Plantation Rum Australia 2007 & Rum Serendipity

“Do you come from a land down under?” fragten Men at Work erstmalig im Jahre 1980 und landeten damit einen Welt-Hit. Inzwischen wurde diese Frage wahrscheinlich schon vielen Menschen auf dieser Erde aus den unterschiedlichsten Gründen gestellt, aber vermutlich hat man sie bisher nur sehr selten mit Blick auf die Herkunft eines Rums formuliert. Doch genau das müsste man angesichts der heutigen Abfüllung tun, denn dieser Rum kommt tatsächlich „from a land down under“: der Plantation Australia 2007. (zugesandtes Testprodukt)*

Der kundige Zoologe oder Botaniker dürfte die Herkunft des Rums schon an der sehr schön gestalteten Verpackung erahnen, auf der verschiedene Motive aus der australischen Flora und Fauna abgebildet sind. Zudem prangt dort auch recht weit oben der Begriff: „One-Time Limited Edition“, welcher eine gewisse Begrenztheit des Produktes verrät (genauere Informationen hierzu konnte ich nicht in Erfahrung bringen). Zudem erfahren wir noch einige interessante Rahmendetails, die ich hier natürlich nicht vorenthalten möchte. Gebrannt wurde der Plantation Rum Australia 2007 auf einer Pot Still in der bereits 1884 (allerdings nicht als reine Rumbrennerei) gegründeten Beenleigh Artisan Distillery in Queensland. Aus Queensland stammt auch die Melasse für diesen Rum, die man für 14 Tage mit Hilfe der Hefestämme Schizosaccharomyces pombe und Saccharomyces cerevisiae fermentieren lässt. Wer angesichts solch genauer Angaben über Hefestämme noch Zweifel daran hat, dass man die Transparenzoffensive im Rumbereich im Hause Plantation durchaus ernst nimmt, den versöhnt vielleicht noch die zusätzliche Information, dass der Plantation Australia 2007 erfreulicherweise keine Dosage erhalten hat und somit nicht gezuckert wurde. Wir können uns hier also offenbar ein unverfälschtes Bild eines australischen Rums verschaffen, was natürlich sehr schön ist.

Ein Gesamtalter von 14 Jahren kann dieser Rum zudem für sich beanspruchen (wer 2007 + 14 rechnen kann, war natürlich von vornherein im Vorteil). 13 Jahre davon reifte der Rum im tropischen Klima von Queensland in ehemaligen Bourbon-Fässern. Und schließlich – wie könnte es bei einem Plantation anders sein? – hat Alexandre Gabriel es sich natürlich nicht nehmen lassen, noch ein weiteres, kontinentaleuropäisches Jahr in ehemaligen Cognacfässern dranzuhängen. Achja: 49,3% vol. lesen sich aus meiner Perspektive zudem sehr gut, da Trinkstärken rund um 50% oder darüber mich immer mehr zu begeistern vermögen. Gelingt das auch hier?

Tasting Notes:

Aroma: Ja, das ist eindeutig ein Rum hier im Glas, soviel sei schon einmal gesagt. Die australische Heimat hat also nicht etwa zu einer völligen Veränderung der genuinen Charakteristik geführt. Das Aromenbild ist darüber hinaus ein angenehm fruchtiges mit Noten von Pfirsich, Aprikose und Nektarine, dazu ein wenig Crème Brûlée, tatsächlich feine Kräuternuancen und Kokosnuss. Die offiziellen Verkostungsnotizen (welche auch in fast allen Onlineshops übernommen wurden) sprechen zudem von blumigen Noten von Iris und Flieder. Hier tue ich mich tatsächlich etwas schwer, diese Beschreibung zu teilen. Zwar finde ich auch diffuse, florale Töne, vielmehr aber Gewürze wie Zimt oder Muskat und dazu noch eine Nuance von Rosinen.

Geschmack: Auch am Gaumen zeigen sich Früchte, hier aber etwas stärker in Kombination mit Gewürznoten und Fasscharakteristik. Natürlich ist eine Vanillenote der Bourbonfässer zugegen, aber auch die Nachreifung im Cognacfass zeigt sich mit fruchtig-reifem Einschlag von Kompott (Pfirsich, Äpfel, Quitten) und subtilen Assoziationen von Kräutern (Thymian?). Schließlich zeigt sich eine feine Note von Kakao, fast schon Milchschokolade, welche mir sehr gut gefällt.

Abgang: durchaus lang mit Fruchtnoten (wieder Pfirsich, fast schon mit Anklängen von reifer Mango), Vanille und Gewürzen.

Ein schöner Rum, keine Frage! Aber was macht man damit? Hier habe ich mich für etwas eher Ungewöhnliches Entschieden und eine Variante des Serendipity-Cocktails kreiert. Das Original besteht im Wesentlichen aus Calvados, Apfelsaft, Minze und Champagner. Ein wenig Calvados darf auch in meiner Version nicht fehlen, allerdings nur als Akzent. Und wirklich umbenennen wollte ich den Drink nicht, einerseits ist nämlich auch dieses Rezept eine unverhoffte Entdeckung, andererseits ist die Veränderung des Originals nur marginal. Es ist eben einfach ein „Rum Serendipity“. Achja: Es ist wirklich wichtig, den hochwertigsten klaren Apfelsaft zu verwenden, den man finden kann. Klaren Apfelsaft selbst herzustellen, ist eher aufwendig, weshalb ich dazu nicht raten möchte. Einige Rezepte des Serendipity werden übrigens im Glas selbst gebaut oder gerührt. Meistens mit Blick auf eine möglichst klare Optik. Ich finde allerdings, dass ein Shake mit anschließendem Fine-Strain die Minzaromatik einfach viel besser zur Geltung bringt. Und der Drink klärt sich auch, wenn man ihn sich ein wenig „beruhigen“ lässt, bevor man den Champagner aufgießt. So hat man einen optisch und geschmacklich perfekten Drink. Wen das Original interessiert, der verwendet einfach 4,5 cl Calvados ohne Rum. Aber der Drink funktioniert wirklich ganz ausgezeichnet in der hier aufgeführten Form:

Rezept „Rum Serendipity“:

3,5 cl Plantation Rum Australia 2007
1 cl Daron Calvados XO
4,5 cl hochwertiger, klarer Apfelsaft
0,5 cl Zuckersirup
zwei Zweige frische Minze
Champagner

Zubereitung: Zunächst alle Zutaten bis auf den Champagner in einen Shaker geben. Minze mit dem Barstößel noch etwas andrücken, dann Eis hinzufügen und kräftig shaken. Schließlich doppelt ins vorgekühlte Glas auf Eis abseihen und den Cocktail mit Champagner aufgießen.

Glas: nicht zu großes Highball-Glas

Garnitur: Minzzweig

Bezugsquellen: Im Fachhandel oder online

*Der Umstand, dass mir dieses Produkt zu redaktionellen Zwecken unentgeltlich zur Verfügung gestellt worden ist, bedeutet nicht, dass in irgendeiner Weise Einfluss auf den Artikelinhalt oder meine Bewertung genommen wurde. Vielmehr ist es für mich stets unverrückbare Bedingung, völlig frei und unbeeinflusst rezensieren zu können.

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