Vergessen ist das trostlose Bild der Verwüstung
Am Jagenbergshammer im Hammertal begann der Obergraben zum Schumachers Kotten. In der Ortschaft Tyrol nutzten früher zwei Obergräben das Wasser des Lobaches benutzten. Der untere und ältere Obergraben wurde schon 1622 erwähnt, als er dem Schumacher-Kotten sein Wasser lieferte. Johann Schumacher zu Ehringhausen war Erstbesitzer des Schleifkottens. Im Besitz seiner Familie war der Kotten bis 1765 in Betrieb und wurde dann an Johann B. Hasenclever zu Ehringhausen verkauft. Um 1800 ist Franz Josef Hasenclever als Inhaber verzeichnet. 1837 taucht als Besitzer Karl Röntgen auf. Als nicht in Betrieb wird dieser Kotten von 1810 bis 1867 geführt. Danach ist er wieder renoviert bzw. aufgebaut worden von der Firma Rauh & Faubel, die Schneidkluppen herstellte. Die Sheddächer lassen erkennen, dass der Kotten sich zu einer kleinen Fabrik entwickelt hatte. Die Wasserkraft nutzten die Inhaber allerdings noch, denn das einzige Wasserrad lieferte immerhin noch genügend Antrieb für einige spezielle Maschinen. Wann diese Fabrik endgültig die Produktion einstellte, ist nicht bekannt. Der Betrieb ging in der Dampfschleiferei für Eisen- und Stahlwaren von Otto Müller-Arns auf.
Oberhalb des ersten Obergrabens lag der zweite für die beiden Tyroler Hämmer, die beide am gleichen Teich lagen, keine 30 Meter voneinander entfernt. Der 1. Tyroler Hammer ist auf den Ruinen eines früheren Hammer entstanden. Auf 1659/60 datiert eine Eintragung, wonach der neue Hammers von Hermann zu Reinshagen gebaut worden. Bereits 1692 ist er im Besitz der Wwe. Franz Hasenclever zu Ehringhausen. Auch das ganze 18. Jahrhundert ist der Tyroler Hammer im Besitz der Hasenclevers. 1824 ist von einem Sensenbreithammer die Rede, der Fabrikanstalt Ludwig Hasenlever zugehörend. 1829 arbeitet er mit zwei oberschlächtigen Wasserrädern, die einen Hammer und ein Gebläse antreiben. 1823 werden sogar drei oberschlächtige Wasserräder aufgeführt. Ist das ein Fehler, oder hat man ein weiteres Wasserrad hinzugefügt? Das ist sicherlich nicht mehr zu klären. Der Hammer wird 1834 von einem Meisterknecht und zwei Arbeitern im alleinigen Lohn des Besitzers betrieben, der darin eigenes Material verarbeiten lässt, um Handel damit zu treiben. 1837 ist David Schlieper der Hammerschmied. 1842 kauft Ferdinand Schloeter den Hammer den Hasenclevers ab. Etwa 30.000 Pfund Rohstahl werden pro Jahr an hiesige Schmiede verkauft. 1867 steht ein Besitzwechsel ins Haus: Müller & Arns zu Tyrol kaufen das Objekt. Sie haben bereits das Werk Lobach 2 und die Fabrikanstalt, die 1864 gebaut worden ist, in Besitz. Man kann den Erwerb als Ergänzung zur Gesamtanlage sehen. Hugo Gogarn kauft die Hammeranlage 1 um die Jahrhundertwende und modernisiert sie mit völlig neuen Gebäuden. 1911 ist die Firma Klingelnberg als Eigentümer erwähnt, welche die Anlage bis 1924 benutzte. 1925 wurde die Anlage an die Stadt Remscheid verkauft, welche sie später der Messerfabrik Reinshagen verkaufte. Heute ist die Anlage, die sich bis weit nach dem 2. Weltkrieg als Hammerschmiede hielt, zu Wohneigentum umgebaut worden.
Der zweite Tyroler Hammer ist deutlich jünger; er wurde und erst 1765 von Johann Hasenclever zu Ehringhausen erbaut. Jacobi zählt ihn erstmalig 1773 zu den neun Hämmern am Lobach als „große Sensenschmitte in Tirohl“. 1824 ist eine neue Eintragung erfolgt mit einem „Sensenbreithammer der Fabrikanstalt von Ludwig Louis Hasenclever“. 1829 steht geschrieben: Stahlraffinierhammer der Fabrikanstalt von Fabriken von Louis Hasenclever, betrieben durch einen Meisterknecht und zwei Arbeiter im alleinigen Lohn des Besitzers. Er besitzt zwei oberschlächtige Wasserräder, welche einen Hammer und ein Gebläse antreiben. Zwei Feuer werden ebenfalls erwähnt. 1837 wurde der Hammer von Karl Röntgen übernommen und 1843 zusätzlich mit einer Schleiferei versehen. Hierfür wurde eigens ein neues Wasserrad installiert, um die Steine und Polierscheiben anzutreiben. Pächter war zu dieser Zeit Jakob Markus. 1852 ist erneut ein Besitzerwechsel erfolgt, denn Carl Ibach arbeitet nun mit zwei Gehilfen, zwei Feuern, einem Amboß überdurchschnittlich intensiv, und es liegen Zahlen vor, die kaum ein anderer Betrieb in dieser Region zu dieser Zeit vorweisen kann: 60.000 bis 70.000 Pfund Rohstahl lieferte er an hiesige Schmiede pro Jahr.
1867 kauft auch diesen Hammer die Firma Müller & Arns, um sie in ihrer Fabrikanstalt zu integrieren. Gearbeitet wird weiter mit Wasserkraft. Bis zum Abriss durch die Stadt Remscheid war außer Klingelnberg kein Folgeinhaber zu vermelden. „Der Hof Tyrol“, der unter diesem Namen in der Volkszählung vom 1. Dezember 1885 zum ersten Mal aufgeführt wird, bis dahin aber zu Ehringhausen gerechnet wurde, arbeitet fortwährend an seiner Verschönerung. Von den Steintrümmern, welche die eingestürzte Fabrik 1911 und der niedergelegte Schornstein in großen Massen hinterlassen haben, sind die letzten Überreste sorgfältig an der Mauer hinter dem Hause aufgeschichtet worden. Die ehemaligen Trümmerstätten werden von größeren und kleineren Gemüse und Blumengärten eingenommen. Zierbäume überragen vielerorts die mit Sorgfalt aufgeführten Stackstzäune. Aus den zahlreichen Fenstern der hochragenden ehemaligen Fabrikhäuser ist „das Grauen“, das ehedem hinter den zerbrochenen Scheiben wohnte, vollkommen entflohen. Es ist kaum noch ein Fenster zu entdecken, dass des Schmuckes der weißen Gardinen entbehrt. Nur Weniges lässt darauf schließen, dass der größte Teil des Hofes noch vor wenigen Jahren das trostlose Bild der Verwüstung bot.
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