Barmherzigkeit wiederum ist eine individuelle Angelegenheit. Sie ist zugeschnitten auf unsere Persönlichkeit, unser Leben und unsere Bedürfnisse und Nöte. Wenn wir also von der Barmherzigkeit Gottes reden, dann betrifft dies unser eigenes, persönliches Leben mit allem was dazugehört. In Hebräer 4, 14-16 steht: „Da wir nun einen großen Hohenpriester haben, der die Himmel durchschritten hat, Jesus, den Sohn Gottes, so lasst uns festhalten an dem Bekenntnis! Denn wir haben nicht einen Hohenpriester, der kein Mitleid haben könnte mit unseren Schwachheiten, sondern einen, der in allem versucht worden ist in ähnlicher Weise [wie wir], doch ohne Sünde. So lasst uns nun mit Freimütigkeit hinzutreten zum Thron der Gnade, damit wir Barmherzigkeit erlangen und Gnade finden zu rechtzeitiger Hilfe“! William McDonald schreibt in seinem Bibelkommentar: „Als er Timotheus schreibt, fügt er das Wort »Barmherzigkeit« hinzu. Guy King hat vorgeschlagen, daß man »Gnade« für jeden Dienst braucht, »Barmherzigkeit« dagegen für jedes Versagen und »Friede« für alle Umstände. Jemand hat einmal gesagt: »Gnade für die Wertlosen, Barmherzigkeit für die Hilflosen und Friede für die Ruhelosen.« Hiebert definiert »Barmherzigkeit« als »die aus Gott selbst stammende, spontane liebevolle Freundlichkeit Gottes, die ihn dazu veranlasst, mit Mitleid und zartem Mitgefühl mit den Verzweifelten und Traurigen umzugehen«. Diese Segnungen kommen »von Gott, dem Vater, und von Christus Jesus, unserem Herrn«. Hier haben wir wieder einmal den Fall vorliegen, wo Paulus den Sohn so ehrt, wie er den Vater ehrt“. Barmherzigkeit die wir erfahren, macht uns dann auch wiederum die große Gnade deutlich, die mit dem Thron Gottes einhergeht. Dort dürfen wir ohne Bedenken, Unsicherheit, Angst oder Umwege uns offenherzig und gradlinig hinbegeben – auch wenn wir gesündigt haben und schwach waren. Gnade orientiert sich an dem, was Gott ist.
Gott ging auf Wunsch von Moses an ihm vorüber uns sagte (2. Mose 34,6): „Und der HERR ging vor seinem Angesicht vorüber und rief: Der HERR, der HERR, der starke Gott, der barmherzig und gnädig ist, langsam zum Zorn und von großer Gnade und Treue...“. Das war das Selbstzeugnis Gottes. Barmherzigkeit orientiert sich an dem, was ich brauche. Als Christen, denen ihre Schuld vergeben ist durch den Glauben an Gottes Sohn und sein Opfer am Kreuz, leben wir in unserer täglichen Glaubenspraxis von der Barmherzigkeit Gottes. Wir sind zwar erlöst und dürfen uns der Sünde für gestorben halten (Römer 6,11) sind aber dennoch mit den Folgen der Sünde mehr oder weniger beschäftigt. Und da fallen wir auch immer wieder und dürfen hier in der Barmherzigkeit Gottes Frieden, Hilfe und Trost finden – jeden neuen Tag. Paulus schreibt in diesem seligen Wissen in Römer 5, 1-2: „Da wir nun aus Glauben gerechtfertigt sind, so haben wir Frieden mit Gott durch unseren Herrn Jesus Christus, durch den wir im Glauben auch Zugang erlangt haben zu der Gnade, in der wir stehen, und wir rühmen uns der Hoffnung auf die Herrlichkeit Gottes“. Gnade, Barmherzigkeit und Frieden – darauf dürfen wir uns als Christen stützen und feste Schritte im Glauben machen. Unser Leben und unser Dienst ist dadurch gesegnet und wir dürfen zur Ruhe kommen. In Johannes 14,27 sagte Jesus: ''Frieden hinterlasse ich euch; meinen Frieden gebe ich euch. Nicht wie die Welt gibt, gebe ich euch; euer Herz erschrecke nicht und verzage nicht''! Amen.