Achim Gruber: Das Kuscheltier-Drama (Rezension)

„Wir lieben unsere besten Freunde krank und zu Tode – weil wir sie züchten und halten, wie es uns gefällt, und nicht, wie es gut für sie wäre. Es ist höchste Zeit, die Opfer, die wir unseren Haustieren abverlangen, zum Thema zu machen!“ sagt der Tier-Pathologe Achim Gruber, der aufklären will über Tierwohl und artgerechte Haltung – nicht anklagen.
In fast jedem zweiten deutschen Haushalt leben Haustiere. Wir lieben unsere Hunde, Katzen, Kaninchen, Vögel, Fische, Pferde und Exoten, wir verwöhnen sie, und sie werden Freunde und Lebensbegleiter, wir tun scheinbar alles für das Tierwohl. Doch die zunehmende Nähe birgt auch Gefahren für beide, Haustier und Mensch, und oft bleiben artgerechte Haltung und das Tierwohl auf der Strecke. In seinem Sachbuch-Bestseller spricht der Tier-Pathologe und -Forensiker Prof. Dr. Achim Gruber erstmals über seine Erfahrungen bei der Obduktion am Seziertisch. Er klärt auf, gibt Tipps zur Vermeidung von Fehlern und kritisiert leidvolle Trends in unserer oftmals wenig artgerechten Haustier-Haltung.
Jährlich kommen tausende Haustiere auf mysteriöse Weise zu Tode. Sie werden Opfer von Gewaltverbrechen, Vernachlässigung oder einfach Unkenntnis. Altbekannte Killer-Keime schlagen zu, weil wir sie nicht mehr im Blick haben, und neue kommen durch Hunde-Import, Globalisierung und Klimawandel hinzu. In unseren Wohn- und Kinderzimmern lauern so auch Gefahren für uns Menschen, und manchmal bringen wir Haustiere durch Erreger um, die wir auf sie übertragen. Gleichzeitig werden Haustiere zu chronisch kranken Krüppeln herangezüchtet, als Waffe oder Statussymbol missbraucht oder aus falsch verstandener Tierliebe unbewusst gequält.
Niemand kennt diese dunkle Seite der Haustier-Haltung besser als Prof. Achim Gruber. Er leitet die Tier-Pathologie der Freien Universität Berlin und berichtet spannend, lehrreich und unterhaltsam von Tier-Schicksalen, die unter die Haut gehen: Hunde, die blind und taub gezüchtet, Nackt-Katzen, die tätowiert, und Pferde, die gedopt werden.
Professor Grubers bewegende Tier-Geschichten aus dem Obduktions-Saal zeigen, wie es wirklich um die Beziehung der Deutschen zu ihren Haustieren steht. Denn Achim Gruber ist ein leidenschaftlicher Anwalt der Tiere, der vor allem aufklären möchte, wie das Verhältnis des Menschen zu seinem Haustier sorgloser gelingen kann.Sein Ziel: das artgerechte Zusammenleben von Mensch und Tier – denn nur so ist das Tierwohl sicher.

Ich weiß nicht, was ich erwartet hätte: Tierpathologie, die bei Verbrechen hilft? Tierquälerei? Letzteres könnte man ja fast erwarten, wenn man den Titel Das Kuscheltier-Drama liest. Tatsächlich ist das Buch weitaus mehr.
Professor Dr. Achim Gruber berichtet von seiner langjährigen Arbeit als Tierpathologie und stellt dabei auch klar, dass Pathologie nicht nur mit toten Tieren zu tun hat, sondern auch für akute medizinische Fälle von Bedeutung ist. Natürlich beschränkt sich das Buch größtenteils auf Hunde und Katzen, jenen Tieren, welche man am häufigsten in den deutschen Haushalten findet. Er erzählt von Tierliebe, die manchmal falsch verstanden wurde, von den Gefahren der Vermenschlichung von Haustieren und auch von der Problematik der Qualzuchten, was ein Thema ist, was mich selber interessiert und auch einen Großteil des Buchs einnimmt.
Der Professor doziert nicht, er erzählt auf einfühlsame, spannende Weise und macht deutlich welche „Probleme“ ein Haustier machen kann (vor allem die Kosten des Tierarztes bei längerer Krankheit oder Altersbeschwerden werden oft unterschätzt). Für Laien verständlich sollte das Buch jeder lesen, der sich ein Haustier anschaffen möchte.
Es muss gut überlegt sein und oft werden viele Dinge nicht bedacht. Und wenn man an den falschen Züchter gerät (ganz zu schweigen von diversen illegalen Verkäufern oder unseriösen „Tierschutz“organisationen im Ausland) dann hat man keine Freude an seinem Tier und das hilft keinem der Beteiligten (außer demjenigen, der Geld daran verdient).

Auge auf beim Tierkauf und lieber ein Buch zu viel lesen … Das Kuscheltier-Drama ist keine Mahnung, es sind Erfahrungen und Beobachtungen, die dem Tierhalter helfen bessere Entscheidungen zu treffen und auch das Verhalten des Tierhalters dem Tier gegenüber, denn manchmal kann kuscheln tödlich sein (für Tier und Mensch).

Und nebenbei erfährt man wie interessant die Arbeit eines Tierpathologen sein kann.

(Rezensionsexemplar)

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