnoli die Handlung von Italien nach Ungarn und machte die Sache so etwas weniger offensichtlich. An die atmosphärische Dichte, die Polselli kreierte, kommt er zu keiner Zeit heran.&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Dafür vermag Regnoli es, flott und ohne jeden überflüssigen Schnickschnack zu erzählen. Und seine liebevoll handgemachten Spezialeffekte sind sehr sympathisch. Man muss&amp;nbsp;&lt;i&gt;L’ultima preda&lt;/i&gt;&amp;nbsp;nicht gesehen haben. Aus den zuletzt genannten Gründen will ich ihn (der fragwürdigen Moral und der Abkupferei zum Trotz) aber auch nicht ganz schlecht machen.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/03/lultima-preda-del-vampiro-1960.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-8878246829407306402</guid><pubDate>Tue, 23 Mar 2021 08:26:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-04-03T21:53:35.750+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>La strage dei vampiri (1962)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Die Rache des Vampirs · Regie: Roberto Mauri · Drehbuch: Roberto Mauri · Musik: Aldo Piga · Kamera: Ugo Brunelli · Schnitt: Jenner Menghi · Produktion: Mercurfilm.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Österreich im 19. Jahrhundert. Das junge adelige Paar Louise (Graziella Granata) und Wolfgang (Walter Brandi) lässt ein altes Schloss wieder herrichten, um sich auf dem Land niederzulassen. Zum Einzug geben sie einen Ball. Dort erscheint ein mysteriöser Fremder (Dieter Eppler) und tanzt mit Louise. Der Fremde, der den ganzen Film über namenlos bleibt, ist ein Vampir, und Louise nach der Begegnung mit ihm nicht mehr dieselbe. So scheint es jedenfalls Wolfgang. In Wien konsultiert er einen Arzt (Luigi Batzella), der im Ruf steht, Experte für solche Angelegenheiten zu sein.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ein Wiener Arzt, der zur Lösung sexueller Konflikte angerufen wird? Die Anspielung ist überdeutlich, zumal Dr. Nietzsche sich die meiste Zeit an einer Zigarre festklammert. Aber wie der Name schon sagt, liegt hier kein Porträt Freuds vor. Dr. Nietzsche ist vielmehr ein verhinderter Übermann; die perfekte Verkörperung des »Wenn du zum Weibe gehst, vergiss die Peitsche nicht«. Er eröffnet Wolfgang, seine Frau sei »kontaminiert« und müsse ebenso wie der Fremde getötet werden. Mit dem gehörnten Ehemann im Schlepptau macht Dr. Nietzsche sich unverzüglich auf die Jagd.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;An den Verhältnissen des Gothic Horror der sechziger Jahre gemessen, zeichnet &lt;i&gt;La strage dei vampiri&lt;/i&gt; sich durch eine erstaunliche Ambivalenz aus. Das beginnt schon beim Titel, der »Das Gemetzel der Vampire« bedeutet. Aber wer wird gemetzelt? Sind es die Vampire, die ein Gemetzel anrichten, oder werden sie gemetzelt? Am Anfang wird gezeigt, wie eine Vampirin vom sprichwörtlichen Mob mit Mistgabeln und Fackeln förmlich geschlachtet wird. Und am Ende inszeniert der Film nicht den Vampir, sondern Dr. Nietzsche als denjenigen, der in den Schatten lauert, um aus dem Hinterhalt heraus anzugreifen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Natürlich verletzt &lt;i&gt;La strage&lt;/i&gt; die Konventionen seines Genres nicht allzusehr. Am Ende muss die Ordnung wiederhergestellt sein, und so kommt es auch. Aber dafür, dass Dr. Nietzsche als Vampirjäger eine Heldenfigur sein soll, erscheint er doch sehr als einer, der lustvoll-aggressive weibliche Sexualität fürchtet wie eine Krankheit. Hinzu kommen verstörende Anspielungen, dass Wolfgang einen Hang zur Pädophilie haben könnte. Auch wird die österreichische Adelsgesellschaft nicht als heile Welt dargestellt, sondern als von Klatsch und Neid geprägt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Dieter Eppler geriet durch Zufall an die Rolle des Vampirs. Er war nach Italien gekommen, um einen Inspektor in einem Krimi zu spielen. Dieser Film wurde nie realisiert, und Eppler war frei für &lt;i&gt;La strage&lt;/i&gt;. Ein Glücksfall, denn er spielt den Vampir auf eine Weise, die entschieden campy ist, es aber nie zu weit treibt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Sehr zum Gelingen des Films tragen auch die Musik Aldo Pigas und der Drehort bei. Gefilmt wurde nämlich in dem mittelalterlichen Dorf Monte San Giovanni Campano, dessen Burganlage der Familie Thomas von Aquins gehörte. Die Außenaufnahmen und die Musik sorgen für eine traumartige Atmosphäre.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;An &lt;i&gt;La strage dei vampiri&lt;/i&gt;&amp;nbsp;zeigt sich, dass der italienische Gothic Horror, der mit Mario Bava begann, entgegen anderslautender Behauptungen nicht auch gleich wieder mit Bava aufhörte. Warum ist dieser Film nicht schon längst ein Geheimtipp?&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/03/la-strage-dei-vampiri-1962.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-8744620051400704420</guid><pubDate>Thu, 18 Mar 2021 20:47:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-03-24T10:51:54.307+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Gebissen wird nur nachts (1971)</title><description>&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Regie: Freddie Francis · Drehbuch: August Rieger · Musik: Jerry van Rooyen · Kamera: Gérard Vandenberg · Schnitt: Alfred Srp · Produktion: Aquila Film.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Elisabeth von Rabenstein (Pia Degermark) hat als »Betty Williams« in Hollywood Karriere gemacht. Jetzt kehrt sie in ihre Heimat Transsylvanien zurück, wo sie das Schloss ihrer Familie geerbt hat. Im Schloss wird sie vom Faktotum Josef (Ivor Murillo) empfangen, dem vor Schreck das Wort im Hals stecken bleibt, als er Elisabeth sieht: Sie ist ihrer Ahnin, der Baronin Clarimonde Catali, wie aus dem Gesicht geschnitten. Clarimonde, erklärt Josef, war eine Hexe und Vampirin. Ihre Opfer suchte sie sich unter den Mönchen des Klosters, das direkt unterhalb des Schlosses liegt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Elisabeth ist von der Atmosphäre des Schlosses, das auch über eine gut ausgestattete Folterkammer verfügt, recht angetan. Sie beschließt, es ihrer Urgroßmutter nachzutun und einen Mönch zu verführen. Dazu guckt sie sich Bruder Martin (Joachim Kemmer) aus. Als der sich nachts aus dem Kloster schleicht, nimmt ihn allerdings nicht Elisabeth in Empfang, sondern die aus ihrem Sarg gestiegene Clarimonde (ebenfalls Pia Degermark).&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die untote Urgroßmutter erkennt sofort die Möglichkeiten, die sich aus der Ähnlichkeit mit ihrer Nachfahrin ergeben. So kommt es zu zahlreichen weiteren Verwechslungen, die mal bewusst von Clarimonde, mal versehentlich von Elisabeth herbeigeführt werden.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Es fällt mir schwer, diesen Film rundheraus als »schlecht« zu bezeichnen. &lt;i&gt;Gebissen wird nur nachts&lt;/i&gt;&amp;nbsp;macht keinen Hehl daraus, dass sein einziger Daseinszweck ist, Hauptdarstellerin Degermark (und ein Heer von Nebendarstellerinnen) zu möglichst vielen Gelegenheiten oben ohne zu zeigen. Weshalb man darauf verfallen ist, dazu ausgerechnet Théophile Gautiers »Morte amoureuse« zu verhunzen, ist mir allerdings ein Rätsel. &lt;i&gt;Gebissen wird nur nachts&lt;/i&gt;&amp;nbsp;ist nun wirklich kein Film, der irgendwelche Prätentionen&amp;nbsp;erkennen lässt, eine Literaturverfilmung zu sein. Im Grunde lässt er überhaupt keine Prätention erkennen, außer der, Brüste in allen Größen und Formen zu präsentieren.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Zum Ende hin wartet &lt;i&gt;Gebissen wird nur nachts&lt;/i&gt;&amp;nbsp;mit einem Gastauftritt von Ferdy Mayne als Graf Dracula auf, der Mayne hoffentlich peinlich war. Ansonsten gibt es eine Statistin zu bewundern, die bei all ihren Auftritten ihre Vampirzähne mit der Hand festhält, damit sie ihr nicht aus dem Mund fallen. Und den wohl am unechtesten aussehenden Styroporfelsen der Filmgeschichte. Ein ganz nettes Detail ist hingegen, dass als Kulisse für Schloss Rabenstein die Schauburg Kreuzenstein in Österreich dient. Das um die Wende vom 19. zum 20. Jahrhundert errichtete Gemäuer ist in zahlreichen Szenen zu bewundern.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Die VAMPYRIN: Baronin Clarimonde Catali.&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/03/gebissen-wird-nur-nachts-1971.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-7156171539398363806</guid><pubDate>Thu, 25 Feb 2021 19:43:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-03-08T20:29:05.362+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>El buque maldito (1974)</title><description>&lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Das Geisterschiff der schwimmenden Leichen · Regie: Amando de Ossorio · Drehbuch: Amando de Ossorio · Musik: Antón García Abril · Kamera: Raúl Artigot · Schnitt: Petra de Nieva · Produktion: Belén Films.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;CN: Vergewaltigung.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Model-Agentin Lillian (Maria Perschy) leiht zwei ihrer Modelle an den Werbefuzzi Howard Tucker (Jack Taylor) aus. Der hat sich eine gewagte Aktion ausgedacht, die als Werbung für ein neues Motorboot dienen soll: Die beiden Models Katja (Blanca Estrada) und Lorena (Margarita Merino) werden in dem Boot auf hoher See ausgesetzt, sollen einen Schiffbruch simulieren und sich medienwirksam ›retten‹ lassen. (Warum ausgerechnet ein Schiffbruch Werbung für das betroffene Boot sein soll, bleibt Tuckers Geheimnis.) Katjas Mitbewohnerin Noemi (Bárbara Rey) hält die Aktion für gefährlich und droht, sich an die Öffentlichkeit zu wenden. Tucker lässt sie deshalb von Sergio (Manuel de Blas), seinem Mann fürs Grobe, kurzerhand entführen. Noemi wird von Sergio vergewaltigt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Draußen auf dem Meer geraten Katja und Lorena in einen dichten Nebel. Ihr Boot kollidiert mit einem jahrhundertealten Segelschiff, das scheinbar verlassen dahintreibt. Der Funkkontakt zum Festland bricht ab. Lillian und Tucker fragen Professor Gruber (Carlos Lemos) um Rat, der ihnen von früheren Sichtungen des mysteriösen Schiffs im Nebel erzählt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt; &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Katja und Lorena stoßen indessen tief im Innern des Schiffs auf Särge, denen untote Templer entsteigen. Die dürstet es natürlich nach Blut ...&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Lillian, Tucker, Sergio, Noemi und Gruber brechen mit einer Jacht auf, um die beiden Schiffbrüchigen zu suchen. Unterwegs überlegen Lillian und Tucker bereits, wie sie die Angelegenheit vertuschen können, falls Katja und Lorena nicht überlebt haben sollten. Sergio wiederum ist begierig darauf, an Bord des alten Schiffs Schätze zu finden.&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Der dritte Teil der Filmreihe um die untoten, geblendeten Tempelritter geht leider die morbide Faszination, die die ersten beiden Filme ausstrahlen, völlig ab. Die Enttäuschung fängt mit der hirnrissigen handlungsauslösenden Idee der fingierten Seenot an. Sie gipfelt darin, dass gleich drei der Figuren (Lillian, Tucker und Sergio) ausgemachte Arschlöcher sind. Warum sollte man mit solchen mitfiebern, während sie den bluttrinkenden Rittern zu entkommen versuchen?&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&amp;nbsp;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Hinzu kommt, dass Regisseur de Ossorios Dauerproblem, die Unterfinanzierung seiner Filme, in &lt;i&gt;El buque maldito&lt;/i&gt; besonders zu Buche schlägt. In einer klimaktischen Szene versinkt das Spukschiff brennend im Meer. Aber zur Umsetzung dieser Szene gönnte das Studio dem Regisseur nur ein winziges Modellschiffchen, das in einem Wassertank vor sich hin kokelt.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Auch für historische Flashbacks, wie sie in den ersten beiden Filmen zu sehen sind, hat es offenbar nicht gereicht. Das Schiff wird ausdrücklich mit dem Fliegenden Holländer identifiziert. Da wäre es ja durchaus interessant gewesen, zu erfahren, wie die Tempelritter an den Holländer kamen. Leider Fehlanzeige.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Auch nicht schön: Die wackelige Kameraarbeit. Amando de Ossorio hätte seine blinden Untoten nach&lt;i&gt; La noche del terror ciego&lt;/i&gt; und&lt;i&gt; El ataque de los muertos sin ojos&lt;/i&gt; besser mal in ihren Gräbern ruhen lassen sollen.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/02/el-buque-maldito-1974.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-3902857379242437645</guid><pubDate>Thu, 11 Feb 2021 15:02:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-04-16T23:29:26.064+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>The Devil Bat (1940)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Alternativtitel: Killer Bats · Regie: Jean Yarborough · Drehbuch: John Thomas Neville · Musik: David Chudnow · Kamera: Arthur Martinelli · Schnitt: Holbrook N. Todd · Produktion: PRC.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;&lt;/span&gt;Kosmetik-Mogul Martin Heath (Edward Mortimer) und sein Partner Henry Morton (Guy Usher) haben mit den Kreationen des Chemikers Dr. Paul Carruthers (Bela Lugosi) ein Vermögen gemacht. Carruthers hingegen wurde mit lumpigen 10.000 Dollar abgespeist.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Carruthers tut in dieser Situation das, was wir wohl alle tun würden. Er stimuliert die Hormondrüsen einer Fledermaus mit Stromstößen, bis das Tier auf eine furchteinflößende Größe herangewachsen ist. Zugleich entwickelt er ein neues Aftershave, das eine geheime Zutat enthält: eine Substanz aus Tibet, die bei Fledermäusen einen Angriffsimpuls auslöst.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Unter dem Vorwand, sein neues Produkt testen zu wollen, verteilt Carruthers Gratisproben des Aftershaves an Heaths Söhne Tommy (Alan Baldwin) und Roy (John Ellis) sowie an Mortons Sohn Don (Gene O’Donnell). Allen dreien schlägt die Riesenfledermaus unverzüglich die Fangzähne in den Hals, nachdem sie sich diesen mit dem Aftershave eingerieben haben. Und natürlich hofft Carruthers, seine alten Partner Heath und Morton auf die gleiche Weise zu erwischen ...&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;i&gt;The Devil Bat&lt;/i&gt; ist eines jener B-Movies, bei denen man sich sehnlich wünscht, der Schurke möge am Ende den Sieg davontragen. Es ist einfach zu schön anzusehen, wie Lugosi seine überdimensionierte Fledermaus auf die selbstgefälligen Geschäftsmänner und ihre geschniegelte Brut ansetzt. Aber natürlich wäre das nach damaligen Hollywood-Gesetzen ganz und gar unmöglich. Gut und Böse mussten klar getrennt sein und am Ende der Bösewicht zur Strecke gebracht werden.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Dabei lässt &lt;i&gt;The Devil Bat&lt;/i&gt; sich geradezu als Parabel auf Lugosis Hollywood-Karriere ansehen. Trotz seiner ikonischen Rolle als Dracula wurde Lugosi von den Universal-Bossen immer wieder auf seinen Platz verwiesen. Das Studio sah nämlich Boris Karloff als seinen eigentlichen Horror-Star an. Selbst bei Filmen wie &lt;i&gt;The Black Cat&lt;/i&gt; (1934), in dem Lugosis Rolle ebenso wichtig ist wie Karloffs, wurde stets Karloff als Hauptdarsteller präsentiert. Mit der Zeit relegierte man Lugosi sogar auf Nebenrollen, in denen er mitunter nicht einmal Dialogzeilen hatte.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Woran auch immer es lag – ob es Vorurteile wegen Lugosis ausländischer Herkunft waren oder seine zunehmende Abhängigkeit von Opiaten –, die Chefetage von Universal verhielt sich höchst unfair gegenüber Lugosi. Nichts zeigt das deutlicher als die Tatsache, dass das Studio sich weigerte, ihm nach Tod Brownings &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; (1931) weiterhin seine Paraderolle zu überlassen. In den ersten Fortsetzungen zu Brownings Film tauchte Dracula als Person gar nicht auf. Später, in Universals infamer Trilogie von »monster rally«-Filmen, erhielt John Carradine die Rolle. Nur in der Komödie &lt;i&gt;Abbott and Costello Meet Frankenstein&lt;/i&gt; (1948) durfte Lugosi noch einmal den Grafen geben.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Die Konsequenz war, dass Lugosi schon aus Geldnot Rollen in Produktionen der abschätzig so genannten »poverty row«-Studios wie Monogram und PRC annehmen musste. Die hatten sich darauf spezialisiert, Genre-Flicks im Akkord zu drehen, natürlich ohne die vergleichsweise üppigen Budgets, die bei Universal oder RKO üblich waren.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Nicht immer zeitigte die Zusammenarbeit zwischen Lugosi und den Filmschmieden der »poverty row« ein so glückliches Ergebnis wie hier. Die Rolle des Dr. Carruthers ist Lugosi auf den Leib geschrieben, und Lugosi trägt den Film. Es gibt auch, wie gesagt werden muss, nicht viel, was den Film sonst tragen könnte. Das Drehbuch strotzt vor &lt;i&gt;plot holes&lt;/i&gt;. In der Nacht spielende Szenen mit der Fledermaus wurden sichtlich bei Tageslicht aufgenommen. &lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt; &lt;/p&gt;&lt;p&gt;Bemerkenswerterweise macht &lt;i&gt;The Devil Bat&lt;/i&gt; sich auch noch lustig über die naiven Spezialeffekte, die seit jeher in B-Movies verwendet werden. In einer Nebenhandlung versucht der Pressefotograf One-Shot McGuire (Donald Kerr) erfolglos, die Riesenfledermaus vor die Linse zu bekommen. Schließlich bestellt er sich beim Tierpräparator eine Fledermaus-Atrappe aus Filz, hängt sie an einem Draht auf und schießt das gewünschte Foto. Den Draht retuschiert er sorgfältig weg – nur um festzustellen, dass das fertige Bild einen am Filz angebrachten »Made in Japan«-Aufnäher zeigt.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;i&gt;The Devil Bat&lt;/i&gt; war PRCs erster Horrorfilm und so erfolgreich, dass das Studio nicht nur zahlreiche weitere folgen ließ, sondern den Streifen 1945 gleich noch mal im Kino laufen ließ. 1946 folgte dann die Fortsetzung &lt;i&gt;Devil Bat’s Daughter&lt;/i&gt;, allerdings ohne Lugosi.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ich weiß nicht, ob Lugosi über seine Rolle hinaus in die Entstehung des Films eingebunden war. Angesichts der Eile, in der Streifen dieser Art produziert wurden, ist das wohl eher unwahrscheinlich. Deshalb darf man sich &lt;i&gt;The Devil Bat&lt;/i&gt; nicht unbedingt als bewussten Kommentar zu Lugosis Enttäuschung über Universal vorstellen. Aber in der »poverty row« arbeitete wahrscheinlich eine ganze Anzahl von Leuten, die ebenfalls Erfahrungen mit dem Snobismus gemacht hatten, der in den gediegeneren Häusern Hollywoods vorherrscht. Lugosi sieht jedenfalls so aus, als habe er einiges Vergnügen an dieser Rolle gehabt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Dr. Paul Carruthers.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/02/the-devil-bat-1940.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-8331026782855009654</guid><pubDate>Wed, 03 Feb 2021 20:30:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-02-20T00:38:11.797+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Drácula contra Frankenstein (1972)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Die Nacht der offenen Särge · Regie: Jess Franco · Drehbuch: Paul d’Ales, Jess Franco · Musik: Bruno Nicolai · Kamera: José Climent · Schnitt: María Soriano · Produktion: Fénix Films.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Kaum machte Paul Naschy mit seinen am alten Universal-Grusel orientierten Filmen von sich reden, dachte Jess Franco sich: Das kann ich auch. Und wieder einmal bekam das Kinopublikum die geballte Macht des Kamerazooms zu spüren. Gedreht wurde in Portugal.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Graf Dracula (Howard Vernon) wird von Dr. Seward (Alberto Dalbés) gepfählt. Doch der Doc hat nicht mit seinem Kollegen Dr. Frankenstein (Dennis Price) gerechnet. Der erweckt den Grafen wieder zum Leben, und der untote Untote muss ihm als &lt;i&gt;henchman&lt;/i&gt; dienen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Frankenstein lässt sich in Draculas Schloss häuslich nieder. Seinen buckligen Diener Morpho (Luis Balboo) und seine berühmte Kreatur (Fernando Bilbao) hat er ebenfalls dabei. Mit Draculas Hilfe will er ein »Heer von Vampiren« erschaffen, um sich die Welt zu unterwerfen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Zum Glück für Dr. Seward ist da noch die Roma-Wahrsagerin Amira (Geneviève Robert). Die prophezeit, dass dem Doc bei seinem Endkampf gegen Frankenstein, Dracula und die Kreatur ein leibhaftiger Werwolf (Brandy) beistehen wird. Wenn das nichts ist!&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;i&gt;Drácula contra Frankenstein&lt;/i&gt; hat nichts mit Francos Film &lt;i&gt;Count Dracula&lt;/i&gt; von 1970 zu tun. Dieser orientierte sich an der Romanvorlage, jener ist eindeutig eine Imitation von Streifen wie &lt;i&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/los-monstruos-del-terror-1970.html&quot;&gt;Los monstruos del terror&lt;/a&gt;&lt;/i&gt;. Und, na ja, es ist ein Jess-Franco-Film. Ob man für die ein morbides Interesse empfindet oder sie einfach Fassungslosigkeit auslösen, ist letztlich Geschmackssache. (Bei mir hält sich beides in etwa die Waage.)&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Den ersten Platz verdient hat &lt;i&gt;Drácula contra Frankenstein&lt;/i&gt;, was die bizarren Fledermaus-Effekte angeht. Hier klatschen die Gummifledermäuse gegen Fensterscheiben und zucken an Drähten umher, was das Zeug hält. Den Höhepunkt bildet jedoch die Szene, in der Seward den Grafen in seinem Sarg pfählt. Da soll dargestellt werden, dass Dracula sich im Augenblick seines Todes in eine Fledermaus verwandelt: Es gibt einen Schnitt, und von oben erscheint eine Hand im Bild, die die Fledermaus in den leeren Sarg fallen lässt! Leider kamen in einigen Szenen auch echte Fledermäuse zum Einsatz, verbunden mit abstoßender Tierquälerei. &lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Beinahe ebenso speziell ist die deutsche Synchronisation des Films. Für sie wurde Graf Dracula in »Graf Satana« und Dr. Frankenstein in »Dr. Exorcio« umbenannt. Eine Stimme aus dem Off behauptet steif und fest, der Graf sei mit einem Silbernagel gepfählt worden, wo im Bild doch eindeutig ein Holzpflock zu sehen ist. Den treibt Seward dem Vampir übrigens mit Hilfe eines Reflexhämmerchens aus seiner Arzttasche durch den Brustkorb. Auch eine Leistung.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Graf Dracula / Graf Satana.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/02/dracula-contra-frankenstein-1972.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-3632156236303187445</guid><pubDate>Tue, 19 Jan 2021 06:27:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-05-02T10:16:52.505+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Los monstruos del terror (1970)</title><description>&lt;p&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Deutscher Titel: Dracula jagt Frankenstein · Regie: Tulio Demicheli · Drehbuch: Jacinto Molina · Musik: Franco Salina · Kamera: Godofredo Pacheco · Schnitt: Emilio Rodríguez · Produktion: Castilla Films.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;blockquote&gt;»That’s our mission here: to study the manufacture of monsters who will destroy mankind.« — Dr. Odo Varnoff&lt;/blockquote&gt;&lt;p&gt;Dr. Varnoff (Michael Rennie), ein Außerirdischer vom sterbenden Planeten Ummo, will sich die Erde unterwerfen. Er überlegt, was die Menschen am meisten fürchten, und kommt auf die Idee, dass die größte Furcht der Menschen Monster sind, die sie selbst geschaffen haben. Wie er darauf wohl gekommen ist? Durch das Anschauen alter Universal-Filme vielleicht? Mit seinen&lt;i&gt; minions&lt;/i&gt; Maleva (Karin Dor) und Kerian (Angel del Pozo) richtet er in einem verlassenen Kloster ein Labor ein und geht auf Monstersuche.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Zuerst stößt er auf zwei Geschöpfe der Nacht, die bereits aus dem ersten Film der Reihe,&lt;i&gt; La marca del hombre lobo&lt;/i&gt;, bekannt sind: Das Skelett des Vampirs Janos de Mialhoff (Manuel de Blas) wird in einem Gruselkabinett auf der Kirmes ausgestellt. Der hölzerne Pfahl, der den Blutsauger zur Strecke gebracht hat, steckt noch zwischen seinen Rippen. Die Aliens müssen den Pfahl nur herausziehen, und sofort beginnen sich um die nackten Knochen wieder Fleisch und Sehnen zu bilden. (Im ersten Teil wurde Mialhoff übrigens noch Mikhelov geschrieben. Ich vermute, hinter beidem verbirgt sich der Versuch, den russischen Namen Michailow wiederzugeben.)&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Und dann ist da der Werwolf Waldemar Daninsky (Paul Naschy), um den sich die ganze Filmreihe ja dreht. Im ersten Teil erfuhren wir, dass Daninsky nur dann von seinem Fluch befreit wird, wenn eine ihn liebende Frau bereit ist, ihm eine Silberkugel ins Herz zu schießen. Folgerichtig endete Daninsky in&lt;i&gt; La marca&lt;/i&gt; mit einer Silberkugel im Herz. Jetzt aber erläutert Dr. Varnoff, dass der Fluch endgültig nur loszuwerden sei, wenn eine liebende Frau dem Werwolf eine Silberkugel ins Herz schießt – und außerdem bereit ist, zusammen mit ihm in den Tod zu gehen. Sie muss sich quasi von dem Werwolf zerreißen lassen, während er in seinen letzten Zuckungen liegt. (Es ist natürlich ein altes, übles gothisches Motiv, dass Frauen sterben müssen, damit Männer ihre Erlösung finden können.) Letztere Bedingung war im ersten Film nicht gegeben, und so kann Dr. Varnoff die Kugel einfach operativ entfernen. Waldemar erwacht also wieder zum Leben.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Da beginnen die Dinge auch schon schiefzugehen. Vampir Janos wetzt sich die Fangzähne nach der schönen Maleva. Und Waldemar zerreißt seine Ketten und läuft im nahegelegenen Städtchen Amok. Aber Varnoff stöbert unbeirrt weiter Monster auf. In Ägypten lässt er die Mumie Tao-Tet (Gene Reyes) aus ihrem Grab auferstehen. Außerdem erweckt er (nach bewährtem Rezept mit Elektrizität) Farancksalans Monster (Ferdinando Murolo) zu neuem Leben – ja, richtig gelesen, aus unerfindlichen Gründen wurde Victor Frankenstein für diesen Film in »Ulrich von Farancksalan« umbenannt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Dr. Varnoffs Monstermanufaktur bleibt natürlich nicht unentdeckt. Der Kriminalbeamte Inspektor Tobermann (Craig Hill) ist ihm auf der Spur. So lässt Dr. Varnoff den Inspektor und seine Freundin Ilsa Sternberg (Patty Shepard) kurzerhand kidnappen, um sie auf sadistische Weise zu Tode zu bringen ...&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Wer meint, mit den buntesten Stilblüten des klassischen europäischen Trash-Kinos vertraut zu sein, wird merken, dass&lt;i&gt; Monstruos del terror&lt;/i&gt; dem allen locker noch einen drauf setzt. Und wer glaubt, die aberwitzige Handlung sei entstanden, indem eilig ein paar Ideen zu Papier gebracht wurden, täuscht sich. Wie bei allen außer dem letzten Eintrag der Reihe schrieb Paul Naschy (unter seinem bürgerlichen Namen Jacinto Molina) das Drehbuch selbst. Für diesen Film wurde ihm sogar ein besonders üppiges Budget in Aussicht gestellt, weshalb Naschy in der Überzeugung schrieb, einen Film ganz nach seinen Vorstellungen realisieren zu können.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Daraus wurde natürlich nichts. Das versprochene Budget löste sich in nichts auf, und&lt;i&gt; Los monstruos del terror&lt;/i&gt; wurde genau so hastig und schludrig produziert wie tausende andere Euro-Horrorstreifen auch. Naschy wollte als fünftes Monster einen Golem auftreten lassen und auch die UFOs der Aliens vom Ummo zeigen. Beides wurde aber aus Kostengründen gestrichen. Der eigentlich vorgesehene Regisseur, Hugo Fregonese, warf nach einiger Zeit das Handtuch und wurde durch Tulio Demicheli ersetzt. Die Meinungen gehen auseinander, ob zwischenzeitlich noch ein oder zwei weitere Regisseure daran beteiligt waren, den Brei zu verderben. Am Ende wurde der Film jedenfalls Demicheli zugeschrieben.*&lt;/p&gt;&lt;p&gt;So ist es nicht verwunderlich, dass&lt;i&gt; Los monstruos del terror&lt;/i&gt; kaum einen vernünftigen Spannungsbogen hinbekommt. Ausführlich werden die Ermittlungen Inspektor Tobermanns gezeigt, obwohl das Publikum von der ersten Szene an über die Machenschaften der Aliens informiert ist. Über diesen Film zu schreiben macht definitiv mehr Spaß, als ihn sich anzusehen. Doch ich finde es einfach liebenswert, dass Naschy glaubte, mit&lt;i&gt; Monstruos del terror&lt;/i&gt; seine Vorstellungen von einem guten Film verwirklichen zu können – und daraus die oben geschilderte Story wurde.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ein Hinweis zum Schluss:&lt;i&gt; Los monstruos del terror&lt;/i&gt; lief in Großbritannien und auf dem Videomarkt unter dem Titel&lt;i&gt; Dracula vs. Frankenstein&lt;/i&gt;. Er ist nicht zu verwechseln mit Al Adamsons gleichnamiger US-Produktion aus dem Jahr 1971.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Janos de Mialhoff.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;&lt;i&gt;&lt;/i&gt;&lt;i&gt;&lt;/i&gt;&lt;i&gt;&lt;/i&gt;* Fregonese und Demicheli kamen beide aus Argentinien, ebenso wie der wohl bekannteste Regisseur der Daninsky-Reihe, León Klimovsky. Das Filmstudium ist in der Republik am La Plata sehr beliebt, und in den sechziger Jahren strömten offenbar die Absolvent:innen nach Europa, um sich in der B-Movie-Industrie zu verdingen.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/los-monstruos-del-terror-1970.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-3489652788591037274</guid><pubDate>Sat, 16 Jan 2021 11:19:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-05-02T10:16:12.907+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>Desert of Blood (2008)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Regie: Don Henry · Drehbuch: Don Henry · Musik: Dean Harada, Jason Moss · Kamera: Pablo Santiago · Schnitt: Matthew McArdle · Produktion: Encantado Films.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ein Gringo-Tourist auf Schatzsuche (Josh Adamson) buddelt im mexikanischen Tecate versehentlich den Vampir Luis Diego (Justin Quinn) aus. Der war vor 35 Jahren von Hochwürden Hernández (Flint Esquerra) unter die Erde gebannt worden. Er macht sich unverzüglich auf den Weg zu seiner alten Liebe Sarita (Yvonne Rawn), die aber in der Zwischenzeit um dreieinhalb Jahrzehnte gealtert ist und siech darnieder liegt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Doch zu Luis’ Entzücken ist Saritas Nichte Maricela (Brenda Romero) aus L.A. gekommen, um ihre Tante zu pflegen. Luis fackelt nicht lange und wanzt sich an Mari ran.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Was folgt, ist mit narratologischen Begriffen wie &lt;i&gt;histoire&lt;/i&gt; und &lt;i&gt;discours&lt;/i&gt; nur sehr unzulänglich zu beschreiben – jedenfalls mir will es nicht gelingen. Vage meine ich die Umrisse der typischen Geschichte »Vampir sucht Erlösung durch die Liebe einer sterblichen Frau« wahrzunehmen. Ansonsten verfügt dieser Film weder über eine Handlung noch über Figuren, die in irgendeiner Weise im Gedächtnis haften bleiben.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;i&gt;Desert of Blood&lt;/i&gt;, wiewohl eine US-Produktion, richtet sich klar an ein Latin@-Publikum. Jedenfalls besteht der Cast größtenteils aus Latin@s, die Dialoge sind stellenweise in Spanisch (mit Untertiteln) gehalten, und Drehort ist der Originalschauplatz (Tecate in Baja California).&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ich muss gestehen, dass ich keine Ahnung habe, ob es in den USA eine Industrie gibt, die speziell solche Filme produziert. Wenn ja, hoffe ich, dass sie nicht alle so läppisch ausfallen wie &lt;i&gt;Desert of Blood&lt;/i&gt;.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Luis Diego.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/desert-of-blood-2008.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-3277897662801465513</guid><pubDate>Thu, 14 Jan 2021 12:28:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-07-01T20:55:53.123+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>The Return of Dracula (1958)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Alternativtitel: Curse of Dracula / The Fantastic Disappearing Man · Deutscher Titel: Draculas Blutnacht / Die Rückkehr des Dracula · Regie: Paul Landres · Drehbuch: Pat Fielder · Musik: Gerald Fried · Kamera: Jack McKenzie · Schnitt: Sherman Rose · Produktion: United Artists.&lt;/span&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;&lt;/span&gt;Nach &lt;i&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/the-vampire-1957.html&quot;&gt;The Vampire&lt;/a&gt;&lt;/i&gt; machte sich Paul Landres, als Regisseur eigentlich eher im Westerngenre beheimatet, unverzüglich an die Arbeit an einem zweiten Vampirfilm. Gedreht wurde mit dem gleichen Team und einem ähnlich mageren Budget wie beim Vorgänger. Aber diesmal sollte als untoter Protagonist der &lt;i&gt;Prince of Cats&lt;/i&gt; persönlich auftreten.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der Maler Bellac Gordal (Norbert Schiller) will aus seinem (ungenannten) osteuropäischen Land in die USA auswandern, um ein neues Leben zu beginnen. Zu Gordals Unglück wurde Dracula (Francis Lederer) soeben von einem Trupp Vampirjäger aus seiner Gruft vertrieben. Der Graf saugt Gordal aus und nimmt seine Identität an.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Angekommen im kalifornischen Städtchen Carleton, nistet Dracula sich bei Gordals Verwandten, der Familie Mayberry, ein. Gordals Cousine Rachel (Norma Eberhardt) freut sich besonders über den Besuch des vermeintlichen Malers. Sie hat selber eine künstlerische Ader, die sie jedoch nicht ausleben kann, da sie eine Ausbildung zur Krankenschwester macht.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Dracula ist indes an ganz anderen Adern interessiert. Rachels Patientin Jenny (Virginia Vincent) dient ihm als lebende Blutbank. Und natürlich hat er auch Rachel selbst als unfreiwillige Blutspenderin vorgemerkt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Hauptdarsteller Francis (eigentlich Franz) Lederer begann seine Karriere als Bühnenschauspieler in der Tschechoslowakei. Den Grafen spielt er als zugleich öligen und boshaften Verführer mit&lt;i&gt; old-world&lt;/i&gt;-Charme. Leider kann der restliche Cast ihm nicht das Wasser reichen.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Auch sonst verschenkt der Film einiges an Potential. Rachels Wunsch, mit Hilfe der Kunst dem Kleinstadtmuff zu entfliehen, wird vom Drehbuch nicht wirklich ernst genommen. Er dient nur als Aufhänger, um Rachel als willkommene Beute für Dracula darzustellen. So bleiben die Rollen leider sehr klar verteilt: Rachel ist das Opfer. Immerhin ist es am Ende so, dass sie sich mehr oder weniger selbst rettet; das sei festgehalten. Aber ihr Charakter bleibt eindimensional.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;So ergibt die Performance Lederers einen ganz interessanten Film-Dracula abseits der ›großen‹ Darsteller wie Lugosi, Lee und Langella. Das allein vermag jedoch schwerlich den ganzen Film zu tragen, dem es dann, wenn Lederer nicht in der Szene ist, allzuoft an Atmosphäre und Spannung mangelt.&amp;nbsp;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ein etwas überraschendes Handlungselement bilden die zu Anfang eingeführten Vampirjäger, die Dracula natürlich bis nach Kalifornien verfolgen. Diese wirken im Fortgang der Handlung immer mehr wie eine weltweit agierende Geheimpolizei, die mit wenig Respekt für &lt;i&gt;civil liberties&lt;/i&gt; auftritt. Angesichts der Tatsache, dass Landres’ Film sich mit seinem Einwanderungsthema große Mühe gibt, die USA als Land der Freiheiten hochleben zu lassen, kommt man mit dieser Darstellung (wohl unabsichtlich) den internationalen Machenschaften der CIA zu Zeiten des Kalten Krieges doch sehr nahe.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Eine interessante Anekdote zu Hauptdarsteller Lederer muss ich zum Schluss erwähnen: Franz Lederer war Jude. Während der Machtübernahme der Nazis hielt er sich anlässlich eines Theaterengagements in Los Angeles auf. Lederer beschloss kurzerhand, nicht nach Europa zurückzukehren. Diese Entscheidung rettete ihn vor den Nazis.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Nun schlüpfte Lederer nach &lt;i&gt;The Return of Dracula&lt;/i&gt; 1971 noch einmal in die Rolle des transsylvanischen Grafen. In einer Episode von Rod Serlings Fernsehserie &lt;i&gt;Night Gallery&lt;/i&gt; legen sich die Nazis mit dem von Lederer gespielten Dracula an – und ziehen natürlich den Kürzeren. Es war einer von Lederers letzten Auftritten.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Graf Dracula / Bellac Gordal.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/the-return-of-dracula-1958.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-4567942888002898149</guid><pubDate>Wed, 06 Jan 2021 13:16:00 +0000</pubDate><atom:updated>2021-02-14T21:14:56.457+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Nosferatu</category><title>The Vampire (1957)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: x-small;&quot;&gt;Alternativtitel: Mark of the Vampire  · Deutscher Titel: Immer bei Anbruch der Nacht · Regie: Paul Landres · Drehbuch: Pat Fielder · Musik: Gerald Fried · Kamera: Jack MacKenzie · Schnitt: John Faure · Produktion: United Artists.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Mit seinem letzten Atemzug drückt der Wissenschaftler Dr. Campbell (Wood Romoff) Paul Beecher (John Beal) ein Fläschchen mit Pillen in die Hand. Beecher ist ein gutmütiger Kleinstadtarzt und alleinerziehender Vater, der nur ein Problem hat: Er leidet an Migräne. Das Unheil beginnt, als Beecher Campbells Pillen mit seinen Kopfschmerztabletten verwechselt und eine davon schluckt.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Beecher merkt schnell, dass die mysteriösen Pillen süchtig machen. Er findet heraus, woran der verstorbene Dr. Campbell in seinem Labor arbeitete: an Mitteln und Wegen, wie sich im modernen Menschen tierische Instinkte wecken ließen. Und das Ergebnis dieser Bemühungen sind Beechers Pillen, die Campbell aus dem Blut von Vampirfledermäusen herstellte – kein Wunder, dass Beecher plötzlich Blackouts hat und Sheriff Donnelly (Kenneth Tobey) Leichen mit Bissspuren am Hals findet ...&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Dafür, dass &lt;i&gt;The Vampire&lt;/i&gt; nur ein Fünziger-Jahre-B-Movie unter vielen ist, gehen die Meinungen über diesen Film erstaunlich weit auseinander. &lt;i&gt;Fangoria&lt;/i&gt; erklärte ihn zu einem der besten Horrorfilme der fünfziger Jahre. &lt;i&gt;Halliwell’s Film Guide&lt;/i&gt; sah dagegen einen »dummen Versuch« darin, den Vampirmythos mit den Mitteln der Science Fiction zu erklären.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Ich würde nun nicht behaupten, dass &lt;i&gt;The Vampire&lt;/i&gt; ein guter Film ist. Dazu enthalten die Dialoge zu viel langwieriges pseudowissenschaftliches Gerede. Und die Maske, die John Beal in den Vampirszenen trägt, sieht eher wie eine Fango-Schlammpackung als wie ein Filmaccessoire aus. Man merkt dem Streifen einfach an, dass er innerhalb weniger Wochen entstanden ist.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Und doch ist &lt;i&gt;The Vampire&lt;/i&gt; ein ungewöhnliches Werk. Bis dahin war der Vampirmythos in den USA vor allem mit den ikonischen Filmmonstern von Universal Pictures verbunden. Aber Universal selbst hatte seine Figuren für allerlei Blödeleien missbraucht und so dafür gesorgt, dass niemand sie mehr ernst nehmen konnte.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Das Team hinter Paul Landres fragte sich ganz einfach, wie ein zeitgemäßer Vampirfilm der fünfziger Jahre aussehen konnte, und kam auf die naheliegende Antwort: Die Menschen der Nachkriegszeit hatten allen Grund, gegenüber Laboratorien skeptisch zu sein, denn aus ihnen kamen Massenvernichtungswaffen und bewusstseinsverändernde Drogen. Es war die Zeit nicht nur der Atombombentests, sondern auch von CIA-Programmen wie MKUltra, bei dem einer großen Menge (oft unfreiwilliger) Proband:innen LSD verabreicht wurde, um zu erforschen, ob Gehirnwäsche möglich ist.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Folgerichtig war im Horrorkino der Fünfziger (neben der durch nukleare Strahlung mutierten Bestie) der &lt;i&gt;mad scientist&lt;/i&gt; die Angstfigur par excellence. Und anders als der alte Victor Frankenstein wollen diese Wissenschaftler nicht Leben schaffen, sondern Leben vernichten. &lt;i&gt;The Vampire&lt;/i&gt; spielt dieses Thema konsequent aus, indem sie den Vampir als unwissendes Opfer eines skrupellosen Experiments darstellt. Passend dazu verzichtet der Film nahezu komplett auf gothische Elemente.&lt;br /&gt;&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Das Pech dieses Films war, dass zur gleichen Zeit Terence Fisher und Hammer Film Productions mit einer ganz anderen Idee aufwarteten: klassische Horrorstoffe in leuchtenden Farben zu fotografieren. In Fishers Filmen wie &lt;i&gt;The Curse of Frankenstein&lt;/i&gt; (1957) und &lt;i&gt;Dracula&lt;/i&gt; (1958) kehrte der Gothic Horror mit Macht zurück. Landres’ immerhin beachtlicher Versuch, dem Vampirmythos eine neue Richtung zu geben, geriet dagegen in Vergessenheit.&lt;/p&gt;&lt;p&gt;Der VAMPYR: Dr. Paul Beecher.&lt;/p&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2021/01/the-vampire-1957.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-1711607231885970706</guid><pubDate>Mon, 07 Sep 2020 12:53:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-01-24T22:54:46.132+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Märe und Märchen</category><title>Die Frau in der Kutsche</title><description>Die vorliegende Geschichte wurde in den&lt;i&gt; Ausführlichen Aufzeichnungen der Taiping-Ära&lt;/i&gt; überliefert, die während der Song-Dynastie angefertigt wurden. Und ausführlich waren sie in der Tat, denn sie enthielten in 500 Bänden über 7.000 Geschichten. Viele davon stammten nicht aus der Song-Dynastie, sondern waren erheblich älter. So ist auch diese Geschichte in der Tang-Dynastie entstanden.&lt;br /&gt;
  2. &lt;br /&gt;
  3. Wie gewohnt führt der Link direkt zur Geschichte, während unten ein paar Bemerkungen von mir folgen. Besser zuerst die Geschichte lesen, um sich nicht spoilern zu lassen!&lt;br /&gt;
  4. &lt;br /&gt;
  5. ☞ &lt;u&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/p/blog-page_67.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;»Die Frau in der Kutsche«&lt;/a&gt; aus der Sammlung&lt;i&gt; Taiping Guangji&lt;/i&gt;.&lt;/u&gt;&lt;br /&gt;
  6. &lt;u&gt;&lt;i&gt;&lt;br /&gt;&lt;/i&gt;&lt;/u&gt;
  7. Glossar:&lt;br /&gt;
  8. &lt;ul&gt;
  9. &lt;li&gt;Herrschaftsära: Chinesische Kaiser teilten die Jahre ihrer Herrschaft in verschiedene Perioden auf, die jeweils unter einem Regierungsmotto standen. Die Ära Kaiyuan des Kaisers Xuanzong dauerte von 713 bis 741.&lt;/li&gt;
  10. &lt;li&gt;Zhang: Längeneinheit, entspricht ca. 3,3 m.&lt;/li&gt;
  11. &lt;li&gt;Li: Längeneinheit, entspricht ca. 330 m.&lt;/li&gt;
  12. &lt;/ul&gt;
  13. &lt;div&gt;
  14. &lt;br /&gt;
  15. Neben Held*innen wie &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2020/08/wei-zidong.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;Wei Zidong&lt;/a&gt;, die ganz vorbildlich auf Monsterjagd gehen und das Elixier der Unsterblichkeit vor bösen Geistern schützen, gibt es in der Jianghu selbstverständlich auch Leute, die dem Diebeshandwerk nachgehen – und zwar nicht nur zum Vergnügen, wie es die Protagonistin von &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/p/blog-page_19.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;»General Pan«&lt;/a&gt; tut. Diese Geschichte handelt von einer Bande, die auf höchst ausgeklügelte Weise einen Heist im Kaiserpalast ausführt.&lt;/div&gt;
  16. &lt;div&gt;
  17. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  18. &lt;div&gt;
  19. Dazu kommt ihr der Naivling aus der Provinz, der über rudimentäre Qinggong-Fähigkeiten verfügt, wie gerufen. Dieser merkt nicht, dass er die Behörden auf eine falsche – seine – Fährte locken soll, bis es zu spät ist. Wie auch, wo die Diebe doch so überaus ordentlich, anständig und wohlerzogen sind, dass einer, der sein Leben lang nur die konfuzianischen Klassiker studiert hat, zutiefst beeindruckt sein muss. Immerhin ist die Chefin der Bande, die mysteriöse Frau aus der Kutsche, nicht ganz undankbar, wie sich am Ende zeigt.&lt;/div&gt;
  20. &lt;div&gt;
  21. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  22. &lt;div&gt;
  23. Stichwort Qinggong. Auch an dieser Geschichte zeigt sich, wie wichtig die sagenumwobene Fähigkeit, sich mittels Qi schwebend leicht zu machen, von Anfang an für das Genre war. Heute begegnet man nicht selten dem herablassenden (und wirklich dämlichen) Ausdruck »Wire Fu« dafür – oft aus dem Mund von Leuten, die auch nicht davor zurückschrecken, von »Asia-Filmen« zu reden. Damit soll suggeriert werden, dass die filmische Darstellung von Qinggong mit Hilfe von Drähten »kein richtiges Kung Fu« sei. Aber was soll »richtiges Kung Fu« denn sein? Geschichten wie die hier vorgestellte zeigen, dass schon seit über 1.000 Jahren von Menschen, die schweben können, erzählt wird. Schauspieler*innen im Film schweben zu lassen, ist lediglich eine konsequente künstlerische Weiterentwicklung dessen.&lt;/div&gt;
  24. </description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/09/die-frau-in-der-kutsche.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-844453267676440543</guid><pubDate>Wed, 19 Aug 2020 16:57:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-01-24T23:02:36.059+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Märe und Märchen</category><title>Wei Zidong</title><description>&lt;div&gt;
  25. Die zweite klassische Wuxia-Geschichte, die ich vorstellen möchte, stammt aus der Geschichtensammlung&lt;i&gt; Chuanqi&lt;/i&gt; des Pei Xing. Geschichten von wandernden Held*innen mit staunenswerten Fähigkeiten gibt es in der chinesischen Literatur schon seit frühester Zeit. Sie hatten zunächst meist die Form von Anekdoten, die in historiographische Werke aufgenommen wurden. Erst in der kulturellen Blüte der Tang-Dynastie (618–907) kam eine erzählende Prosaform auf, die es erlaubte, solche Geschichten unter dem Lesepublikum auch selbständig zirkulieren zu lassen. Der Name dieser Form ist identisch mit dem von Pei Xings Sammlung:&lt;i&gt; chuanqi&lt;/i&gt;, »Erzählungen von wundersamen Ereignissen«. Im Westen wird diese Form oft schlicht als Tang-Novelle bezeichnet – ihr Name entspricht ja auch Goethes berühmter Definition der Novelle als Erzählung von einer unerhörten Begebenheit.&lt;/div&gt;
  26. &lt;div&gt;
  27. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  28. &lt;div&gt;
  29. Pei Xings Sammlung ist zum größten Teil nicht erhalten. Unter seinen überlieferten Geschichten sind aber einige der berühmtesten Wuxia-Erzählungen überhaupt, wie »Nie Yinniang« und »Der Kunlun-Sklave«. Weniger bekannt ist die Geschichte von Wei Zidong, die ich hier wiedergebe.&lt;/div&gt;
  30. &lt;div&gt;
  31. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  32. &lt;div&gt;
  33. Wuxia ist übrigens nicht das einzige Thema der&lt;i&gt; chuanqi&lt;/i&gt;-Gattung. Weitere beliebte Sujets waren Liebesgeschichten, historische Ereignisse und Begegnungen mit Wesen aus der buddhistischen oder daoistischen Mythologie. Letzteres ist auch in »Wei Zidong« als Einfluss vorhanden.&lt;br /&gt;
  34. &lt;br /&gt;
  35. Hier geht es direkt zur Geschichte: &lt;br /&gt;
  36. &lt;br /&gt;
  37. ☞ &lt;u&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/p/wei-zidong.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;»Wei Zidong«&lt;/a&gt; aus dem&lt;i&gt; Chuanqi&lt;/i&gt; des Pei Xing (Tang-Dynastie).&lt;/u&gt;&lt;/div&gt;
  38. &lt;div&gt;
  39. &lt;i&gt;&lt;/i&gt;&lt;i&gt;&lt;/i&gt;&lt;u&gt;&lt;/u&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  40. &lt;div&gt;
  41. Glossar:&lt;/div&gt;
  42. &lt;ul style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;
  43. &lt;li&gt;Herrschaftsära: Chinesische Kaiser teilten die Jahre ihrer Herrschaft in verschiedene Perioden auf, die jeweils unter einem Regierungsmotto standen. Die Ära Zhenyuan des Kaisers Dezong dauerte von 785 bis 805, die Ära Kaiyuan des Kaisers Xuanzong von 713 bis 741.&lt;/li&gt;
  44. &lt;li&gt;Yaksha: Natur- bzw. Wildnisgeister aus der buddhistischen Mythologie.&lt;/li&gt;
  45. &lt;li&gt;Khakkara: Stab eines buddhistischen Mönchs. Daran sind Ringe aus Zinn befestigt, die ein klirrendes Geräusch machen.&lt;/li&gt;
  46. &lt;li&gt;Zhou Chu: siehe unten.&lt;/li&gt;
  47. &lt;li&gt;Bu: Längeneinheit, entspricht ca. 1,6 m.&lt;/li&gt;
  48. &lt;li&gt;Fünfte Nachtwache: zwischen drei und fünf Uhr morgens.&lt;/li&gt;
  49. &lt;li&gt;Zhang: Längeneinheit, entspricht ca. 3,3 m.&lt;/li&gt;
  50. &lt;/ul&gt;
  51. &lt;div&gt;
  52. &lt;br /&gt;
  53. Wie schon in &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/p/blog-page_19.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;»General Pan, der alte Detektiv und das Mädchen«&lt;/a&gt; fällt in dieser Geschichte das Bemühen um historische Einordnung auf. Ereignisse werden datiert, und zum Schluss wird zur Validierung des Erzählten darauf hingewiesen, dass die Schädel der beiden erlegten Ungeheuer noch erhalten sind.&lt;/div&gt;
  54. &lt;div&gt;
  55. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  56. &lt;div&gt;
  57. Deutlich ist, dass es sich eigentlich um zwei Geschichten um den Protagonisten Wei Zidong handelt, die sich zudem auffällig unterscheiden. Die erste Geschichte ist der geradlinige Bericht einer Monsterjagd, die zweite ist fast schon parabelhaft. Auch beruhen sie auf unterschiedlichen spirituellen Grundlagen: Die Menschen vor Ungeheuern und ähnlichen Bedrohungen zu schützen, ist ein Ideal des Mahayana-Buddhismus. Das Streben nach Unsterblichkeit spielt dagegen eine zentrale Rolle im Daoismus. Der Text zeigt, wie beide Traditionen koexistierten. Interessant auch die unterschiedliche Darstellung des religiösen Personals: Die buddhistischen Mönche leben im Kloster und beten, der Daoist braut alchimistische Tränke in einer Höhle.&lt;/div&gt;
  58. &lt;div&gt;
  59. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  60. &lt;div&gt;
  61. Der Schlüssel zum Verständnis des Ganzen liegt meines Erachtens darin, dass Wei Zidong von Duan mit Zhou Chu verglichen wird. Das ist als Lob gemeint, denn Zhou Chu (eine historische Person) galt als exemplarische Gestalt. Aber der Fortgang der Erzählung zeigt, dass Wei Zidong wesentlich anders handelt als Zhou Chu.&lt;/div&gt;
  62. &lt;div&gt;
  63. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  64. &lt;div&gt;
  65. Zhou Chu war ein berühmter General aus der Zeit der Sechs Dynastien. Im&lt;i&gt; Neuen Bericht von den Geschichten der Welt&lt;/i&gt; des Liu Yiqing wird eine Sage über Zhou Chus Jugend erzählt: Als junger Mann sei Zhou Chu ein streitsüchtiger Schlägertyp gewesen. Die Menschen seines Heimatortes Yixing wurden damals von den Drei Plagen heimgesucht. Um Zhou Chu loszuwerden, forderten sie ihn auf, die Drei Plagen zu besiegen. Zhou Chu tötete die erste Plage, einen menschenfressenden Tiger. Er tötete die zweite Plage, einen Jiao-Drachen. Dann merkte er, dass er selbst die dritte Plage war. Zhou Chu suchte zwei konfuzianische Gelehrte auf, die ihn im rechten Weg unterwiesen. Darauf wurde er zum General und Beamten, der für seine unbeugsame Ehrlichkeit bekannt war.&lt;/div&gt;
  66. &lt;div&gt;
  67. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  68. &lt;div&gt;
  69. Letzteres führt von der Sage zur Historie. Als Zhou Chu einmal sogar einen kaiserlichen Prinzen der Korruption anklagte, intrigierte dieser gegen ihn. Der Prinz erreichte, dass Zhou Chu den Befehl erhielt, mit nur 5.000 Soldaten ein einfallendes Barbarenheer aufzuhalten. In stoischem Gehorsam zog Zhou Chu gegen die 20.000 Mann starke feindliche Streitmacht und starb auf dem Schlachtfeld. Er wusste, dass man ihn beseitigen wollte, hielt die Pflicht zum Gehorsam aber für wichtiger.¹&lt;/div&gt;
  70. &lt;div&gt;
  71. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  72. &lt;div&gt;
  73. Indem die Erzählung Wei Zidong mit Zhou Chu vergleicht, vergleicht sie einen Wuxia-Helden mit einem regulären Helden. Zhou Chu fängt zwar als Monsterjäger an, macht dann aber eine im konfuzianischen Sinne vorbildliche Karriere als Staatsdiener. Noch heute steht sein Name sprichwörtlich für einen Menschen, der sein Leben völlig umkrempelt.&lt;/div&gt;
  74. &lt;div&gt;
  75. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  76. &lt;div&gt;
  77. An derlei Dingen hat Wei Zidong nicht das geringste Interesse. Statt eine Karriere anzustreben, jagt er lieber dem Traum der Unsterblichkeit nach. Zwar hat auch er kein Problem damit, sein Leben aufs Spiel zu setzen. Aber er entscheidet selbst, wo und wann er das tut. Er handelt aus einem selbstbestimmten Altruismus.&lt;/div&gt;
  78. &lt;div&gt;
  79. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  80. &lt;div&gt;
  81. Die Kritik des Konfuzianismus setzt sich fort im zweiten Teil der Erzählung. Wei Zidong durchschaut mühelos, dass die Schlange und die Frau mit der Lotosblüte Dämoninnen sind. Erst als er anfängt, selber in konfuzianischen Bahnen zu denken, scheitert er in seiner Aufgabe, das Elixier zu bewachen. Der dritte Dämon tritt als gebildeter Mann auf, der Gedichte rezitieren kann, und das ist leicht mit Tugendhaftigkeit im (neu-)konfuzianischen Sinn zu verwechseln.² Wei Zidong verhält sich ihm gegenüber unwillkürlich ehrerbietig – und verliert.&lt;/div&gt;
  82. &lt;div&gt;
  83. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  84. &lt;div&gt;
  85. Oder besser gesagt: Er erlangt (wahrscheinlich) nicht die Unsterblichkeit. Die Reste des Elixiers,³ die Wei Zidong und der Daoist mit Quellwasser&amp;nbsp;vermischt&amp;nbsp;trinken, verwandeln ihn immerhin in eine Art magisches Kind. Das mag mit einer besonderen Langlebigkeit einhergehen oder auch nicht, denn was aus Wei Zidong später wurde, lässt die Erzählung ja offen.&lt;/div&gt;
  86. &lt;div&gt;
  87. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  88. &lt;div&gt;
  89. So kommt es, dass eine nicht einmal sonderlich lange Wuxia-Geschichte eine subversive Diskussion der Drei Lehren der chinesischen Philosophie – Buddhismus, Daoismus, und Konfuzianismus – enthält.&lt;/div&gt;
  90. &lt;div&gt;
  91. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  92. &lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;¹ Die Geschichte lässt sich in Richard Wilhelms&lt;i&gt; Chinesischen Märchen&lt;/i&gt; nachlesen.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;² Ich bin der Auffassung, dass die Erzählung sich nicht gegen Konfuzius selbst richtet. »Konfuzianismus« meint hier eher die Weltanschauung der (sehr klassenbewussten) chinesischen Gelehrten-Beamten. Diese hatte natürlich ihre Grundlage im Werk des Konfuzius, unterwarf es aber einer fundamentalen Neuinterpretation.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;
  93. &lt;div&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;³ Elixier der Unsterblichkeit, Drachen-und-Tiger-Elixier sowie Goldener Trank sind Synonyme.&lt;/span&gt;&lt;/div&gt;
  94. </description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/08/wei-zidong.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-7953096794526573057</guid><pubDate>Tue, 04 Aug 2020 20:07:00 +0000</pubDate><atom:updated>2020-08-13T18:53:40.549+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Rezensionen</category><title>7 Assassins (2013)</title><description>&lt;div&gt;&lt;font size=&quot;2&quot;&gt;Alternativtitel: Glory Days · Deutscher Titel: Seven Assassins – Iron Cloud’s Revenge · Regie: Hung Yan-yan · Drehbuch: Chun Tin-nam u.a. · Musik: Henry Lai · Kamera: Pakie Chan · Schnitt: Marco Mak.&lt;/font&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Von diesem Film war ich zunächst gar nicht angetan und habe ihn abgebrochen. Wenige Tage später habe ich ihn noch einmal von Anfang bis Ende geschaut und hatte einen etwas positiveren Eindruck – der dann allerdings nicht lange vorhielt. Ich war selbst etwas verwundert, dass mir&lt;i&gt; 7 Assassins&lt;/i&gt; nicht besser gefallen hat, denn eigentlich erzählt er eine Geschichte ganz nach meinem Geschmack: Ein kleines Häuflein von Revoluzzer:innen versteht es, sich mit List und Wagemut gegen eine Übermacht zur Wehr zu setzen.&lt;br /&gt;
  95. &lt;br /&gt;
  96. Kurz vor der Revolution von 1911: Tie Yun (Felix Wong) transportiert mit einigen Genossen eine Ladung Gold durch die Wüste. Damit sollen die Aktivitäten der revolutionär-republikanischen Bewegung finanziert werden. Ein militaristischer Qing-Prinz (Ray Lui) beauftragt die Banditin Man Tianhong (Ni Hongjie) und ihre Räuber, das Gold zu stehlen. Der Überfall gelingt, und Tie Yun entkommt nur knapp mit Hilfe des Gouverneurs Zhuo (Ti Lung), der mit den Revolutionär:innen sympathisiert.&lt;br /&gt;
  97. &lt;br /&gt;
  98. Zhuo schickt Tie Yun ins Goldene Tal. Dort liegt ein Dorf, in dem zahlreiche Überlebende früherer Aufstände Zuflucht gefunden haben. Der Dorfvorsteher Meister Miao (Eric Tsang), selbst ein Veteran der Boxer-Rebellion, stellt Neuankömmlingen nur eine Bedingung: dass sie ihre revolutionäre Vergangenheit hinter sich lassen.&lt;br /&gt;
  99. &lt;br /&gt;
  100. Durch Tie Yuns Ankunft wird die Brüchigkeit dieses Arrangements deutlich. Der Prinz will das Gold nämlich unterschlagen, um damit moderne Waffen und Uniformen für seine Soldaten zu bezahlen. Damit ihm niemand auf die Schliche kommt, sollen weder Tie Yun noch die anderen Bewohner:innen des Goldenen Tals mit dem Leben davonkommen.&lt;br /&gt;
  101. &lt;br /&gt;&lt;div&gt;
  102. Meister Miao bleibt nichts anderes übrig, als sein Dorf verteidigungsbereit zu machen. Auch reaktiviert er, von Tie Yun aufgerüttelt, seine alten revolutionären Kontakte, um den Prinzen und seine Truppen direkt anzugreifen.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Der Filmtitel hat übrigens nicht sonderlich viel mit dem Inhalt zu tun, sondern ist als Anspielung auf &lt;i&gt;The Magnificent Seven&lt;/i&gt; gedacht. Zahlreiche Szenen sind deutlich von Western-Ästhetik inspiriert.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  103. &lt;br /&gt;
  104. &lt;i&gt;7 Assassins&lt;/i&gt; ist als Ensemble-Film angelegt. So treten neben Ti Lung eine ganze Reihe weitere Legenden des Hongkong-Kinos als Charakterdarsteller:innen auf, u.a. Kara Hui, Chen Kuan-tai, Dick Wei und Bryan Leung. So etwas funktioniert natürlich nur, wenn man dem Cast entsprechend Raum zur Entfaltung lässt. Das geschieht hier leider nicht, da Eric Tsang sich auf geradezu penetrante Weise immer wieder in den Vordergrund drängt und den ganzen Ansatz des Films konterkariert.&lt;br /&gt;
  105. &lt;br /&gt;&lt;div&gt;
  106. Tsang hat bei&lt;i&gt; 7 Assassins&lt;/i&gt; eine Doppelfunktion als Darsteller und Produzent. Regisseur Hung Yan-yan (oder Xiong Xinxin auf Mandarin) hat eine lange Karriere als Stuntman, Schauspieler und Kampfchoreograph vorzuweisen, ist aber auf dem Regiestuhl noch recht unerfahren. Ich werde den Eindruck nicht los, dass Tsang die Produktion auf eine Weise dominiert hat, die dem Film überhaupt nicht gut tut.*&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Ausnahmen gibt es zwar auch. So ist Kara Huis Auftritt sehr schön anzusehen. Insgesamt ist der Film aber ein Durcheinander von kaum entwickelten Figuren und jede Menge pathosgeladenen Szenen mit Tsang.&lt;/div&gt;&lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;div&gt;Schade. Ich wollte diesen Film wirklich mögen.&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  107. &lt;div&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;&lt;font size=&quot;2&quot;&gt;* Es gibt noch weitere Gründe, Eric Tsang unsympathisch zu finden. Er ist, kurz gesagt, so etwas wie der Harvey Weinstein von Hongkong.&lt;/font&gt;&lt;/div&gt;&lt;/div&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/07/7-assassins-2013.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-6202712952693105069</guid><pubDate>Mon, 27 Jul 2020 11:27:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-01-24T23:06:26.500+01:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Märe und Märchen</category><title>General Pan, der alte Detektiv und das Mädchen</title><description>&lt;div&gt;
  108. Noch unbekannter als moderne Wuxia-Romane sind außerhalb der Sinosphäre die klassischen Wuxia-Geschichten, wie sie in der Tang-Dynastie entstanden (und seither nie ganz verschwunden) sind. Für das Genre haben sie nach wie vor Bedeutung, denn hin und wieder entstehen Filme, die den Stoff solcher Geschichten als Ausgangsmaterial nehmen. Meinem Empfinden nach lesen sie sich auch sehr gut und sind keineswegs nur von historischem Interesse.&lt;/div&gt;
  109. &lt;div&gt;
  110. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  111. &lt;div&gt;
  112. Ich will einiger dieser Geschichten sozusagen in deutschen Nacherzählungen hier einstellen. In den meisten Fällen dürften sie bisher nicht auf Deutsch erschienen sein. Ich sage bewusst Nacherzählung, denn leider sind mir die Originale sprachlich nicht zugänglich. Ich stütze mich also selber auf englische Übersetzungen der chinesischen Originaltexte. Sinolog*innen mögen mir verzeihen. Ich versuche, nichts hinzuzufügen oder wegzulassen – jedenfalls nicht mehr oder weniger, als das bei Nacherzählungen zwangsläufig passiert.&lt;/div&gt;
  113. &lt;div&gt;
  114. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  115. &lt;div&gt;
  116. Den Anfang mache ich mit folgender Geschichte:&lt;/div&gt;
  117. &lt;div&gt;
  118. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  119. &lt;div&gt;
  120. ☞ &lt;u&gt;&lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/p/blog-page_19.html&quot; target=&quot;_blank&quot;&gt;»General Pan, der alte Detektiv und das Mädchen«&lt;/a&gt; aus der Sammlung &lt;i&gt;Jutanlu&lt;/i&gt; des Kang Pian (Tang-Dynastie).&lt;/u&gt;&lt;/div&gt;
  121. &lt;div&gt;
  122. &lt;u&gt;&lt;/u&gt;&lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  123. &lt;div&gt;
  124. Anschließend noch einige Anmerkungen von mir (die Geschichte aber bitte zuerst lesen, sonst Spoilergefahr!). Erklärungsbedürftige Wörter habe ich im Text mit einem Sternchen versehen:&lt;/div&gt;
  125. &lt;div&gt;
  126. &lt;ul style=&quot;text-align: left;&quot;&gt;
  127. &lt;li&gt;Dharma-Stätte: ein buddhistisches Lehr- und Gebetshaus.&lt;/li&gt;
  128. &lt;li&gt;Zhang: Längeneinheit, entspricht ca. 3,3 m.&lt;/li&gt;
  129. &lt;li&gt;Kang: ein Ofenbett&lt;/li&gt;
  130. &lt;/ul&gt;
  131. &lt;div&gt;
  132. &lt;br /&gt;
  133. Dieser Geschichte liegt ein wohlbekanntes Motiv aus Wuxia-Erzählungen zugrunde: die Heldin, die nicht erkannt werden möchte. Normalerweise sind Wuxia-Held*innen dem Ruhm überhaupt nicht abgeneigt. Oft suchen sie Zweikämpfe allein deshalb, um sich einen Namen zu machen. Es gibt aber auch das genaue Gegenteil: Held*innen, die um jeden Preis namenlos bleiben wollen. Die Gründe dafür können vielfältig sein. Oft handelt es sich um Personen, die vor politischer Verfolgung in die Jianghu geflohen sind. Manchmal entspricht die Anonymität aber auf einfach einer individuellen Vorliebe. &lt;/div&gt;
  134. &lt;div&gt;
  135. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  136. &lt;div&gt;
  137. Letzteres scheint in dieser Geschichte der Fall zu sein. Die namenlose Heldin könnte sich mit Hilfe ihrer Qinggong-Fähigkeiten alle Schätze dieser Welt zusammenräubern, aber sie will es offenbar nicht. Nur manchmal klaut sie für sich und ihrer Mutter ein paar Leckereien aus der Palastküche. Wenn sie etwas Wertvolles stiehlt, dann nur zum Vergnügen und um es wieder zurückzugeben.&lt;/div&gt;
  138. &lt;div&gt;
  139. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  140. &lt;div&gt;
  141. Was auffällt, ist die quasi-historische Rahmung der Geschichte. Die Erzählerin gibt zu Beginn ihre Wissenslücken zu (sie weiß nicht, wie General Pan wirklich heißt). Und am Ende nennt sie ihre Quelle: Ein Bürgermeister stellt Nachforschungen über Personen aus der Jianghu an, die unerkannt in der Hauptstadt leben. Er hat die Geschichte aus dem Mund zweier unmittelbar Beteiligter, nämlich Pan und Wang Chao, erfahren. Dass der Name der Heldin bis zum Ende nicht genannt wird, heißt wohl, dass der General und der Detektiv über ihre Identität Verschwiegenheit bewahrt haben.&lt;/div&gt;
  142. &lt;div&gt;
  143. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  144. &lt;div&gt;
  145. Das aus zahlreichen Wuxia-Filmen bekannte Qinggong gibt es übrigens tatsächlich. Natürlich können Menschen, die Qinggong beherrschen, nicht wirklich schweben, weil, nun ja, die Schwerkraft existiert. Aber echtes Qinggong kann schon auch ganz beeindruckend aussehen, wie folgendes Video zeigt:&lt;/div&gt;
  146. &lt;div&gt;
  147. &lt;br /&gt;&lt;/div&gt;
  148. &lt;div class=&quot;separator&quot; style=&quot;clear: both; text-align: center;&quot;&gt;
  149. &lt;iframe allowfullscreen=&quot;&quot; class=&quot;BLOG_video_class&quot; height=&quot;266&quot; src=&quot;https://www.youtube.com/embed/Vd0LjSx-5BM&quot; width=&quot;320&quot; youtube-src-id=&quot;Vd0LjSx-5BM&quot;&gt;&lt;/iframe&gt;&lt;/div&gt;
  150. &lt;/div&gt;
  151. </description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/07/general-pang-der-alte-detektiv-und-das.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><media:thumbnail xmlns:media="http://search.yahoo.com/mrss/" url="https://img.youtube.com/vi/Vd0LjSx-5BM/default.jpg" height="72" width="72"/><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-9117250824183747652</guid><pubDate>Tue, 30 Jun 2020 19:32:00 +0000</pubDate><atom:updated>2020-08-13T19:00:05.440+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Rezensionen</category><title>One-Armed Against Nine Killers (1976)</title><description>&lt;p&gt;&lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;Alternativtitel: One-Armed Swordsman vs. Nine Killers · (Rassistischer) deutscher Titel: Der Foltergarten der gelben Schlange · Regie: Hsu Tseng-hung · Drehbuch: Yao Ching-kang · Musik: Huang Mao-shan · Kamera: Chiang Hong-hin, Li Shih-chieh · Schnitt: Kwok Ting-hung.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;
  152. &lt;br /&gt;
  153. Wenn das Einarmigen-Subgenre des Wuxia-Films in Form von&lt;i&gt; &lt;a href=&quot;https://hermanstadt.blogspot.com/2020/03/the-one-armed-swordsmen-1976.html&quot;&gt;The One-Armed Swordsmen&lt;/a&gt;&lt;/i&gt; mit einem Knall zu Ende ging, dann spielt sich der gleiche Vorgang in&lt;i&gt; One-Armed Against Nine Killers&lt;/i&gt; mit einem Wimmern ab. Beide Filme erschienen im gleichen Jahr, in beiden spielt (natürlich) Jimmy Wang Yu mit. Bei beiden Filmen war Wang nicht nur als Hauptdarsteller in den kreativen Prozess involviert.* Aber während&lt;i&gt; Swordsmen&lt;/i&gt; spannend und verrückt ist, ist&lt;i&gt; Nine Killers&lt;/i&gt; ein durchsichtiger Versuch, noch ein paar Peseten mehr aus dem Einarmigen-Motiv herauszuschinden.&lt;br /&gt;
  154. &lt;br /&gt;
  155. Der Film trägt seine gesamte Handlung im Titel: Der einarmige Liu (Jimmy Wang Yu) latscht durch die Gegend und eliminiert der Reihe nach die neun Mörder, die seine Familie umgebracht haben.&lt;br /&gt;
  156. &lt;br /&gt;
  157. Sehr unangenehm ist, dass die meisten Kontrahent:innen Lius als in irgendeiner Weise effeminiert oder abjekt dargestellt werden, was der Film mit der robusten Männlichkeit seines Protagonisten kontrastiert. Eine unfreiwillig komische Ausnahme bildet der Typ, der mit einem zwei Meter langen Riesenschwert auf Liu losgeht. Dazu fällt mir allerdings auch nur ein: Manchmal ist ein Phallussymbol eben nur ein Phallussymbol.&lt;br /&gt;
  158. &lt;br /&gt;
  159. Wang agiert den ganzen Film hindurch bemerkenswert lustlos. Lediglich in der klimaktischen Kampfszene kommt er etwas in Fahrt. Das wiederum bringt nicht viel, denn die Kampfszenen des Films sind (in der englisch synchronisierten Fassung jedenfalls) zu großen Teilen der Zensur zum Opfer gefallen. Gekürzt wurden sie auf eine so dilettantische Weise, wie ich es selten gesehen habe.&lt;br /&gt;
  160. &lt;br /&gt;
  161. Was soll ich sagen? Es ist schade um das Zelluloid, das für diesen Film verschwendet wurde.&lt;br /&gt;
  162. &lt;br /&gt;
  163. &lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;* Bei &lt;i&gt;One-Armed Swordsmen&lt;/i&gt; führte er gemeinsam mit Co-Hauptdarsteller David Chiang Regie; bei &lt;i&gt;Nine Killers&lt;/i&gt; war er Produzent.&lt;/span&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/06/one-armed-against-nine-killers-1976.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item><item><guid isPermaLink="false">tag:blogger.com,1999:blog-7135020945775760693.post-4927364676151006135</guid><pubDate>Tue, 19 May 2020 06:00:00 +0000</pubDate><atom:updated>2023-06-23T17:03:07.616+02:00</atom:updated><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Bewegte Bilder</category><category domain="http://www.blogger.com/atom/ns#">Rezensionen</category><title>Heroes Among Heroes (1993)</title><description>&lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;Alternativtitel: Fist of the Red Dragon · Regie: Yuen Woo-ping · Drehbuch: Lau Tai-muk u.a. · Musik: William Wu · Kamera: Ma Koon-wa, Stephen Poon · Schnitt: Kwok Ting-hung.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;
  164. &lt;br /&gt;
  165. Wong Feihung (1847–1925) war ein legendärer kantonesischer Kampfkünstler. In den Geschichten, die über ihn erzählt werden, sind Sage und Historie untrennbar vermischt. Belegt ist aber dies: Schon sein Vater, Wong Keiying, war ein berühmter Kämpfer, der zu den Zehn Tigern von Kanton gehörte. Wong junior begleitete schon im Kindesalter seinen Vater, wenn dieser auf den Straßen und Plätzen seine Kampfkunst zur Schau stellte.&lt;br /&gt;
  166. &lt;br /&gt;
  167. Als Erwachsener eröffnete Wong eine Klinik für traditionelle chinesische Medizin in einem Örtchen, das heute zur Stadt Guangzhou gehört. Zugleich unterrichtete er seine Kampfkunst. 1924 brannte Wongs Klinik nieder, als es zu Kämpfen zwischen der Händlervereinigung von Guangzhou und Guomindang-Truppen kam. Wong erholte sich nicht von diesem Schlag und starb im Jahr darauf.&lt;br /&gt;
  168. &lt;br /&gt;
  169. Umfangreicher als diese dürren Fakten sind die zahlreichen Sagen, die sich um Wongs Person ranken. So soll er der Guerilla der Schwarzen Flaggen angehört haben, die in Vietnam gegen den französischen Kolonialismus kämpfte. Eine der beliebtesten Geschichten über Wong erzählt, dass er von Bettler So, einem Freund seines Vaters, einen legendären Kampfstil gelernt haben soll.&lt;br /&gt;
  170. &lt;br /&gt;
  171. So Chan, genannt Bettler So, war wie Wong senior einer der Zehn Tiger von Kanton.* Er war ein Meister des trunkenen Faustkampfs (in Kung-Fu-Filmen meist Drunken Style genannt). In diesem Stil werden die Bewegungen Betrunkener imitiert und für den Kampf genutzt. Die Sage machte daraus, dass die Praktizierenden des trunkenen Faustkampfs unablässig Wein trinken müssen, da sie im nüchternen Zustand kampfunfähig seien. Es heißt, Bettler So habe Wong Feihung im trunkenen Faustkampf unterrichtet.&lt;br /&gt;
  172. &lt;br /&gt;
  173. Yuen Woo-pings Filmographie ist eine Art Kompendium der Sagen und Legenden, die sich um die chinesischen Kampfkünste angesammelt haben. Die Figur des Bettler So fasziniert Yuen ganz besonders. Schon sein zweiter Film &lt;i&gt;Sie nannten ihn Knochenbrecher&lt;/i&gt; (1978) widmete sich der Begegnung zwischen So und Wong.&lt;br /&gt;
  174. &lt;br /&gt;
  175. Ganz wie Yuens weitere Frühwerke war &lt;i&gt;Sie nannten ihn Knochenbrecher&lt;/i&gt; eine vom klassischen Slapstick-Humor beeinflusste Kung-Fu-Komödie. Darin ist Wong (Jackie Chan) ein jugendlicher Draufgänger, der von So (Simon Yuen, der Vater des Regisseurs) auf reichlich brutale Art diszipliniert wird.**&lt;br /&gt;
  176. &lt;br /&gt;
  177. Fünfzehn Jahre später widmete sich Yuen in &lt;i&gt;Heroes Among Heroes&lt;/i&gt; noch einmal dem gleichen Stoff, aber auf ganz andere Weise. Hier ist Meister Wong (Wang Jue) ein erwachsener Mann und So (Donnie Yen) ein Jugendlicher. Außerdem flicht Yuen die Handlung in einen historischen Hintergrund ein, nämlich die Ereignisse, die zum Ersten Opiumkrieg (1839–42) führten. Dabei schert Yuen sich nicht groß um die Chronologie, denn zu dieser Zeit war der historische Wong ja noch gar nicht geboren.&lt;br /&gt;
  178. &lt;br /&gt;
  179. Die Handlung von &lt;i&gt;Heroes Among Heroes&lt;/i&gt; setzt mit einer weiteren historischen Person ein: dem Beamten Lin Zexu (Pau Fong), der vom Daoguang-Kaiser beauftragt wird, gegen den illegalen Opiumhandel vorzugehen. Im 19. Jahrhundert verkaufte die British East India Company massenhaft Opium nach China. Dadurch flossen beträchtliche Mengen chinesisches Kapital in die Taschen der Company.&lt;br /&gt;
  180. &lt;br /&gt;
  181. Im Film begibt sich Lin nach Guangzhou. Er bittet seinen Freund Wong, ihm im Kampf gegen das Opium beizustehen. Fortan unternehmen Wongs Schüler an der Seite von Lins Soldaten Razzien in Opiumhöhlen und durchsuchen westliche Handelsschiffe.&lt;br /&gt;
  182. &lt;br /&gt;
  183. Es gibt aber einen, der mit ganz anderen Plänen in der Stadt eintrifft: Prinz Barac (Hung Yan-yan), der Bruder des Kaisers, will den Opiumhandel legalisieren und staatlich monopolisieren. Er verbündet sich ebenfalls mit einem Kampfkunst-Klan, dem Feuerlotus,*** um Lins Politik zu durchkreuzen.&lt;br /&gt;
  184. &lt;br /&gt;
  185. So Chan als Protagonist ist ein junger Mann aus vermögender Familie. Er wächst bei seinem Vater (Ng Man-tat) und seiner Tante (Sheila Chan) auf. Heimlich gehört So der Bettlersekte an, deren Meister (Kwan Hoi-san) ein Ersatzvater für ihn ist.&lt;br /&gt;
  186. &lt;br /&gt;
  187. Die Bettlersekte hält sich aus den Auseinandersetzungen ums Opium heraus, ist aber mit dem Feuerlotus verfeindet. Als So eine Schlägerei mit dem Feuerlotus provoziert, kommt es versehentlich zu einer Explosion. Zahlreiche Unbeteiligte werden verletzt, die Meister Wong in seiner Klinik behandeln lässt. Zornig fordert Wong von So, er möge die Verletzten um Entschuldigung bitten. So, der Inbegriff des hochmütigen jungen Kämpfers, verweigert das.&lt;br /&gt;
  188. &lt;br /&gt;
  189. Mehr Erfolg bei So hat Prinzessin Yiteh (Fennie Yuen), einer Nichte Prinz Baracs. Die Prinzessin wuchs in Großbritannien auf. Sie trägt westliche Männerkleidung, gibt eine Zeitung heraus, engagiert sich gegen den Opiumhandel und für Frauenbildung.&lt;br /&gt;
  190. &lt;br /&gt;
  191. Prinz Barac will verhindern, dass So sich dem Anti-Opium-Lager anschließt. Er wanzt sich an den Jungen heran und packt ihn bei seiner Eitelkeit: Nur Schwächlinge seien gegen Opium. Charakterstarke Menschen könnten dagegen so viel rauchen, wie sie wollen, ohne süchtig zu werden. Und So lässt sich verlocken und verfällt dem Opium ...&lt;br /&gt;
  192. &lt;br /&gt;
  193. Yuen stellt So Chan in diesem Film als übermäßig selbstsicheren »jungen Meister« dar, der sich erst einmal seiner Grenzen bewusst werden muss, bevor er zum wahrhaft rechtschaffenen Helden wird. Meister Wong und der Meister der Bettlersekte treten dabei als seine Mentoren auf.&lt;br /&gt;
  194. &lt;br /&gt;
  195. Ich mag Yuen Woo-pings Filme aus der ersten Hälfte der neunziger Jahre (wie&lt;i&gt; Tai Chi Master&lt;/i&gt; ‒ samt der losen Fortsetzung&lt;i&gt; Tai Chi Boxer&lt;/i&gt; ‒ und &lt;i&gt;Iron Monkey&lt;/i&gt;) sehr. Das trifft grundsätzlich auch auf&lt;i&gt; Heroes Among Heroes&lt;/i&gt; zu. Allerdings hat dieser Film ein ziemliches Problem: Auch nachdem er sich Mitte der achtziger Jahre vom Genre der Kung-Fu-Komödie verabschiedete, baute Yuen gern komödiantische Elemente in seine Filme ein. Das ist mal mehr, mal weniger gelungen, in diesem Fall allerdings völlig misslungen.&lt;br /&gt;
  196. &lt;br /&gt;
  197. Es sind Sos Vater und Tante, die als&lt;i&gt; comic relief&lt;/i&gt; dienen sollen, aber mit jedem einzelnen Auftritt einfach nur an den Nerven kratzen. Leider sind sie auch kein bisschen in die restliche Handlung integriert, was die Irritation noch erhöht. Angesichts eines sonst sehenswerten Films ist das sehr schade.&lt;br /&gt;
  198. &lt;br /&gt;
  199. Auf ganz andere Weise für Irritation mag ein Wendepunkt im Plot sorgen, den zu verraten sicherlich kein arger Spoiler ist: Natürlich schafft So es im Laufe des Films, seine Opiumsucht wieder los zu werden. Dies geschieht mit Hilfe des Meisters der Bettlersekte. Die eine oder der andere wird es reichlich problematisch finden, auf welche Weise der Meister seinen Zögling kuriert ‒ nämlich indem er ihm das Saufen beibringt.&lt;br /&gt;
  200. &lt;br /&gt;
  201. Das wirkt auf den ersten Blick so, als würde eine Sucht durch die andere ersetzt. Im realen Leben wäre es natürlich auch so. Der Film übernimmt aber einfach nur die typische Darstellung von Alkoholkonsum, wie es im Genre üblich ist. Die sieht kurz gesagt so aus, dass es als heroisch gilt, möglichst große Mengen alkoholischer Getränke in sich hineinschütten zu können, ohne dadurch allzu betrunken zu werden. Wer viel verträgt, ist auch ein guter Kämpfer oder eine gute Kämpferin. Konsequenterweise kommen in Wuxia-Romanen und -Filmen (wie auch in Kung-Fu-Filmen) regelmäßig Figuren vor, die erst im Suff zur Höchstform auflaufen.&lt;br /&gt;
  202. &lt;br /&gt;
  203. Anders als im Film ging es im tatsächlichen Verlauf der Geschichte für den Anti-Opium-Beauftragten Lin Zexu übrigens nicht gut aus. Großbritannien entfesselte den Ersten Opiumkrieg, der mit einer bitteren Niederlage für China endete. Das Reich der Mitte wurde gezwungen, fünf Häfen für den Opiumhandel zu öffnen und Hongkong an das Empire abzutreten. Das Geschäft mit dem Opium ging also unvermindert weiter. Der Daoguang-Kaiser machte Lin zum Sündenbock und gab ihm die Schuld an dem Fiasko: Sein harter Kurs gegen den Opiumhandel, den der Kaiser zuvor selbst gebilligt hatte, habe den Krieg erst provoziert. &lt;br /&gt;
  204. &lt;br /&gt;
  205. &lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;* Er ist das historische Vorbild aller Wuxia-Helden, die im Bettlergewand durch die Lande streifen.&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;
  206. &lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;** Die schiere Anzahl der gewalttätigen und autoritären Vaterfiguren in Yuens Filmen, dazu noch manchmal von Yuens Vater selbst gespielt, ist besorgniserregend.&amp;nbsp;&lt;/span&gt;&lt;br /&gt;
  207. &lt;span style=&quot;font-size: 85%;&quot;&gt;*** Der Feuerlotus-Klan steht hier für die historische Bewegung des Weißen Lotus.&lt;/span&gt;</description><link>https://hermanstadt.blogspot.com/2020/05/heroes-among-heroes-1993.html</link><author>noreply@blogger.com (Murilegus rex)</author><thr:total>0</thr:total></item></channel></rss>

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