Samstag, 20. April 2024

Es ist super faszinierend,

 Wie viele Mannschaften gerade die Rückrunde verkacken.

Also ich schreibe das "jetzt schon" und nicht erst am Montag, weil die Anti-Serien am Wochenende durchbrochen werden müssen. Angefangen bei der Eintracht, die das ja schon hinbekommen hat. Denn als ich auf den Kicker-Ticker guckte und Frankfurt schon wieder hinten lag, fragte ich mich, wie es eigentlich sein kann, dass die ihren an sich souveränen Vorsprung verspielt haben könnten.

Und dann fiel mir halt auf, dass Frankfurt auch schon 4 Spiele auf einen Sieg wartete. Und klar, in der 2. Halbzeit rafften sie sich auf und schlugen Augsburg doch noch. Aber selbst 1 Sieg aus 5 Spielen ist für einen Europacup Kandidaten verdammt wenig.

Aber die sind da ja nicht alleine: Heidenheim hat nur eines seiner letzten 7 Spiele gewonnen. Ausgerechnet gegen die Bayern.
Köln hat nur eines der letzten 9 Spiele gewonnen. Aber sie zeigten ihre beste Leistung seit langem gegen die Bayern.
Darmstadt wartet seit dem 7. Spieltag auf einen Dreier... das sind 22 Spiele.
Wolfsburg hat nur eines von 14 Spielen gewonnen.
Bochum ist bei einem Sieg aus 11 Spielen. Und die gewannen auch gegen die Bayern.
Hoffenheim ist bei einem Sieg und 4 Niederlagen in den letzten 5 Spielen.
Gladbach ist bei einem Sieg in 6 Spielen und einer Bonusniederlage gegen den Drittligisten aus Saarbrücken.
Union Berlin ist bei einem Sieg in 7 Spielen.
Werder Bremen ist bei einem Sieg in 10 Spielen. Und bei 2 Punkte aus 8 Spielen.
Selbst die großen Bayern haben, auch wenn ihre Serie kleiner ist, nur eines der letzten 3 Bundesligaspiele gewonnen. Was für sie unterirdisch ist. Aber die werden nur zum Spaß erwähnt.

Wie kann es bitte sein, dass 9 Bundesligisten die Bilanz eines Absteigers vorweisen? Also alle 9 auf gleichzeitig. Und Frankfurt wäre als 10. Mannschaft dazugekommen, wenn sie nicht gerade die Kurve bekommen hätten.
Wie kann die halbe Liga in der Rückrunde so einbrechen? Müssen die nicht rein statistisch mehr Spiele gewinnen, weil sie ja irgendwie gegeneinander spielen? 

Meine offensichtliche These ist ja, dass all diese Mannschaften unter einem gewissen Spannungsverlust leiden. Die waren halt vor dem Auftakt ihrer Negativserie an einem Punkt angelangt, an dem es für sie eigentlich um nichts mehr geht. Also nehmen wir mal die Frankfurter: Die lagen nach Sieg im 6-Punkte-Duell am 25. Spieltag 7 Punkte vor Hoffenheim. Sie lagen aber auch 6 Punkte hinter RB Leipzig. Da sollte in beide Richtungen eigentlich wenig gehen. Und dann geht man dann nicht mehr an die absolute Leistungsgrenze. Zumindest so lange nicht, bis Augsburg sie in der Blitztabelle überholt hatte. Da dachte man sich dann doch: "Oh shit, wir müssen mal wieder!" Und immerhin konnten sie dann auch reagieren.

Oder Wolfsburg. Die haben ja, abgesehen von den Darmstädtern, die bescheidenste Bilanz. Und den Darmstädtern mangelt es halt grundlegend an der nötigen Qualität für diese Liga. Aber Wolfsburg war nach ihrem Sieg am 15. Spieltag gegen genau die Darmstädter Tabellenneunter. 5 Punkte hinter dem offiziell letzten Europacup-Platz. 9 Punkte vor der Relegation. Das ist dann auch der Punkt, an dem du als Spieler unterbewusst feststellst, dass du für die ersten 6 nicht gut genug bist. Und dass Platz 8 reichen könnte, war da ja noch nicht abzusehen. Gleichzeitig sollte man zu viel Qualität für den Abstiegskampf haben. Also macht man unterbewusst einen Schritt weniger. Und dann stellt man fest, dass man sich das nicht leisten kann.

Diese These würde dadurch unterstützt werden, dass sowohl Heidenheim als auch Bochum und, wenn man den Fokus etwas weiter stellt, Werder Bremen gegen die Bayern gewonnen haben. Da hatte man halt die besondere Gelegenheit, den verwundbar wirkenden Rekordmeister zu schlagen. Natürlich war man da dann top motiviert. Aber gegen Augsburg? Oder in Hoffenheim? Da fällt es einem dann plötzlich schwer an die Schmerzgrenze oder darüber hinauszugehen.

Nebenbei ist es ja auch nichts so Ungewöhnliches, dass Mannschaften dann zum Ende der Saison, wenn es um nichts mehr geht, den Faden verlieren. Werder Bremen beendete die an sich ordentliche letzte Saison mit 2 Punkten aus den letzten 8 Spielen. 2020/21 stieg eben dieses an sich schon gerettete Werder mit 10 sieglosen Spielen in Serie ab. Vor dem 25. Spieltag hatte man 12 Punkte Vorsprung auf den direkten Abstiegsplatz, aber dann stellte man komplett den Dienst ein. Schalke holte in der Rückrunde 2020 9 Punkte und rutschte in der Gesamtabrechnung auf Platz 13 ab. 2017/18 quälte sich der VfL Wolfsburg mit 14 Rückrunden-Punkten in die Relegation, obwohl man eigentlich eine solide Hinrunde abgeliefert hat.

Für die legendärste Rückrunde aller Zeiten wurde hier extra eine Hall of Shame eingeführt. Ungewöhnlich ist es nur, dass so verdammt viele Mannschaften gleichzeitig einen derartigen Negativlauf haben.

Das sind ja alles Mannschaften, die eine gewisse Qualität nachgewiesen haben. Also zumindest für die Bundesliga sollte es doch reichen. Trotzdem gibt es immer wieder Mannschaften, die aus an sich souveräner Position völlig den Faden verlieren und in den Abstiegskampf rutschen. Oder in den Abstiegskampf rutschen sollten, es aber nur wegen der überragenden Inkompetenz der Konkurrenz vermeiden können. 

Wirklich spannend ist jetzt ja, was dieses Wochenende in Wolfsburg passiert. Denn die Mannschaft hat die Qualität, um Bochum zu schlagen und sich damit der größten Sorgen zu entledigen. Die müssen halt nur realisieren, dass es auf ein Mal wieder verdammt eng geworden ist und sie den Alltag wieder ernst nehmen müssen. Den berühmten Schalter umlegen. Aber Wolfsburg ist auch in genau der Position, in der die Angst um sich greift und man in eine Negativspirale geraten kann, aus der man nicht mehr rauskommt, obwohl die Qualität eigentlich vorhanden sein sollte. 

Aber dass sie sich in diese Situation manövrieren könnten, konnte selbst vor 4 Wochen noch niemand ahnen. Also "damals" dachte man zumindest noch, dass ein rechtzeitiger Trainerwechsel das Problem beheben müsste. Jetzt hat man den Trainer schon gewechselt und steckt plötzlich trotzdem viel zu tief in der Scheiße.

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