Wenn Sicherheitsbekleidung unangenehm wird

Manchmal muss ich mich fast schon selbst bedauern.

Da war ich mit Frau und Kind im Städtchen, genieße einen der letzten Spätsommertage. Wobei „genießen“ nur eingeschränkt zutrifft. Ein Stadtbummel einschließlich Shopping ist an einem Samstag sowieso schon nicht unbedingt mein Ding. Das Ganze dann auch noch in vollständiger Sicherheitsbekleidung, Lederhose, Textiljacke und dann auch noch die Motorradstiefel… wahnsinn.

Du wirst ja immer ruhiger und ausgeglichener, je länger du dich durch die Menschenmassen wühlst. Du wirst immer entspannter, je mehr dir die Brühe herunterläuft.

Und dann kommt für mich der Hammer. Schatzi teilt mir nach einem kritischen Blick mit, meine Motorradlederhose würde ziemlich „abgeranzt“ aussehen. Und ob ich tatsächlich so im Breuninger noch durch wolle…

Das hat mich jetzt dann doch getroffen. Immerhin hat meine Lederhose schon einige Kilometer und Jahre hinter sich. Und ein Schiff bekommt ja auch erst nach 30 Jahren Charakter. Und das hat meine Motorradhose ja noch lange nicht erreicht.

Gibt es bequeme Motorradbekleidung?

Ich muss mich bei nüchterner Betrachtung zumindest zwei Erkenntnissen stellen:

  • Meine Motorradlederhose ist tatsächlich ein klitzekleines bisschen verschlissen und sieht dementsprechend nicht mehr ganz neu aus
  • Das Tragen von vollständiger Motorradschutzkleidung beim Bummel in der Innenstadt ist bei sommerlichen Temperaturen doch anstrengend

Tatsache ist, bei der Lederhose ist das halt so, wenn sie verschlissen aussieht. Leder reibt sich halt nun mal mit den Jahren ein wenig ab. Und es gab halt nun mal genügend Jahre, Kilometer und Motorradtouren, um ihr dazu Gelegenheit zu geben. Das war undist aber meiner Meinung nach kein Problem. Wenn ich mit dem Motorrad unterwegs bin, muss meine Bekleidung zweckmäßig und sicher sein. Das Aussehen kommt für mich nur an zweiter Stelle. Und wenn meine Motorradhose „abgeranzt“ aussieht, meiner Textiljacke halt ein wenig Straßenschmutz und Staub anhaftet und meine Stiefel ein wenig klobig aussehen, dann ist das halt einfach so. Bei einer Motorradtour geht eben die Sicherheit vor dem Aussehen. Zumindest meiner Meinung nach.

Etwas Anderes ist es jedoch, was die Bequemlichkeit angeht. Meine Motorradbekleidung trägt, wo möglich, Protektoren. Das macht die Hose ausgebeult, die Jacke schwer. Die Stiefel von Daytona sind ordentlich gepanzert und für Motorradstiefel meiner Meinung nach ausreichend bequem. Aber ich lehne mich jetzt nicht allzuweit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass selbst der bequemste Motorradstiefel für ausgiebige Fußmärsche gedacht ist.

Also ist eines klar: Ich muss mir einige Alternativen für die „Vollpanzerung“ überlegen.

Weniger stark gepanzert?

Der Preis der Bequemlichkeit

Ich bin ja in vieler Hinsicht schon fast ein wenig verbohrt. Bin ich beispielsweise im schönen sonnigen Italien mit dem Motorrad unterwegs, sitze ich bei bei einem Päuschen vielleicht am Straßenrand und schaue anderen Motorradfahrern zu, wie sie durch eine Kurve brummeln, eine Fußraste schrammelt am Boden. Und dabei kann ich dann oft, wenn auch teilweise mit Unverständnis beobachten, wie denn andere Motorradfahrer unterwegs sind.

Und ich muss feststsellen, dass nicht überall und von jedem genausoviel Wert auf Sicherheitsbekleidung gelegt wird, wie es bei mir der Fall ist. Zu einer Alpentour aufbrechen ohne vollständige und ordentliche Motorradbekleidung? Für mich undenkbar. Andere dann wieder stragen, überspitzt gesagt, Sicherheits-FlipFlops, ein Tanktop (wahrscheinlich aus Stahlwolle gestrickt) und ein Braincap (damit der Fahrtwind besser an die Ohren kommt). Für mich ein bisschen zu wenig Sicherheit.

Andererseits ist mir natürlich auch klar, dass ich für den nächsten Sommer und den wieder zu erwartenden Einkaufsbummel ein wenig besser abwägen muss. Kann ich Sicherheitsbekleidung leichter / einfacher / reduzierter machen? Gibt es Alternativen, die mich nicht dazu zwingen, mehrere Kilogramm Protektoren und Sicherheitsgewebe mit mir herumzuschleppen? Und das am besten, ohne in Shorts und T-Shirt herumzufahren?

Zumindest für den Weg ins Städtchen sollte ich definitiv ein wenig abrüsten.

Der Motorradhelm

Das klobigste Teil der Sicherheitsausrüstung. anderthalb bis zwei Kilogramm schwer (je nach Ausstattung) und unverzichtbar.

Aber inzwischen bei mir auch kein Problem mehr. Ich habe inzwischen für meine beiden Motorräder ein Topcase. Dieses ist groß genug, um zumindest den Motorradhelm samt Halstuch, Handschuhe und Nierengurt unterzubringen.

Da gibt es bei mir also keinen Bedarf abzuspecken.

Aber selbst wenn es Bedarf gäbe, wäre ich nicht so begeistert davon, auf einen Jethelm umzusteigen. Da bin ich halt einfach noch ein wenig zu ängstlich. Oder zu vorurteilsbehaftet.

Mein Motorradhelm bleibt auf jeden Fall, so wie er ist.

Die Motorradjacke

Bisher trage grundsätzlich und für jede Fahrt meine Textiljacke. Jetzt im Moment die Winterausstattung, später dann wieder die Sommerjacke. Mit Protektoren (auch Rückenprotektor) und dem üblichen Kleinkram in den Taschen kommt meine Textiljacke auf ein Gewicht von vier Kilogramm. Und dazu ist sie noch recht klobig.

Die Motorradjacke mal locker über die Schulter werfen und am Henkel tragen, ist da nicht. Insbesondere im innerstädtischen Einkaufsgewühl. Das wird nervig und anstrengend.

Und weglassen möchte ich nunmal auch nicht viel. Die Protektoren müssen nun mal in der Jacke bleiben, insbesondere der am Rücken. Da bin ich halt einfach ein wenig ängstlich. Kopf und Rücken sind halt nunmal Körperteile, die man nicht so einfach flicken kann nach einem Unfall.

Und die Jacke nicht locker über die Schulter werfen, sondern anbehalten? Auch eine Tortur. Sooooo atmungsaktiv kann die Jacke ja gar nicht sein, dass da nicht alles drunter kocht. Selbst wenn ich die Membrane aus meiner Textiljacke heraus nehme.

Zur Lösung dieses Problems habe ich an früher zurück gedacht. Ja, genau. Das früher, wo alles anders und besser war. Oder so.

Zumindest meine ich mich zu erinnern, dass es bis vor einigen Jahren noch diese Motorradjacken in Blousonform gab, weniger lang als eine „richtige“ Motorradjacke, weniger klobig.

Jetzt habe ich bei meinem letzten Besuch bei Louis mal ein wenig herumgestöbert, aber nichts gefunden, was mich an „damals“ erinnert. Eine kurze Suche bei Amazon nach kurzen Motorradjacken für den Sommer ergab hingegen gleich seitenweise Treffer. Hier ist jedoch das Problem, dass diese teilweise von Herstellern kommen, die noch nie ein Mensch zuvor gehört hat (und damit von mir entsprechendes Vertrauen genießen).

Bei einzelnen Premiumherstellern (beispielsweise Dainese) habe ich zumindest gesehen, dass es noch so kurze Blousons gibt. Natürlich zu einem entsprechenden Preis.

Auf jeden Fall muss ich diesbezüglich noch dran bleiben. Einfach eine kurze, kompakte Textiljacke, am besten dünn genug für den Sommerbetrieb, wäre natürlich die Lösung. Nicht so schwer und so dick wie eine „richtige“ Motorradjacke und ohne das Bedürfnis, irgendeine hochwertige Membrane zu beinhalten. Immerhin will ich ja keine ausgedehnten Touren damit abfahren, sondern nur den Weg ins Städtchen oder kurz zur Eisdiele, eventuell auch morgens zur Arbeit zurücklegen.

Ich muss mich dann wohl noch ein wenig bei Ebay und Konsorten nach einem älteren Modell umtun.

Die Motorradhose

Und auch hier war es beim Stadtbummel recht unbequem. Normalerweise trage ich im Sommer meine schwarze Kombihose, im Winter eine Textilhose, jeweils ausgestattet mit Knie- und Hüftprotektoren. Sicher, ordentlich abriebfest und gibt für den Fall eines Unfalls ein gutes Gefühl.

Nur dass dann bei einem Bummel durch das Städtchen gute drei Kilogramm Hose an mir hängen. Und die ist bei mir so geschnitten, dass sie auf dem Motorrad sitzen am besten passt. Bin ich längere Zeit (bei entsprechenden Temperaturen) zu Fuß unterwegs, wird es unangenehm. Die Protektoren sitzen dann nicht mehr ordentlich, drücken und reiben an den anterschiedlichsten Stellen und… so habe ich mir sagen lassen, sieht die Hose auch total „abgeranzt“ aus.

Was soll ich nur davon halten?

Aber auf jeden Fall kann ich hier ein wenig Feintuning betreiben. Ich werden (Sonderangebote bei Louis sei dank) in nächster Zeit eine etwas leichtere Lederhose anschaffen. Leder“jeans“ im 5-Pocket-Stil.

Ohne Protektoren aber.

Ist einfach angenehmer zu tragen beim Bummel im Städtchen. Ich bekomme ein klein wenig Bauchschmerzen davon, die bewährten Protektoren wegzulassen. Sicherheit ist halt schon was wert. Auch für das Bauchgefühl.

Es widerstrebt mir, gleich auf eine Jeanshose umzusteigen, wie angemessen und bequem das auch wäre. Da bietet sich die Lederhose halt als Kompromiss an. Zwar keine Protektoren, was bei einem Unfall auch schon ordentliche Folgen haben kann, aber immerhin ordentliches Leder, damit ich nicht bei einem Sturz die komplette Haut auf dem Asphalt abschmirgle.

Also eine Lederjeans soll es werden.

Die Motorradstiefel

Auch das macht den Stadtbummel nicht angenehm:

Meine (gescheiten) Motorradstiefel, im Schienbeinbereich gepanzert, vorne mit einer Metallkappe, ohne ordentliche Schnürung. Nicht ideal, um längere Strecken zu Fuß zurückzulegen.

Hier möchte ich auch ein wenig ändern.

Nachdem ich ein wenig nach etwas weniger klobigen Schuhen herumgesucht habe, die auch als motorradbekleidung gehandelt werden, ist mir der Hinweis auf die entsprechende Norm (EN 13634:2015) ins Auge gefallen. Ein wenig nachgelesen… na ja, viel wird da gar nicht verlangt.

Und wenn ich mir dann die entsprechenden Motorrad“schuhe“ angeschaut habe, war dann auch klar, dass da auch nicht viel geboten ist. Zumindest nicht an Sicherheitstechnik.

In diesem Bereich habe ich mich dann recht schnell entschieden. Anstatt irgendwelche „windigen“ Motorradschuhe zweifelhafter Herkunft anzuschaffen, wird es bei mir einfach ein Rückschritt zu den Anfangstagen meines Zweiradlebens werden. Ich werde meine alten Schnüestiefel von der Arbeit reaktivieren. Da brauche ich mir zumindest über so Dinge wie Stahlkappen, verwindungssteife Sohle und Abriebfestigkeit keine Sorgen machen. Sie weisen zwar keinen Schienbeinpanzer auf, aber sind dafür umso angenehmer zu tragen bei längeren Fußmärschen.

Und ich kann ganz deutlich sagen: Am Samstagvormittag im Städtchen mit Schatzi Shoppen zu gehen, wird definitiv zu einem längeren Fußmarsch…

Fazit

Ja, ich werde, was die persönliche Sicherheitsausstattung angeht, ein wenig „abrüsten“. Zumindest für die kurzen Fahrten mit eher praktischen Belangen: den Weg zur Arbeit, zum Einkaufen oder an die Eisdiele.

Klar leidet definitiv die Sicherheit. Einfach deswegen, weil weniger Material an mir hängt.

Für eine „richtige“ Ausfahrt mit dem Motorrad eignet sich diese Art der motorradbekleidung jedoch nicht. Da möchte ich halt doch noch „Material“ an mir hängen haben. Zu groß ist die Gefahr, dass ich eben doch mal in einen Unfall verwickelt bin.