Aktualisiert: 3. April 2023
Die Gerüchteküche brodelt schon seit ein paar Wochen. Planen ARD und ZDF etwa eine gewalttätige Gebührenerhöhung auf 25 €?
Wahrscheinlich ja. Da diese jedoch noch nicht in trockenen Tüchern ist, rechnen wir hier zumindest für 2023 noch mit dem alten Rundfunkbeitrag von 18,36 Euro pro Monat. Den hatten die Ministerpräsidenten der Länder das letzte mal im August 2021 erhöht. Wir hatten 2022 selbst nach der nachträglichen Korrektur der Inflationsrate durch das Statistische Bundesamt immer noch eine Teuerung von knapp 7%. Und große Hoffnungen, dass sich das in 2023 ändert, sollten wir uns besser auch nicht machen.
Trotzdem blieb die GEZ-Gebühr bei 18,36 €. Wir schauen heute, ob das auf der langen Zeitachse genauso günstig für die Beitragszahler aussieht.
Heute lasse ich also im Rennen gegen die allgemeine Inflationsrate den Rundfunkbeitrag antreten. Das Wettrennen ließ ich 1970 starten. Mal schauen, wer als Erster durch das Ziel läuft!
Manchmal finde ich von etwas eine weit in die Vergangenheit reichende Datenreihe. Dann vergleiche ich unter dem Stichwort Inflation die jeweilige Datenreihe mit der offiziellen Inflationsrate langfristig. Die Inflationsdaten stammen von dieser Seite.
Nun habe ich mir die Entwicklung der GEZ-Gebühr angeschaut. Die Datenreihe startet mit meinem Geburtsjahr 1970. Damals betrug der Rundfunkbeitrag (bzw. sein Vorläufer, die Rundfunkgebühr) noch 8,50 DM. Beziehungsweise andersrum formuliert: Der Rundfunkbeitrag lag bei 4,35 Euro.
Klatscht man alle Inflationsraten seit 1970 aufeinander, ergibt sich die Gesamt-Inflation. (genaugenommen multipliziert man die einzelnen Inflationsraten miteinander.) Sie beträgt seit 1970 331 %.
Auf gut Deutsch: Der Preis einer durchschnittlichen Ware sollte sich seit 1970 gut vervierfacht haben.
Wie hat sich der Preis für das Programm des Öffentlich Rechtlichen Rundfunks im Vergleich zur gesamten Inflation entwickelt? Nun, hier ist der Chart:
Das sieht gar nicht mal so schlecht aus. Die blaue Linie steht für den Rundfunkbeitrag seit 1970. Da landen wir bei einem Anstieg von 322%. Von den anfänglichen 4,35 Euro (1970) losgehend, sind wir inzwischen bei 18,36 € angekommen.
Die rote Linie repräsentiert die Gesamtinflation. Die offizielle (Gesamt-)Inflationsrate kommt dagegen auf einen Faktor von 431 %(und entsprechend einem Anstieg von 331 %). Die Preisentwicklung für die Rundfunkgebühr liegt durch die ausgelassenen Erhöhungen seit 2021 also erstaunlicherweise tatsächlich einen Schnaps unter der Inflation.
…wenn er mit Verlängerung schafft.
Ähnliches lässt sich auch über die Geldentwertung sagen.
Die durchschnittliche offizielle Inflationsrate liegt bei knapp 2,8 % pro Jahr seit 1970.
Praktisch gleichauf liegt diesmal die Preisentwicklung für den Rundfunkbeitrag. Hier kommen wir pro Jahr auf eine durchschnittliche Erhöhung von ebenfalls 2,8 %. Das macht genau gerade einmal 0,04 % Differenz pro Jahr. Keine allzu große Differenz sollte man meinen.
Allerdings läuft die Reihe auch bereits seit über 50 Jahren. Ach, wenn es bloß diesen blöden Zinseszins nicht gäbe. Wir kommen somit immer noch auf einen Unterschied von 9 %!
Im bisherigen Beitrag habe ich Äpfel mit Birnen verglichen. Oder, um es freundlicher zu formulieren: Ich warf Boskop und Granny Smith in einen Topf. Bis 2010 gab es Rundfunkgebühren. Vereinfacht gesagt; jeder, der den Rundfunk benutzte, musste Rundfunkgebühren zahlen.
Dann kam Paul Kirchhof. In seinem Gutachten zur Finanzierung des Rundfunks machte er den Rundfunkanstalten quasi den Luther. Er schlug ihnen ein Thesenpapier an die Tür. Die zogen eine Schnute. Ja, sie hatten ihn dafür bezahlt. Aber, hey, das Ergebnis schmeckte ihnen in vielen Teilen überhaupt nicht.
Zum Glück kamen sie auf einen rettenden Einfall: Vorschläge in Kirchhofs Gutachten, die Geld brachten, wurden umgesetzt. (Das betrifft auch die Änderung von Rundfunkgebühr zum Rundfunkbeitrag. Vereinfacht gesagt; jeder der eine Wohnung hat, muss nun den Rundfunkbeitrag zahlen.) Vorschläge dagegen, die Geld kosteten, wurden nicht umgesetzt. (Kirchhof hatte allen Ernstes einen Werbeverzicht gefordert)
Und das sagt Marie Antoinette zum Rundfunkbeitrag:
Wenn ihnen der Rundfunkbeitrag zu hoch ist, sollen sie doch ins Kino gehen!
Und hier findet ihr unter dem Schlagwort Inflation noch mehr Langzeit-Rennen Inflationsrate vs. Herausforderer. Zum Beispiel…
Die Erhöhungen des Rundfunkbeitrags
Die Erhöhungen der Diäten der Bundestagsabgeordneten
Die Partei-Zuschüsse
Der Bundesetat
Die Kirchensteuer
Der Bußgeldkatalog
Der Butterpreis
Die Kosten für das Trinkwasser
Der Bierpreis auf dem Oktoberfest
Der Preis für einen Hamburger (McDonalds)
Der Focus
Die Bild
Das Wirtschaftsmagazin brand eins
Die Kinokarte
Die Kosten für ein Flug-Ticket
Das Ticket für die Frankfurter Buchmesse
Der Mindestunterhalt der Düsseldorfer Tabelle
Der Target2-Saldo,
Die Geldmenge M3
Der deutsche Beitrag zum EU-Haushalt
Das Spendenaufkommen der Deutschen
Die Mieten
Der Strompreis
Der Standardbrief
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