Murder Capital - When I have Fears

„When I have Fears“ von sehr zornigen The Murder Capital

Die zornigen jungen Männer, die zornigen jungen Männer der Musik, die gibt es noch. Die sind nämlich nicht mit dem Aus Joy Divisions, welche oft genug mit diesem Typ des starken Geschlechts in Verbindung gebracht wurden, aus der Musikszene verschwunden. Wer’s nicht glaubt, tut sich einfach mal das Debütalbum von The Murder Capital an. Das heißt „When I have Fears“ und hat weniger mit Angst denn vielmehr mit Zorn zu tun.

Was das Quintett aus dem irischen Dublin auf CD verewigt hat, ist fieser und gemeiner, düsterer und bedrohlicher Post-Punk. Jener Art, welche sich zu Ende der 70er und zu Beginn der 80er Jahre erstmals in die Ohren und Gehirne von Musikliebhabern schraubte, die mit Schlagerheilewelt und Hitparaden nichts am Hut hatten. Rau und ungeschliffen war die Musik damals, rau und ungeschliffen ist die Musik von The Murder Capital heute ebenfalls.

Schon lange vor der Veröffentlichung von „When I have Fears“ bekamen die Iren viel Lob, viele Vorschusslorbeeren. Außer einigen wenigen Songs, die sie veröffentlicht hatten, machten The Murder Capital vorrangig durch ihre archaischen Konzerte von sich reden. Sind denn nun all jene, die Vorschusslorbeeren verteilten, auf die Nase gefallen? Nein! Denn „When I have Fears“ ist zwar auf der einen Seite schwierig zu konsumieren, ist aber genau deswegen wie eine kleine unpolierte Perle im glitzernden Ozean der musikalischen Belanglosigkeit.

Das garstigste und hässlichste jemals gehörte La-la-la

The Murder CapitalWo andere Sänger ein La-la-la als munteres Mittel zur Pausenüberbrückung oder zum Anstacheln des Publikums nutzen, rotzt Sänger James McGovern am Ende von „Feeling Fades“ das wohl garstigste und hässlichste jemals gehörte La-la-la der Musikszene heraus. Und das, nachdem seine vier Kollegen an den Instrumenten schon ihre derb-rhythmische Mixtur von Punk, Noise- und Waverock losließen. „Don’t cling to Life“ ist da musikalisch zwar etwas versöhnlicher, warnt aber ausdrücklich davor, dass auf der anderen Seite nichts zu holen ist.

The Murder Capital pendeln zwischen musikalischen Polen. Auf der einen Seite zorniges „For Everything“ oder „More is less“, dessen gesungene und musizierte Unerbittlichkeit schaudern macht. Auf der anderen Seite „On twisted Ground“ und„How the Streets adore me now“, deren dunkle und melancholische Langsamkeit wie eine Verbeugung vor einem trübsinnigen Tom Waits klingt. Wenn sich doch mehr junge Bands so unkonventionell und ungestüm wie The Murder Capital zeigten! Dann müsste man keine Angst haben. (Foto: Gavin Ovoca)

Anspieltipps: Green and Blue, Feeling fades, Don’t cling to Life, How the Streets adore me now

themurdercapital.com

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