Lip- und Lipo-Lymphödem – Krankheitsbild und Therapie

Für lymphologische Krankheiten ist der zunehmend schlechtere Lymphrückfluss typisch. Diese Störungen können einerseits genetische Ursachen haben, sie entstehen andererseits auch durch äußere Beschädigungen des Lymphsystems (Operationen, Unfälle). Heutzutage können die Patientinnen – es sind mehrheitlich Frauen betroffen – mit weitgehender Behebung ihrer Beschwerden rechnen. Dazu trägt ein ganzer Komplex therapeutischer Maßnahmen bei, die in konservative und operative Therapien gegliedert sind. Sie helfen den Betroffenen, wieder mehr Lebensqualität zu erlangen.

Was ist ein Lipödem – ein Lymphödem – ein Lipo-Lymphödem?

LymphödemDas Lipödem ist eine Fettverteilungsstörung, bei der vergrößerte und verformte Fettzellen besonders an den Ober- und Unterschenkeln „Reiterhosen“ und Wülste bilden. Seltener sind Lipödeme an den Oberarmen zu finden. An den Beinen enden sie oberhalb der Knöchel, wobei die Füße ausgenommen sind. Die Schwellungen und spontanen Schmerzen bzw. Druckschmerzen nehmen tagsüber zu. Die Haut sieht weich und wellig aus (Orangenhaut), sie fühlt sich sulzig an, neigt zu „blauen Flecken“. Als Ursache für Lipödeme werden hormonelle Störungen vermutet.
Das Lymphödem zeigt sich als Flüssigkeitsansammlung (Ödem) im Zwischenzellraum. Die sichtbare Hautschwellung Im Unterhaut-Fettgewebe entsteht dadurch, dass die Lymphe nicht ausreichend schnell in den Blutkreislauf zurück transportiert wird. Es kommt zu Rückstaus, die das Gewebe mit Wasser, Eiweiß u. a. belasten und zu Entzündungen führen können. Im Gegensatz zum Lipödem sind beim Lymphödem der Vorderfuß und die Zehen auch von der Schwellung betroffen. Es kommt zur Hautfaltenverdickung von über 2 cm, die Haut fühlt sich prall an. Beim Betasten bleiben Dellen zurück, aber es verursacht keine Schmerzen. Es entsteht ein sekundäres Lymphödem, das auch Lipo-Lymphödem genannt wird. Letzteres zeigt krankhaft veränderte Lymphgefäße, Entzündungen und Verhärtungen des Gewebes.

Wie sehen die einzelnen Stadien aus?

Erste Anzeichen treten am Ende der Pubertät auf oder vor dem 35. Lebensjahr, es kann aber Personen in jedem Lebensalter treffen. 15 bis 18 Jahre nach den ersten Anzeichen eines Lipödems führt der Krankheitsverlauf zur Ausbildung eines Lipo-Lymphödems, oft zwischen dem 40. und 50. Lebensjahr. Der Krankheitsverlauf ist fließend und umfasst vier Stadien: Im Anfangsstadium ist das Ödem zwar latent vorhanden, aber noch nicht sicht- oder tastbar, aber mittels Lymphszintigramm und Ödemscanner nachzuweisen. Im nächsten Stadium ist das Ödem weich und die Schwellung geht durch Hochlagerung der Beine spontan zurück. Im Folgestadium verhärtet sich das Ödem zunehmend und wird im 3. Stadium Elephantiasis genannt. Die vergrößerten Ödeme mit Gewebeverhärtungen bringen starke Bewegungseinschränkungen mit sich. Das Lipo-Lymphödem wird auch 4. Stadium des Lipödems genannt, es kann in allen Stadien des Lipödems entstehen.

Welche Therapiemöglichkeiten gibt es?

Nach der Diagnose und Feststellung der Ursache(n) des Ödems, können konservative oder operative Therapien angewendet werden, in der Anfangsphase bzw. ergänzend eine medikamentöse Behandlung. Das Ziel der konservativen Therapie ist die Entstauung des Gewebes. Beim Ödem lässt sich mittels manueller Lymphdrainage ein verbesserter Lymphfluss, aber keine Umfangs- oder Fettreduktion der Arme und Beine erreichen. Diese lässt sich gegebenenfalls durch intermittierendeapparative Kompressionstherapie ergänzen. Durch Bewegungstherapie, Gewichtsoptimierung sowie Hautpflege wird die Entstauung optimiert. Die Erhaltungstherapie beinhaltet konservierende Maßnahmen, die einer Verschlechterung des Zustandes vorbeugen. Dazu gehört vor allem die medizinische Kompressionsversorgung. Bei Ödemen werden medizinisch wirksame Kompressionsstrümpfe, die mit computergestützter 3-D-Technik vermessen werden, erfolgreich angewendet. Bei Hautkomplikationen wird eine spezielle dermatologische Therapie durchgeführt, um Pilzinfektionen und Wundrosen zu behandeln. Die konservativen Therapien sollten ein halbes bis zu einem Jahr durchgeführt werden, bevor operative Maßnahmen unternommen werden. Das Ziel der Fettabsaugung (Lipsuktion) ist die Entfernung des krankhaften Fettgewebesa n den Extremitäten und die Verbesserung des Lymphrückflusses. Die beiden operativen Methoden der Lipsuktion – die WAL-Technik und TLA-Technik – haben sich beim Lipödem bewährt, sie schonen die Lymphgefäße. Die Bein- und Armform kann in vielen Fällen weitgehend normalisiert werden. Das Ödem ist damit nicht geheilt, aber die Patientin ist für einen sehr langen Zeitraum fast ohne Beschwerden, besonders, wenn die Lipsuktion im Frühstadium durchgeführt wird. Eine konservative Nachbetreuung ist meistens erforderlich.

Was spielt das Übergewicht für eine Rolle?

Bei Ödemen vermehrt sich das Fettgewebe krankhaft, was durch zusätzliches Übergewicht (Adipositas) noch verschlimmert wird. Vor allem behindert das Übergewicht die Bewegung, die in der Therapie eine wesentliche Rolle spielt. Deshalb sollten solche geeigneten Bewegungsarten, wie z. B. Spazierengehen, Wandern, Northern Walking, Schwimmen und Wassergymnastik ausgeführt werden. Um das Gewicht zu optimieren, ist eine Umstellung auf gesundheitsbewusste Ernährung notwendig, aber nicht durch Diäten oder Fasten. Durch Gewichtsreduktion ist mehr Bewegung möglich – und damit eine bessere Lebensqualität.


 

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