Der perfekte Stift für Juraklausuren und Staatsexamen – oder: Stifte-Scam bei Instagram

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Eine besonders dreiste Verkaufsidee bei Instagram hat diese Woche die Gemüter angehender Jurist:innen im Internet erhitzt. Was hat es damit auf sich?

Das Start-Up einer Jurastudentin aus München, das sich KSP Corporation nennt, hat angeblich einen „Klausurenstift speziell für die Anforderungen von Juristen konzipiert“. So heißt es auf der Website und dem Instagram-Profil des Unternehmens. Dabei handelt es sich um einen schwarzen Kugelschreiber mit Goldkappe und der Beschriftung „Pain is temporary. Law degree is forever.“ – wie cringe ist das bitte? Kostenpunkt: 14,99 Euro.

Stift-Abzocke auf Instagram

Die 24-Jährige Gründerin, die sich selbst als Juristin bezeichnet, behauptet „den perfekten Stift für Klausuren“ gefunden zu haben. Doch laut Website hat sie den Stift nicht nur „gefunden“, sondern sogar selbst „entwickelt“.

Das hört sich doch fast schon zu gut an, um wahr zu sein, oder? Und so ist es auch. Auf Instagram und Twitter flog das Geschäftsmodell der KSP Corporation sofort auf. Es kam heraus, dass es sich bei dem Stift um billige Massenware von Alibaba handelt. Den Stift gibt es auf dem chinesischen Online-Markplatz für wenige Cent.

Bei dem angeblichen Klausurenstift für Jurist:innen handelt es sich also um Abzocke. Die gewitzte Geschäftsfrau will sich auf Kosten naiver Jurastudierender bereichern.

Gibt es den „perfekte Klausurenstift“?

Die Frage nach dem „perfekten Stift“ für angehende Jurist:innen lässt sich ganz leicht beantworten: Der „perfekte Klausurenstift“ existiert nicht. Das ist die einzige seriöse Antwort, die man auf diese Frage geben kann. Denn welcher Stift gut in der Hand liegt, ist eine individuelle Entscheidung, die jede:r für sich treffen muss. Das kristallisiert sich auch auf Instagram und Twitter schnell heraus. Dort geben viele Jurastudierende an, ihre Klausuren und sogar das Staatsexamen einfach mit Werbe-Kugelschreibern geschrieben zu haben.

Auf Twitter gaben von 141 befragten Jurist:innen 36 Prozent an, sogar ihre Examensklausuren mit einem Kugelschreiber geschrieben zu haben. Auf Instagram gaben 288 Teilnehmende an, ihre Juraklausuren allgemein mit einem Kugelschreiber zu verfassen, was 57 Prozent aller befragten Personen ausmacht. Auf Platz zwei landete sowohl bei Twitter als auch bei Instagram der Füller, jeweils dicht gefolgt vom Tintenroller auf Platz drei.

Und eigentlich ist uns allen klar: Nicht der Stift ist ausschlaggebend für ein Prädikatsexamen, sondern der Mensch, der ihn führt.

Trotzdem gibt es natürlich Stifte, die für lange Schreibzeiten geeigneter sind als andere. Denn zu einer ehrlichen Antwort gehört auch dazu, dass das Juraexamen in seiner jetzigen Form ein strapazierender Marathon ist. Bereits in der Examensvorbereitung werden teils bis zu 100 Übungsklausuren geschrieben – von Hand. Die universitären Klausuren und auch die Klausuren im juristischen Staatsexamen dauern jeweils bis zu fünf Stunden. Hinzu kommt, dass die Examensklausuren in enger Taktung innerhalb von zwei Wochen geschrieben werden. Wenig verwunderlich ist es deswegen, dass viele Examenskandidat:innen über Sehnenscheidenentzündungen und Schmerzen im Handgelenk, am Ellenbogen und in der Schulter klagen.

Daher sind auch die sog. „Ruhetage“ zwischen den Klausuren so wichtig. Dass diese bundesweit abgeschafft werden sollen, geht eindeutig zu Lasten der Gesundheit der Examenskandidat:innen. Die Bundesfachschaft Jura hat deswegen eine Petition gestartet (JURios berichtet).

Früh übt sich! Und: Übung macht den Meister!

Aber zurück zum „perfekten Klausurenstift“. An dieser Stelle möchten wir Dir doch noch einen Tipp sprichwörtlich „an die Hand geben“. Benutze bereits im Studium und in der Examensvorbereitung den Stift, den Du später in den Examensklausuren nutzen willst. Warum? Damit Du Dich daran gewöhnst, mit genau diesem Stift schnell, leserlich und schmerzfrei zu schreiben. Wenn Du keine Probleme an der Hand hast, kann das ruhig ein billiger Werbekugelschreiber sein. Merkt man aber bereits bei den Übungsklausuren, dass die Hand schnell zu schmerzen beginnt, kann es sinnvoll sein, sich bereits jetzt auf die Suche nach einem ergonomischen Stift zu machen. Denn zur Wahrheit gehört auch: Ein Stift ist nicht gleich ein Stift. Beim Schreibkomfort gibt es durchaus Unterschiede. Wir haben Dir daher – tatsächlich aus leidvoller eigener Erfahrung – ein Ranking erstellt. Von Top zu Flop!

1. Der Füller

Auf dem ersten Platz landet bei uns ganz klar der “oldschool” Füllfederhalter. Ja, dieses Ding, mit dem die meisten von uns in der Schule Schreiben gelernt haben. Der Vorteil liegt klar auf der Hand: Der Füller ist die perfekte Wahl, wenn es um Schreibkomfort geht. Füller sind meistens ergonomisch gestaltet und liegen deswegen besonders gut in der Hand. Feder und Tinte sorgen dafür, dass der Füller nicht nur elegant aussieht, sondern auch kratzfrei und geschmeidig über das Papier gleitet.

Der einzige Nachteil: Füller sind deutlich teurer als Kugelschreiber und man muss immer daran denken, neue Patronen zu kaufen und genügend für das Examen vorrätig zu haben! Außerdem: Manche Füller klecksen. Gerade Linkshänder haben mit Füllern oft Probleme, weil die Tinte zu sehr verwischt.

Für welche Marke Du Dich am Ende entscheidest, ist eigentlich egal. Am besten gehst Du in den nächsten Schreibwarenladen und testest mehrere Füller – genauso wie man es in der ersten Klasse getan hat.

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2. Der Tintenroller

Einen guten Kompromiss zwischen Preis und Komfort stellt der Tintenroller dar. Auch er gleitet geschmeidig über das Papier. Meistens sind Tintenroller aber nicht ganz so ergonomisch geformt wie Füller. Hier kommt es vor allem darauf an, ob du dich für ein Einweg-Produkt entscheidest oder für einen Tintenroller, bei dem man (genauso wie beim Füller) die Patronen auswechseln kann. Diese kosten zwar oft mehr, liegen auf Grund ihrer ergonomischen Form aber häufig besser in der Hand. Tintenroller mit Wechselpatronen sind außerdem ein Pluspunkt für die Umwelt.

Auch hier gilt: Probieren geht über Studieren. Den „perfekten“ Tintenroller findest Du nur, wenn Du Dich auf die Suche machst und mehrere Exemplare testest. Darüber freut sich auch der Schreibwarenladen von nebenan, der hart mit Amazon konkurriert.

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3. Die berühmten BIC Kugelschreiber

Jede:r kennt sie, jede:r hat sie. Die bekannten, blauen BIC Kugelschreibersets. 50 Stück gibt es für rund 15 Euro. Also genau der gleiche Preis, zu dem der oben genannte „perfekte Klausurenstift“ vertrieben wird. Nur, dass man dafür einen Kugelschreibervorrat bekommt, der die gesamte Examensvorbereitung übersteht. Je nachdem, wieviel man von Hand schreibt, sogar das gesamte Jurastudium. Einschränkend muss dazu allerdings gesagt werden, dass die BIC Wegwerf-Kugelschreiber weder besonders umweltfreundlich sind, noch besonders ergonomisch geformt. Für Jurastudierende, die keine Probleme an der Hand haben, dürfte der Stift aber vollkommen ausreichen.

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4. Süße Kawaii-Stifte

Was? Du weißt nicht, was “kawaii” bedeutet? Kawaii ist der japanische Ausdruck für „liebenswert“, „süß“ oder „niedlich“. Wikipedia spricht gar von einer “japanisch beeinflussten Niedlichkeitsästhetik”. Ein berühmtes Kawaii-Maskottchen ist beispielweise Hello Kitty. Und so gibt es natürlich auch Schreibwaren in Kawaii-Optik. Beispielsweise pastellfarbene Stifte mit Glitzer-Elementen, süßen Manga-Grafiken oder Puscheln am oberen Ende. Kawaii-Stifte sind weder besonders ergonomisch, noch schreiben sie zwingend klecksfrei. Doch sie haben einen unschlagbaren Vorteil: Man kann sie nicht ansehen, ohne automatisch glücklich zu grinsen. Kawaii-Stifte sind also echte Wegbegleiter für Klausuren. Unsere Empfehlung: Mit einem traditionellen Füller scheiben, aber einen Kawaii-Stift als Glücksbringer auf den Tisch legen. Schadet bestimmt nicht!

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5. Der Montblanc

Jura-Josephine und Jura-Justus schwören natürlich auf ihren Montblanc. Der edle Füllfederhalter kostet beispielsweise in der „Great Characters Jimi Hendrix Limited Edition“ schlappe 3.700 Euro. Die Basisversion, z.B. den „StarWalker Precious Füllfederhalter“ gibt es bereits ab 500 Euro käuflich zu erwerben. Ein echtes Statussymbol also. Es wäre tarurig, wenn dieser in der Bibliothek verloren ginge…. oder so wie diverse Bücher einfach “verschwindet”…. Bist Du wirklich bereit, dieses Risiko einzugehen? Und: Statussymbole bringen dir im Examen leider überhaupt nichts. Eine Klausur wird nicht deswegen zur 18-Punkte-Klausur, weil du sie mit einem Schatz in Deiner Hand schreibst. Unser Fazit: Wer es nötig hat!

6. Der Werbekugelschreiber

Auch der Werbekugelschreiber darf in unserem Ranking nicht fehlen. Man kann es kaum glauben, aber laut Internet gehört er zu einem der beliebtesten Schreibmitteln unter Jurastudierenden. Der Werbekugelschreiber hat zwei nicht zu unterschlagende Vorteile: Er ist umsonst und mit ihm lässt sich ein wunderbares Statement setzen. Beispielsweise für die Partei oder den Fußballverein deines Herzens.

7. Kugelschreiber mit Spickzettel

Unter allen Schreibmitteln können wir Dir eigentlich nur ein einziges überhaupt nicht empfehlen. Den Kugelschreiber mit eingebautem Spickzettel. Du kennst ihn vielleicht noch aus der Grundschule oder als Beilage aus dem Micky-Mouse-Heft. Der Kugelschreiber hat seitlich einen Schlitz aus dem man ein zusammengerolltes Blatt Papier ziehen kann. Hier lassen sich wichtige Notizen unterbringen. Aber seien wir mal ehrlich: Den gesamten Examensstoff bekommst Du da sowieso nicht drauf. Und auch, wenn der Spickzettel-Kugelschreiber auf den Hinweisblättern der Justizprüfungsämter zum Examen nicht ausdrücklich erwähnt wird, sind wir uns doch sicher, dass es sich dabei um ein verbotenes Hilfsmittel handelt. Deswegen: Finger weg!

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8. Der Bleistift

Leider 0 Punkte. Durchgefallen.

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Redaktion
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JURios. Kuriose Rechtsnachrichten. Kontakt: redaktion@jurios.de

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