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Vorstand des 9. Jugendrates ganz in weiblicher Hand

Bei mehreren Kandidatinnen und Kandidaten in allen drei Wahlgängen hätte es gestern Abend im Teo Otto Theater eine langwierige Prozedur werden können, bis der Vorstand des 9. Remscheider Jugendrats feststand. Doch die konstituierende Sitzung – Corona-bedingt schon optisch ungewöhnlich mit mehreren freien Plätzen zwischen den Teilnehmenden – verlief auch inhaltlich ganz anders, als es Gerd Dietrich Wingender, der Geschäftsführer des Gremiums, von den früheren acht Wahlen in Erinnerung hatte: Bei allen drei Wahlgängen ergab sich diesmal bereits in der ersten Abstimmung eine absolute Mehrheit, und kein einziges Mal fiel sie auf einen männlichen Bewerber. Wäre auch gar nicht möglich gewesen. Denn die traten nur bei der Wahl der ersten Vorsitzenden an (und auch nur deshalb, weil sie sich selbst zur Wahl vorgeschlagen hatten). Bei der Entscheidung über den/die 1. und den/die 2. Stellvertreter/in gab es lediglich jeweils zwei Bewerberinnen. Fazit: Burcu Aksoyek (acht Ja-Stimmen) vom Ernst-Moritz-Arndt-Gymnasium ist die Vorsitzende des 9. Remscheider Jugendrat. Ihre 1. Stellvertreterin Jeanne-Sophie Mortazawi von der Sophie-Schollschule brachte es auf elf Ja-Stimmen und Aurora Piperato von der Alexander-von-Humboldt-Realschule auf zehn. Eigentlich gar nicht so verwunderlich bei zehn weiblichen und nur fünf männlichen Jugendratsmitgliedern. Die absoluten Ergebnisse in den ersten drei Wahlen sprechen allerdings auch dafür, dass sich die gewählten drei Vorstandsmitglieder schon ein wenig aufs Netzwerken zu verstehen scheinen.

Über das Ergebnis der Wahlen zum 9. Jugendrat hatte der Waterbölles am 13. März berichtet. Die Wahl lief über fünf Tage, und bei 2.256 gültigen Stimmen ergab sich eine Wahlbeteiligung von 52,44  Prozent. „Mehr als bei den letzten Kommunalwahlen“, bemerkte Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz, als er neue und scheidende Jugendratsmitglieder im weitgehend leeren Theatersaal von der Bühne aus begrüßte. Dabei betonte er, dass die ersten Wochen ihrer Amtszeit für die neuen Mitglieder wegen der Corona-Pandemie ganz anders ausgefallen seien als erwartet: „Kein Seminar zum Einstieg, stattdessen Videokonferenzen, in  denen die Schwerpunkte der künftigen Arbeit diskutiert und festgelegt wurden. Ich freue mich sehr, dass ihr Euch, wie der vorige Jugendrat, weiterhin für eine Stadtgesellschaft einsetzen wollt, in der Diskriminierung und Rassismus keinen Platz haben. Und ich begrüße es sehr, dass ihr Euch für Nachhaltigkeit und Klimaschutz einsetzen wollt. Das sind zwei Themen, die für das Miteinander in unserer Stadt von elementarer Bedeutung sind!“

Der Oberbürgermeister machte aber auch deutlich, was ihm gegenwärtig als Politiker Sorgen bereitet: „Wir erleben derzeit, vor allem in den sozialen Medien, wie sehr manche Menschen unsere Demokratie in Frage stellen – Rechtsradikale, Identitäre, Reichsbürger, auch Mitglieder der AfD, die ja in mehreren Landesparlamenten vertreten sind, sie nutzen die Corona-Krise schamlos aus, um Freiheit und Vielfältigkeit nicht nur in Frage zu stellen, sondern von einem anderen Land zu fabulieren. Liebe Jugendratsmitglieder, Sicherlich ist es legitim und sogar erforderlich, manche Entscheidungen wie z.B. die Frage, wie Schule weitergeht, zu hinterfragen; das gehört zu einer lebendigen Demokratie. Aber dass manche Leute unter Missachtung aller aktuellen Verhaltensregeln lauthals rufen, dass man ihre Freiheitsrechte einschränkt, ist ein Treppenwitz. Denn sie tun genau das, was man ihnen angeblich nimmt: Sie können all das sagen, was sie denken!“

Den neuen Jugendratsmitglieder gab Burkhard Mast-Weisz für die nächsten zwei Amtsjahre mit auf den Weg, dass sie in besonderem Maße daran beteiligt seien, „dass Demokratie und Freiheit, aber auch Verantwortung gegenüber allen Menschen in unserer Stadt keine Worthülsen, sondern gelebte Werte bleiben!“ Gerade jetzt sei es  wichtig, den Jugendlichen eine deutliche Stimme zu geben. Viel werde darüber gesprochen, was eine Kontaktsperre für die ganz Jungen und die ganz Alten bedeute. „Aber es ist auch wichtig zu fragen, was es für Euch bedeutet, keine oder kaum Schule zu haben, kaum oder keinen Sport machen zu können, sich nicht mit der Clique treffen zu können, keine Veranstaltungen besuchen zu können!“

Der Dank des OB galt den Mitgliedern des 8. Jugendrates – „für Euren Einsatz, Eure Arbeit, Eure Fröhlichkeit. Besonders schade finde ich, dass Eure Abschlussfahrt Corona-bedingt ausgefallen ist. Ihr habt Euch sehr für die Belange der jungen Menschen in unserer Stadt eingesetzt. Ihr seid die beste Antwort auf die Phrase, dass junge Leute kein Interesse an politischer oder ehrenamtlicher Arbeit haben; Ihr habt das Gegenteil bewiesen!“ Ihre „Abschiedsurkunden“ hatten die Mitglieder des 8. Jugendratesauf ihren reservierten Plätzen vorgefunden. Eine persönliche Übergabe hatten die Corona-Regeln nicht zugelassen. Erstmals bekam auch ein stellvertretendes Jugendratsmitglied eine Urkunde: Leonie Reiß. Sie sei „ganz vorne aktiv mit dabei gewesen“, dankte ihr Gerd Dietrich-Wingender. Und auch die Glückwünsche für die neuen Mitglieder erfolgten in gebührender Distanz per Zuruf. Die Zahl der Gäste war in dieser Sitzung ohnehin recht gering: Schuldezernent Thomas Neuhaus, Egbert Willecke, Leiter des Fachdienstes Jugend, Michael Ketterer (Kinder- und Jugendförderung),  Annegret Calaminus (Regionalen Bildungsbüro), Sevinc Brilling (Kommunalen Integrationszentrum ), Lutz Heinrichs (Teo Otto Theater) und von Seiten der Politik Erden Ankay-Nachtwein (SPD) und Ottmar Gebhardt (CDU).

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