Haben Sie Ihre Software unter Kontrolle?

Veröffentlicht auf 19. März 2024

Redet man von "Hardware", redet man in der Regel von physischen Dingen.
Zur Dokumentation von physischen Dingen werden Dokumente angefertigt, z.B. Zeichnungen. Änderungen oder Abweichungen sind in der Regel ersichtlich. Hardware bekommt nach langer Entwicklung einen Bauzustand, Anpassungen sind möglich, aber nicht zwingend.

Für das Konfigurationsmanagement reicht in der Regel einfache Archivierung und das Ziehen einer Baseline aus. Ist das Produkt obsolete nach Jahren, gibt es ein vereinfacht gesagt ein Neues.

Redet man von Software, redet man von nicht physischen Dingen.
Man kann genauso Dokumente erstellen und die Software danach entwickeln, aber ist die Software dann genauso erstellt wie dokumentiert? Änderungen oder Abweichungen erkennen oft nur Experten.
Viele gehen daher den gegenläufigen Weg, sie erstellen Software und dokumentieren dann.

Für Software wird in der Regel ein Source Code Management eingeführt, damit jede Änderung auch nachvollziehbar bleibt. Es werden Varianten erstellt und gepflegt und wieder zusammengeführt, bis es zu einem "Release" kommt. Dieses müssen regelmäßig aktualisiert werden, egal ob aufgrund von Bugs, Sicherheits- oder Servicethemen. Obsoleszenzen treten sehr schnell ein, besonders durch Umwelteinflüsse, wie neue Hardware, Betriebssysteme, veränderte Softwareabhängigkeiten usw.
Alles "lebt" also viel schneller als früher und der gesamte Lebenszyklus wird relevanter.


Früher hat man in der Regel dann auch Hardware verkauft, Einnahmen gehabt und damit das nächste Produkt finanziert. Es war sozusagen ein immer währender Kreislauf. Software war nur ein notwendiger Funktionszusatz.

Die Zeiten änder sich allerdings immer mehr in Richtung Schwerpunkt Software. Man verkauft Software, die Hardware wird zum optionalen Zusatz. Neue Funktionserweiterungen kommen nicht durch neue Hardware, sondern durch neue Software. Man braucht also ein neues Geschäftsmodell, weg von der Einmalzahlung hin zum Abo-Modell. Der Kunde kauft nicht mehr etwas, sondern er erwirbt die Nutzungsrechte für eine beschränkte Zeit für bestimmte Funktionen. Mehr Funktionen kosten dann einfach mehr Geld.

Die "Unabhängigkeit" von Software bringt auch mehr Konnektivität mit sich. Es gibt mehr Schnittstellen, mehr digitale Daten (Das "Gold" unserer Zeit) ... damit sind mehr Möglichkeiten vorhanden, besonders was die Auswertung der Daten angeht. Besonders deutlich wird dies bei aktuellen Trends in den sozialen Medien (Echtzeit Analysen), Künstliche Inteligenz (KI) oder der Datenfusion über Systeme hinweg. Große amerikanische Firmen sind hier führend, chinesische Firmen holen aber sehr schnell auf.

Die Verwendung dieser Möglichkeiten kann positiv wie negativ genutzt werden, branchenübergreifend erfolgt bereits der Einsatz solcher Technologien. Es gibt Versuche dies zu kontrollieren, national über Gesetze und international über Normen, aber wie kontrolliert man nicht physische Dinge wie Software, die unbemerkt kopiert, verändert und auch problemlos über Grenzen gebracht werden kann. Selbst die Verwendung ist oftmals nicht ersichtlich auf den ersten Blick.

Wie es sich weiterentwickelt werden wir sehen. Wir sollten allgemein aber besser vorbereitet sein.

Geschrieben von Robert Bullinger

Veröffentlicht in #Expertise, #Softwareentwicklung

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