Roter Sand

Flaco ist sich sicher: Seine alte Kollegschaft will ihn nun endgültig zu Fall bringen. Kurzerhand nimmt er seine eigenen Ermittlungen auf, die ihn nicht nur über die gesamte kanarische Insel treiben, sondern auch tief in die Geheimnisse des Luxushotels führen – und ihn dabei zwingen, sich mit seiner eigenen Vergangenheit auseinanderzusetzen.

Mit »Roter Sand. Mord auf Gran Canaria« betritt ein ungewöhnlicher Ermittler die Bühne, dessen trockener Humor und Schlagfertigkeit ohnegleichen sind. Simon Jägers Lesung von Eric Bergs Krimi verspricht Spannung bis zur letzten Minute.

Ein ehemaliger Polizist namens „Flaco“, unehrenhaft aus dem Dienst der Police Nationale entlassen, findet nun als Zivilist eine Leiche am Strand von Meloneras.

Es ist Nacht, eher kühl für Gran Canaria, aber es ist nunmal auch Januar. Das Meer ist ruhig und der Himmel sternenklar. In der Brust des Toten steckt eine Pitchgabel.

Dies war mein erstes großes Fragezeichen. Was ist eine Pitchgabel?! Ich bewege mich einfach nicht in den Kreisen, in denen Golfsport zur Normalität gehört.

Allerdings wirkt die Szenerie überhaupt nicht bedrohlich auf mich, durch den sehr poetischen Sprachstil am Anfang wirkt sie fast idyllisch.

Wäre da nicht der Tote.

Wir lernen die eher missliche Situation Flacos kennen, der notgedrungen als „Butlerguard“ bei einer reichen, besitzergreifenden Hotelbesitzerin arbeitet. Er hat vom Gericht die Auflage bekommen, eine Therapie zu machen, möchte eigenständig leben, ist aber (innerlich) irgendwie doch von seinem Vater abhängig, und ein Lebemann, hat aber gleichzeitig immer wieder melancholisch depressive Anwandlungen.

Und nun ist er der Hauptverdächtige im Mordfall. Da er sich nicht auf seine ehemaligen Kollegen verlassen kann, eher befürchtet er noch, extra drangsaliert zu werden, sieht er sich gezwungen, die Tat in Eigenregie aufzuklären.

Flacos innere Ambivalenz kann man auch sehr gut in den verschiedenen Szenerien erkennen, in denen er sich bei der Aufklärung des Falles bewegen muss. Von den Luxushotels, Villen, Jachten und teuren Autos bis hin zu den übelsten Absteigen, in denen Menschen gezwungenermaßen arbeiten müssen.

All diese Beschreibungen erinnerten mich sofort irgendwie an James-Bond-Filme. Auch dieses Machogehabe von Flaco, als ob er alles weiß und alles kann, vor allem in den Actionszenen. Dann ist er im nächsten Moment ein Häufchen Elend, wenn nicht alles so geklappt hat, wie er sich das vorgestellt hat.

Selbst die poetische Sprache vom Anfang verliert sich im Laufe der Geschichte, als würde die Idylle Gran Canarias ihr wahres Gesicht zeigen, nämlich die Abgründe des Reichtums, der die Schönheit der Ursprünglichkeit oftmals zerstört.

Auf den ersten Mord folgt noch ein zweiter und schließlich ein dritter, der Flaco endlich zur Lösung der Fälle verhilft. Natürlich hängen alle irgendwie zusammen. Wenn man wirklich ganz genau aufpasst, könnte man sogar vor der offiziellen Auflösung darauf kommen, wer der/die Mörder/in ist. Aber die Erklärung, warum und wie alles zusammenhängt, war für mich eine Überraschung. Ja, hinterher wird alles klar. Aber die Auflösung bleibt spannend bis zum Schluss.

Ich bin nicht der Typ für James-Bond-artige Geschichten. Deshalb habe ich mich irgendwann etwas gelangweilt, wenn wieder einmal ein Oldtimer in seiner Schönheit gelobt wird, ein Drink degustatorisch perfekt beschrieben wird oder eine Verfolgungsszene mit widerspenstigen Frauen, die ihn später anhimmeln (natürlich nicht ohne Hintergedanken), endet.

Sehr beeindruckend fand ich die Erkenntnis am Ende des Hörbuches. In einer seiner Therapiestunde sagt er: „Gute Polizisten landen früher oder später immer beim Therapeuten, Schlechte auch. Wer nie dort hinkommt, sind die Mittelmäßigen.“ „Warum die Mittelmäßigen nicht?“ „Weil sie sich immer an die Regeln halten. Die Guten und die Schlechten tun das nicht. Wer sich an die Regeln hält, braucht nach landläufiger Meinung keinen Therapeuten.“ Wofür hält sich Flaco wohl? Sicher nicht für mittelmäßig, denn er muss ja zum Therapeuten.

Sympathisch wurde die Figur „Flaco“ in dem Moment, als er sich des Straßenhundes annahm, den er Vagabundo taufte. Ich hoffe, dieser wird ihm weiterhin ein guter Begleiter in der Buchreihe werden.

Wer James-Bond-Filme mag, ist mit diesem Buch bestens bedient.

Eric Berg weiß, wovon er schreibt, er kennt die Orte, die Menschen und Begebenheiten auf Gran Canaria gut. Das merkt man schnell. Wenn man die Buchversion kauft, gibt es anscheinend auch noch eine detaillierte Karte, so dass man die Orte nachverfolgen kann und eine Auflistung typischer spanischer Wörter, die verwendet werden, wobei ich auch ohne Spanischkenntnisse da beim Hören keinerlei Probleme empfand.

Der Erzähler, Simon Jäger, hat eine angenehme Stimme mit einem wunderbaren Timbre. Ich könnte ihm sehr lange zuhören. Schwierig war für mich bei diesem Hörbuch, dass er irgendwie nur eine Stimmlage für Männer und eine für Frauen hat. Zumindest konnte ich keine großen Unterschiede feststellen. Das bedeutet aber auch, dass man sich sehr konzentrieren muss, um zu verstehen, welche Person gerade spricht. Und noch ein kleiner Sidefact, die etwas falsche Aussprache von Bougainvillea(en) hat mich irgendwann sehr genervt. Diese Pflanze scheint sehr häufig vertreten zu sein auf Gran Canaria vor als ich dachte. Auch das Wort „Jolle“ wird seltsam ausgesprochen.

Roter Sand

Titel: Roter Sand. Mord auf Gran Canaria

Autor/in: Berg, Eric
Sprecher/in: Jäger, Simon
Laufzeit: 514 min.
ISBN: 978-3-7424-3102-8
Verlag: Der Audio Verlag
Preis: 20,00 €
Erscheinungsdatum: 14. März 2024

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