Doppelte Symbiose

Im März raschelt es relativ oft zwischen den Efeublättern. Unsere Amseln lieben Obst, und nach dem Winterfrost scheinen die bläulichen Steinfrüchte endlich weich und reif genug.

Mit jedem Bissen nimmt die Amsel mehrere Samen auf, um sie an anderer Stelle wieder anzupflanzen. Es ist das Ende einer Geschichte, die ein halbes Jahr zuvor ihren Anfang nahm. Im September waren die Blüten des Efeus bei den Bestäubern genauso beliebt, wie es jetzt im Frühling die Früchte bei den Vögeln sind. Die folgenden Fotos habe ich im Herbst an der gleichen Stelle aufgenommen.

Pflanzen mussten im Laufe ihrer Evolution in verschiedenste Symbiosen investieren, um sich erfolgreich durchzusetzen. Der Efeu hat dabei einen eigenwilligen Zeitplan gewählt, um die Mitbewerber auszustechen. Sowohl seine Blüten als auch seine Früchte scheinen unwiderstehlich. Tatsächlich sind sie aber zu ihrer Jahreszeit fast konkurrenzlos. Im Herbst blüht er als einer der letzten, und frisches Obst ist zu Frühlingsbeginn eine Seltenheit. Die Amsel weiß den seltenen Leckerbissen zu schätzen und stopft eine Frucht nach der anderen in sich hinein. Auch sie hat ihre Konkurrenten, und nur wer zur rechten Zeit am rechten Ort ist, setzt sich durch und wird satt.

Hinzu kommt, dass der Efeu erst blüht und Früchte bildet, wenn er eine gewisse Größe erreicht hat. Sobald er an einem neuen Standort angekommen ist, bildet er lieber Ausläufer. Das ist die billigere Form sich zu vermehren, denn Symbiosen sind halt auch Beziehungen und folglich anstrengend.

28 Kommentare zu „Doppelte Symbiose

      1. In unserem Garten gibt es an einer Birke eine schöne blühende und fruchtende Altersform vom Efeu, der gerade wieder sehr gefragt ist als Nahrungsquelle und Nistplatz. Ich hoffe, die Birke lebt noch lange, aber Efeu kann älter werden.

        Gefällt 1 Person

      2. Ja, der Efeu lebt länger, und dem ist die Birke relativ egal. Wir haben eine vor Jahren verstorbene Eberesche, da steht nur noch der Rumpf, bedeckt mit Efeu.

        Gefällt 1 Person

    1. Bei den Bäumen glaub ich das, denen scheint das nichts zu machen, aber eine Holzhütte, wo sich der Efeu drüber zieht, wird schnell morsch. Da hilft kein Holzschutz.

      Like

      1. Meine ist genau an den Stellen morsch, wo der Efeu nicht wächst. aber er versucht schon mal, sich durch ein kaputtes Fenster reinzuschleichen. Ich meinte aber auch Hausfassaden.

        Gefällt 1 Person

      2. Gemauerten Fassaden wird er sicher weniger anhaben können, aber diese Spreizhärchen, die er am Trieb ausfährt und mit denen er sich festhält, die sollte man von empfindlichen Oberflächen weghalten. Das hat Kraft.

        Like

      3. Nö, die Hafftwurzeln tun nix. Mir ist im Sturm ein großes Stück Efeu von der Garagenwand abgerauscht. Darunter war die Wand blütenweiß, trocken und wie neu. Ganz im Gegensatz zu den Teilen der Garage, an denen kein Efeu wuchs.

        Like

      4. Nochmal: Efeu schützt Fassade! Die Garage ist älter als ich, ich habe keine Ahnung wann die zuletzt gestrichen wurde und der Efeu ist mindestens 40 Jahre dran.

        Gefällt 1 Person

  1. Das ist mal eine wunderbar effektive Rundumnutzung. So clever ist die Natur!
    Selbst hier auf dem Balkon hatte ich einmal Amselbesuch. Der Herr Anselm machte sich über die wenigen Beeren, des Efeus im Topf her. Er musste sich schon anstrengen zu landen, aber war richtig schleckig und hat nicht eine Beere übrig gelassen. 🙂

    Liebe Grüße,
    Syntaxia

    Gefällt 1 Person

      1. Bei mir sind es die Ringeltauben, die Efeufrüchte fressen und Kerne auskacken. Ich meine, ich hatte dazu mal was geschrieben, finde es aber nicht mehr.

        Gefällt 1 Person

      2. Gut zu wissen. Wir haben ein Türkentaubenpärchen, das manchmal vorbeikommt. Beim Efeu habe ich sie aber noch nicht gesehen. Es gibt andere, kleinere Vögel, die dort herumhuschen, aber keine, die sich bislang so gut fotografieren haben lassen wie meine Amsel.

        Like

      3. Die Kleinen nutzen den Efeu gerne als Brutplatz oder zum Insektenfang. Vor einigen Jahren gab es mal Stapelbrut der Rotkehlchen an dem Garagenefeu.

        Gefällt 1 Person

Hinterlasse einen Kommentar