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Als Schiffe noch den Namen "Remscheid" trugen

Schiff Nr. 1. Auf Drängen der Remscheider Kaufmannschaft wandte sich die Stadt Anfang April 1914 an den Norddeutschen Lloyd und bat um die Benennung eines Dampfers mit dem Namen Remscheid. Der Norddeutsche Lloyd (NDL), war eine Bremer Reederei, die schon seit 1857 bestand und sich zu einem der bedeutendsten deutschen Schifffahrtsunternehmen des späten 19. und frühen 20. Jahrhunderts entwickelt hatte (sie fusionierte 1970 mit der Hamburg-Amerikanischen Packetfahrt-Actien-Gesellschaft, HAPAG., zur Hapag-Lloyd AG).  Am 11.4.1914 stimmte der NDL dem Antrag der Stadt Remscheid zu, einen Frachtdampfer der ostasiatischen Linie mit 12.000 t Tragfähigkeit auf den Namen Remscheid zu taufen, der in der Howaldt-Werft in Kiel gebaut wurde. In den nächsten Monaten folgen mehrere Schreiben der Stadt an NDL mit der Bitte, doch einen Passagierdampfer mit dem Namen RS zu versehen. Das wurde aber von NDL abgelehnt. Statt dessen folgte im März 1915 die Information an die Stadt, dass der Frachter inzwischen von Stapel gelaufen sei (die Stadt hatte dazu keine Einladung erhalten). Endgültig fertig wurde der Frachter allerdings erst nach Ausbruch des 1. Weltkriegs. Er blieb auf der Howaldt-Werft in Kiel liegen und musste nach Kriegsende den Siegermächte im Rahmen von Reparationsleistungen übergeben werden, konkret: Das Schiff ging an Frankreich und erhielt später den Namen „Yand-Tse”.
Als die Stadt Remscheid 1923 beim NDL nachfragte, was aus dem Frachter geworden sei, erhielt sie die Nachricht der „Übergabe an den Feindbund“ (!!)  und dass man über den weiteren Verbleib keine Informationen habe. Die Stadt bat daraufhin um die Benennung eines neuen Frachters. Das wurde vom NDL abschlägig beschieden mit der zutreffenden Begründung, „es gibt im Augenblick nur wenige Schiffe“.

Der Frachtdsampfer 'Remscheid' wurde 1928 in Dienst gestellt. Schiff Nr. 2. Doch die Stadt ließ in den folgenden Jahren nicht locker, und 1928 erklärt sich der NDL schließlich bereit, den Namen „Remscheid“ für ein Frachtschiff vorzumerken. Am 16. April 1928 verkündet der RGA die Nachricht aus Bremen, der NDL habe den englischen Frachter „Cambrai Queen“ (ehemals „Maritime“, davor „Waldenburg“) gekauft und unter dem Namen „Remscheid“ in Dienst stellen. Das Schiff war 1917 in der Werft der Flensburger Schiffsbaugesellschaft gebaut worden und hatte ein Raummaß von 5.854 Bruttoregistertonnen (BRT) [1 BRT = 2,8316846592 m³]. Er war 145 Meter lang und hatte vier Masten. Die Maschine konnte mit 4.400 PS  eine Geschwindigkeit von zwölf Knoten entwickeln [1Knoten = 1 Seemeile/h = 1,852 km/h], also 22,22 Stundenkilometern . Am 28.4.1928 startete der Frachter „Remscheid“ mit Kapitän C. Menncken seine erste Fahrt von Bremen, Colombo, Penang, Singapore, Honkong, Shanghai, Moji, Kobe, Osake nach Yokohama. (Foto aus dem Buch „Remscheid“ von Hans Funke, erschienen 2002 im Sutton-Verlag in Erfurt in der Reihe „Archivbilder“)

SCHIFF Nr. 3 kam über einen Versuch nicht hinaus. Am 30.10.1935 stellte von Alfred Klingelnberg den Antrag an die Stadt,  einen Überseedampfer nach Remscheid zu benennen. Erneut wandte sich den Norddeutschen Lloyd; mehrere Anfragen liefen bis zum 4.1. 1944 hin und und wurden schließlich auf Wunsch bis nach Kriegsende zurückgestellt.

Auslaufen der U-Boote U 123 und U 201 (Hintergrund) in Lorient(Frankreich)[Quelle: Wikipedia / Bundesarchiv Bild 101II-MW-4260-37] Schiff Nr. 4, das U BOOT „Remscheid“. Das „U 201“ lief am 7.12.1940 auf der Friedrich Krupp Germaniawerft R. G. in Kiel vom Stapel und wurde schon am 25.1.1941 in Dienst gestellt mit Oberleutnant zur See Adalbert Schnee als Kommandant (später Kapitänleutnant und  Ritterkreuzträger). Zur Mannschaft gehörten ferner Leitender Ing. Lt. (Ing.) b. R. Dipl. Ing. Willi Lechtenbörger, 1. Wachoffizier Oberlt. zur See Karl-Horst Horn und 2. Wachoffizier Lt. zur See Wolfgang Leimkühler. In Bezug auf den Namen seines ersten Kommandanten waren auf dem Turm von U 201 zwei Schneemänner aufgemalt. Außerdem trug das Boot vorn am Turm das Wappen der Patenstadt Remscheid. „U 201“ war von Januar bis April 1941 als Ausbildungsboot eingesetzt, danach im Nordatlantik, wo es 22 Handelsschiffe und zwei Kriegsschiffe versenkte. Das größte von U 201 mit Torpedos versenkte Schiff war am 6. Juli 1942 östlich der Azoren der unbewaffnete britische Passagierdampfer Avila Star . 84 Menschen kamen dabei ums Leben. Ein weiteres von U 201 versenktes britisches Passagierschiff war am 19. August 1941 die Aguila. Dabei kamen 157 Passagiere und Besatzungsmitglieder ums Leben. Der Zerstörer HMS Viscount versenkte U 201 (seit dem 25. August 1942 unter dem Kommendo von Günther Rosenberg) am 17. Februar 1943 mit Wasserbomben. Alle 49 Besatzungsmitglieder kamen dabei ums Leben. (Das Stadtarchiv besitzt ein Fotoalbum von dem U Boot und der Mannschaft und ein weiteres mit handgeschriebenen Seiten und selbst gemalten Bildern vom Besuch der Mannschaft in Remscheid).

Für den 1955 von der Hamburg-Amerika-Linie (HAPAG) 1955 in Dienst gestellten Linienfrachter 'MS Remscheid' übernahm damals die Stadt Remscheid ebenfalls die Patenschaft. Schiff Nr. 5, die „MS Remscheid“. Im April 1950 nahm die HAPAG den traditionellen Liniendienst nach Westindien und der Ostküste Mittelamerikas wieder auf. Um die Abfahrtsdichte von zunächst drei Abfahrten monatlich auf einmal wöchentlich zu erhöhen, wurden bei der Lübecker Flender-Werke AG sieben neue Schiffen der so genannten „Solingen“-Klasse gebaut, beginnend mit dem Motorschiff „Solingen“. Es wurde am 2.8.1955 fertiggestellt. Es folgten „MS Remscheid“ (Übergabe am 7. September 1955), „MS Wuppertal“ (30. Januar 1956), „MS Krefeld“ (23. Mai 1956) und „MS Freiburg“ (13. April 1957). Die Schiffe waren 118,90  lang und 16,23  breit und hatten bei 4.924 BRT und 6,83 Meter Tiefgang eine Tragfähigkeit von 5.300 t. Der 6-Zylinder-Zweitakt-Diesel von Soulzer (Schweröl) erreichte mit 4.200 PS eine Geschwindigkeit von 14,8 Knoten. Passagiere: 12; Besatzung: 42. (Ein Modell der „MS Remscheid“ befindet sich im Rathaus).

(Für Ihre Recherchen dankt der Waterbölles Stadtführerin Claudia Holtschneider und Klaus-Dieter Mohr von der Marinekameradschaft Remscheid von 1895 im DMB e. V.)

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