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Klima- Freitag: Saisonbeginn im Januar?

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Verkehrte Welt: während eigentlich noch Frostige Temperaturen herrschen und geschlossene Schneedecken liegen sollten, kommt es dieses Jahr anders. Wenn man vom langjährigen Mittel der Wetteraufzeichnungen ausgeht, scheint es diesen Januar etwas zu warm zu sein. Findet jetzt gerade schon der Saisonbeginn statt?

Gestern vermeldete die lokale Presse angenehme 18 Grad in Saarlouis. Während wir uns allerdings an dem tollen T- Shirt- Wetter erfreuen, herrscht nicht unbedingt überall Grund zur Freude.

Denn: Wie ich gestern beobachten konnte, waren die Bienen bereits fleißig. Am Flugloch herrschte reger Betrieb, die Damen unternahmen Reinigungsflüge und erste Späherinnen flogen aus, erkundeten die Umgebung. Und siehe da: sie haben tatsächlich eine Nahrungsquelle gefunden. Das erkennt der Imker übrigens an den so genannten Pollenhöschen.

Bienenbrot- ein wichtiges Indiz

Pollen ist ein wichtiges Nahrungsmittel für die Bienen, weswegen man ihn auch Bienenbrot nennt. Die Bienen brauchen ihn vor allem als Lieferant für Eiweiß, welches wichtig für die Larven ist. Ohne Eiweiß können die Larven nicht wachsen.

Das Bienenbrot hat allerdings auch eine wichtige Funktion in der „Steuerung“ des Bienenvolks: Die Damen erkennen daran den Saisonbeginn. Das bedeutet, die Königin beginnt, mehr Eier zu legen, damit möglichst viele Arbeiterinnen zur Verfügung stehen. Außerdem fliegen sich die Winterbienen ein, um die Umgebung kennen zu lernen und Nahrung zu finden. Durch den Flugbetrieb steigt der Energiebedarf und somit auch der Futterverbrauch

Haselnuss zeigt den Saisonbeginn an
Haselnussblüten und Triebe: bei Frost sind sie in Gefahr

Gefährliche Wechselwirkung

Was jetzt Grund zur Sorge bereitet, ist ein mögliches Comeback des Winters. Während ein paar schönen Tagen wird jede Menge Futter verbraucht. Wenn jetzt aber der Winter zurück kommt – was ja noch mindestens bis März oder April möglich ist – gehen die Nahrungsquellen verloren. Eine Frostperiode von mehreren Tagen zum Saisonbeginn sorgt dafür, das die frischen Triebe der Frühblüher absterben.

Dieses Phänomen konnten wir letztes Jahr beobachten: Ende April suchte uns eine Frostperiode heim – mit folgen für das gesamte Bienenjahr. Die Apfelernte beispielsweise fiel in weiten Teilen Deutschlands aus, wir bekommen Preiserhöhungen bei vielen Obstsorten zu spüren. Grund hierfür waren die Blüten, welche durch den Frost verendet sind oder aber wegen einer Flugpause der Bienen nicht bestäubt wurden.

Der späte Frost sorgte auch für eine Verzögerung bei der Akazienblüte, der Wetterwechsel mit starken Gewittern und langen Niederschlägen gaben ihr dann den Rest. Wir Imker haben dies unmittelbar am Honigertrag gemerkt: Vielerorts war von starken Einbußen die Rede.

Wenn also nun die Vorräte aufgebraucht sind und kein Nahrungsangebot zur Verfügung steht, kann es im Ungünstigen Fall gefährlich für einzelne Bienenvölker werden, wenn nicht rechtzeitig beigefüttert wird.

Die Frühblüher

Traditionell beginnt die Saison übrigens immer mit der Haselnuss. Die Haselnussblüte erkennt man schön an den Pollenhöschen. Denn jede Pflanze hat ihre eigene Pollen- Farbe und je nach Jahreszeit kann man genau bestimmen, welche Pflanzen die Bienen gerade aufsuchen. Die Haselnuss- Pollen sind Schwefelgelb, Schneeglöckchen liefern rötliche Pollen – wenn sie denn aufgrund der Temperaturen blühen!

Ich beobachte die Entwicklung jedenfalls mit Spannung und werde weiter Berichten!