[Senf] Daily Scribbling – Gedanken

Es ist abermals an der Zeit, ein paar Gedanken freien Lauf zu lassen. In den vergangenen Wochen habe ich eine neue Technik/Methode in mein Leben gelassen. Diese möchte ich gerne mit euch teilen. Dazu werden in unregelmäßigen Abstände Beiträge kommen – den Anfang macht die Idee vom täglichen Schreiben.

Sunrise Scribbling / Daydream Station

Viele Namen kursieren zu diesem Thema durch das Internet und durch die Literatur. Für mich heißt die Technik Daily Scribbling. Die Idee ist recht einfach: Kopf freibekommen, alles aufschreiben, was durch den Kopf geht und dadurch leichter und geordneter den Tag beginnen oder beenden.

Die Idee bei dieser Methode ist es, dass man die Gedanken, die einen manchmal bewusst oder unbewusst erdrücken können, ordnet und wie durch ein Ventil ablässt. Im Englischen heißt es „Mental Clutter“ – mentales Durcheinander – und das gilt es zu sortieren, aufzuräumen und im Zweifel zu beseitigen.

Das Beste: man benötigt nichts dafür. Wie man schreibt, ist komplett egal. Egal, ob du alles mit Smartphone, Laptop, Notizbuch oder einem Blatt Papier machst, alles ist möglich und vor allem erlaubt. Trotzdem gibt es einige Dinge, die man beachten sollte, damit es zuverlässig funktioniert.

Mein Weg

Mal ganz ehrlich: ich bin ein digital Native – sprich mit digitalen Dingen aufgewachsen. Meine Handschrift ist weder schön, noch kann man sie gut lesen (mich manchmal eingenommen). Ich arbeite in allen Lebenslagen mit Laptops, Tablets, Smartphones und ähnlichem. Beim Arbeiten habe ich selten auf Blattpapier gearbeitet. Egal, ob kreative Arbeit oder kleine Merkzettel, alles war und ist immer digital.

Diverse Versuche mit Bullet Journals oder kleinen Kalendern habe ich irgendwann nicht mehr gemacht. Der Zugang war meist kompliziert und nie verfügbar, wenn man es mal brauchte. In der Schule wird in meinen Augen – noch immer – zu viel auf Handschrift gesetzt. Das ist schlicht nicht mehr zeitgemäß.

Aber Stifte und die Handschrift – egal in welcher Form – haben einen oft sehr unterschätzten Vorteil, der genau für eine Auflösung der mentalen Unordnung hilfreich sein kann. Zeit. Alles muss schnell gehen und der Gedanke ist bisher nicht einmal festgehalten, dann muss schon der nächste dran glauben. So räumt man aber nicht auf, also benötigt man genau das Gegenteil: eine Entschleunigung.

Über Umwege bin ich zu meiner Lösung gekommen – die ich in einem weiteren Beitrag genauer beleuchten werde. Andere Optionen auf dem Markt sind ebenfalls verfügbar. Wichtig ist hier seinen eigenen Weg zu finden – kopiert nicht von anderen, lasst euch inspirieren, probiert aus und bewertet für euch. Ich habe meinen Weg gefunden.

Form

Leicht meditativ angehaucht geht es beim Daily Scribling darum, sich Zeit zu nehmen und alles, was einem in den Sinn kommt aufzuschreiben. Dabei spielen Grammatik oder Rechtschreibung keine Rolle – nur nicht ablenken lassen. Logisch kann man das auch am PC machen, ABER wenn man dazu einen Stift nimmt, dauert es viel länger. Wenn ich einen Text tippe, bin ich viel schneller, mit dem Stift kann ich über das Geschriebene und das, was da noch kommt, nachdenken. Oft denke ich beim Schreiben schon über den nächsten und übernächsten Satz nach, durch die langsamere Schreibweise, denke ich über die Worte und die Bedeutung nach und verändere und ergänze automatisch. Ich reflektiere und somit verarbeite ich.

Urplötzlich ist die Handschrift für mich essenziell. Wie schon erwähnt, habe ich ähnliche Papiervarianten (Bullet Journal und Kalender) fallen gelassen. Man hat sie nie dabei oder benötigt zu viel Krimskrams (verschiedene Stifte, Farben usw.), aber man kann auch nicht im Nachgang etwas ergänzen oder anpassen.

Da die Form egal ist, schaut, was euch am besten passt. Egal, ob man ein Tablet, ein Blatt Papier, ein Notizbuch oder ein Paper Tablet nimmt, es spielt eigentlich keine Rolle. Wenn man mit einem digitalen Hilfsmittel arbeitet, neigt man aber dazu, abgelenkt zu sein. Eine Schreibblockade sorgt dann dazu, dass man das Gerät anders verwendet. Man sucht Bilder, die man einfügen kann oder surft doch irgendwohin und so weiter. So richtig macht man sich nicht frei.

Wichtig ist, dass man auch von der Situation nicht abgelenkt wird. Bin ich alleine und es sind keine Serien, Filme oder Ähnliches am Laufen, kann man sich konzentrieren. Das ist eine dringende Voraussetzung. Jede Ablenkung macht das Erlebnis deutlich schlechter.

Morgens vs. abends

Wann sollte man sein Gehirn „reinigen“? Das ist dir ebenfalls komplett selbst überlassen. Viele finden es am Morgen angenehmer, man startet frisch und aufgeräumt in den Tag. Für mich ist es mehr der Abend. Man kann reflektieren und den Tag einordnen. Was hat man gelernt, was hat einen bewegt – sind Beispielfragen, die man sich stellen kann. Es hat eine gewisse Ähnlichkeit zu einem Tagebuch.

Diese Ähnlichkeit kann es einfacher, aber auch schwerer machen, mit dem Daily Scribbling anzufangen. Vom Prinzip sind beide Methoden fast identisch. Der größte Unterschied ist die Sichtweise. Ein Tagebuch ist wie ein Freund, dem man Ereignisse und Erlebnisse schildern möchte. Beim Daily Scribbling geht es mehr, um Gedanken und Unordnung im Kopf loszuwerden.

Als Beispiel kann es sein, dass der Alltag und die Erlebnisse des Tages dich gar nicht beschäftigen, also schreibst du ins Tagebuch Dinge, die nicht dafür sorgen, dass dein Kopf frei ist. Belastungen, Ängste, zukünftige Ereignisse können dich lähmen und mit Daily Scribbling besser zu Papier gebracht werden.

Warum muss es ein Versus sein? Es kann auch mehrmals am Tag gemacht werden oder mal früh und mal abends. Genau das ist die freie Form, die es so einfach und nachhaltig macht. Einige benötigen festen Zeiten und stellen sich einen Timer oder stellen einen Termin ein, andere suchen sich eine geeignete Zeit. So mache ich das auch.

Wann ist Schluss?

Auch da gibt es unterschiedliche Ansätze. Manche schreiben 5 Minuten, dann ist Schluss. Andere schreiben genau eine A4 Seite und wiederum andere schreiben, bis es nichts mehr zu erzählen gibt. Ich nutze weitestgehend die letzten beiden Methoden. Was heißt das?

Ich möchte eine A4 Seite vollschreiben, wenn mir vorher nichts mehr einfällt oder ich mehr schreibe, höre ich erst dann auf. Denn so animiert man sich noch einmal in sich zu gehen. Was könnte ich noch aufschreiben? Was gibt es zu erzählen?

Und dann?

Einige legen es beiseite, andere schmeißen diese Texte danach weg. Schließlich wollte man es aus dem Kopf bekommen. Ich habe es digital abgelegt und ja ich lese es auch gelegentlich noch einmal. Es ist für mich sehr interessant, wie ich zu Dingen vor einigen Tagen oder Wochen gestanden hatte.

War ich wirklich unzufrieden? Hat mich eine Situation wirklich belastet? Was ging mir durch den Kopf? Antworten kann man so in der Vergangenheit finden. Das ist manchmal sehr erfrischend. Da es keine Regeln gibt, kannst du alles selbst entscheiden, anpassen und variieren.

Es ist ultra privat. Diese Gedanken gehören dir. Es sollte nicht ohne Weiteres anderen möglich sein, Zugang zu deinen Unterlagen zu erhalten. Denn wenn du berücksichtigt: Das könnte jemand anderes lesen, bist du im Zweifel nicht ehrlich und befreist dich nicht von diesen Gedanken. Die Folge: du schreibst zwar, aber immer so unverfänglich wie möglich. Manchmal sind Gedanken aber nicht richtig oder gut, sie kommen einem in den Sinn.

Was euch noch erwartet? Hier einige grobe Ideen: Welche Werkzeuge verwende ich für das Daily Scribbling? Was ist das zweite Gehirn? Wie fokussiere ich mich beim Lernen, Arbeiten, Medienkonsum? Wie sieht meine „Tech-Bag“ aus? Bleibt gespannt.

Zu den anderen Daily Scribbling Artikeln:

Gedanken | Werkzeuge

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