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Bill Nygren’s Formel für überdurchschnittliche Renditen

Am 21. März 2024 folgte Bill Nygren einer Einladung der Columbia Student Investment Management Association (CSIMA) und gab dort als Gastredner einen tieferen Einblick in den bei Oakmark Funds verfolgten Investmentansatz.

Die CSIMA ist einer der größten Clubs an der Columbia Business School und bietet seinen Mitgliedern verschiedene Möglichkeiten, ihr Interesse und ihre Fähigkeiten in der Investment-Management-Branche zu vertiefen.

Bei der Auswahl möglicher Investitionen stützt sich Bill Nygrens Ansatz auf die drei Hauptmerkmale Preis, Wachstum und Management.

  1. Preis – Beim Kauf muss ein Unternehmen deutlich unter dem geschätzten Inneren Wert notieren, typischerweise bei etwa 60% dieses Wertes. Bei risikoreicheren Anlagen fordert Nygren einen noch höheren Abschlag.
  2. Wachstum – Das erwartete Gewinnwachstum und die Dividendenrendite des Unternehmens sollten zusammen mindestens der Gesamtmarktrendite entsprechen. Dies gewährleistet eine angemessene Rendite, auch wenn es einige Zeit dauert, bis der Markt den wahren Wert des Unternehmens erkennt.
  3. Management – Das Management des Unternehmens sollte sich auf die Maximierung des langfristigen Wertes für die Aktionäre konzentrieren und nicht auf kurzfristige Gewinne.

Durch Investitionen in Unternehmen mit diesen Merkmalen strebt Bill Nygren langfristig hohe Renditen an. Selbst wenn der Aktienmarkt Zeit benötigt, um den wahren Wert eines Unternehmens zu erkennen, können Anleger dennoch erheblich profitieren, sobald sich die Lücke zwischen Preis und Wert schließt.

Preis

Ergänzend zu der Preiskomponente führte Nygren aus, dass Unternehmen gewöhnlich verkauft werden, wenn der Aktienkurs etwa 90% des kalkulierten Inneren Wertes erreicht. Abhängig vom Risikoprofil des Unternehmens kann aber auch diese Zielmarke variieren.

Wachstum

Bei der Wachstumskomponente sucht Bill Nygren nach einer Kombination aus dem erwarteten Wachstum des Gewinns pro Aktie und der Dividendenrendite. Das Gewinnwachstum zuzüglich der Dividendenrendite soll zumindest der erwarteten Gesamtrendite des Marktes entsprechen.

Nygren schätzt, dass das erwartete Gewinnwachstum des Standard & Poor´s 500 aktuell bei vielleicht 6% oder 7% liegt und die Dividendenrendite bei 2%. Hieraus ergibt sich für den amerikanischen Aktienmarkt eine Gesamtrendite von 8% oder 9%.

In Hinblick auf einen Aktienkauf ist es für Bill Nygren egal, ob die Aktie eine Dividendenrendite von 9% und kein Wachstum, oder 9% Gewinnwachstum und keine Dividende aufweist. Die Kombination aus beidem soll aber zumindest dem Markt entsprechen.

Wenn dies nicht der Fall ist, wird die Zeit laut Aussage Nygrens zum Feind des Anlegers. Denn je länger es dauert, bis der Aktienmarkt den Wert eines Unternehmens erkennt, desto geringer wird die Rendite der Investition ausfallen.

Im Umkehrschluss können sich Anleger den Luxus eines langen Zeithorizonts leisten, wenn das Gewinnwachstum des Unternehmens und die Dividende mindestens der Gesamtrendite des Marktes entsprechen.

Beispielsweise ist ein Unternehmen, das heute 100 wert ist, in einem Jahr 109 wert und in einem weiteren Jahr 118. Und falls es fünf Jahre dauert, bis der Aktienmarkt die Lücke zwischen Preis und Innerem Wert schließt, ist das für Bill Nygren in Ordnung.

Management

Neben den beschriebenen quantitativen Faktoren sucht Bill Nygren nach einer Unternehmensführung, die sich mit den Zielen der außenstehenden Aktionäre im Einklang befindet.

In diesem Sinne hält es Nygren für sehr wichtig, dass der Verwaltungsrat eines Unternehmens seine Aufgabe darin sieht, einen CEO einzustellen, von dem er glaubt, dass er am besten in der Lage ist, den langfristigen Unternehmenswert zu maximieren.

Fazit

Wenn alle drei Voraussetzungen erfüllt sind, d.h.

  1. beim Kauf eine ausreichend große Sicherheitsmarge besteht,
  2. das Unternehmen eine Kombination aus erwartetem Gewinnwachstum und Dividende aufweist, die mindestens der Gesamtrendite des Marktes entspricht, und
  3. über ein Management verfügt, das mit den außenstehenden Aktionären im Einklang steht

kann Bill Nygren geduldig warten, bis der Aktienmarkt den tatsächlichen Wert des Unternehmens reflektiert. Und je länger dies dauert, desto höher wird die Anlagerendite ausfallen.

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In Kategorie: Miscellaneous

Über den Autor

Veröffentlicht von

Guten Tag, mein Name ist Mario Wolff. Ich beschäftige mich seit mehr als 20 Jahren mit dem Thema Value Investing. Wenn Du magst, kannst Du meinem Blog auf Twitter folgen oder den Feed abonnieren.

2 Kommentare

  1. Roland Wittich

    Hallo Mario,

    vielen Dank für den guten Artikel.
    Eine Frage dazu: Wie kalkuliert Bill Nygren den inneren Wert?
    Verwendet er einfach das Eigenkapital, die Vermögenswerte mit einem Abschlag und zieht die Verbindlichkeiten ab oder diskontiert er die zukünftigen Cashflows etc.?

    Danke und VG
    Roland

  2. Hallo Roland,

    mir ist nicht bekannt, wie Bill Nygren den Inneren Wert genau berechnet. Er verweist immer auf den bei Oakmark angewendeten Prozess. Er hat aber einmal sinngemäß gesagt, dass die meisten Marktteilnehmer den Barwert aller zukünftigen Cashflows nicht sorgfältig berechnen.

    Insofern nehme ich an, dass Nygren grundsätzlich der Definition von Warren Buffett folgt, nach der der Innere Wert der abgezinste Wert aller Barmittel ist, die während der verbleibenden Lebensdauer eines Unternehmens entnommen werden können.

    Schöne Grüße
    Mario

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