Trendstudie „Jugend in Deutschland“: Deutschland erlebt sein braunes Wunder

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In dieser Woche ist die neuste Auflage der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ veröffentlicht worden – und hat für Entsetzen gesorgt. Jugendliche zeigen eine zunehmende Neigung zur AfD und kämpfen mit wachsender Zukunftsangst. Die Bundesregierung muss jetzt Verantwortung übernehmen – sonst scheitert sie

Es ist eine schockierende Realität, die die neueste Ausgabe der Trendstudie „Jugend in Deutschland“ zeigt. Seit 2010 führen die Forscher Simon Schnetzer und Klaus Hurrelmann die Befragung durch. Die aktuelle Online-Umfrage unter 2042 Jugendlichen im Alter von 14 bis 29 Jahren zeigt, dass 22 Prozent bei der nächsten Bundestagswahl die AfD wählen würden. Gleichzeitig steigt der mentale Druck bei Jugendlichen. Jeder siebte ist in psychologischer Behandlung, neun Prozent äußern Suizidgedanken. Diese Zahlen sind alarmierend. Und sie müssen jetzt von der Politik ernstgenommen werden.

Populismus verstehen und bekämpfen

Als vermeintlicher Ausweg aus der zunehmenden Verzweiflung gewinnt Populismus auch unter jungen Menschen an Bedeutung. 75 Prozent der Jugend informieren sich über Social Media über Politik. Und das oft auf Plattformen, wo weitestgehend unzensiert Fake News hochgeladen werden können. Es sind Plattformen, die gerade die AfD nutzt, um mit verkürzten Darstellungen und Propaganda Werbung für sich zu machen. 

Wer dieses Problem schlicht mit Dummheit der Jugend abtut, denkt nicht weit genug. Kann man nicht mehr nachvollziehen, was in der Politik passiert, gibt man leicht auf.  Das ist eine mögliche Erklärung für die Zustimmung für Aussagen wie „weniger Migration gleich mehr Wohlstand“. Es ist noch nicht zu spät, sich als demokratische Parteien aufzuraffen und der Jugend zuzuhören. Wenn aber diejenigen, die die Entscheidungen von heute morgen spüren werden, die Politik nicht mehr nachvollziehen können, kann man die Arbeit der Bundesregierung nicht als gut bezeichnen. 

Jugend in Deutschland braucht bessere Bildung und weniger Stress

Wo Politikverdrossenheit zunimmt, wird Bildung immer wichtiger. Besonders politische Bildung muss dringend gestärkt werden. Nicht ohne Grund wissen 25 Prozent der 14- bis 29-Jährigen nicht, was sie wählen würden. Absolut unverständlich ist dann, die Mittel dafür zu kürzen. Der zuständigen Bundeszentrale für politische Bildung wurden im vergangenen Jahr 20 Millionen Euro gestrichen, viele wichtige Projekte fallen nun weg.

Verbände wie die Bundesschülerkonferenz fordern schon seit Langem, mehr psychologische Angebote direkt an Schulen zu schaffen. Derweil werden Wartelisten der Therapeuten immer länger. Klaus Hurrelmann, Herausgeber der Jugendstudie, erklärt: „Die Atmosphäre, die Corona geschaffen hat, der damit einhergehende Kontrollverlust, ist geblieben.“ Verunsicherungen und Zukunftsängsten muss man da abfangen, wo sie laut werden – an Schulen, an Unis, in Jugendzentren.

Wir brauchen Hoffnung

Was den Menschen am Leben hält, ist die Hoffnung. Rechtsruck ist kein Naturgesetz, er ist Folge einer Hoffnungslosigkeit von Menschen, gerade von jungen Menschen. Das macht ihn zum Warnsignal, das jetzt nicht überhört werden darf. Die Stimme der Jugendlichen muss nun endlich gehört und bestärkt werden – und zwar nicht nur von Rechtsextremisten und Antidemokraten.

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