Wie man isst, so fickt man auch

Ich kannte mich in Hamburg nicht aus. Also habe ich ihr die Wahl des Restaurants überlassen. Wir hatten uns im Web kennengelernt und es war unser erstes Zusammentreffen. Ich war also entsprechend gespannt, wie sie so sein würde. Ob sie die Frau war, die ihre Stimme am Telefon versprach. Ob sich ihr Abbild aus der Pixelwelt mit der Realität meines Gegenübers decken würde. Denn das Web ist zwar ein gutes Medium, um Kontakte zu knöpfen. Wirklich kennenlernen kann man da allerdings keine Frau.

Ich bezeichne mich als Genießer. Es macht mir nichts aus, mehrere hundert Euro für ein großartiges Dinner zu Zweit ausgegeben zu haben. Aber es ärgert mich, wenn ich fünfzig Euro für etwas bezahlen, soll, das ich selbst besser hingekriegt hätte. Entsprechend wähle ich meine Restaurants aus und hatte ihr ausdrücklich gesagt, dass ich an ein „wirklich gutes“ Restaurant dachte.

Wir landeten bei einem Italiener. Das ist ja eigentlich schon mal ein gutes Zeichen. Misstrauisch machte mich allerdings ihre Begründung dafür. Das Lokal sei zurzeit absolut angesagt, meinte sie. Ohne mehrere Tage vorher reserviert zu haben, kam man hier überhaupt nicht rein, schob sie nach, um die Außergewöhnlichkeit des Ortes zu unterstreichen. Außerdem würde man hier ständig auf Promis treffen.

Der Laden sah entsprechend hip aus und der Kellner gab sich alle Mühe, italienisch zu wirken, indem er jede Aussage mit einem Begriff aus der italienischen Küche ausschmückte. Promis habe ich keine gesehen, aber vermutlich habe ich sie auch einfach nicht gekannt. Dafür ging das Essen eher in Richtung Kantine als Liebhaber der italienischen Küche anzusprechenn. Der Wein war na ja und die Menüfolge kam mit viel Schau und wenig Substanz daher.

Ihr schien‘s zu gefallen. Schließlich war sie ja in dem Lokal, in dem „man“ gerade hinging und würde bestimmt irgendwann im Laufe des Abends WhatsApp bemühen, um ihre Freundinnen darüber zu informieren, wohin sie ihr neues Date ausgeführt hatte.

Ach ja, Wein mochte sie übrigens nicht. Das heißt, Alkohol stand generell nicht auf ihrem Programm. Also bestritt sie den Abend mit dem üblichen San Pelegrino, während ich mich fragte, ob ich wohl die ganze Flasche Wein allein austrinken sollte. Die besseren Weine gibt es nämlich bei Italienern meist nur in ganzen Flaschen und einigermaßen anspruchsvoll war ich bei Wein eigentlich schon.

Ich bin der Meinung, ein gemeinsames Dinner ist die noch immer die beste Gelegenheit, um in aller Ruhe eine Frau kennenzulernen. Man kann sie in aller Ausgiebigkeit beobachten und hat einen ganzen Abend lang Zeit, um sich mit ihr zu unterhalten. Denn beim Date ist es wie im richtigen Leben: entscheidend sind nicht die knisternden Momente zwischendurch. Worauf es wirklich ankommt, ist vor allem die Kommunikation. Ein Weib, das nicht in der Lage ist, einen vernünftigen Gedanken von sich zu geben, kann noch so heiß im Bett sein. Auf die Dauer ödet sie nur noch an und irgendwann weiß Mann, dass „dumm fickt gut“ ein ziemlich Dummer Spruch ist, der auf einen reichlich oberflächlichen Erfinder schließen lässt.

Eine Frau beim Essen zu beobachten offenbart weit mehr über sie, als ihr vermutlich bewusst ist. Schon allein, wenn sich ihre Lippen öffnen, während sie die Gabel zum Mund führt, ist das ein Moment höchster Sinnlichkeit. Mann braucht wirklich nicht viel Fantasie, um sich vorzustellen, wofür sich diese Lippen noch öffnen könnten. Doch wenn zwischen den Bissen nur Belangloses über diese Lippen kommt, engt sich die Fantasie schnell ein, während alles andere zunehmend an Bedeutung verliert. Brutal gesagt: sie wird zu Arsch, Titten und Votze, weil alles andere ohnehin nicht von Bedeutung ist.

Ich glaube, die Art, wie sie Bissen für Bissen vertilgt macht die Momente aus, in denen irgendwo in der Bauchgegend des Mannes die Entscheidung entsteht, ob er sie einfach nur möglichst schnell flachlegen will, oder ob sie weit in ihm ausgelöst hat. Empfindet sie Genuss und zeigt Wertschätzung für das, was ihren Gaumen passiert? Dann wird sie vermutlich auch irgendwann im Bett mit allen Sinnen bei dir sein und den erotischen Genießer in dir wecken. Ist ihr das Menü weitgehend egal, aber der Name des Hauses umso wichtiger? Dann zählt sie wohl zu den Großstadtneurotikern, die vor allem dafür leben, sich zu bestätigen und andere zu beeindrucken. So eine solltest du als Genießer sofort abhaken, denn für sie wirst du lediglich Mittel zum Zweck sein. Lebt sie voll für ihre Karriere und hat für die Genüsse des Lebens eigentlich gar keine Zeit. Dann genügt ihr vermutlich auch Fast-Food-Sex und sie will lediglich von Zeit zu Zeit durchgebumst werden.

Meine Erfahrung mit Online-Bekanntschaften ist, dass der allererste Augenblick der Begegnung grundsätzlich die Weichen stellt. Zwar findet in diesem Augenblick noch kein analytischer Denkprozess statt, weil die wahrnehmbaren Eindrücke einfach zu gering sind. Aber es muss da eine Sensorik in uns geben, die uns mit erstaunlicher Genauigkeit anzeigt, ob hier etwas entstehen könnte, oder ob man eigentlich gleich tschüss sagen könnte.

Wobei der erste Blick auch trügen kann und man sich nicht blind darauf verlassen sollte. Ich habe schon Frauen erlebt, die eigentlich nicht wirklich meinem Idealbild entsprachen. Aber im Laufe des Abends habe ich sie dann richtig liebgewonnen und es lag nicht an mir, wenn sich daraus nichts entwickelt hat. Ich nenne sie die Frauen auf den zweiten Blick. Sie strahlen vielleicht nicht genau die Signale aus, die direkt zwischen den Beinen landen. Aber sie erweisen sich als Personen, in deren Nähe man sich unheimlich wohlfühlt. Vielleicht nur für gute Gespräche, vielleicht auch für eine gelegentliche Nacht oder vielleicht sogar für immer.

Aber zurück zum Dinner: Wusstest du, dass ausgesprochen schlanke Frauen, nur selten brauchbare Köchinnen sind und Essen weniger als Genuss, sondern vor allem als Nahrungsaufnahme sehen? Es mag ein Vorurteil sein, aber bisher hat sich zumindest bei mir diese Beobachtung immer wieder bewahrheitet. Einmal hat mich eine Frau ausgelacht, als ich ihr sagte, dass ich nie ohne Einkaufszettel in den Supermarkt gehe. Ich suche mir nämlich vorher ein Rezept aus und kaufe dann genau das, was auf der Liste steht. Sie bräuchte keinen Zettel. Sie hätte das alles im Kopf meinte sie im Unterton weiblicher Überlegenheit.

Na ja, sie war mehrere Jahre verheiratet gewesen und vermutlich entsprechend routiniert beim Einkaufen, war mein spontaner Gedanke. Die Realtität lernte ich allerdings kennen, als ich eines Morgens einen Blick in ihren Kühlschrank warf: Eine Packung Scheibenkäse, sechs Becher Joghurt und ein Beutel mit diesen Brötchen zum Aufbacken, wie man sie eigentlich nur in Notzeiten isst. Mehr war zum Frühstück nicht vorgesehen. Ich bin dann erst mal losgezogen und habe richtig eingekauft. Einen Zettel brauchte ich dafür nicht, denn in der Küche fehlte eigentlich so gut wie alles.

Na ja, der Sex mit ihr war zwar recht wild und sie schien geradezu ausgehungert nach einem Mann zu sein. Aber mir war klar, dass sich das schon bald legen würde. Und ich wusste, das danach von ihr nicht mehr viel zu erwarten war.

Es lohnt sich übrigens auch, die Körpersprache der Frau im Blick zu behalten, mit der du zumindest diesen Abend verbringst. Frauen sind nämlich wie Chamäleons. Sie können mit demselben Körper in die unterschiedlichsten Rollen schlüpfen. Viele wollen, dass du nach der Show genau das Bild im Kopf hast, mit dem du anschließend nach Hause gehen sollst. Sie hat sich nämlich sorgfältig für den Abend vorbereitet. Und sie hat unendlich viel Zeit für die Wahl Ihres Outfits aufgewendet. Schließlich könntest du der Mann ihres Lebens sein und so eine Chance darf Frau auf keinen Fall verpassen. Es ist also deine Aufgabe, durch ihre ganze Maskerade hindurch zu sehen und die eigentliche Frau dahinter zu entdecken.

Mache ihr ein wirklich ehrliches Kompliment und du wirst förmlich sehen, wie sie sich allmählich entspannt (Puh, er mag mich. Das Kleid war wohl genau richtig, nicht zu sexy, nicht zu elegant und auch nicht zu casual). Du wirst erleben, wie sie mehr und mehr aus sich herausgeht und wie ihr Lächeln zunehmend natürlicher wird.

Versuche sie nicht zu beeindrucken, denn von der Sorte hatte sie schon genügend Männer. Rede daher nur wohldosiert über dich selbst und zeige vor allem Interesse an ihr. Wenn es dann förmlich aus ihr heraussprudelt und sie fortan nur noch über sich selbst redet, musst du nur die Zahl der Ichs in ihren Sätzen zählen und du weißt, ob du es mit einer Narzistin zu tun hast oder ob du sie einfach aufgeschlossen hast. Zeigt sie ihrerseits Interesse an dir und will dabei nicht nur wissen, was du hast und was du bist, hat sie einen ganz dicken Pluspunkt verdient und ich möchte fast wetten, dass sie ausländische Wurzeln hat.  

Suche den offenen Blickkontakt zu ihr und lass sie wortlos spüren, dass dir gefällt, was du siehst. Es gibt keine Frau, die nicht schön sein will und förmlich aufblüht, wenn sie das Gefühl hat, begehrt zu werden. Aber besonders die wirklich schönen unter ihnen haben schon so viele Komplimente gehört, dass sie der Worte überdrüssig sind. Vor allem, weil die meisten Männer glauben, sie kommen schneller unter ihr Höschen, wenn sie sie vorher auf einen Sockel heben.

Übrigens: ein richtiges Dinner sollte ein kulinarisches Erlebnis sein und nicht einfach etwas zu essen. Überlasse es daher niemals ihr, die Wahl des Restaurants zu treffen. Solche Entscheidungen können Frauen nicht treffen. Das ist daher einfach Männersache. Genauso wie die Rechnung, die natürlich du bezahlst. Ohne Diskussion und unabhängig davon, wie der Abend verlaufen ist. Alles andere ist billig und sollte unter deinem Niveau liegen.

Bilanz kannst du hinterher ziehen, denn nach einem ganzen Abend in ihrer Gesellschaft solltest du eigentlich wissen, was du von ihr zu halten hast.