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Die “Döner-Empörung” – Symptom der 'Krankheit' Energiekosten und Inflation

Ende des vergangenen Jahres sorgte eine Preiserhöhung bundesweit für Schlagzeilen. Ein beliebtes Lokal in der Frankfurter Altstadt hob die Preise für einen Döner auf 10 Euro an. Die Geschäftsinhaber begründeten diesen Schritt mit den steigenden Preisen, insbesondere bei den Energiekosten. Kurz: Eine in der breiten Öffentlichkeit sonst eher am Rande wahrgenommene Zahl fing an, die Medien und Social Media zu beherrschen. Getrieben insbesondere von den hohen Energiekosten - und teils Beschaffungskosten - kletterte die Inflation (nicht nur in Deutschland) zwischenzeitlich auf zweistellige Bereiche. Die Preiserhöhung beim Döner blieb für die Kundinnen und Kunden nicht das einzige sichtbare Zeichen für die Teuerung – die “Döner-Empörung” stand am Anfang einer großen Teuerungwelle in allen privaten und privatwirtschaftlichen Bereichen.

Die Zentralbanken sahen sich zum marktmoderierenden Eingreifen gezwungen – mit beträchtlichen Auswirkungen – die wir bankseitig im zweiteiligen movisco-Blogbeitrag “Die Zinsen steigen – drohen den Zentralbanken jetzt Rekordverluste?” zusammengefasst haben.

Die „Sparkasse der Start-ups” geht pleite

Im März des Jahres musste die Silicon Valley Bank (SVB) in den USA Insolvenz anmelden. Das Institut positionierte sich als verständnisvoller Partner für junge Unternehmen. Einen Schwerpunkt unter diesen bildeten Start-ups aus dem Finanzsektor, die Fintechs. Nach dem erfolgreichen Einstieg von VC-Geldgebern suchten die Gründerinnen und Gründer gewöhnlich nach einer Bank, auf der sie die eingehenden Millionenbeträge einzahlen konnten. Und das war oft genug die SVB, die sich so den Titel „Sparkasse der Start-ups“ erwarb. Die Einlagen beim Institut wuchsen und so fing die SVB auch an, die Kundengelder selbst zu investieren und an den Kapitalmärkten anzulegen. Nutznießer der Investitionen waren auch deutsche Start-ups. Dann der Break: Das Institut war nach der Ankündigung hoher Verluste und der Notwendigkeit, das Eigenkapital aufstocken zu müssen, einem regelrechten Bank-Run ausgesetzt, der in der Folge zur Insolvenz führte. Denn die Eigenkapitalbeschaffung erwies sich als nahezu unmöglich, nachdem der Aktienkurs der Bank binnen eines Tages um 60 Prozent gesunken war und sich insgesamt im freien Fall befand.

Einer der Treiber, die zur Schieflage der Bank führten, waren die Maßnahmen, die die US-Zentralbank gegen die Inflation ergriffen hatte. Die SVB hatte einen Großteil ihrer Einlagen in US-Staatsanleihen mit langen Laufzeiten investiert. Doch deren Kurse fielen, nachdem die Zentralbank die Zinsen deutlich angehoben hatte. Somit waren plötzlich Anleihen auf dem Markt, die eine deutlich höhere Rendite am Ende der Laufzeit versprachen.

Parallel dazu verbrauchten die finanzierten Start-ups wegen der Preissteigerungen sehr viel schneller ihre Einlagen, als dies eigentlich gemäß der Business-Pläne geplant gewesen war. Die SVB verkaufte also Staatsanleihen vorzeitig und zu schlechten Preisen. Das führte zu Verlusten, was wiederum Sorgen auf der Seite der Start-ups auslöste, die möglichst schnell ihre Einlagen abziehen wollten. Ein Teufelskreis.

Ein Retter für die Bank wurde gesucht und gefunden. Aber wie bereits zu Beginn der großen Finanzkrise 2008 hat das Geschehen das Vertrauen in die Bankenwelt erschüttert (siehe weiterführend: Manager Magazin).

Zinsschlacht im Kampf um die Kundschaft

Als langwierige Folge der Finanzmarktkrise mussten sich Anlegerinnen und Anleger an ein niedriges Zinsniveau gewöhnen. Wer größere Beträge auf seinen Bankkonten parkte, wurde dafür mit einem so genannten „Verwahrentgelt“ bestraft. Mit dem Anheben der Leitzinsen und der folgenden Bewegung an den Kapitalmärkten, ergreifen inzwischen wieder einige Banken die Chance, Einlagen mit höheren Zinsen zu versehen, Kunden zu gewinnen und somit Gewinne zu erzielen.

Gerade die sogenannten Neo-Banken wittern ihre Chance und überbieten sich in den vergangenen Wochen mit Ankündigungen von hohen Zinssätzen, die teils deutlich über zwei Prozent liegen. In den USA liegt Apple ganz weit vorn, das für sein Sparprodukt (in Kooperation mit J.P. Morgan) satte vier Prozent bietet.

Das klingt vorderhand nach einer positiven Situation für Anlegerinnen und Anlegern sowie auch für die Banken. Gäbe es eben nicht die mit der Inflation im Zusammenhang stehenden weiteren Entwicklungen.

Jetzt zählt aktives Risiko-Management

Das Beispiel der SVB zeigt, wie wichtig aktives Risiko-Management und die aktive Risikosteuerung sind. Offenbar hatte die Bank nichr mit einer so raschen Anhebung der Leitzinsen und den damit verbundenen negativen Effekten auf die eigenen Anlagen gerechnet. Und ebenso wenig mit dem wachsenden Bedarf an liquiden Mitteln der finanzierten Start-ups, die mit der Teuerung zu kämpfen haben. Auch wenn der eigentliche Zusammenbruch der Bank vermutlich eher mit psychologischen Faktoren zu erklären ist, wurde hier offensichtlich das aktive Risiko-Management vernachlässigt.

Doch wir müssen nicht bis Übersee schauen - aus der Inflation erwachsene Risiken betreffen auch die Bankenwelt hierzulande. Einige Beispiele:

  • Unternehmensfinanzierungen: Aufgrund der schlechten Konjunkturprognosen müssen bereits finanzierte Start-ups deutliche Abstriche bei einer vorbörslichen Bewertung hinnehmen. Aus Sicht von VC-Unternehmen gibt es für die gleiche Summe nunmehr eine höhere Beteiligung. Der Kreditbedarf für die Unternehmen wird aber teurer und nicht jeder Business-Plan wird dies adäquat berücksichtigt haben. Somit stellt sich die Frage nach der nachhaltigen Wertigkeit der Beteiligungen.
  • Private Kredite: Ähnliches trifft auch für private Kredite und hier gerade in der Immobilienfinanzierung zu. Bei steigenden Zinskosten werden sich viele Kreditnehmerinnen und Kreditnehmer die Rückzahlungen nicht mehr leisten können. Anschlussfinanzierungen könnten nicht zustande kommen. Somit könnten Immobilien zwangsverwertet auf den Markt kommen, bei gleichzeitig sinkenden Preisen, weil die Nachfrage aufgrund teurer Kredite nachlässt.
  • Immobilien: Ohnehin erweist sich der Immobiliensektor gerade als Sorgenkind für Banken. Denn die Inflation führt zu enorm gestiegenen Baukosten. Viele Projekte sind finanziell nicht mehr darstellbar und kommen gar nicht erst zustande. Die Nachfrage nach Immobiliendarlehen ist massiv eingebrochen siehe: Handelsblatt.

Risiko- und Geschäftssteuerung im Banking: movisco ist an Ihrer Seite

Aus Sicht von Banken kann es aktuell somit nur eine Schlussfolgerung geben: Die Anstrengungen in das Risiko-Management zu verstärken. Zudem sollte auch das aktuelle Reporting auf den Prüfstand: Sind alle für die Geschäftssteuerung relevanten Zahlen möglichst zeitnah verfügbar? Wie das Beispiel SVB zeigt, können Anpassungen des Risiko-Managements und der Geschäftssteuerung sehr zeitkritisch sein.

Die movisco AG unterstützt seit vielen Jahren Kreditinstitute beim Aufbau leistungsfähiger Reportingsysteme und Lösungen für Business Intelligence zur Gesamtbanksteuerung. Unsere Expertinnen und Experten informieren Sie gern über die Möglichkeiten, wie Sie in diesen komplexen Zeiten mithilfe aktueller IT-Technologie Ihr Institut sicher steuern.

 

Für Ihre Fragen zu Risiko- und Geschäftssteuerung im Banking ist Stefan Bachinger Ihr Ansprechpartner: stefan.bachinger@movisco.com, Tel. +49 40 767 53 777.


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