Wachstum der Seele

Thomas antwortete und sprach zu ihm: Mein Herr und mein Gott!

Johannes 20,28 LU17

Unser Bibelwort handelt von der Begegnung der Jünger mit dem auferstandenen Jesus. Thomas war bei der ersten Begegnung nicht dabei und konnte den übrigen Jüngern einfach nicht glauben, dass sie ihn wahrhaftig gesehen haben. Nach acht Tagen erschien der Herr Jesus den Jüngern ein zweites Mal, ging direkt auf Thomas zu und es kam zu der bekannten Begebenheit, bei der Thomas seine Hand in die Wunde an Jesu Seite legte.

Vor dem vergangenen Gottesdienst und zu Beginn des Gottesdienstes würden drei Lieder gesungen, die wunderbar aufeinander aufbauten. Im folgenden will ich einige Gedanken zu diesen Liedern mit euch teilen.

Kein Wachstum ohne guten Samen

Vor dem Gottesdienst sang der Chor das Lied „Auf meinem Herzensacker“, wo es heißt:

Auf deinen Herzensacker will heut ein Sämann gehn; mit einem guten Samen will er das Land versehn.

Gustav Mankel (1907-1987)

Der Sämann aus dem Lied ist sicherlich unser Herr Jesu. Doch in unserer Welt gibt es auch noch andere Sämänner, die ihren Samen ausbringen wollen. Wir können nicht verhindern, dass solch ein Samen in unser Herz fällt, aber wir können verhindern, dass er zu einer Pflanze gedeiht.

Die Frucht der Liebe

Zum Gottesdienstbeginn sang die Gemeinde aus dem Lied „Es kennt der Herr die seinen“, wo es in der dritten Strophe heißt:

In seiner Wahrheit Glanze sich sonnet frei und kühn die wunderbare Pflanze, die immerdar ist grün.

Karl Johannes Philipp Spitta (1801-1859), bearbeitet von Renate Ramlau (geb. 1953)

Die vierte Strophe fährt mit den folgenden Worten fort:

Er kennt sie an der Liebe, die seiner Liebe Frucht und die mit lauterm Triebe ihm zu gefallen sucht.

Karl Johannes Philipp Spitta (1801-1859), bearbeitet von Renate Ramlau (geb. 1953)

Wenn der Same Jesu – sein Evangelium – in uns zu einer Pflanze heranwächst, braucht sie wie jede andere Pflanze Pflege. Wir müssen immer am Wachstum unserer Pflanze arbeiten. Dort wo zu viel ist, muss etwas weggeschnitten werden. Da wo etwas fehlt, muss die Pflanze veredelt werden. Für uns heißt das konkret, das wir unsere schlechten Eigenschaften ablegen und uns gute Verhaltensweisen angewöhnen müssen.

Wie in dem Lied werden wir Jesus gefallen, wenn wir uns ernsthaft bemühen, zu einer Pflanze zu werden, die immer grün ist, die Frucht der Liebe trägt und an der lautre Triebe sprießen.

Wachstum in der Dunkelheit

Das Chorlied nach dem Eingangsgebet trägt den Titel „Nicht immer wird es dunkel sein“ (Text von Ludwig Hennrich (1894-1949)).

Pflanzen brauchen auch die Dunkelheit, denn sie wachsen vor allem in der Nacht. Tagsüber wandelt die Pflanze mithilfe von Chlorophyll Licht, Kohlendioxid und Wasser in Zucker um. Des nachts verwendet die Pflanze diesen Zucker für ihr Wachstum.

Bei uns ist es ganz ähnlich. Wenn es uns gut geht, können wir durch Gottes Licht neue Kraft tanken. Während der Zeit der Dunkelheit, wenn es also scheint, als hätte uns Gott verlassen, kann es durch diese Prüfung zu Wachstum im Glauben kommen.

Das Licht aussperren

In seinem Wortbeitrag sprach einer der Diakone davon, dass Licht auch oft ausgesperrt wird, z.B. durch Rollläden. Ich musste dabei an ein Experiment denken, das wir in der zweiten Klasse durchgeführt haben. Dabei wurde eine Grünlilie in einen Schrank im hinteren Teil des Klassenzimmers gestellt. Nach einiger Zeit hat die Pflanze das gesamte Chlorophyll ihrer Blätter abgebaut. Die Pflanze war ganz blass und weiß. Sie hatte ihre Fähigkeit verloren Licht in Energie umzuwandeln. Doch als die Pflanze dem Licht wieder ausgesetzt wurde, bildete sich das Chlorophyll wieder neu und die Pflanze konnte wieder Kraft aus dem Sonnenlicht gewinnen.

Genauso ist es mit uns. Wenn wir von Gottes Licht und seiner Wärme abgeschirmt sind, verlernen wir mit der Zeit aus seinem Wort Kraft zu ziehen. Dann kommt es uns so vor, als ob uns das Wort nicht betrifft oder dass der Gottesdienst uns nichts mehr bringt. Dann müssen wir uns genauso wie die Pflanze, die wieder dem Licht ausgesetzt war, seinem Wort noch mehr aussetzen. Mehr beten, mehr in der Bibel lesen und mehr über den Glauben sprechen. Dann bildet sich auch unsere Fähigkeit aus Gottes Wort Kraft zu schöpfen wieder neu.

Literatur

• Leitgedanken 2024/04, 14.04.2024 Vom Zweifel zum Bekenntnis, Verlag Friedrich Bischoff GmbH
• Gesangbuch der Neuapostolischen Kirche, Ausgabe mit vierstimmigen Sätzen (2004), Verlag Friedrich Bischoff GmbH
• Chorbuch für den neuapostolischen Gottesdienst (1. Auflage 2013), Verlag Friedrich Bischoff GmbH