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  • AutorenbildHartmut Kamphausen

Bis zu 300.000 Standorte betroffen

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Wie groß die wirtschaftlichen Auswirkungen der Corona-Krise sind, ist derzeit noch nicht absehbar. Klar ist: Sie sind groß und sie treffen viele Branchen, so auch den stationären (Fach-)Handel. Über Hilfen, Möglichkeiten und E-Commerce sprachen wir mit Christian Haeser, Geschäftsführer Handelsverband Wohnen und Büro e.V.. tischgespraech.de: In einigen LEH-Märkten sind die Nonfood-Bereiche abgesperrt oder einzelne Regale per Plane dem Zugriff entzogen. In anderen Läden ist alles bis hin zu Gartenmöbeln frei verfügbar. Wie ist die Regelung und was wird unternommen, eine (weitere) Wettbewerbsverzerrung einzudämmen? Haeser: Die Bundesländer sind für die Allgemeinverfügungen, Verordnung und Erlasse selbst verantwortlich. Der Bund ist hier nicht federführend tätig und kann so keinen Einfluss nehmen. In Österreich z.B. appelliert die Wirtschaftskammer an die Unternehmen mit Mischwaren, die Verordnungen im Interesse eine fairen Wettbewerbs sinngemäß anzuwenden. tischgespraech.de: Für welchen Zeitraum reicht bei den Branchen-Fachhandelsunternehmen die Liquidität - haben Sie einen Überblick?   Haeser: Die Liquiditätssicherung ist in dieser Krise ein wesentlicher Faktor. Wir sehen derzeit die Gefahr, dass die Kreditbewilligung durch die Banken zu lange dauert. Es müsse unseres Erachtens nach größere Erleichterungen für Unternehmen geben, damit diese einen Kredit bei ihrer Hausbank beantragen können. Zudem sollte die Förderbank KfW für 100 Prozent des Ausfallrisikos bürgen und nicht nur für 90 Prozent. tischgespraech.de: Reichen die staatlichen Maßnahmen aus Ihrer Sicht aus, was wäre zusätzlich sinnvoll? Haeser: Entscheidend wird es sein, dass die finanziellen Hilfen kurzfristig und schnell bei den betroffenen Unternehmen ankommen. Über 90 Prozent der vom Handelsverband Deutschland (HDE) befragten 600 Unternehmen werden nach eigenen Angaben staatliche Hilfen zur Bewältigung der Corona-Krise in Anspruch nehmen oder tun dies bereits. Nach HDE-Schätzungen sind aktuell bis zu 300.000 Standorte aufgrund der jeweiligen Regelungen in den Bundesländern von Schließungen betroffen.   Zudem sind ohne Einnahmemöglichkeiten der Händler die laufenden Betriebskosten nicht zu stemmen. Die Mietkosten machen dabei einen Großteil aus. Die vielerorts hohen Mieten drohen nun zu einer kompletten finanziellen Überforderung vieler Händler zu führen. Wir appellieren an die Vermieter von Ladenlokalen, deren Mieter betroffen sind, die Mieten für die Zeit der Schließungen auszusetzen und die Miete auf die laufenden Betriebskosten zu reduzieren. Außerdem sollte den Handelsmietern zusätzlich die Stundung dieser Kosten ermöglicht werden. tischgespraech.de: McDonalds MitarbeiterInnen arbeiten bei Aldi etc., welche Möglichkeiten bietet die Arbeitnehmer-Überlassung dem Handel in der aktuellen Situation? Haeser: Es stellt sich zunächst die Frage, wie findet man nun die Unternehmen in der Region, wo die eigenen Mitarbeiter Beschäftigung finden? Eine Kurzumfrage der Handelsverbände hat ergeben, dass eine Reihe von Jobcentern Vermittlungsbörsen betreiben, Mitarbeiter hierfür abgestellt haben. Die Jobcenter der Bundesagentur für Arbeit wären die erste Anlaufstelle. Ferner gibt es Überlegungen für eine bundesweite Vermittlung. Denn es ist allemal besser, Mitarbeiter an anderer Stelle sinnvoll einzusetzen, als sie mit gekürztem Gehalt in die Kurzarbeit zu schicken. Die praktizierten Vertragsmodelle sind unterschiedlich und reichen von der klassischen Entsendung, wo ansonsten die arbeitsvertragliche Beziehung bestehen bleibt, bis hin zu einem befristeten Arbeitsvertrag beim vorübergehenden Arbeitgeber mit Freistellung beim originären Arbeitgeber. In jedem Fall sollte darauf geachtet werden, dass ein Abwerbeverbot vereinbart wird. tischgespraech.de: Wie groß ist aus Ihrer Sicht die Gefahr, dass (große) Onliner den Bedarf der KonsumentInnen, der aktuell und darüber hinaus stationär bedient worden wäre, auf längere Sicht decken? Haeser: Auf lange Sicht werden die Modelle des klassischen stationären Handels und des Online-Handels bestehen bleiben. Aufgrund der aktuellen Corona-Krise ist es nun wichtig, auch im Onlinehandel vertreten zu sein. Bspw. hat Ebay gerade erst ein Soforthilfeprogramm für kleine und lokale Händler gestartet. tischgespraech.de: Zeigt sich jetzt, dass die Branche das Thema E-Commerce zu lange vernachlässigt hat? Haeser: Das glaube ich nicht. Hinsichtlich der Fachkompetenz, auch in Bezug auf die neuen Medien, hat der Handelsverband Deutschland (HDE) federführend den Ausbildungsberuf Kauffrau/Kaufmann E-Commerce erarbeitet, den die Unternehmen seit August 2018 als Ausbildungsberuf anbieten können. Im Ausbildungsjahr 2019/2020 wurden bereits 1.600 Ausbildungsverträge geschlossen. Eine Fortbildung zum Fachwirt/Fachwirtin im E-Commerce ist seit Dezember 2019 möglich. Für den Einzelhandel, der sowohl stationär als auch online sichtbar sein muss, ist das ein wichtiger Schritt in die richtige Richtung. Es gibt beim stationären Handel immer noch ´digitalen Nachholbedarf´. Gerade die regionale Präsenz und der eigene Webshop sollte in den Suchmaschinen wesentlich prominenter präsentiert werden. Umso mehr freut es mich, dass auch der stationäre Handel auf den neugeschaffenen Ausbildungsberuf zurückgreift. www.wohnenundbuero.de


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