Die Verängstigten

Klappentext:

Als Suleima im Wartezimmer eines Psychologen Nassim, einen Arzt und Schriftsteller, kennenlernt, entspinnt sich zwischen den beiden eine Amour Fou, die viele Jahre andauert. Als in Syrien der Krieg ausbricht, flieht Nassim nach Deutschland und lässt nichts mehr von sich hören. Doch eines Tages erreicht Suleima ein Manuskript ihres Freundes. Bei der Lektüre stellt sie fest, dass Nassim eine Geschichte erzählt, die sehr viel mit ihrer eigenen zu tun hat. Salma, die Protagonistin aus Nassims Manuskript, erzählt von dem schwierigen Verhältnis zu ihrer Mutter, vom frühen Tod des Vaters und den Schwierigkeiten, mit Eltern aufzuwachsen, die unterschiedlichen Religionen angehören, in einer Familie, die von der Diktatur zermalmt wurde.

Für Suleima wird die Lektüre von Nassims Manuskript zu einer Reise zu sich selbst, in magischen Traumbildern arbeitet sie ihre eigene Vergangenheit auf, beginnt ihre Geschichte zu begreifen und macht sich schließlich auf die Suche nach der Frau, die ihr Schicksal teilt.

Das eindringliche Zeugnis einer von gesellschaftlichen und politischen Wirren beschädigten Biografie, die das Schicksal einer ganzen Generation wiederspiegelt, erzählt in einer kraftvollen und poetischen Sprache von einer der wichtigsten Stimmen der arabischen Gegenwartsliteratur.

Rezension:

Ich knabbere mich ja so langsam aber sicher durch meinen SUB. Zwischendurch gehe ich da ran und finde immer wieder „neue“ interessante Bücher – diesmal Dima Wannous mit „Die Verängstigten“. Und ja, dieser Roman macht Angst. Er verängstigt auch mich und dies auf einer ganz anderen Art wie sonstige Romane.

Da ist zum einen die Sprache. Bei manchen Sätzen hatte ich Angst, dass der Satz über eine ganze Seite geht. Die verschachtelte Sprache macht das Lesen nicht gerade einfach. Zum anderen ist das das Thema Angst an sich.

Das Thema Angst hat viele Facetten. Ich hatte auch etwas Angst vor der syrischen Geschichte, aber diese ist wiederum geprägt von Angst. Ein wichtiges Ereignis war zum Beispiel das Massaker von Hama 1982. Syrien ist eine Diktatur in Reinform und mit einer Überwachung, wie es wohl nur die DDR noch besser hinbekommen hat. Wobei ich mir bei diesem Vergleich nicht so wirklich sicher bin, denn die Angst und Überwachung in diesem Land war und ist wohl extrem.

Zwischen dieser Angst steht immer wieder die Liebesgeschichte zwischen Nassim und Suleima, die sich beim Psychologen kennengelernt haben. Nassim ist Suleimas Vater sehr ähnlich. was immer wieder zu Schwierigkeiten im Verständnis des Textes führt, da immer wieder vergleiche zu Nassim gezogen werden.

Die Beziehung steht im Spannungsverhältnis von Familie und Gesellschaft, bei dem man immer wieder das Gefühl hat, das sie Angst atmet und ausdünstet. Immer wieder die Ortswechsel, mal ist man in Damaskus, Beirut, Hama oder im Dorf am Meer, bei der Familie.

Es ist anstrengend dem allem zu folgen und ich habe mich doch oft dabei erwischt, dass ich mehrere Male die Sätze noch einmal gelesen habe.

Mein Fazit, es ist zum einen ein wichtiges Buch. Es gibt Einblicke in die Diktatur in Syrien und was es mit einem Menschen macht, in so einem System zu leben. Es gibt eine Situation, die dies ziemlich gut beschreibt. Da ist Suleima auf dem Weg von Syrien nach Beirut. In dem Auto herrscht totales Schweigen und nach dem Grenzübertritt in den Libanon wird sich unterhalten und gelacht.

Es ist zum einen verdammt schwierig, diesem Buch zu folgen, aber auf der anderen Seite ist es wichtig, um Syrien zu verstehen, oder Diktaturen im Besonderen. Da gibt es immer wieder Situationen, wie die Beschreibung der vielen Häftlinge im Gefängnis, wo man schon beim Lesen Platzangst bekommt.

Also wenn man gerne verschachtelte und lange Sätze liest, mit einem hohen Anspruch, ist dieses Buch top. Es ist relativ schwer einen Zugang dazu zu bekommen, hat man aber etwas mehr Zeit, dann lässt es sich doch gut lesen. Man braucht einfach Ruhe dafür. Ich wünsche mir, dass dieses Buch vielleicht im Unterricht verwendet wird. Egal ob es nun Sozialkunde, PoWi oder Deutsch ist, es ist wichtig, dass man die Wirkung von wirklichen Diktaturen auf den Menschen erfährt.

Gerne mehr davon, aber vielleicht ein wenig weniger literarisch-sprachlicher Anspruch, damit man nicht andere Menschen davon abhält, die Gegenwartsliteratur von Syrischen AutorInnen zu erleben, denn ich kann schon verstehen, warum viele Menschen keinen Zugang zu diesem Roman gefunden haben. Auch ich war mehrere Male kurz vor dem Abbruch des Buches, aber ich bin wie so oft froh, durchgehalten zu haben. Es lohnt sich!

Verlag: Blessing Verlag

ISBN: 978-3-641-20609-3

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