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Amsterdam, A’DAM, Sir Adam Hotel, Madam, A’DAM Lookout und Light Festival

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Mehr Kanäle als Venedig, mehr Fahrräder als Menschen und mehr Museen als andere Hauptstädte – das alles und viel mehr bietet Amsterdam. Die Grachten mit ihren schmalen und schiefen Giebelhäusern, Coffeeshops, das Rotlichtviertel De Wallen, mit Pflanzen überwucherte Hausboote, freundliche, tolerante Menschen und die multikulturelle Vielfalt locken jedes Jahr Millionen von Touristen an. Die Hauptstadt der Niederlande ist eine der meistbesuchten Sädte Europas und der Welt.

Mein letzter Besuch in der Metropole liegt gar nicht so lange zurück. Während eines Kurztrips nach Rotterdam und Utrecht habe ich im Herbst 2016 hier einen kurzen Zwischenstopp eingelegt. Und auch dieses Mal bietet sich ein kurzer Abstecher an. Liegt die Stadt doch etwa auf halber Strecke zwischen Den Haag und Den Helder beziehungsweise Texel. Blogbeiträge zu Amsterdam und seinen Sehenswürdigkeiten oder Geheimtipps (die selten welche sind) gibt es wie Sand am Meer. Oder sollte ich besser sagen wie Fahrräder, die aus den Grachten gefischt werden?

Hier berichte ich vom Aufenthalt im Sir Adam Hotel, dem Schaukeln «Over the Edge» am Adam Lookout, dem Essen im Restaurant Madam und einer Bootsfahrt zum Amsterdam Light Festival.

A’DAM Toren Amsterdam

Der ehemalige Toren Overhoeks, entworfen vom Architekten Arthur Staal, war lange Zeit Sitz des Mineralölkonzerns Shell. Nach umfassender Renovierung wurde der Turm 2016 als A’DAM wiedereröffnet. Er beherbergt heute einen bunten Mix aus Büros, Restaurants und einem Hotel.

Genaugenommen sind es 12 «Bewohner», die sich über die 22 Stockwerke verteilen. Die A’DAM Music School, eine gemeinnützige Organisation, bietet Musikunterricht für alle, die es sich nicht leisten können, ein Instrument zu lernen. Aber auch der Gitarrenbauer Gibson oder Sony Music sind hier zu Hause. Ganz oben befinden sich die Aussichtsplattform A’DAM Lookout mit der Schaukel «Over the Edge», Restaurant und Sky Bar Madam sowie das Drehrestaurant Moon. Somit ist der Turm nicht nur ein modernes Wahrzeichen mit fantastischem Blick über die Altstadt, sondern ein Zentrum für Kreative und Musiker.

Der A’DAM Toren befindet sich direkt gegenüber des Hauptbahnhofs am anderen Ufer des IJ-Flusses. Man erreicht ihn mit der kostenlosen Fähre, die im Fünfminutentakt hin- und herpendelt.

Sir Adam Hotel

Originelle und authentische Übernachtungsmöglichkeiten gibt es genug in Amsterdam: ein Kranhotel, ein College Hotel im historischen Gebäude einer ehemaligen Schule, Kanalhäuser und selbstverständlich Hausboote. Wir entscheiden uns diesmal für das Sir Adam im A’DAM Toren.

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Die untersten sieben Stockwerke des A’DAM Toren gehören dem Sir Adam Hotel. Man darf also nicht erwarten, ein Zimmer ganz oben mit Weitblick zu erhalten. Das Hotel greift das Motto Musik bis ins kleinste Detail wieder auf. So sind die Zimmer im Industrial Style mit Plattencovern und einer Gibson-Gitarre dekoriert. Als besonderen Gag gibt es einen Crosley Plattenspieler. In der Musikbibliothek bei der Rezeption kann man sich jederzeit bedienen und die guten alten Schallplatten aus Vinyl ins Zimmer mitnehmen. Die Seite A von Bruce Springsteens «Born in the USA» hat leider einen Kratzer.

Die Zimmer selbst wirken trotz der 20 m² eher klein. Das Bett nimmt bereits sehr viel Platz ein und es gibt nur wenig Ablageflächen oder Platz für Gepäck und Garderobe. Das eigentliche Highlight im Hotel sind übrigens die Aufzüge: eingerichtet als Discofloor mit Discokugel an der Decke oder Karaoke-Bar. Die Gänge sind etwas dunkel und störend ist das ständige laute Zuschlagen der Türen. Das lässt sich auch mit bestem Bemühen nicht vermeiden.

Für das Frühstück verlangt das Sir Adam Hotel mit € 21.– einen recht stolzen Preis. Das Angebot an frischen Säften, von Gingershot über Grapefruit bis Rote Beete ist allerdings fantastisch. Zusätzlich vom Buffet kann man ein warmes Gericht von der Karte wählen. Ich entscheide mich für Avocado Toast mit pochiertem Ei. Am meisten begeistert mich das Buffet mit gegrilltem mediterranenm Gemüse, Labneh, Hummus und vielen anderen levantinischen Köstlichkeiten.

A’DAM Lookout

Die meisten Besucher zieht es jedoch zum A’DAM, um die Aussichtsplattform A’DAM Lookout zu besuchen und auf Europas höchste, besser gesagt höchst gelegene Schaukel. Die Tickets für das 360° Sky Deck haben wir im Vorfeld im Internet gekauft. Dabei kann man einen Zeitslot von 20 Minuten für die «Over the Edge»-Schaukel reservieren. Beides zusammen kostet € 18.50 (2020).

Der Besuch beginnt mit Schlange stehen, weil zu Beginn die üblichen nervigen Fotos gemacht werden. Im Aufzug mit Lichtshow geht es dann ins 20. Stockwerk. Bei unserem Besuch ist es leider neblig und zusätzlich noch kalt und windig. Warten war schon einmal angenehmer. Zu diesem Zeitpunkt sind zwei der drei Swings in Betrieb. Alles funktioniert vollautomatisch. Zuerst wird man ähnlich wie bei einem Fahrgeschäft am Jahrmarkt mit einem Sicherheitsbügel festgeschnallt. Ein Motor fährt die Schaukel dann nach oben und schließlich bewegt sich diese dann zwanzigmal vor und zurück.

Im Sommer bei guter Sicht kann ich mir das Ganze tatsächlich sehr schön vorstellen. So ist es nicht ganz so eindrücklich wie erwartet.

Abendessen im Madam

Wenn wir schon einige tolle Restaurants im A’DAM selbst haben, wollen wir diese natürlich auch besuchen. Die Tische im Drehrestaurant Moon, wo abends ein 6-Gang-Menü serviert wird, sind leider bereits ausgebucht. Im Madam im Madam (Skybar & Restaurant) im 20. Stock finden wir aber noch Platz.

Aussicht, Personal und Essen sind top. Zur Auswahl stehen ein Zwei- oder Dreigangmenü, mit Fleisch oder vegetarisch. Mein Hauptgang, in Salzkruste gerösteter Sellerie mit Nüssen und Pilzen in Tempurateig, ist eine regelrechte Offenbarung. Auch die Kokosnuss Panna Cotta mit Wassermelonensorbet und einer Wassermelone mit Wodka-Infusion überzeugt auf ganzer Linie.

Amsterdam ganz entspannt

Wer schon mehrmals in der Stadt war, kann einen Tag ganz entspannt angehen. Wir wollen einfach die Atmosphäre genießen, ohne den Sehenswürdigkeiten nachzujagen, und schlendern gemütlich durch die Stadt. Das einzige Ziel, das wir für heute haben, sind die Neun Straatjes, die sich im Grachtengürtel verstecken. Hier lässt es sich wunderbar in den malerischen Gässchen flanieren. Das Viertel ist bekannt für seine individuellen Läden und Cafés.

Ich mag die Atmosphäre entlang der Kanäle und die fast unwirklich schmalen Häuser. Im 17. Jahrhundert wurden die Häuser nämlich nach der Breite der Fassade besteuert. Auch wenn das Wetter nicht ganz nach unseren Vorstellungen ist, taucht der Nebel die Grachten ist ein mystisches Licht.

Light Festival

Bereits zum achten Mal erleuchten im Winter 2019/20 verschiedene Kunstwerke im Rahmen des Amsterdam Light Festivals die Nacht. Thema des diesjährigen Light Festivals lautet «Disrupt». Künstler aus aller Welt wurden ausgewählt ihre Licht-Installationen zu präsentieren. Sie alle nutzen das Licht um in irgendeiner Form zu verstören. Manche Künstler nutzen bestehende Architektur und verwandeln sie mit Licht in etwas Neues. Andere möchten wachrütteln und weisen mit ihren Kunstwerken auf die Einflüsse des Menschen auf Natur und Klima hin.

Erstmals findet das Light Festival überwiegend in Amsterdam-Oost statt. Das multikulturelle Viertel liegt gerade ziemlich im Trend. Ganze 20 Installationen warten auf die Besucher des Festivals. Zu Fuß legt man eine Route von 6,3 Kilometer zurück und kann dabei auch einen Audio Guide nutzen. Wir entscheiden uns für eine der vielen abendlichen Bootstouren. So schippert man gemütlich in einem gedeckten Boot und eingehüllt in Decken an den Kunstwerken vorbei. In unserem Fall sind noch sämtlichen Getränken inklusive. Dabei kommt man den Licht-Installationen sehr nahe. Gleichzeitig ist aber das Fotografieren etwas schwierig.

Immerhin lernen wir dabei noch, dass das Wasser in den Kanälen ausgesprochen sauber ist – auch wenn es optisch nicht so wirkt. Die Stadt unternimmt viel, um die Situation in den Griff zu bekommen. Kranboote säubern den Grund der Kanäle und befreien ihn vor allem von Fahrrädern. Die Hausboote sind mittlerweile an das Kanalsystem angeschlossen. Die Poldermühle Gemaal Zeeburg führt über Pumpen mithilfe eines Siphons frisches, sauerstoffreiches Wasser aus dem Ijmeer in die Kanäle. Die Grachten werden sozusagen gespült. Die langen Ausflugsboote mit Dieselmotoren sind neuerdings verboten. Künftig darf nur noch mit Elektroantrieb gefahren werden.

Wenn du Inspirationen abseits des Amsterdam Light Festival suchst, findest du Anregungen in meinem Artikel Die schönsten Lichterfeste und Lichtfestivals rund um die Welt.

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Overtourism als Problem

Amsterdam wurde neben Venedig und Dubrovnik zum Inbegriff von Overtourism. 19 Millionen Touristen jährlich bringen eine Stadt mit 850.000 Einwohnern an ihre Grenzen. In der niederländischen Hauptstadt hat man das Problem erkannt und unternimmt viel, damit Amsterdam für seine Bewohner noch lebenswert bleibt. Genaugenommen geht die Stadt ziemlich radikal gegen den Massentourismus vor.

  • Im Dezember 2018 wurde der «I | am | sterdam» Schriftzug vor dem Rijksmuseum entfernt. Er lockte zu viele Touristen auf begrenzten Raum. Die zwei Meter hohen Buchstaben stehen nun in weniger bekannten Regionen der Stadt.
  • Das Programm «City in Balance» führte zum Baustopp für Hotels, Souvenirläden und Käse-Geschäften, die ein Einheimischer selbst nie betreten würde.
  • Das Vermieten privater Wohnungen über Airbnb wurde auf 30 Tage beschränkt und sollte im Zentrum allenfalls ganz verboten werden.
  • Die Kampagne «Enjoy and Respect» soll Touristen Grenzen aufzeigen. In Amsterdam ist, selbst wenn viele Jugendliche das meinen, nicht alles erlaubt. Schilder weisen darauf hin, dass öffentlicher Alkoholkonsum, Littering oder öffentliches Urinieren verboten sind und bestraft werden.
  • Organisierte Touren durch das Rotlichtviertel sind seit März 2019 verboten.
  • Besucher zahlen bereits eine Touristensteuer von sieben Prozent der Hotelrechnung. Im Mai 2019 kam nochmals eine Bettensteuer in Form von € 3.- pro Nacht und Gast hinzu.

Ich finde es gut, dass Amsterdam alles unternimmt, um die Toleranz der Bewohner nicht noch mehr zu strapazieren. Natürlich kann ich jede oder jeden verstehen, der diese wunderbare Stadt sehen möchte. Aber muss es unbedingt im Sommer sein? Amsterdam lässt sich das ganze Jahr über bereisen. Außerdem gibt es in den Niederladen noch weitere attraktive Städte wie Rotterdam, Utrecht oder Den Haag. In Amsterdam selbst muss man nicht unbedingt den typischen Attraktionen hinterherlaufen. Alternative Ideen findest du zum Beispiel im Untourist Guide. Bei der Suche nach Unterkünften solltest du wie übrigens auch in anderen Großstädten auf Airbnb verzichten.

Amsterdam ist übrigens auch mit dem Zug von der Schweiz aus gut erreichbar.

ADAM Tower Amsterdam bei Nacht
Adam Look Out

Teilzeitnomadin Travellingcarola

Carola ist eine passionierte Teilzeitnomadin, verbindet Vollzeitberuf mit Reiselust. Sie ist der Kopf hinter Travellingcarola.

Seit 2016 schreibt sie authentische Reiseberichte über einzigartige Erlebnisse, gibt praktische Tipps und will andere inspirieren, die Welt zu entdecken.

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