Früh übt sich, was ein Meister werden will. Dieser Spruch hat sich ausgelebt, dachte ich. Und dann sah ich das Schild.

Früh übt sich - Kinder-Gym

Ein Fitnessstudio für Kinder. Ach du dickes Ei!

(Ei als Teil einer Redewendung, nicht als despektierliche Formulierung, versteht sich)

Es gibt in New York bestimmt viele Kinder, denen es an Bewegung mangelt. Und vielleicht brauchen manche dazu tatsächlich eine Anleitung. Aber ein Extra-Trainingszentrum für Kinder in einer wohlhabenden Gegend erscheint mir eher zur Liga der Kinderkosmetikstudios zu gehören (ja, die gibt es in New York auch). Lustig, wenn es nicht so traurig wäre.

Das mit dem Üben finde ich trotzdem gut. Bis auf das Wörtchen “früh”. Ich ersetze es durch “oft”. Denn wenn “früh übt sich” tatsächlich das Ein und Alles beim Meisterinnenwerden wäre, dann wäre ich heute … Blockflötenmeisterin. Oh. Und mit dem Krabbeln habe ich noch früher angefangen, viel, viel früher als mit dem Schreiben. Aber weder Flöten noch Krabbeln übte ich so oft. Von leidenschaftlich mal ganz zu schweigen.

Jeder Mensch kann jederzeit so ziemlich alles lernen, was er will, und auch als Erwachsene noch richtig gut darin werden. Dazu braucht es viele Stunden Übung. Aber nicht möglichst wenige Kerzen auf der Diät-Geburtstagstorte.

Das glaubt ihr mir nicht? Tja, dann muss ich euch wohl ein Seniorinnen-Gymnastikstündchen suchen. Das soll ja auch im Denken beweglich machen.