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Gefährlich: Fake-Inserate auf Immobilienportalen erkennen

Heidelberg Altstadt

Wer eine Immobilie sucht wird sehr schnell auf gefälschte Inserate treffen und diese anfangs wahrscheinlich gar nicht als solche erkennen.

Was wollen die Betrüger?

Daten. Gesammelte Daten können leicht zu Geld gemacht oder auf sonstige Weise missbraucht werden. Und nicht selten auch direkt Geld von den Interessenten.

Weil der Immobilienmarkt kaputt ist, ist es für Betrüger so einfach

Weil der Immobilienmarkt kaputt ist und gerade in Ballungsgebieten die Suche nach einer Immobilie postapokalyptische Ausnahme annimmt und Suchende stark unter Druck stehen, sind sie ein leichtes Opfer solcher Betrugsmaschen.

Gib mir Geld, wenn ich deine Bewerbung berücksichtigen soll
Dass sich Vermieter*innen/Verkäufer*innen/Makler*innen gerade in Metropolen auch gerne „schmieren“ lassen entkräftet zum Beispiel den weit verbreiteten Tipp, dass man genau daran gefälschte Inserate erkennen könne.

Abfrage zu vieler personenbezogener Daten
Erhobene Daten von Bewerbern

Auch bei echten Inseraten werden viel zu viele persönliche Daten verlangt. Die letzten drei Gehaltsnachweise, Bürgschaft, Bescheinigung des letzten Vermieters/der letzten Vermieterin, aktuelle Anschrift, (Kopie vom) Personalausweis, schriftliche Darlegung der persönlichen Situation, Nachweis von Versicherungen und so weiter. Dies mit dem Hinweis, dass Bewerbungen ohne diese Nachweise nicht berücksichtigt werden. Das ebnet den Betrügern den Boden, um sehr leicht so viele Daten wie möglich abzugreifen. Die Suchenden sind es gewöhnt, zu viele Daten herausgeben zu müssen.

Datenherausgabe ist immer problematisch
Eine grundsätzliche Gefahr der Zurverfügungstellung seiner personenbezogenen Daten besteht auch bei echten Inseraten. Können die Empfänger*innen mit sensiblen personenbezogenen Daten überhaupt umgehen? Werden diese verschlüsselt übersendet? Löschen/vernichten die Empfänger*innen der Daten diese auch sicher?

Zeitdruck
Inserate (in Städten) sind häufig nur wenige Stunden online. Nachdem in kurzer Zeit mehrere hundert Bewerbungen eingegangen sind, werden die Inserate deaktiviert, damit die bisher eingegangenen Bewerbungen gesichtet werden können. Das erhöht für Suchende den Druck, die Bewerbung so schnell wie möglich abzusenden.

Wie erkenne ich betrügerische Inserate?

Wichtig ist immer skeptisch zu bleiben. Das ist die hohe Kunst und nicht immer so einfach. Wer mit bestimmten Parametern regelmäßig seinen gewünschten Markt beobachtet wird mit der Zeit geübt werden. Auch fallen die immer selben Inserate mit identischen Fotos und Anzeigentexten auf.

Zu einfach: 200 Quadratmeter im Villenviertel für 1.000 € Miete

Auf solch ein Inserat werden wahrscheinlich wenige reinfallen. Die meisten gefälschten Inserate sind jedoch nicht mehr so einfach zu identifizieren.

  • Es sind nicht mehr nur solche Inserate, die zu schön sind, um wahr zu sein. Mit einer weit unterdurchschnittlichen Miete für eine Wohnung in Toplage.
  • Auch „Hochglanz-Fotos“ in Profi-Qualität sind kein verlässliches Indiz mehr. Schon lange werden realistische Fotos für gefälschte Immobilieninserate verwendet.
  • Auch geht es nicht immer um Vorkasse, was ebenfalls jeden sofort aufschrecken sollte.

Ortskenntnis von Vorteil: Passt die Immobilie zum Stadtteilbild?

Wer in seiner eigenen Stadt sucht, in der er sich gut auskennt, hat oft ein Vorteil. Ist die Straße, vielleicht sogar mit Hausnummer, angegeben prüfe mit Street View oder vor Ort, ob das Inserat stimmig ist. Ist ein Ladengeschäft/Unternehmen in der Straße gibt es zumindest davon bei online Kartendiensten/Bewertungsportalen Fotos vom Gebäude oder der Straße. Prüfpunkte sind zum Beispiel:

  • Ist die Häuserfront mit der auf dem Foto des Inserats stimmig?
  • Sind an dem Gebäude wirklich Balkone?
  • Die Wohnung ist laut Inserat im 4. OG und das Gebäude hat in Wirklichkeit gar nicht so viele Stockwerke?
  • Oder die angeblich aktuelle Mietpartei sucht selbst einen Nachmieter. Auf der Klingel ist aber der Nachname gar nicht zu finden?
  • Gewähren die Fotos einen Blick aus einem Fenster, kannst Du auch dort erkennen, ob der Ausblick zu dem jeweiligen Stadtteil oder direkt zu dieser Straße oder Hausnummer passt.

Allgemeine Prüfpunkte

  • Überprüfe immer, ob es sich um ein echtes Immobilienbüro handelt, oder ob es eine ausgedachte Bezeichnung ist.
  • Mach eine Gegenprüfung auf der Internetseite des Maklerbüros, ob auch dort das Inserat veröffentlicht ist.
  • Versuche herauszufinden, ob das Maklerbüro bzw. dessen Internetseite echt ist.
  • Suche im Internet nach den Inserenten, auch bei Privatpersonen.
  • Sind Fotos und Anzeigentext widersprüchlich?
  • Gib Textteile des Inserats in eine Suchmaschine ein, vielleicht findest Du denselben Text für mehrere Fake-Inserate.
  • Prüfe den angegebenen Mietzins mit dem aktuellen Durchschnittspreis für diese Gegend. Den Mietspiegel erhältst Du von der jeweiligen Stadt und die aktuelle Durchschnittsmiete häufig direkt auf den Immobilienportalen.
  • Ist an der angegebenen Adresse überhaupt die Art von Immobilie, die angegeben wird?

Einfache Anzeichen

  • Zu günstiger Preis
  • Vorkasse
  • Zu professionelle Fotos
  • Keine/zu wenig Angaben zur Kontaktmöglichkeit bzw. Kontaktperson
  • Nach erster Kontaktaufnahme: die Inserenten sind „gerade im Ausland“

Tipps der Portal-Betreiber

Zum Beispiel:

Die großen Immobilienportale versagen

Manche gefälschten Inserate werden so schnell hintereinander erstellt, dass sie sogar aufeinanderfolgende Eintrags-IDs haben. Die Fake-Erkennung, scheint nicht (gut genug) zu prüfen, ob Inserate mit

  • identischen Inhalten
  • identischen Fotos
  • identischen IP-Adressen usw. kurz hintereinander erstellt werden.

Stay blogged. 😎

Dein Matthias Düsi