Ein Impuls aus christlicher Sicht in Zeiten der Krise – Segen für alle Events im Netz. Für Gesang und Applaus von Balkonen.

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Die Tageslosung zu Gründonnerstag, dem 9. April 2020 – Ein „Impülschen“ von dem Dudweiler Pfarrer Heiko Poersch:

Am Gründonnerstag wird der Feier des Passahmahles im Jüngerkreis und der Fortentwicklung durch Jesus zum Abendmahl gedacht (s. Matthäus 26,17-30, Markus 14,12-26 und Lukas 22,7-23 ). Weitere Infos dazu im EKD-Glaubensarchiv (https://archiv.ekd.de/glauben/abc/gruendonnerstag.html).

Da es in diesem Jahr keine öffentlichen Gottesdienste geben wird spricht m.E. auch nichts dagegen es als Hausabendmahl zu feiern. Anleitungen dazu gibt es zuhauf (https://hausabendmahl.jimdofree.com/).

Die Tageslosung steht im Prophetenbuch Sacharja, im 8. Kapitel, Vers 21: „Lasst uns gehen, den HERRN anzuflehen und zu suchen den HERRN Zebaoth; wir wollen mit euch gehen.“

Passend zum heutigen Feiertag der Lehrtext. Nach der Feier des Abendmahls heißt es im Markusevangelium Kapitel 14, Vers 26: „Und als sie den Lobgesang gesungen hatten, gingen sie hinaus an den Ölberg.“ Jesus sucht in seinen letzten Stunden in Freiheit die Unterstützung seiner Freunde und Trost im Gebet. Ein wunderschönes Gebet – passend für unsere doch sehr besondere Karwoche 2020 hat Christina Brudereck geschrieben, die ich am 28.3. schon einmal zitiert habe:

Christina Brudereck: Seinlassen

Ich bin so dankbar für alle Möglichkeiten, Verbundenheit zu erleben.
Im Netz zu feiern. Im Web zu beten. Mich auszutauschen.
Großzügig teilen viele ihre Ideen, Texte und Bilder. Ich nehme gerne daran teil.
Gleichzeitig passiert aber noch etwas anderes mit mir.
Ich sitze sonst schon so viel vor dem Bildschirm. Ich wehre mich gegen noch mehr Web, Display, Online.
Ich will in Ruhe sitzen für mich.

Ich bin dankbar für die vielen Zeichen der Solidarität. Ich brauche sie dringend.
Gleichzeitig wünsche ich mir, einfach mal da zu sein. Ohne Antwort. Ohne Lösung.
Was wird aus meinen Plänen? Terminen? Meiner Gesundheit? Wie lange wird diese Krise dauern?
Wie wird das sein? Wenn Konzerte, Lesungen, Schreibworkshop lange nicht möglich sind?
Wenn ich meine Lieblingsorte nicht besuche? Meine Gemeinde. Meine alten Eltern. Freundinnen.
Das Café. Das Glückauf-Kino. Die Buchhandlung.

Ich bin dankbar für die Presse. Online-Nachrichten, -Zeitung. Mediathek. Die sozialen Medien. Meeting-Apps. Dankbar für den Zoom-Room. Gleichzeitig sehne ich mich danach, den Heiligen Raum in mir aufzusuchen. Ein paar Minuten wenigstens im Raum der Gnade.

Ich will diese Fastenzeit aushalten. Das Nichts. Die Lücke. Das Dazwischen. Den Verzicht. Die Traurigkeit. Die unfassbar viele freie Zeit. Ich will es seinlassen wie es ist.

Und ich bin dankbar für alle Bande. Für jede Inspiration und auch Ablenkung. Ich bin dankbar für meine Gemeinschaft. Öffentlich zu beten, ist berührend und kraftvoll. Gleichzeitig will ich mich selbst verlangsamen. Ich will das Lassen üben. In die Stille hineinhören. Nicht alles lässt sich sofort in etwas Gutes verwandeln.

Segen für alle Events im Netz. Für Gesang und Applaus von Balkonen. Für alle Online-Versammlungen. Jede schöne, kleine Nachricht auf dem Handy. Und gleichermaßen: Segen für die Stille. Den neuen Blick.
Segen für alles Seinlassen. © 2Flügel Verlag, www.2Flügel.de

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