Ein perfektes Duo: Camilla Holler und Matthieu Grandola im TONALi

Matthieu Grandola, mit Camilla HollerFlötist Matthieu Grandola, Pianistin Camilla Holler Foto: Cetin Yaman

Piano und Flöte mit viel Musik fürs Herz

Der Einstieg ins Konzert der beiden ist gut gewählt. Die dreisätzige Sonate für Flöte und Klavier von Francis Poulenc, mit einer Länge von knapp unter einer Viertelstunde, startet mit einem nachdenklich-verträumten musikalischen Inhalt, der aber immer wieder von fröhlichen Zwischentönen aufgebrochen wird. Im Cantilena, dem zweiten Satz, wird in einem sehr langsamen Tempo abgehalten und hat einen vokalen Stil. Im finalen dritten Satz können dann die beiden Protagonisten des Abends, Camilla Holler am Piano und Matthieu Grandola an der Flöte, ihr exzellentes Handwerk unter Beweis stellen. Virtuosität ist da nämlich angesagt, die Stimmung ist durchaus heiter, bis am Ende noch einmal kurz die Anfangsmelancholie wieder etwas hindurch schimmert.

 Camilla Holler und Matthieu Grandola im TONALi
Ausgebucht: das Duo sorgte für ein volles Konzert. Foto: Cetin Yaman

Vogel-Fan Messiaen gibt Klavier und Flöte viel Gelegenheit zum Glänzen

In die freie Natur geht es direkt danach mit dem großen französischen Komponisten und Hobby-Ornithologen Oliver Messiaen. Sein kammermusikalisches Werk „Le merle noir“ („Die schwarze Amsel“) ist unter anderem auch deswegen hoch interessant, weil es eine sehr fantasiereiche Kombination aus Vogelgesang und der Zwölftonmusik darstellt. Wie man weiß ist die von Arnold Schönberg entwickelte Kompositionstechnik normalerweise einem rigiden System entworfen – das man auch in dieser Musikrichtung durchhört -, doch das quasi freie „Zwitschern der Amsel“ gibt hier dem Ganzen dennoch einen äußerst kreativen Touch. Das Zusammenspiel von Camilla Holler, die auf einem famos eingestellten Shigeru Kawai SK-7 glänzt, und dem in nichts nachstehenden Matthieu Grandola funktioniert wie aus einem Guss. Längere Soli der Flöte sind deutlich vom Gesang der Amsel inspiriert, mit dem Klavier kommen dann die rhythmischen Aspekte hinzu.

Jens Weisser
Aufklärende Moderationen zu den gewählten Kompositionen gab es von Jens Weisser. Foto: Cetin Yaman

Ein bisschen Jazz muss sein – Schulhoff ist der richtige Mann dafür

Vor der Pause präsentieren die beiden ein Werk, das vor knapp 100 Jahren entstand: die Sonate für Flöte und Klavier von Erwin Schulhoff. Es ist ein Virtuosen-Stück im prägnant-französischen Stil. Anfangs kommen einem Assoziationen zu Debussy in den Sinn, die friedlichen Landschaften vor Augen genießt man als Hörer die freien, formlos aufgebauten Arabesken, die schönen Verzierungen machen den Vortrag zum Genuss. Anschließend wird es leicht osteuropäisch, der in Prag geborene Komponist bringt hier böhmische Einflüsse ins Spiel. Dementsprechend geht es gegen Ende im Scherzo und Rondo tänzerisch zur Sache und man hört deutlich, dass sich Schulhoff gleichzeitig von Jazz, Impressionismus und Expressionismus inspirieren ließ.

Mit freundlichen Grüßen von Debussy

Auch nach der Pause gibt es zunächst einmal wieder Assoziationen zu Debussy, dem großen französischen Tonkünstler, zu registrieren, denn auch Jacques Ibert war fasziniert von dessen Kompositionen. Und er hat auch viel gelernt von ihm, sein „Jeux, Sonatine“ ist eine ausgefeilte und clevere Salonmusik im Debussy’schen Gewand. Es ist kein Riesenwerk, sondern eher eine geniale Petitesse, aber fesselnd gespielt. Vorherrschend ist dabei eine elegante Virtuosität. Den Abschluss des Konzerts bildet die Sonate für Flöte und Klavier Opus 94 von Sergei Prokofiev, das ursprünglich für Flöte komponiert wurde (danach erstellte er auch noch eine Violinfassung). Auch bei dieser Aufführung zeigt die Pianistin Holler mit emotionaler Tiefe, Freude und Lebendigkeit ihr einfallsreiches Spiel. Der wunderbar spielende, souveräne Matthieu Grandola trägt ebenso viel zum großen, vollkommen berechtigten Jubel des Publikums am Ende bei.

Intime Atmosphäre im TONALi begeistert auch die Musiker

Camilla Holler sagte zu ihrem Instrument und zum Abend insgesamt abschließend: „Es herrschte im Tonali, wo ich übrigens heute das erste Mal ein Solo-Konzert gegeben habe, eine sehr schöne, intime Atmosphäre. Der Klang im Saal war erstaunlich trocken. Das Publikum war sehr aufmerksam und ist auch gut mitgegangen. Zum Flügel SK-7 kann ich nur sagen: einfach tolle Klangfarben, ein sagenhaftes Instrument, damit kann man als Klavierspielerin nichts falsch machen.“ Ihr Duo-Partner Matthieu Grandola war ebenfalls sehr glücklich über den Auftritt. „Man sah, dass das Publikum von der Stimmung ergriffen war. Wir hatten einiges im Programm dabei, das dem durchschnittlichen Konzertgänger nicht so geläufig ist, aber auch das kam sehr gut an, wie wir befriedigt feststellen konnten. Das Stück von Messiaen hatten wir ausgewählt, weil wir beide eine gemeinsame musikalische Historie haben. Wir haben nämlich beide gemeinsam während unseres Studiums in Luzern eine Klasse mit moderner Musik besucht gehabt und haben ihn darum auch sehr gern mit in unser Programm aufgenommen.“ Auch der Flötist äußerte sich mit positiven Worten zum Tonali Saal: „Vom Klang betrachtet mussten wir uns auf einen vollen Saal einstellen, denn zum Üben hatten wir natürlich keine Zuschauer da und da war der Klang etwas anders. Aber wir haben das dann beim Live-Spielen über das Tempo, das wir etwas angezogen haben, ganz gut regulieren können“, so Grandola.

Flötist Matthieu Grandola, Pianistin Camilla Holler und Shigeru Kawai-Botschafterin Anne-Sophie Desrez sichtlich hoch zufrieden nach dem umjubelten Konzert des Duos. Foto: Cetin Yaman

Der Anschlag macht’s – Shigeru Kawai-Brand Ambassador Desrez hoch erfreut

Die Markenbotschafterin von Shigeru Kawai, Anne-Sophie Desrez, konnten sich diesen Worten nur anschließen. „Wirklich ein wunderbarer Abend und was für eine tolle Auswahl der gespielten Werke. Das Duo hat sehr gut geklungen in diesem Saal, auch ich war begeistert von den Klangfarben, die hier produziert wurden. Die Dynamik des Anschlags von Camilla hat mir sehr gut gefallen“.

von Cetin Yaman