Zu Besuch bei Katharina Hoppe von Limes Design

Heute bin ich wieder mit dem Skoutz unterwegs. Wir reisen zu Katharina Hoppe von Limes Design. Das von ihr gestaltete Buchcover für „Torn into Pieces“ wurde von unserer Jurorin Laura Newman auf die diesjährige Midlist Buchcover gewählt. Wir sind schon sehr Neugierig, was Katharina uns zu erzählen hat und wie unser Gespräch wird. Voller Elan sind wir unterwegs und schon sind wir auch angekommen.

Heike zu Besuch bei Katharina Hoppe, die sich vorstellen könnte eine Krähe zu sein und wenn ihr jemand einen Schokoriegel gibt, darüber glücklich ist.

Hallo liebe Katharina. Schön dass wir dich besuchen dürfen, wir freuen uns sehr darüber. Skoutz und ich sind einigermaßen nervös und ich würde vorschlagen, wir fangen einfach an, OK? 

Wenn du ein Tier wärst, wärst du ein …? (Und warum?)

Laut Onlinetests changiere ich zwischen Papagei (was ich nun überhaupt nicht sehe, denn übermäßig gesprächig und schillernd bin ich eigentlich nicht), Katze (schon eher) und Adler (das trifft es bis auf den Jäger-Aspekt schon ziemlich genau).

Da kann man sich auch nicht immer drauf verlassen 😀

Denn auch wenn karrierebibel.de in Bewerbungsgesprächen offenbar davon abrät, war meine erste Assoziation eine Krähe.

Aha, Warum?

Weniger wegen ihres diebischen Images, sondern des interessierten, ironischen Charakters (zumindest unterstelle ich Krähen oft, dass sie öfter die Augen rollen würden, wenn sie könnten) sowie ihr ambivalentes Auftreten Menschen und Artgenossen gegenüber: Nähe und Distanz, Freiheit und Sesshaftigkeit.

Womit kann man dich im Alltag glücklich machen?

Mit Quality Time, einem offenen Ohr, mit Vertrauen in mich und meine Fähigkeiten, aber auch ganz einfach mit einem Schokoriegel. 😉

😀 

Wir alle haben Wünsche, für uns, für die Welt. Was sind deine und was tust du, damit deine Wünsche in Erfüllung gehen?

Die Sache mit Wünschen ist ja laut Geburtstagskuchenlogik, dass man die wirklich großen besser geheim hält.

OK das überzeugt natürlich!

Im weiteren Sinne wünsche ich mir, dass ich in 20 Jahren noch in einer Welt lebe, die lebenswert ist, ich wünsche mir, dass ich meinen Katzen irgendwann nicht nur einen Balkon, sondern auch Garten bieten kann.

Deine Katzen wären bestimmt auch sehr erfreut darüber

Und natürlich wünsche ich mir, dass die längerfristigen Projekte, an denen ich aktuell arbeite, Erfolg haben werden und mir beruflich neue Chancen eröffnen. Hierfür arbeite ich viel in meiner Freizeit und gehe während der Arbeit Kompromisse ein in der Hoffnung, dass es sich langfristig lohnen wird. Manifestation ist das Stichwort.

Welches Buch hat dich am meisten geprägt? (Bei Designern auch alternativ: Welches Bild)

Nachdem ich auf die erste Frage „Krähe“ geantwortet habe, ohne diese hier gelesen zu haben, steht wohl einmal mehr fest, wie sehr mich Max Porters „Trauer ist das Ding mit Federn“ geprägt hat. Darin geht es nämlich um eine trauernde Familie, vor deren Tür plötzlich eine riesige, ruppige, stinkende Krähe steht und verkündet, dass sie so lange bleiben wird, bis sie nicht mehr gebraucht wird.

Oh das kenne ich gar nicht, muss ich mir anschauen!

Es ist ein Buch, das auf vielen Ebenen nachwirkt und mit dem ich eher ein Gefühl als eine Geschichte verbinde. Der Schreibstil ist außergewöhnlich, Prosa und Lyrik, Realität und Fiktion verschwimmen, Worte werden wirr, scheinbar zusammenhangslos aneinandergereiht, sogar neu erfunden – es ist ein Kunstwerk. Krähe mit seiner ganz eigenen animalischen Art zu denken und zu handeln ist übrigens meine liebste fiktionale Figur.

Spricht mich auf jeden Fall sehr an 

Bleiben wir kurz bei Vorbildern. Mit welchem bekannten Künstler wirst du so gar nicht warm? Und wessen Arbeit hätte deiner Meinung nach mehr Fans verdient und warum?

Sie haben meine Unterstützung überhaupt nicht nötig, aber weil ich sie so grandios finde, möchte ich an dieser Stelle die Illustratorin und Autorin Lea Melcher, deren Bilder mir jeden Tag ein Lächeln aufs Gesicht zaubern und meine Lieblingscoverdesignerin Micaela Alcaino (wie kann man nur so unglaublich talentiert sein) shoutouten.

Perfekt

Wie bist du zum Coverdesign gekommen?

In meiner Freizeit habe ich immer mal wieder privat oder für Nebenjobs gephotoshopt . 2019 nahm ich spontan am Carlsen Impress Coverwettbewerb teil, wo ich wider erwarten mit einem Entwurf ins Finale kam (aus heutiger Sicht: how? ;D).

Na, das wird ja seinen Grund gehabt haben!

Sämtliche anderen Finalcover waren von „richtigen“ Coverdesigner:innen erstellt worden, sodass ich, gerade fertig mit dem Bachelor und ein paar Praktika, aber noch keinen längerfristigen Plan in petto (schon gar nicht, als Corona auf die Welt zurollte), auf die Idee kam, das ganze einfach nebenbei anzugehen. Das wichtigste Branchenwissen hatte ich mir durch mein Studium und meine Bloggertätigkeit bereits angeeignet.

Klingt sehr arbeitsaufwendig aber es hat sich ja gelohnt, dass du das angegangen bist!

Coverdesign ist ja mehr als normales Verpackungsdesign. Wie wichtig ist es dir, die Geschichte, die hinter deinem Cover steht, zu kennen? Wie stimmst du dich auf das Buch ein?

Einerseits ist es mir wichtig, nicht nur drei Stichworte hingeworfen zu bekommen, denn ich liebe versteckte Details und Easter Eggs, andererseits schätze ich eine gewisse Distanz zum Text. Kennt man eine Geschichte zu gut, verliert man das Wesentliche leicht aus den Augen, was ja auch der Grund ist, dass manche Coverdesigner:innen die Cover zu ihren eigenen Büchern an andere abgeben.

Klingt sehr nachvollziehbar

Ich brauche genug Informationen, um ein Gefühl für die Geschichte zu bekommen und festzustellen, ob die Kund:in und ich das Buch hinsichtlich der Zielgruppe ähnlich oder ganz unterschiedlich einschätzen, was dann natürlich einen wesentlichen Einfluss auf die Covergestaltung hat.

Welche Design-Aufgaben fallen dir besonders schwer und wie meisterst du sie trotzdem?

Besonders schwierig wird es für mich, wenn die Kund:innen etwas umgesetzt haben wollen, von dem ich dringend abrate.

Ja das kann ich mir gut vorstellen

Hier bin ich als Dienstleisterin gezwungen, designtechnische Anpassungen vorzunehmen, die ich so niemals entscheiden würde – trotzdem steht am Ende mein Name im Impressum. So dramatisch wie es klingt, war es zum Glück bisher nie, aber der Punkt der eingeschränkten künstlerischen Freiheit ist definitiv eine Hürde, die ich oft spüre.

Klingt nachvollziehbar und schwer

Vor allem, wenn am anderen Ende nicht nur eine Person sitzt, sondern ein ganzes Team, in dem jeder eine andere Meinung zum Entwurf hat und das an mich weitergeleitete Feedback aus Kompromissen besteht. Doch wenn die Kund:innen am Ende zufrieden mit dem Cover sind, bin ich auch glücklich – nichts muss unbefriedigender sein als eine nur halbwegs zufriedene Kund:in.

Was ist dir bei deinen Designs am wichtigsten, worauf achtest du besonders?

Die Schrift! Das Motiv kann noch so atemberaubend gestaltet sein, wird es mit der falschen Schrift versehen, wird sie falsch platziert oder bearbeitet, kann ein High End Design plötzlich erschreckend amateurhaft wirken.

Oh das wäre dann echt ein Problem

Besonders bei illustrierten Covern von fantastischen Künstler:innen tut mir das manchmal richtig weh.

Es heißt, jeder Künstler muss ein bisschen wahnsinnig sein. Was ist dein Schuss „Wahnsinn“?

Es ist weniger Wahnsinn als vielmehr ein Tick: Alles, was mir grafisch gefällt, screenshote oder fotografiere ich – und sehe es mir mit hoher Wahrscheinlichkeit in den Tiefen meines Handyspeichers nie wieder an.

Ui

Das sollte ich dringend angehen.

Wie lange (in Zeit und Versionen) brauchst du bis zum fertigen Cover?

Das ist unterschiedlich, bei guten Briefings passt oft schon der erste Entwurf. Bei größeren Aufträgen mit mehreren Entscheidungsträgern im Hintergrund (und in der Regel auch weniger gutem Briefing, weil die Ansprechpartner:innen die Bücher zum Teil nicht selbst gelesen haben) gibt es auch gut mal drei, vier Überarbeitungsrunden oder weitere Entwürfe. Ein gutes Cover lässt sich jedenfalls nicht mal eben in 5 Stunden zaubern.

Ja absolut verständlich!

Auch die Dauer von Überarbeitungsrunden wird grundsätzlich unterschätzt.

Ich mach das ab sofort jedenfalls nicht mehr!

Was würdest du noch gerne lernen und wozu?

Die bessere Frage wäre, was ich nicht gerne lernen würde.

😀 

In Bezug auf Design setze ich mich aktuell mit 3D-Programmen und Stofflichkeit auseinander, weil ich solche Cover (meist aus dem Fantasybereich) handwerklich sehr interessant finde.

Welcher Moment im Leben hat dich besonders geprägt?

Das bleibt ein Geheimnis.

OK – ich bohr auch nicht nach!

Was sollen deine letzten Worte sein?

Keine Worte, ein Lächeln. 🙂

Das ist ja schön 

Und womit soll dieses Interview enden?

Mit einem großen Dankeschön für die Nominierung und Glückwunsch an all meine Kolleg:innen!

Liebe Katharina, vielen lieben Dank für deine Zeit. Wir haben unser Gespräch sehr genossen und es war unheimlich interessant!

Mehr über Katharina Hoppe und ihre Projekte erfahrt ihr auf:

Homepage: http://www.limes-design.com

Instagram: http://@limesdesign

 

Gerne möchten wir euch auch noch zwei besonders gelungene Cover von Katharina vorstellen

 

 

 

 

 

 

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