Gelebte Demokratie unter Corona-Bedingungen
Pressemitteilung der Remscheider Grünen
Gestern stellten die Grünen die Kandidat*innen für die Ratsreserveliste, die Bezirksvertretungen und die Wahlbezirke auf. Ein wenig unwirklich kam es den 36 wahlberechtigten Besucher*innen schon vor, als sie sich mit dem gebotenen Abstand in der Mensa der Sophie-Gesamtschule zusammenfanden. Für die vielen neuen Mitglieder unter ihnen war es zugleich etwas Neues. Dennoch tat die „Corona-Lage“ der guten Stimmung und der Disziplin bei den vielen Wahlen keinen Abbruch.
Auf Platz 1 der Ratsreserveliste, bei den Grünen ein Frauenplatz, wurde einstimmig Ilka Brehmer (Foto links) gewählt. In ihrer Rede machte sie deutlich, wie wichtig ihr auch als Sprecherin des Arbeitskreises „Soziales“ das Wohl der Familien ist. Als zweiten Schwerpunkt stellte sie die Themen „nachhaltiger Konsum“ und „fairer Handel“ in den Mittelpunkt. Beides sei in einer globalisierten Welt untrennbar miteinander verbunden. Klimaschutz und der Schutz der Menschen vor ausbeuterischen Arbeitsbedingungen seien kein Gegensatz sondern zwei Seiten derselben Medaille. (Mehr aus ihrer Rede untenstehend)
Stadtentwicklung und Flächenpolitik waren die Themen von David Schichel, der nahezu einstimmig auf dem zweiten Listenplatz landete. Er machte deutlich, dass die Stadt sich von der Autostadt weg zu einer grünen Stadt für alle Menschen hin entwickeln müsse. Dazu brauche es mehr Radwege und mehr ÖPNV sowie mehr und bessere Rad- und Fußwege. Während er einer Bebauung an der Knusthöhe eine klare Absage erteilte, befürwortete er die Entwicklung des Gleisdreiecks unter den Bedingungen der Entwicklung eines ökologischen Gewerbegebietes. Die Fläche sei kostbar und Klimaschutz unabdingbar. Schon allein deshalb müsse auf beides in der Abwägung in besonderem Maße geachtet werden.
Vielfalt war das Thema von Jutta Velte, die mit großer Mehrheit auf den dritten Listenplatz gewählt wurde. Remscheid sei in mehrere Hinsichten einzigartig. Hier lebten viele Menschen, deren Familien im Lauf der letzten 50 Jahre einwandert seien, hier lebten viele Senior*innen, hier sei die vielfältige Natur von überall her in zehn Minuten zu Fuß gut zu erreichen, sagte sie. Politik müsse allen Remscheider*innen gerecht werden. Insbesondere Bildungsgerechtigkeit läge ihr angesichts der großen Zahl der Kinder, die in Armut lebten, am Herzen. Hier müsse zwingend mehr geschehen. Chancengerechtigkeit, Digitalisierung, Diskriminierungsfreiheit und Bildung für nachhaltige Entwicklung seien bedeutsame Ziele für den weiteren Ausbau der Bildungssysteme.
Eine erste Kampfabstimmung erlebten die grünen Mitglieder bei den Kandidaturen für den vierten Platz. Hier setzte sich Lars Jochimsen mit dem Thema Umweltpolitik gegen Frank vom Scheidt durch. Umweltpolitik ist auch das Thema von Susanne Fiedler, die konkurrenzlos für den fünften Platz ins Rennen ging. Ihr lägen insbesondere der Ausbau und die weitere Entwicklung der erneuerbaren Energien am Herzen, betonte sie. Hier sei in der Vergangenheit zu wenig geschehen. „Fridays for Future“ habe noch mal deutlich gemacht, wie wichtig Klimaschutz auch für die jüngeren Generationen sei.
Eine Lanze für die Jugend brach Vincent Amtmann mit seinem Plädoyer für eine jüngere Politik. Damit setzte er sich gegen Frank vom Scheidt durch. Junge Menschen sieht Vincent Amtmann in der Politik zu wenig vertreten. Deshalb will er mit dem Aufbau einer Grünen Jugend und auch der Initiative „Seebrücke“ gezielt die Themen junger Menschen aufgreifen.
Mit diesem Aufruf „Vergesst die Kultur nicht“ setzte sich für Platz 7 die langjährige Fraktionsvorsitzende der grünen Ratsfraktion, Beatrice Schlieper, gegen Barbara Kempf durch, die die Vermeidung von Plastikmüll und die Flüchtlingspolitik thematisiert hatte. Auf den achten Platz wurde Frank vom Scheidt gewählt. Den neunten Platz eroberte Petra Kuhlendahl mit dem Kernthema „Nachhaltigkeit“. Für den zehnten Platz wurde schließlich Rolf Haumann aufgestellt, der in seiner Rede auf die Bedeutung von Teilhabe für junge Menschen hingewiesen hatte.
Und so stellte sich gestern Ilka Brehmer als grüne Spitzenkandidatin für den Kommunalwahlkampf in Remscheid vor:
"Mein Name ist Ilka Brehmer, 49 Jahre, zusammen mit meinem Mann haben wir vier Kinder zwischen fünf und 23 Jahren. Ich bin Diplom- Verwaltungswirtin und habe mein ganzes Arbeitsleben, mittlerweile 30 Jahre, in der Arbeitsverwaltung verbracht. Dies hat mich sicherlich sehr geprägt in Hinblick auf soziale Fragen. Seien es die Nöte von Alleinerziehenden, die Sorgen um den sozialen Abstieg, die Frustration trotz Arbeit nicht genug für den Lebensunterhalt zu haben oder auch Befürchtungen vor Altersarmut
Bei der Kommunalwahl 2014 bin ich als Kreistagsmitglied für die Grünen in den Kreistag Unna eingezogen und habe dort unglaublich gerne in der Fraktion mitgearbeitet. Mit meinem Umzug nach Remscheid musste ich mein Mandat leider niederlegen und habe begonnen trotz oder gerade wegen Arbeit und Erziehung von Sohn Oskar mich hier vor Ort einzubringen. Mittlerweile bin ich Mitglied des Vorstands, Sprecherin des AK Soziales, sachkundige Einwohnerin und habe den Bundestagswahlkampf als Direktkandidatin mit viel Spaß an grüner Politik absolviert.
Mit einer starken Fraktion möchte ich grüne Ideen und Initiativen sichtbarer machen. Die letzten Wochen haben unsere Welt extrem stark verändert. Corona hat vielen von uns Schwachpunkte in der Gesellschaft gezeigt, aber gleichzeitig ein hohes Maß an Solidarität hervorgebracht. Ich habe mich, wahrscheinlich so wie viele Erziehende und besonders Frauen, abgehangen gefühlt und tue es immer noch, zerrissen zwischen Kinderbetreuung, Homeoffice und den Sorgen um meine Angehörigen. Dabei bin ich sogar noch in einer komfortablen Situation mit einem verständnisvollem Arbeitgeber und einem sicheren Arbeitsplatz und eigenem Garten. Daher sind mir Selbstbestimmungsrechte und Gleichberechtigung auch besonders wichtig, dafür möchte ich kämpfen. Wie schwach diese Rechte ausgeprägt sind, zeigt mir die Zeit gerade.
Unsere Familien sind auf Kante genäht. Frauen kümmern sich um Kinder, Eltern, Haushalt, Arbeit und die Kraft für sich selber einzutreten wird immer weniger. Rückzugsmöglichkeiten—Fehlanzeige--
Demnächst werden mehr oder weniger alle Kinder wieder die Schule oder eine Kita besuchen. –irgendwie--, so wie vorher auch zuhause –irgendwie—
Unsere Kinder und da betrifft es natürlich wieder die Kinder aus den sozial benachteiligten Haushalten stärker, werden von Bildung abgehangen. Daher ist es mir ein großes Anliegen Digitalisierung im Schulbereich umzusetzen. Da meine ich auch mehr als nur die Hardware., Wir benötigen dringend neue Räumlichkeiten und Raumkonzepte, einen besseren Personalschlüssel für Kitas und OGS.
Wir müssen uns um eine verbesserten Zugang von Erziehenden zu Angeboten für Familien einsetzen.
Ein Gewinn in dieser Zeit ist sicherlich, dass die Bedeutung von Digitalisierung unglaublich sichtbar wird. Ich möchte mich dafür einsetzen, dass die Verwaltung weiter digitalisiert wird und auch endlich unser Stadtrat digitalisiert wird!
Nach der Krise kommt der Wandel---der Klimawandel setzt sich unaufhaltsam fort, der nächste Dürresommer scheint vor der Tür zu stehen. Hier haben wir noch die Möglichkeiten einzugreifen—auch vor Ort—
Ich möchte mich weiter für die Verkehrswende einsetzen und auch in Remscheid für mehr Radverkehr. –Pop up BikeLanes werden gerade in vielen Städten erprobt. Eine Fahrradspur auf der Alleestraße bspw. halte ich für ein super Zeichen! Umweltfreundliche Lösungen bei der Energiegewinnung, wie Photovoltaik, E-Mobilität müssen hier weiter ausgebaut werden. Ich werde mich für nachhaltigere Wirtschaftsförderung, die Kriterien , wie qualitative Arbeitsplätze, Ökologie, Energie und Innovation beinhaltet einsetzen.
Als Mitglied der Steuerungsgruppe Fair Trade Town, setze ich mich besonders dafür ein, dass die Idee des fairen Handels und eines nachhaltigen Konsums weiter verbreitet wird, sowohl im Einzelhandel, in Schulen, Verwaltung, Kitas und Seniorenheimen.
Viele umsetzbare Ideen stehen unter dem Haushaltsvorbehalt. Sah es vor ein paar Monaten noch ganz so aus, als ob wieder ein bisschen Licht zu sehen war, hat sich im Zuge der Corona-Krise die Finanzsituation durch Mehrausgaben erheblich verschärft. Dazu droht noch der Wegfall von Gewerbesteuern als Einnahmequelle für die Stadt. Ich werde mich dafür einsetzen, dass Land und Bund hier für Schulden der Kommunen aufkommen und wir weiter handlungsfähig bleiben.
Bund und Land sind gerade jetzt endlich in der Pflicht, den Kommunen zu helfen! Dies kann nicht immer nur vor Ort geschehen; auch in anderen Themenfeldern strebe ich eine Verbesserung der interkommunalen Zusammenarbeit im Bergischen an.
Noch zum Schluss, wir haben in den letzten Jahren eine Tour des Zuhörens begonnen, um zu sehen, was Bürgerinnen und Bürger in dieser Stadt bewegt, wie können sie sich Lösungen vorstellen. Wir waren in unterschiedlichen Feldern, wie Familienpolitik, Mobilität, Verkehr, Bürgerbeteiligung unterwegs. Das hat mir viele Einblicke verschafft in das Geschehen in Remscheid. Einiges davon wird sich in unserem Kommunalwahlkampfprogramm wiederfinden. Ich möchte auch während meiner Zeit im Rat weiter in unterschiedlichen Formaten nahe an den Bedürfnissen von Bürgerinnen und Bürgern Politik machen, diese beteiligen und ins Gespräch kommen.“
Nach fünf Stunden ging ein spannender Wahlabend zu Ende.
Die Listen der Grünen für die Bezirksvertretungen
BV Alt Remscheid BV Süd BV Lennep
1. Beatrice Schlieper 1. Barbara Kempf 1. Rolf Haumann
2. Günter Bender 2. Frank vom Scheidt 2. Petra Kuhlendahl
3. Ilka Brehmer 3. Sascha Koch 3. Susanne Fiedler
4. Vincent Amtmann 4. Dierk Martz 4. Bernd Fiedler
5. Lars Jochimsen 5. Sabine Yündem
6. Manfred Ebert 6. David Schichel
BV Lüttringhausen
1. Bernhard Ruthenberg
2. Jutta Velte
3. Frank Hoffmann
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