Next Stop Kreta & Kos Endlich wieder reisen!

Es ist ruhig an diesem Sonnabendabend. Dort, wo sich an der Promenade von Chersonissos normalerweise, jetzt in der Hochsaison, die Touristen vorbei schieben und die Blaue Stunde und den grandiosen Sonnenuntergang genießen, sind kaum Menschen zu sehen. Auch im wunderschönen Hotel Serita Beach mit seinem üppigen Garten und den alten Olivenbäumen sind kaum Gäste. Im Restaurant mit Blick aufs Meer sitzen Pia Richter und Sascha Vieweg beim Abendessen. Doch fast wäre der Urlaubstraum für die Hebamme in Ausbildung und den Elektriker geplatzt.

Am Montag zuvor hatten die beiden Leipziger eine Stornierung vom Reiseveranstalter FTI bekommen. Es gäbe keine Flüge. „Wir wollten aber unbedingt hierher“, erzählen die beiden. „So haben wir das Ganze selbst gebucht und auch Flüge gefunden. Urlaub perfekt.“ Das einzige, was etwas genervt habe, sei die Maskenpflicht im Flugzeug, erzählen sie. Ansonsten sei es ein Urlaub wie man ihn sich vorstellt. „Klar, man merkt, dass weniger los ist, aber das ist ja irgendwie auch ganz schön.

Kein Gedränge am Frühstücksbüffet, kein Gerangel um Pool- oder auch Strandliegen. Wir genießen unseren Urlaub.“ Die Lösung, dass nun am Frühstücksbüffet ein Mitarbeiter alles für den Gast auf den Teller legt, finden beide auch gut. „Dabei wird sicherlich weniger weggeschmissen, weil man nicht so viel nimmt und es dann gar nicht schafft.“

So wird es auch im allsun Zorbas Village gehandhabt. 650 Gäste könnten sich hier normalerweise beim Frühstück drängen. „Im Moment sind es etwa 50“, erzählt Hotelchef Daniel Bart. Trotzdem scherzt er: „Schade, dass man unter der Maske nicht sehen kann wie ich lächle. Es ist so schön, dass endlich wieder Gäste kommen.“ Seit April, dem eigentlich Start der Saison, hatte er darauf gewartet. Ebenso wie der Gouverneur Kretas, Stavros Arnaoutakis. Er und sein Commissioner for Tourism, Kyriakos Kotsoglou sind extra gekommen. Immerhin arbeiten 100.000 Kretaner im Tourismus. 50 Prozent des Einkommens der Insel wird so erwirtschaftet. Normalerweise. Wenn bis zu fünf Millionen Gäste (davon 25 Prozent aus Deutschland) auf Griechenlands größte Insel fliegen. „Wenn es gut läuft, erwarten wir 2020 um die 800.000“, prognostiziert der Gouverneur. „Wir haben im Vorfeld der Wiedereröffnung vieles getan, damit Kreta so etwas wie eine Musterregion in Zeiten von Corona wird“, fügt der Tourismuschef an. Es gab Kurse für die Hotelmitarbeiter, vor der Einreise müssen sich die Urlauber registrieren, überall gibt es Stationen, um sich zu desinfizieren.

Griechenland hatte schon sehr zeitig reagiert. Bereits am 27. Februar 2020 wurden Maßnahmen ergriffen. So gab es beispielsweise auf Kreta nur 20 Infizierte und nur einen Toten - ein deutscher Gast. Jetzt werden bei der Einreise stichprobenartig etwa 20 Prozent der Urlauber getestet. Sie müssen dann für die nächsten 24 Stunden angeben, wo sie zu erreichen sind. „Damit wir im Fall der Fälle wissen, wo wir sie finden“, sagt Kotsoglou. „Wirklich in Quarantäne müssen sie nur, wenn der Test positiv ausfällt.“ Da wird einiges im Ausland falsch berichtet.“

Wie sehr die Insulaner die Eröffnung des Flughafens am 1. Juli herbeigesehnt haben, zeigte sich bei der Landung einer Condor-Maschine aus Düsseldorf. Volkstänze direkt auf dem Rollfeld, Kamerateams, Presse und Offizielle der Insel. „Griechenland ist eines unserer wichtigsten Ziele und immerhin ist unser Unternehmen mit Reisen hierher vor einem Vierteljahrhundert gegründet worden“, sagt alltours-Pressechef Dr. Thomas Daubenbüchel. Seine Firma hat gleich das ganze Flugzeug gechartert und Reisebüromitarbeiter eingeflogen. „In den vergangenen drei Monaten haben wir so gut wie nichts verdient“, erzählt Marco Kehring, der im brandenburgischen Seelow in einem Reisebüro arbeitet. „Durch die vielen Stornierungen hatten wir zwar viel Arbeit aber ohne Provision.“ Nun gäbe es weniger Buchungen, weil die Leute verunsichert wären. „Vermutlich werden nicht alle Reisebüros überleben. Aber wir kämpfen“, sagt er. Urlaub ist aus seiner Sicht aber möglich. Trotz Maske und Auflagen. Das findet auch IT-Fachmann Andreas Hädrich aus Fredersdorf bei Berlin, der mit Frau und Tochter und Freunden Urlaub macht. „Alles kein Problem und es ist schön leer“, lacht der Union-Fan. Wir hatten zwar die Insel Kos gebucht aber weil es da noch keine Flüge gab, wurden wir umgebucht.“

Die erwähnte Leere ist überall greifbar. So hat diese Krise zynischer weise fast auch etwas Positives. Auf dem Parkplatz beim Palast von Knossos, wo sich um diese Jahreszeit die Busse stapeln, steht ein Bus. Man kann die Ruinen der ältesten Stadt Europas in Ruhe besichtigen und Fotos ohne Touristen machen. Wieder wartet ein TV-Team, um zu berichten. Die Gassen einer der schönsten Altstädte Kretas, Rethymnon, sind ebenso leer. Ein Platz in einem der Restaurants am Hafen - kein Problem. Eine romantische Stimmung. Man merkt allen an, sei es der Kellner im Restaurant, der Souvenirverkäufer, die Mitarbeiter im Hotel oder auch der Töpfer in einem kleinen Bergdorf, der in nicht mal fünf Minuten aus einem Klumpen Lehm einen Krug formt, dass sie froh sind endlich wieder arbeiten zu können. Ohne Touristen geht gar nichts.

Deshalb hoffen auch die deutschen Reiseveranstalter, dass es wieder so etwas wie Normalität gibt. Condor-Flugkapitänin Dagmar Dunkel begrüßte sogar selbst ihre Passagiere. Ihr Flugzeug<s> </s>kann immerhin wieder abheben. Etliche stehen noch geparkt, Kollegen sind in Kurzarbeit. Genauso wie bei den Reiseleitern. „Normalerweise sind wir hier 21 Im Moment nur 14.“ so Katja Ramoutsakis, die seit 26 Jahren für alltours auf der Insel Touristen betreut. Auch sie war drei Monate zur Untätigkeit gezwungen. „Von der größten Krise, schlimmer als alle Wirtschaftskrisen“, hatte der Gouverneur gesprochen. Nun hoffen er und alle, die vom Tourismus leben, auf einen Neustart.

Auf diesen Neustart wartet und hofft auch Ramoutsakis‘ Kollegin Kristin Semmer auf dem nur wenigen Schiffstunden entfernten Kos. Viel kleiner als Kreta, 2019 kamen gut zwei Millionen Touristen. „Normalerweise sind wir hier sieben Reiseleiter“, erzählt Semmer in der Lobby des Dimitra Beach Hotels. Zu Beginn der Saison, Anfang Juli waren es vier. Doch die Buchungen kamen nicht wie erwartet So sind es nur noch drei. „Unsere Wunschvorstellung für dieses Jahre ist 500.000 Gäste. Realistisch betrachtet werden aber es wohl nur die Hälfte sein, die auf die Insel kommen.“ Trotz der wenigen Gäste merkt man, dass die Hotels an ihre Grenzen kommen. Das neue System ohne Selbstbedienungsbüffets führt zu Warteschlangen. Das nervt etwas. Corana gab es übrigens auf Kos nicht. Trotzdem tragen die Hotelmitarbeiter Maske und auch in Geschäften ist es Pflicht. Eigentlich. Außer in Supermärkten hält sich kaum jemand daran.   

Die Krise indes ist überall sichtbar. Fast 30 Prozent der Hotels haben nicht geöffnet, in Kos Stadt kann man fast allein durch die Gassen der Altstadt schlendern. Ebenso wie im pittoresken Ort Zia, in den Bergen, mit dem vielleicht romantischsten Blick auf den Sonnenuntergang, wo sonst Hunderte das Naturschauspiel verfolgen, sind kaum Menschen zu sehen. „Schön dass überhaupt endlich wieder ein paar Gäste da sind“, freut sich Iwannis Diakanastasis. Erst im vergangenen Jahr hat er sein Restaurant eröffnet. Nun hat er das gesamte Frühjahr verloren und konnte erst ab Juli wieder arbeiten. „Aber wir geben nicht auf“, meint er zuversichtlich. Was er und seine Mannschaft auf die Teller bringen ist es jedenfalls Wert, dass es weitergeht. Und auch sein Weinagebot kann sich sehen lassen. Apropos Wein. Weingüter gibt einige auf Kos. Die beiden vielleicht schönsten liegen direkt an der Straße vom Flughafen nach Kos-Stadt: Petra Marinou, Hatziemmanouil und Triantafyllopoulos. Vor allem Malvasia, Syrah, Chardonnay, Assyrtiko, Merlot und Sauvignon Blanc reift an den Reben. Durchaus sehr gute Weine, die man natürlich in den Kellereien verkosten kann und noch besser in einem der Restaurants der Insel mit Blick aufs Meer oder den Sonnenuntergang genießt. Vielleicht also gerade jetzt ein Tipp die Insel zu besuchen. Man kann in Ruhe genießen.

Infokasten:

Das müssen Griechenlandurlauber beachten:

Mindestens 48 Stunden vor Reiseantritt muss eine Online-Registrierung bei den griechischen Behörden vorgenommen werden.

Ohne Registrierung keine Einreise.

https://travel.gov.gr/#/

 

Nach der Registrierung bekommt man einen QR-Code zugeschickt, den man bei der Einreise vorzeigen muss.

Bei der Einreise auf Kreta kann es dazu kommen, dass vereinzelt Passagiere ausgewählt werden und einen Corona Test ablegen müssen. Die Passagiere, die getestet werden, müssen bis zur Auswertung des Tests für die Behörden erreichbar sein, dürfen sich aber frei bewegen. 

Unter folgendem Link, finden Sie alle aktuellen Informationen bzgl. Griechenland und dem Corona-Virus:

https://www.auswaertiges-amt.de/de/aussenpolitik/laender/griechenland-node/griechenlandsicherheit/211534