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Zwei irische Missionare sollen erschlagen worden sein

Links sieht man die drei Gockelshämmer im Morsbachtal. Sammlung Erich Kahl

Vor 375 Jahren, 1639, wurde im Heberegister die Morsbach mit zwölf weiteren Höfen "binnen Remscheid dem Brausholz (Bruscheid)" zugeordnet. Das alte Weistum des Remscheider Hofegerichtes wurde zweieinhalb Jahre nach der Parzellierung des Brausholzes durch eine "Erneuerte Rolle und Ordnung des Hofgerichts zu Remscheidt de anno 1564" abgelöst. Die neue Rolle des Remscheider Hofegerichtes stellt eine ausgesprochene Waldordnung dar, die in 47 Paragraphen die Waldbenutzung neu regelte und - neben allgemeinen Bestimmungen über die Entnahme von Bauholz, das Eintreiben von Vieh, das Laubstreifen, Heidhacken, Loheschälen, die Anlage von Saatkämpen usw.- vor allem genaue und einschränkende Vorschriften über den Köhlereibetrieb enthielt: Es sollten nur noch Stubben und Astholz zur Verkohlung kommen. Hier wurde also eindeutig ein Riegel vor den Raubbau der Köhlereien geschoben, die die Wälder nach und nach abholzten, um die Schmieden mit Holzkohle zu beliefern.

Dennoch waren Verstöße tagtäglich an der Tagesordnung. Es entstanden auch in der Morsbach illegale Äcker, Wiesen und Felder, deren Vorhandensein entgegen den Bestimmungen des Erbpachtbriefes von 1562 der Burger Kellner lediglich noch feststellen und zur Erhebung des Rottenzehnten registrieren konnte. Die Herzöge räumten den Morsbachern das Recht ein, "Brauseholz" aus dem Kirchspiel "Kronenberg" zu nutzen. Die Jahrespacht betrug vier Gulden und drei Albus.

Nach Forschungen über fränkische Siedlungen und Wanderungen, gestützt auf römische und griechische Geschichtsschreiber, bewohnten die Gebiete und Orte auf "scheid" und "auel (Ohl)" die Wanderer und Siedler des niederdeutschen Volksstammes der Ampsivarier (siehe Prof.Vogt "Die Ortsnamen auf scheid und auel", Neuwied 1895, sowie Autor Arnold "Die Ansiedelungen und Wanderungen deutscher Stämme", Marburg 1881). Danach sollen um das Jahr 100 n. Chr. im Gebiet der Wupper die Ampsivarier (Emsmänner) gewohnt haben. Sie waren ursprünglich Bundesgenossen der Römer, sind jedoch wegen ihrer Teilnahme am Befreiungskampf unter Arminus im Jahre 9 n.Chr. von dem römischen Feldherrn Germanius hart gezüchtigt, dann um 59 n.Chr. von den Chauken aus ihrer Heimat an der Ems vertrieben worden. (Amisia = Ems = Ampsivarier). Nach langem Umherirren von den Römern, den germanischen Stämmen der Usipeter und Tencterer am rechten Rheinufer zurückgedrängt, hatten sie dann auf den waldigen Höhen des bergischen Landes und namentlich des Sauerlandes eine neue Heimat gefunden. Die gewaltige Völkerbewegung im 4.und 5. Jahrhundert trieb sie indes wieder in die Ferne und so traten sie nun ihrerseits das Erbe des römischen Weltreiches an. Ihre kriegerischen Züge sind von den bergisch-sauerländischen Gauen aus die Agger und Sieg hinuntergegangen, dann über den Rhein in die Gebiete der Eifel. Die alte Heimat war an die nachdrängenden Scharen der Sachsen verlorengegangen.

Professor Vogt meint hierzu, dass die Gebiete nicht völlig von den Bewohnern geräumt wurden. Es soll immer eine Anzahl weniger Leute zurückgeblieben sein, die sich nicht trennen mochten. Sie vermischten sich mit den neuen Ansiedlern und überlieferten die Namen der Berge, Flüsse, Gehöfte usw. Im Allgemeinen wurde die Bezeichnung "scheid" auf Bergrücken, Bergwälder und Gewässer bezogen, die an einer solchen "Scheide" lagen. Man muss sich also vorstellen, dass Remscheid in dieser Zeit eigentlich völlig zugewachsen war. Einzelne Trampelpfade wurden immer mehr durch Wachstum der Bevölkerung zu vielbegangenen Wegen, die heute nur noch in den Tälern vereinzelt als Waldwege zu erkennen sind. Rodungen, Anpflanzungen, Wege- und Straßenbau taten ihr Übriges, um den Charakter der Täler weitestgehend zu verändern. Dennoch muss man zu unseren Vorvätern sagen, dass sie Pflanzer und Sammler waren und weniger Krieger.

In der Zeit des 7. und 8. Jahrhunderts hörte so langsam das Durcheinanderwogen der verschiedenen Stämme auf und aus ihrer Zersplitterung entstanden umfassendere Volksstämme. Die von Osten vordrängenden Brukterer wurden als Seßhafte zu den Ampsivariern, - die von Südwesten und Westen gekommenen Usipeter und Tecterer entwickelten sich zu dem Völkerbund der ripuarischen Franken. Ostwärts lebte der freiheitliebende aber auch kriegsmutige alte Stamm der Sachsen. Ihre Siedlungen begannen ostwärts des ausgedehnten bergischen Waldgebietes, etwa bei Radevormwald, wo möglicherweise die erste Lichtung gerodet wurde (daher evtl. Rodt = Rodeland).

Die fränkisch-sächsische Sprachgrenze ist ebenfalls durch das Gebiet, das im Wesentlichen von Remscheid bis Radevormwald reicht, bezeichnet. Das reine Fränkische beginnt erst westwärts und südlich von Remscheid, etwa in Wermelskirchen und Solingen. (…) Die alten Sachsen lebten zu jener Zeit noch so, wie ihre Vorfahren es zu Christi Zeiten getan haben. Mehr als 100 Jahre länger haben sie hartnäckig den neuen Glauben verweigert und sich länger der neuen Lehre verschlossen, als ihre Nachbarn, die Franken. Dann kamen irgendwann "Männer in seltsamen Gewande als Glaubensboten" von den Inseln im nordischen Meer herüber, von Irland. Sie predigten ein völlig wirres Zeug, das ganz anders war, als das was ihre Väter es sie gelehrt hatten.

Die Fremden brachten aber auch völlig neue Sitten und Gebräuche mit, die man im heimischen Lande absolut nicht kannte. Sie (…) strichen nicht tagelang durch die Wälder auf den Fährten der Wisente, Elche oder Bären, sondern sie fällten alte Baumriesen, machten den Wald urbar und bauten Behausungen. Sie säten und pflanzten unbekannte Früchte und züchteten "fremdartige Tiere" in Haus und Hof. Wenn man diese Lebensweise nun auf die Morsbacher bezieht, so muss man sagen, dass auch sie lange Zeit vom Schlage der "Unüberzeugbaren" gewesen sein mussten, denn in verschiedenen Annalen läßt sich nachlesen, dass in der Morsbach zwei Missionare erschlagen worden sind. Jahreszahlen sind leider nicht überliefert. Ähnlich dieser "rauhen Gangart" denkt manch einer noch an die Steinschlachten der Morsbacher Jugend mit den Sudbergern zurück, die zwischen 1954 und 1958 immer wieder aufflammten. Man kann dieses Verhalten nicht gerade als geglückte Missionarsarbeit bezeichnen, obwohl mit Pfarrer Heinrichs von der Clarenbachkirche in Reinshagen eine rauhe Schale die Ortschaft betreute.“(Aus „Die Morsbach, Hämmer- und Kottenforschung in Remscheid“ von Günther Schmidt, einem 1999 erschienenen Bildband zum 630-jährigen Bestehen einer der ältesten Remscheider Hofschaften. Mit freundlicher Genehmigung des Autors wird der Waterbölles in der Folge in unregelmäßigen Abständen Auszüge aus seinen Bildbänden über die Geschichte der Schmiedehämmer und Schleifkotten , Getreidemühlen, Knochenmühlen und Lohmühlen rund um Remscheid veröffentlichen, die ihren Ursprung vor 1400 n. Chr. hatten und spätestens im 20. Jahrhundert abgerissen wurden.)

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