Review: Jakob Bänsch - Opening (Vinyl)

Bewertung: 5 / 5

Wenn ein Debütalbum so genial wie das des hochtalentierten Trompeter Jakob Bänsch ausfällt, müssen wir uns um die Zukunft des Jazz keine Sorgen machen. Die Musik auf „Opening“ hält eine hervorragende Balance zwischen entspannten, eleganten Melodien und spannend inszeniertem, virtuosem Modern Jazz. Die Klang- und Pressqualität dieser Schallplatte hat definitiv ein gehobenes Niveau.

Jakob Bänsch - Opening (LP, 180g Vinyl)

Er stammt aus einer Familie professioneller Musiker und hat sich mittlerweile in der deutschen Jazzszene etabliert: Jakob Bänsch. In den Bands von Wolfgang Haffner, Emil Mangelsdorff und Nils Landgren konnte er sein Talent unter Beweis stellen. Seit 2022 leitet er ein eigenes Quartett und mit „Opening“ präsentiert er nun sein Erstlingswerk, das die deutsche Jazzwelt bereichert.

Eine reife Leistung

Vier junge Leute bilden das Quartett: Jakob Bänsch (Trompete, Flügelhorn), Niklas Roever (Klavier), Jakob Obleser (Bass) und Leo Asal (Schlagzeug). Ergänzt wird dieses Ensemble von vier Gästen, die bei einigen Nummern zum Einsatz kommen. Im Verlauf der LP erweist sich das Zusammenspiel von Trompete und Piano als wesentlicher Faktor, wenngleich auch imposante perkussive Elemente zum Tragen kommen. Beeindruckend ist der gesamte Vortrag dieser Einspielung schon alleine deshalb, weil die Kompositionen aus der Feder von Jakob Bänsch selbst stammen, also keine Cover gespielt werden. Beeindruckend deshalb, weil die Stücke eine ausserordentliche Reife und künstlerische Tiefe ausstrahlen, die man eher einem Jazzer der alten Garde zuordnen würde. Bänsch integriert raffiniert Latin-Klänge und Modern Jazz, ohne sich dabei stilistisch all zu sehr festzulegen. Die Arrangements wirken dabei zeitlos, obwohl sie in den Traditionen des Jazz wurzeln.

Reizvoll ist dabei der Wechsel zwischen melodisch ruhigen Tracks (z.B. „Opening“ und „Under Stars“) und den eher energiegeladenen, dynamischen Stücken wie „Partida“, „Repression“ und „Exosphere“, die in ihrem vitalen Ausdruck schon sehr fesselnd rüberkommen. Das rhythmisch starke „Kiss And Run“ dürfte als Anspieltipp taugen, um auch erfahrenen Jazzfans eine anerkennende Zustimmung entlocken zu können. Hier darf auch Bassist Jakob Obleser in den Vordergrund rücken. In dem getragenen „Yearning“ hören wir die wunderbare Stimme von Alma Naidu, während die Streicherklänge von der Cellistin Sofia Martin Rodriguez und Pauline Buss an der Viola kommen.

Den DMM-Schnitt für die Schallplattenproduktion übernahm kein Geringerer als John Cremer, der für die EMI seit den 70er Jahren bei sehr vielen bedeutenden LPs verantwortlich war. Das Ergebnis ist jedenfalls ein klanglich sehr gelungenes Album, das auch ordentlich gefertigt wurde. Daher meine besondere Empfehlung für „Opening“!

Fakten

Veröffentlichung: 28. April 2023
Label: Jazzline
Bestell-Nummer: D 78117
Pressung: Vinyl Plant LLC in Estland
Pressqualität*: 4
Inhalt: 180g Vinyl
Besonderheit: Klappcover
Aufnahmen: September 2022 im Hansahaus Studio Bonn

Besetzung

Jakob Bänsch - Trompete, Flügelhorn
Niklas Roever - Klavier
Jakob Obleser - Acoustic Bass
Leo Asal - Schlagzeug

Gäste
Simon Bräumer - Percussion (Track 1,2 & 9)
Pauline Buss - Viola (Track 3 & 6)
Sofía Martín Rodríguez - Cello (Track 3 & 6)
Alma Naidu - Vocals (Track 3)

Trackliste

Seite 1

1. Opening 2:48
2. Partida 6:02
3. Yearning 5:29
4. Repression 6:55
5. Yearning Variation II 1:27

Seite 2

6. Under Stars 5:56
7. Kiss And Run 6:31
8. Yearning Variation III 2:08
9. Exosphere 7:19
10. Farewell 1:55

* Pressqualität 1-5:
1= starke Nebengeräusche, deutlich sichtbare Pressfehler
5= keinerlei Nebengeräusche, optisch perfekt

• Neue LPs
• Rezension
• Neue Schallplatten
• Jazz
• Review
• Neues Vinyl 2023
• Jazzline