Weinlese Auftakt Guter Ertrag für 2019 erwartet

Bei strahlendem Sonnenschein hat in der Pfalz die Weinlese für Federweißer begonnen, der als Vorbote des neuen Jahrgangs gilt. In Neustadt-Geinsheim wurden in einem Weinberg von Winzer Gerhard Nett am Freitag Trauben der Sorte Solaris geerntet. «Wir hatten relativ geringe Erwartungen, weil wir nach dem vergangenen starken Jahrgang damit gerechnet hatten, dass sich die Reben erholen müssen. Aber wenn ich in den Weinberg schaue, bin ich sehr zufrieden», sagte Nett.

Die Trauben kamen bei einer ersten Messung auf ein gutes Mostgewicht von rund 88 Grad Oechsle. «Entscheidend ist aber, was von der Presse läuft», sagte Nett. Die Oechsle-Grade geben Auskunft über die Inhaltsstoffe des Mostes und damit über seine Qualität. Geplant war, am Freitag etwa 20 bis 30 Ar zu ernten. Die Trauben werden zu Federweißer gekeltert, dem traditionellen neuen Wein. Zum Erntehelfer-Team gehörte auch die Pfälzische Weinkönigin Meike Klohr aus Neustadt-Mußbach.

Nach Angaben von Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut beginnt die Hauptweinlese etwa für Müller-Thurgau wohl Mitte September und zum Beispiel für Riesling Ende September/Anfang Oktober. «Wir sind ganz zuversichtlich, was die Ertragsaussichten angeht», sagte er. Die Branche rechne bundesweit mit einem guten Durchschnittsertrag - in der vergangenen Dekade lag er bei neun Millionen Hektoliter im Jahr. «Wichtig ist, dass es jetzt trocken bleibt», sagte Büscher. «Bei einem Mix aus kühlen Nächten und warmen Tagen, der optimal ist für die Aromaausprägung, steht einem guten Jahrgang nichts im Weg.»

Der Gesundheitszustand der Trauben sei gut. «Das ist das Wichtigste für frischen und fruchtigen Federweißen», sagte Bücher. Solaris sei eine frühreife Sorte, die gerne dafür genutzt werde. Im Vergleich zum sehr frühen Jahr 2018 seien die Winzer diesmal etwa eine Woche hinterher.

«Die Wasserversorgung ist gut, aber unterschiedlich verteilt», führte Büscher weiter aus. So klage etwa das Weinanbaugebiet Saale-Unstrut über Mangel. «Einige Weinberge bräuchten noch etwas.» An der Mosel habe es wiederum Hagel gegeben. Insgesamt seien die Winzer aber recht optimistisch. Auch die Hitzeschäden durch den heißen Juli hätten sich nicht auf die Qualität ausgewirkt.

Winzer Nett bewirtschaftet insgesamt 21 Hektar. Für ihn ist es quasi die zweite Ernte des Jahres: «Am 22. Januar haben wir nachts gegen 2 Uhr bei minus 9,5 Grad Eiswein geerntet, etwa 1000 Liter der Sorte Goldmuskateller. Und heute stehen wir schon wieder im Wingert», sagte der Winzer schmunzelnd. Etwas früher dran als er war in Rheinland-Pfalz ein Kollege in Lörzweiler bei Mainz: Er brachte bereits am vergangenen Dienstag die ersten Trauben in den Kelter. Rheinhessen ist das größte deutsche Anbaugebiet. dpa

Optimistischer Start in die Weinlese 2019

"Zu Beginn der Federweißenlese in der Pfalz und in Rheinhessen können sich die Weinfreunde auf frische, fruchtige neue Weine freuen", sagte Ernst Büscher vom Deutschen Weininstitut (DWI) anlässlich des Weinlesestarts in Neustadt an der Weinstraße. Dank des regenarmen, sonnigen Sommers präsentieren sich die Trauben in den deutschen Anbaugebieten insgesamt sehr gesund und gut entwickelt. Entsprechend optimistisch sind die Winzer derzeit für einen qualitativ guten Weinjahrgang 2019.

Winzer hatten Herausforderungen zu meistern

Zwar wurden bei den Rekordtemperaturen im Juli in vielen Regionen die Trauben teilweise durch Sonnenbrand und Hitze geschädigt und zudem in einigen Gebieten durch Hagelschläge verletzt, auf die Qualität hatten diese Ereignisse allerdings kaum Auswirkungen. Auch die Gefahr von Trockenschäden wurde durch die Niederschläge der letzten Wochen in weiten Teilen Deutschlands vorerst gebannt. Allerdings ist die Situation wegen der sehr unterschiedlichen Niederschlagsverteilung innerhalb der einzelnen Anbaugebiete sehr heterogen, so dass es immer noch einige Weinberge gibt, die nach wie vor Wasserbedarf haben.

Witterung in den nächsten Wochen entscheidend

Ganz entscheidend für die diesjährige Jahrgangsqualität wird jedoch die Witterung in den nächsten Wochen sein. Denn mit dem Beginn der Hauptweinlese für die eigentliche Weinbereitung von Rebsorten wie etwa Müller-Thurgau, wird derzeit erst in vier Wochen gegen Mitte September gerechnet. Spätreifende Sorten wie der Riesling werden voraussichtlich je nach Anbaugebiet erst Ende September bis Anfang Oktober geerntet. "Bis dahin kann noch viel passieren", betonte Büscher. Aktuell entspricht der Entwicklungsstand der Reben ungefähr dem 30-jährigen Mittel. Im vergangenen Ausnahmejahr 2018 startete die Hauptweinlese bereits zwei bis drei Wochen früher.

Gute Ertragsaussichten für den Jahrgang

Nach einer insgesamt problemlos verlaufenen Rebblüte, sind die Ertragsaussichten für den Jahrgang gut, sie liegen allerdings deutlich unter der überdurchschnittlichen Vorjahresernte. Derzeit gehen erste Schätzungen, die sich jedoch je nach Witterungsverlauf noch ändern können, davon aus, dass die bundesweite Erntemenge in etwa auf dem Niveau des zehnjährigen Mittels von rund neun Millionen Hektolitern liegen könnte. Für die kommenden Wochen wünschen sich die Winzer möglichst sonniges und trockenes Herbstwetter. Das wären die besten Bedingungen für einen guten Weinjahrgang 2019