Nach 3502 Tagen ist es vollbracht – 500 Blogbeiträge sind zu feiern. Gscheidhaferln über Mediensprech – feiern Sie mit!

Gscheidhaferln macht mir Spaß

Gscheidhaferln: Das Krause glatt ziehen © istock

Sprechen Sie bayerisch? Ich auch nicht. Selbst wenn ich es nach vielen Jahren können sollte, verkneife ich es mir. Für einen Zugereisten, wie man hier zu Umland-Hamburgern wie mir in München sagt, ziemt es sich nicht, bayerisch auch nur nachahmen zu wollen. Es endet stets peinlich. Aber einige bayerische Begriffe zu kennen, kann nicht schaden, da es sie in anderen Dialekten so nicht gibt.

Dazu gehört das Gscheidhaferln. Kennen Sie nicht? Nun, gscheidhaferln heißt im Rest des Landes schlaumeiern oder klugscheißen. Nicht selten habe ich in zehn Jahren Bloggen diese Rückmeldung auf mein Blogthema, die Sprachverwendung und -entwicklung in Medien, erhalten. Sei’s drum, ich bin stolz drauf.

Gescheidhaferln war jedenfalls auch die erste Reaktion und Idee meines hochgeschätzten Art Director-Kollegen, als ich ihn um eine Visualisierung für diesen Beitrag bat – s. Bild. Ich fühlte mich erkannt und war angetan; die Fähigkeit, über sich selbst zu lachen und die Welt um sich herum nicht so ernst zu nehmen, hat schließlich noch niemandem geschadet. (Auch wenn mir aktuell nicht viel davon zu sehen zu sein scheint, insbesondere in Medien nicht.)

500-mal gscheidhaferln – die Lehren

Als ich Ende 2010 anfing zu bloggen, hatte ich nicht davon zu träumen gewagt. Ich hatte keine Ahnung, wohin und wielange, ich fing erstmal an, weil es neu war und spannend schien. Eigentlich hatte ich schon etwas früher die 500 erreichen wollen, doch nun, nach neun Jahren, sieben Monaten und zwei Tagen ist es vollbracht: 500 Beiträge – weiß Gott ein guter Grund zum Feiern. Falls Sie sich für Statistik interessieren, habe ich dazu im Beitrag zu Nr. 400 vieles gesagt (und nur weniges hat sich geändert.)

Inzwischen wurden Kunden gewonnen (und wieder verloren), Auseinandersetzungen ausgetragen, Erfahrungen gesammelt, Reglementierungen eingeführt und umgesetzt (Hallo DSGVO), Einsichten gewonnen (und wieder verloren), Bilder meiner selbst entwickelt (und wieder verworfen), Flugzeuge und ICEs bestiegen (und wieder verlassen), Strategien und Konzepte erdacht, Vorträge und Präsentationen gehalten, Pitches gewonnen (und manchmal auch nicht), Blogs kamen und gingen (die Floskelwolke oder das Kommunikations-ABC), und ja, Freunde (auch dieses Blogs) starben (und kamen nicht zurück).

Was habe ich in den zehn Jahren Bloggen gelernt? Stehvermögen, Stetigkeit, also Kontinuität, verbunden mit Experimentierfreude und Anpassungsfähigkeit sind wichtig. (Also einiges von dem, was man vernünftigerweise für die Karriere auch braucht). Der Rest, sprich die Beiträge, kommen dann von selbst. Okay, natürlich braucht man auch die Aufmerksamkeit (um die Themen zu finden), die Muße (um die Beiträge zu schreiben), die Freude am Texten selbst und die Überzeugung (das Thema durchzuhalten.)

500-mal gscheidhaferln – und jetzt?

Am Ende die große Frage: Wozu? Oder auch: wtf? Falls Sie in Netz- und Jugendjargon nicht so bewandert sein sollten, wtf steht hier nicht für Wassertruppführer, sondern kürzt die drei Worte „What the fuck“ ab, eine saftige Zwischenbemerkung, die Verwunderung, Entrüstung oder Unverständnis zum Ausdruck bringt.

Einige Freunde und Bekannte regten an, aus dem Blog ein Buch zu machen. Die Idee überzeugt mich nicht. Ich mag die Richtung nicht, also aus einem digitalen ein analoges Medium zu erzeugen. Beispielsweise gingen die internen Verlinkungen verloren.

Nach 500 Beträgen ist vieles gesagt. Warum also weiter? Weil ich es (noch) kann, wäre die trotzige und die Politik misstrauisch beäugende Antwort. Weil ich es will, die richtigere. Neulich, als ich wieder mal einige mediale Marotten beobachtet hatte, wurde mir der eigentliche Grund klar: Weil ich es gerne tue. Es interessiert mich, es arbeitet in mir, und es muss irgendwann raus. So einfach kann es sein.

500 Beiträge: Wie geht es nun weiter?  Haben oder sein, fragte einst Erich Fromm. Für mich muss die Frage lauten: Weitermachen oder aufhören? Darauf kann es nur eine Antwort geben: Weitermachen.

Mir werden weiter Dinge auffallen, die man anders, besser, geschickter kommunizieren könnte, und dazu Stellung nehmen. Resonanz? Egal. Bestätigung: Kommt manchmal durch Kommentare aus dem Umfeld. Ob es nochmal 500 Beiträge werden, kann ich nicht versprechen. Aber soviel kann ich verraten: 171 Stubs (wordpressisch für Entwürfe) liegen im Backend.

P.S. Und nichts könnte schöner (und passender!) sein, als den Jubiläumsbeitrag am amerikanischen Unabhängigkeitstag zu veröffentlichen.

One Response to 500-mal gscheidhaferln – wtf?!
  1. […] 15.7.2020) Da schreibt man sich Woche für Woche die Finger wund, verfertigt so über 500 Beiträge und was geschieht? Nichts. (Ich hoffe, die Ironie ist Ihnen nicht entgangen.) Acht Jahre später […]


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