M1 Spitzing Evolution – Die M-Klasse der E-Bikes

Anfang August bin ich mit einem Freund eher spontan mit unseren beiden Haibike SDUROs (2016 und 2019er Modelle) bei M1 Sporttechnik in Weyarn an der A8 vorbeigefahren um die neuen 2020er M1 Spitzing Evolution und M1 Sterzing Evolution anzusehen. Anfangs war ich noch der Meinung, mir ein M1 Pedelec sicher nicht leisten zu wollen. Spoiler: das änderte sich!

Entspannte Atmosphäre beim oberbayerischen Hersteller der stärksten E-Bikes am Markt. Und entspannter Empfang: „Wollt Ihr mal gescheite E-Bikes fahren?“ – wurden wir grinsend und sehr auskunftsfreudig empfangen. Hier ist jemand von den eigenen Produkten überzeugt!

M1 Spitzing Evolution 2020 –
ein großer Schritt voran

Hier das ältere Modell (2019), M1 Spitzing plus, mit dem noch nicht integrierten Unterbau-Akku, auch der schon 850 Wh stark:

Und hier 2020er Modelle: Integrierter Akku, das Design wirkt wie aus einem Guss:

Zwei M1 Spitzing Evolution Pedelecs

M1 Sporttechnik hat den Ruf, mit seinen Voll-Carbon-Pedelecs (und S-Pedelecs, und R-Pedelecs …) in einer eigenen Liga zu spielen. Technisch, aber auch preislich. M1 waren seit 2015 die ersten, die den 120 Nm starken TQ-Motor verbaut haben, also lange bevor Haibike ihn in die Flyon-Serie integrierte. Und sie sind die einzigen, die ausschließlich selbstgefertigte Carbonrahmen verwenden.

Und der zweite Superlativ gleich zu Anfang: Die aktuellen M1 Spitzing Evolution und Sterzing Evolution Modelle fahren schon serienmäßig mit den stärksten integrierten Akkus, die Ihr bei E-Bikes (Stand 2020) findet, nämlich mit 880 Wh, optional sogar mit 1050 Wh.

Wir haben einen mehrstündigen Test für den nächsten Tag vereinbart, mit zwei Spitzing Evolution Pedelec Modellen.

M1 Spitzing Evolution – Die Fakten

Hier ein kurzer Steckbrief zum M1 Spitzing Evolution:

  • E-Fully mit Voll-Carbon-Rahmen
  • mit dem stärksten E-Bike-Motor –
    120 Nm Drehmoment im TQ HPR® 120S, 5 Unterstützungsstufen
  • mit größtem integrierten Standardakku (entnehmbar) –
    880 Wh, optional 1050 Wh
  • 160mm Federweg vorn und hinten, Fox Dämpfer
    (optional im Bobby Root Sondermodell auch mit Stahlfeder und Fox 170mm Kashima Gabel)
  • ab 7990.- Euro, optional u.a. Vario-Sattelstütze, Lichtanlage

Gleichmal zum Preis vorweg: Die M1 sind nicht die teuersten E-MTBs am Markt. Das ist z.B. das Specialized Levo SL S-Works Founders Edition für 14.999 Euro, das Santa Cruz Heckler CC XX1 AXS RSV mit 13399 Euro oder das Rotwild RX 375 Ultra für 11.699 Euro. Sind die 8.000-9.000 Euro für die vielseitigen M1-Modelle nicht gerade günstig dagegen? (Das teuerste M1 ist das Spitzing Evolution in Bobby Root Edition für ~10.500 € – Links siehe unten).

Der erste Eindruck: Es sieht wirklich überzeugend aus. Die 2020er Modelle integrieren den Akku perfekt in den Rahmen, das Pedelec wirkt schon optisch geschmeidig und dynamisch. Nicht leicht, aber auch nicht bullig. Auch der runde, rotationssymmetrische Motor zieht den Blick auf sich.

Der Antrieb – Starkes Herz

Der Fahreindruck: Feuer frei! Der Fahreindruck wird zunächst vom unglaublichen Antritt des Motors dominiert. Die 120 Nm machen in jeder Fahrstufe einen deutlichen Unterschied zu den Yamaha-Motoren (je 75 Nm) in unseren beiden Haibikes. Im Nu bist Du bei 25km/h. Auf der Ebene ist das nicht so ausschlaggebend, wenn es bergauf geht schon. Lange Anstiege und selbst steile Passagen verflachen förmlich unter der Motorpower des TQ-Antriebs.

Der TQ-Motor arbeitet übrigens für die interne Kraftübersetzung nicht mit verschiedenen Zahnrädern oder Transmissions-Riemen, sondern mit dem speziellen patentierten Pin-Rig-Getriebe, in dem etwa 150 „Zähne“ (Pins) ineinandergreifen und ein Übersetzungsverhältnis bis 1:37 ermöglichen.

Der charakteristisch runde TQ HPR 120S aufgeschnitten

Der Unterstützungsgrad: bis zu 550% Verstärkung der Fahrerpower. Zum Vergleich: Der Bosch CX Gen 4 bietet 360%, der Brose S Mag 400%. Damit ist der TQ den Werten nach der schnellste E-Bike-Motor.

Die 120 Nm Drehmoment liegen in einem breiten Trittfrequenz-Bereich an. Beim Schalten unterbricht ein Sensor kurz den Motorschub und Kraftschluß, um die Kette und den Motor zu schonen. Sinnvoll, für extreme Kletterpartien aber gewöhnungsbedürftig.

https://youtu.be/3odXnbgvC_0
Der TQ-Motor im Detail (Video von TQ Systems)

Besonders sinnvoll ist die Power des TQ-Antriebs bei den S-Pedelecs, wenn der Antrieb Dich in wenigen Sekunden bis zu 45 km/h beschleunigt. Rote Ampel? Gerne, kein Problem! Längere Pendelstrecke? Prima!

Nicht umsonst ist bei M1 der Anteil der S-Pedelecs am Verkauf viel höher als bei anderen Herstellern, bis zu 50% nach Aussagen im Haus.

Geometrie, Fahrverhalten, Ausstattung

Aber zurück zum Fahrtest des Spitzing Evolution Pedelec. Wir fahren recht feuchte Waldwege runter, ein Stück an der Mangfall entlang und dann eine Weile über Schotter teils auch steiler bergauf und wieder runter. Schnell gewinnen die beiden Evolutions unser Vertrauen. Sie fahren sich wie auf Schienen, verlieren keine Traktion auch an steilen Stellen, wir fahren sitzend hoch und agil und wendig wieder runter. Die Schwalbe Hans Dampf 27,5 x 2,6 Reifen passen gut dazu.

Das gesamte Design mit Geometrie, Materialien und Gewichtsverteilung hat unzweifelhaft innere Werte: die gelungene Ingenieurskunst in Anbetracht des relativ schweren Motors und des großen integrierten Akkus scheint ein weiterer Superlativ beim Spitzing Evolution zu sein.

M1-Spitzing vs. Haibike Flyon-Modelle

Hier Geometrie-Details, auch im Vergleich mit Haibike Flyon Modellen mit dem TQ-Motor:

Der Lenkwinkel von 66,5° ist eine Idee steiler als z.B. beim Haibike Flyon XDURO NDURO (64°) oder dem Haibike Flyon XDURO AllMtn 10.0 (65,5°). Hier wird etwas mehr auf Agilität gesetzt, weniger auf Downhill. Der Sitzwinkel ist bei M1 eine Idde steiler (75,6°) als bei den Haibikes (75°). Reach und horizontale Oberrohrlänge sind beim M1 um etwa 1,5 cm länger als bei den Haibikes. Die Kettenstrebe ist mit 465mm kürzer als bei den beiden genannten Haibikes mit 470mm, auch das bringt eine Idee bessere Kurventauglichkeit (Die Flyon Trail Modelle haben noch eine längere Kettenstrebe). Der Radstand ist beim M1 Spitzing Evolution mit 1205 mm (Größe M) bzw. 1240 mm (Größe L) insgesamt deutlich kürzer als bei den Haibikes mit 1226 mm (Größe M) bzw. 1259 mm (Größe L). Insgesamt hat das M1 Spitzing auch einen Gewichtsvorteil von 2kg, trotz mehr Akku-Wattstunden. Das Tretlager liegt bei den Haibike Modellen um 25mm tiefer als die Nabenhöhe, beim M1 Spitzing Evolution sind es 5 mm.

Das M1 Spitzing Evolution wirkt damit nicht gerade verspielt, aber wendig, hat 2 cm mehr Bodenfreiheit und hält dabei perfekt die Spur. Man sitzt im Vergleich zu den Haibikes eine Idee gestreckter, tritt aber „senkrechter“ in die Pedale. Eine insgesamt gelungene Verbindung für ein trotz aller Kraft sehr smoothes Fahrerlebnis.

Das M1 Pedelec fühlt sich in jedem Moment sicher beherrschbar an. Dazu tragen auch die bissigen Magura MT5e 4-Kolben-Bremsen vorn und hinten bei. Das „e“ steht dabei für die Funktion, dass der Motor sofort abgeschaltet wird, sobald die Bremse betätigt wird (die Funktion kann auf Wunsch deaktiviert werden). Beide Haibikes setzen Enduro- und Downhill-orientierter auf die Magura M7 Bremsen, auch wenn bei einen AllMtn im Namen steht.

Die Magura MT5e Bremsen sind die jedenfalls bissigsten, die ich je gefahren bin. Hier ist wirklich mit 1-Finger-Bedienung zu arbeiten!

Zwischenfazit: Das potentere und vielseitigere All-Mountain-Pedelec scheint mir das M1 Spitzing Evolution zu sein. Für mich ein All-Mountain-E-Fully im besten Sinne.

Michael Faiß von Velomotion hat in einem Video in diesem Zusammenhang den Hinterbau auch schon gelobt. Er sei, so Michael, auf das E-MTB-Fahren optimiert und versuche erst gar nicht, die Fahrdynanik eines motorlosen MTBs nachzuahmen. E-MTBs sind logischerweise schwerer und profitieren, so Michael, von einer darauf optimierten Dynamik und Geometrie.

M1 Spitzing Evolution mit „Split Tube“ Rahmendesign – der Fox DPX2 Dämpfer für die Hinterradschwinge ist ins geteilte Oberrohr integriert.

Auffälligstes Merkmal am Rahmendesign ist der „Split Tube“, in dem der Dämpfer für den Hinterbau fast unsichtbar im geteilten Oberrohr eingebettet liegt, aber nicht nur optisch. Durch eine längere lineare Einfederungsphase, erst zum Ende des Federwegs hin gefolgt von einer Verhärtung bzw. Progresssion des Fox DPX2, liegst Du satt und stabil auf dem Trail.

Dass das M1 Spitzing Evolution nicht als Downhill-Maschine und auch nicht als verspieltes Trail-Bike gebaut ist, wird an der Geometrie deutlich, auch am Lenker mit für MTB-Verhältnisse schmalen 76cm.

M1 S- und R-Pedelecs

Die M1 Pedelecs gibt es meist in drei Ausführungen:

  • Pedelecs – Unterstützung bis 25 km/h
  • S-Pedelecs – Unterstützung bis 45 km/h
  • R-Pedelecs – Unterstützung bis 75 km/h

R-Pedelec Variante: M1 Spitzing Evolution

Die R- oder Race-Pedelecs haben keine Straßenzulassung, sind also nur für privates Gelände oder Rennen erlaubt.

Einzigartige S-Pedelecs

Ein vergleichbares E-MTB Fully als S-Pedelec wie das M1 Spitzing Evolution gibt es sonst nicht so häufig. Das Super Delite HS S-Pedelec von Riese und Müller mit 1000 Wh Akku (ab etwa 6.600 Euro) hat mit dem Bosch CX Gen. 4 den schwächeren Motor und einen höheren Schwerpunkt.

Das S-Pedelec M1 Sterzing Evolution, Hardtail. Wie alle M1 E-Bikes mit Voll-Carbon-Rahmen und 880 Wh integriertem Standardakku

Auch bei den S-Pedelec-Hardtails: Ein dermaßen performendes Pendler-taugliches S-Pedelec wie das M1 Sterzing Evolution findet Ihr sonst auch kaum. Die von der Motorisierung vergleichbaren Flyon-Modelle von Haibike sind nicht als S-Pedelecs nicht verfügbar. Das ziemlich futuristische Rahmendesign ohne durchgehendes Sattelrohr ist auch eine Demonstration der Steifigkeit und Stabilität, die Carbon bieten kann. Ein Hingucker!

M1 erweitert die Potenziale von E-Bikes

Der hohe Preis der M1 Modelle relativiert sich in meinen Augen (abgesehen davon, ob ich mir das leisten könnte oder wollte) in Anbetracht der Alleinstellungsmerkmale (Carbon, Motor, Akku), der inneren wie äußeren Werte und auch im Vergleich mit in die Nähe reichenden Konkurrenzmodellen.

Wenn ich in den Bergen wohnen würde und öfter gerne 1500 Höhenmeter und mehr zu meiner Lieblingshütte zurücklegen wollte, dann käme nur ein M1 Spitzing Evolution in Frage (mit meinem Haibike SDURO HardSeven wurde es bei 1500 Hm einmal sehr knapp …).

Genauso übrigens, wenn ich 90 oder 100 kg wiegen würde und öfter mal weit und hoch mit dem E-MTB-Pedelec hinaus wollte. Es ist schon erstaunlich, was M1 und TQ gemeinsam aus den gesetzlichen Pedelec-Vorgaben von 250 Watt Nenn-Dauerleistung und 25km/h Höchstgeschwindigkeit herausholen.

Das M1 Spitzing Evolution in „cliff graycarbon“

M1 verschiebt hier ganz einfach Grenzen des mit E-Bikes Möglichen. Insbesondere erweitert M1 die Einsatz- und Spaßpotenziale von S-Pedelecs. Aktuell gibt es z.B. bei Fahrrad XXL* noch verfügbare M1 E-Bikes mit 3 Prozent Rabatt (Links siehe unten)

Die Firma spezialisiert sich übrigens schon seit 1994 ausschließlich auf Carbon-Bikes. Carbon ist knapp 70% leichter als Aluminium. Hinter M1 Sporttechnik steht die Fritzmeier-Group, sie gilt als einer der weltweit innovativsten Werkstoffspezialisten speziell bei Carbon. Eine bekannte Marke der Fritzmeier Group ist neben M1 Sporttechnik auch die Surfboardmarke Mistral. Außerdem beliefert Fritzmeier auch BMW.

Alternative zum Pendlerauto?

Wenn ich Pendler wäre, sagen wir mit 20 bis 40 km Entfernung vom Arbeitsplatz und ein halbwegs entspanntes Straßennetz hätte, wäre ein Sterzing Evolution GT die bessere Alternative zum Pendlerauto. Im Tiefflug an den Arbeitsplatz 🙂 Ich müsste das „Firmenfahrzeug“ nicht mal jeden Tag nachladen am Arbeitsplatz oder zuhause.

Wenn Ihr Euch angesichts der Attraktivität des Pakets doch überlegt, ein M1 Pedelec zu erwerben, könnt Ihr auch erst testen, dann kaufen! Das SPITZING EVOLUTION könnt Ihr über den mit M1 kooperierenden Reiseanbieter MEXXFRO (M1 Flagship-Store Memmingen) u.A. in der Sierra Nevada probefahren.

Noch ein Tipp zum Preis: Schaut und hört Euch doch mal bei M1 Händlern um, manchmal stehen Vorführmodelle oder Modelle der ausgehenden aktuellen oder der letzten Saison zu guten Preisen herum.

Der Vollständigkeit halber sei erwähnt, dass neben den Modellen mit TQ-Motor auch das Modell M1 Zell mit Brose Drive S-mag angeboten wird.

Neuerungen 2021 – Shopping-Links

Für 2021 ist u.A. eine Erweiterung der Modellpalette in Vorbereitung, wie es aussieht geht das in Richtung Trekking-Pedelec Modelle. UPdate: Das M1 Erzberg ist da – ein Carbon-Fullsuspension-Trecking E-Bike mit dem Brose S Mag-Motor.

Derzeit gibt es die M1 Spitzing Evolution Modelle bei Fahrrad XXL (Affiliate Link) noch mit 3% Rabatt.


Weiterführende Links:

Quellen:

  • Alle Fotos: ebikespass.de
  • M1 Spitzing Video: ebikespass.de
Schlagwörter: , ,

Author: ebikespass

Hallo, ich bin Günter. E-Bikes verbinden für mich ideal Fitness und eine ordentliche Entdeckungsreichweite ... Die Elektrofahrräder tun Umwelt, Körper und Seele gut! Für den Blog teile ich meine technische Neugier und berichte über neue Modelle. Ein persönliches Dankeschön an alle, die mit ihren Kommentaren, eigenen Erfahrungen und Fragen diesen E-Bike-Blog weiter aufwerten und anderen weiterhelfen!

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3 Kommentare

  1. Ich habe seit 1,5 Wochen auch ein Spitzing Evolution in der Bobby Root Ausführung. Von der Fahrleistung sowohl vom Motor, als auch als vom Fahrwerk bin ich sehr zufrieden. Es gibt jedoch auch ein paar Kleinigkeiten die mir nicht so gut gefallen.
    Das neue Display von Sigma ist noch nicht so ganz ausgereift. Restreichweite wird nicht angezeigt, ebenso die Trittfrequenz. Beim der ersten Entnahme des Akkus löste sich der Steinschlagschutz.
    Auch hatte ich mir etwas mehr Reichweite von dem 1050 Akku erwartet, allerdings habe ich diesen erst 3 Mal komplett geladen und hoffe hier noch auf eine Verbesserung.
    Trotzdem macht das Bike irre Spaß zu fahren und ich gebe dem Rad vermehrt den Vorzug gegenüber meiner
    Sherco SEF 450

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  2. Danke für diesen tollen Blog-Artikel. War sehr informativ für mich.

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