Eine kurze Notiz in meiner Zeitung hat mir fast den Boden unter den Füßen weggezogen. Darin stand zu lesen, dass sich die US-amerikanische Schauspielerin Keke Palmer während sie eine Meditationstechnik namens Sun Gazing praktiziert hat, die Netzhaut verbrannt hat.
Nun mahnt sie – sichtlich geläutert:
„Passt auf mit der Sonne, den UV-Strahlen, der Erderwärmung. Ihr müsst diese Augen schützen, weil ich jetzt doppelt und so sehe“
Keke Palmer (Siehe hier)
Laut ihrem Arzt ist es noch nicht gewiss, ob ihre Netzhaut wieder komplett heilen wird.
Ich musste erst mal nach dieser Methode googeln und war wirklich ganz perplex, was man darüber alles so findet. Und da kann man nur den Kopf schütteln. Und um es gleich vorweg zu nehmen: Von Sun Gazing halte ich gar nichts.
Was ist Sun Gazing überhaupt?
Beim Sun Gazing geht es darum, ungeschützt direkt in die Sonne zu blicken. Dies geschieht im Zusammenhang mit einer meditativen Übung, bei der man sich eine Heilung für Körper, Geist und Seele verspricht. Denn hier wird – so die Theorie – die heilende Energie der Sonne zunutze gemacht.
Von manchen Befürwortern werden die Stunden der Morgen- und Abenddämmerung bevorzugt.
Andere sagen, man solle einfach keine Angst haben.
Wer hat Sun Gazing erfunden?
Der Inder Hira Ratan Manek (HRM) wurde Mitte der 90er Jahre dafür bekannt, angeblich nur von Sonnenlicht und Wasser zu leben. Er machte in diesem Zusammenhang auch das Blicken in die Sonne in den Industrieländern populär und gilt als Erfinder des Sungazing. Dabei verzichtete er auch nicht auf den Hinweis, dass es sich hier um eine ganz uralte Disziplin handeln soll.
Seine Fastenperiode hat angeblich ganze 211 Tage gedauert. Allerdings gibt es Meldungen, denen zur Folge er es mit dieser Kasteiung nicht so ernst genommen hat.
Was sagt die Wissenschaft zum Sun Gazing?
Die Wissenschaft ist sich einig: Sonnenlicht kann heilsam für uns Menschen sein.
Zum Beispiel sorgt die Sonne für:
- Bildung von Dopamin und Serontonin
- Reduzierung von depressiven Verstimmungen
- Bildung von Vitamin D
- Regulierung des Schlaf-Wach-Rhythmus
Ohne Sonne gibt es bei uns kein Leben.
Einigkeit herrscht unter den Koryphäen aber auch in dem Punkt, dass ungeschützte Sonneneinstrahlung irreparable Schäden verursachen kann.
Der Umstand, dass wir von zu viel Sonne Hautkrebs bekommen können, dürfte inzwischen jedem bekannt sein. Ähnliche schwere Gesundheitsschäden verursacht aber auch der direkte und indirekte Blick in die Sonne. Die starken Sonnenstrahlen können zu irreversiblen Netzhautschäden und Sehkraftverlust bis hin zur Erblindung führen. Selbst Augenerkrankungen wie Grauer Star und manche Augenkrebsarten werden mit einem Zuviel an Sonneneinstrahlung in Verbindung gebracht.
Man sollte niemals direkt in die Sonne blicken, egal ob sie gerade auf- oder unter geht. Das gilt auch bei einer Sonnenfinsternis, bei der man nur den Ring um den Erdschatten sieht.
Und eigentlich wäre es gesünder, wenn wir während der Sommermonate im Freien nicht nur einen Sonnenschutz (Sonnenmilch, Sonnenhut etc.), sondern auch immer eine gute Sonnenbrille mit UV-Schutz tragen würden.
Wenn du nun meinst, dass man das früher auch nicht gebraucht hat, dann verweise ich dich auf die immer dünner werdende Ozon-Schicht.
Meine Meinung zum Thema Sun Gazing
Die Sonne ist heilsam, ohne sie wäre kein Leben auf diesem Planeten und in uns selbst möglich.
Aber wie immer bestimmt auch hier die Dosis das Gift. Denn so heilend und wohltuend die Sonne ist, kann sie uns auch immensen Schaden zufügen.
In meinen Augen ist dieses Sun-Gazing-Ding eine Masche, auf die ein indischer Maschinenbauer (das war dieser HRM nämlich) seine Existenz als Guru gegründet hat. Und viele von uns Industrieländlern fallen auf solche Geschichten hinein, weil wir alles glauben wollen, was im Zusammenhang mit fernöstlichen Meditationspraxen steht.
Allerdings braucht man feinstoffliche Praktiken nicht immer vollständig unter dem Licht der Wissenschaft betrachten. Wenn es aber weh tut oder der Gesundheit schadet oder man irgendeinen Zweifel an der Richtigkeit der ganzen Angelegenheit hat, sollte man immer Skepsis walten lassen.
Und deswegen kann ich vor Sun Gazing nur warnen.
Alternativen zum Blick in die Sonne
Das Fokussieren auf einen bestimmten Punkt ist eine gängige Meditationspraxis. Aber du musst deswegen nicht gleich die Sonne anstarren und dir damit die Netzhaut kaputt machen.
Du kannst in eine Kerzenflamme blicken oder auf irgendeinen festen Punkt. Oder du gehst raus in die Natur und konzentrierst dich auf einen Baum. Die nährende Wirkung liegt in der Meditation an sich und nicht in den Sonnenstrahlen.
Und natürlich gibt es ja noch den Mond! Dessen Lichtstrahlen können höchstens unangenehm sein, wenn du durch ein sehr starkes Teleskop ohne Graufilter blickst. Ansonsten sind hier noch keine größeren Probleme bekannt.
Hattest du vorher schon mal von Sun Gazing bereits gehört? Hast du es vielleicht schon einmal ausprobiert?
Was ist deine Meinung und deine Erfahrung dazu?
Vorschau auf die nächsten Artikel
Eigentlich wollte ich in diesem Artikel eine neue Asana vorstellen. Diese zeige ich dir nun am 30. August. Dann wird sie gleichzeitig auch noch zur Asana des Monats gekürt.
Auf meinem Blog Sabienes Welt gibt es am Dienstag, den 23. August einen Artikel über Knochendichtemessung und warum ich mich nun so alt fühle zu lesen.
Stay tuned!
Text: Sun Gazing – Eine sehr gefährliche Meditationstechnik ©mondyoga.de
Alle Fotos: Sun Gazing – Eine sehr gefährliche Meditationstechnik ©mondyoga.de wenn nicht anders vermerkt unter Verwendung eines kostenlosen Stockfotos von Canva.com
