Portrait: Berberlöwe

Überfamilie: Katzenartige (Feloidea)
Familie: Katzen (Felidae)
Unterfamilie: Großkatzen (Pantherinae)
Gattung: Eigentliche Großkatzen (Panthera)
Art: Löwe (Panthera leo)
Unterart: Berberlöwe (Panthera leo leo)
Berberlöwe (Thüringer Zoopark)

Berberlöwe (Thüringer Zoopark)

Der Berberlöwe, Atlaslöwe oder Nubische Löwe ist eine Unterart des Löwen. Sie war ursprünglich in Nordafrika heimisch und ist heute in freier Wildbahn ausgestorben. Einige Löwen, die heute in Gefangenschaft leben, dürften auf Berberlöwen zurückgehen, doch völlig reinrassige Tiere sind wahrscheinlich nicht darunter. Diese Unterart diente Carl von Linné 1758 zur Klassifizierung des Löwen (Panthera leo) und ist damit das nominotypische Taxon („Nominatform“) dieser Art.

Mit einem Gewicht der männlichen Tiere von 181 bis 295 kg und bei Weibchen von 120 bis 181 kg war der Berberlöwe neben dem ausgestorbenen Kaplöwen die größte rezente Unterart des Löwen. Auffälligstes Merkmal des erwachsenen Männchens war die besonders starke, dunkle Mähne, die sich weit über die Schultern ausdehnte und am Bauch wie ein Vorhang herunter hing.
Früher wurde der Phänotyp des Berberlöwen als Hinweis auf seinen gerechtfertigten Status als Unterart angesehen. Nach neuerer Forschung kann das Aussehen dieser Tiere jedoch auch auf die äußeren Umstände zurückzuführen sein. So wäre die dichte Mähne nur eine Anpassung an die kältere Umgebung. Löwen entwickeln unabhängig von der Unterart dichtere Mähnen, wenn sie in einem kälteren Klima, etwa in mitteleuropäischen Zoos, leben. Genetische Untersuchungen im Jahre 2006 stützen dennoch den Status als Unterart.

Berberlöwe (Joseph Bassett Holder)

Berberlöwe (Joseph Bassett Holder)

Der Berberlöwe bewohnte bis in historische Zeiten den gesamten Norden des afrikanischen Kontinents nördlich der Sahara. Er wurde oft in den römischen Arenen eingesetzt, wo er auch gegen den Kaspischen Tiger kämpfte, der ebenfalls ausgestorben ist. Aus historischen Quellen geht hervor, dass er schon am Anfang des 18. Jahrhunderts weitgehend aus Nordostafrika verschwunden war und damals fast nur noch im Nordwesten vorkam. Die Ausbreitung von Feuerwaffen und eine gezielte Ausrottungspolitik sorgten dafür, dass die Bestände auch im Westteil seines ehemaligen Verbreitungsgebietes bis zur Mitte des 19. Jahrhunderts stark abgenommen hatten. Der letzte in freier Wildbahn lebende bekannte Berberlöwe wurde 1920 im marokkanischen Teil des Atlasgebirges geschossen.

Der Berberlöwe bewohnte neben den nordafrikanischen Halbwüsten und Steppengebieten auch Wälder und das Atlasgebirge. Neben Hirschen und Wildschweinen dürfte die nordafrikanische Unterart der Kuhantilope zu seinen Hauptbeutetieren gezählt haben.

Berberlöwe (Alfred Edward Pease, 1893)

Berberlöwe (Alfred Edward Pease, 1893)

Man ging ursprünglich davon aus, dass der Berberlöwe auch in Gefangenschaft ausgestorben wäre. Allerdings hatten die marokkanischen Fürsten Berberlöwen vom Volk der Berber als Treuegabe erhalten, als die Tiere bereits immer seltener wurden. Jene Löwen, die der marokkanische König Hassan II. im Jahr 1970 dem Zoo von Rabat überließ, gehen wahrscheinlich direkt auf diese Löwen zurück. Die Morphologie dieser Löwen entsprach ziemlich genau den historischen Beschreibungen von Berberlöwen. Im Jahr 1998 lebten noch 52 Löwen, die auf Tiere des Sultans zurückgehen, im Zoo von Rabat und an 13 verschiedenen Orten Europas. Allerdings ist nicht auszuschließen, dass andere Löwenunterarten eingekreuzt wurden, so dass auch diese Tiere wohl nicht ganz reinblütig sind. Als genetischer Abgleich kommen nur Knochen und Zähne ausgestopfter Berberlöwen in Frage, aber nur damit ist selbst bei heutigem Stand der Technik keine eindeutige Aussage möglich.
Alle heute in den europäischen Zoos lebenden Berberlöwen lassen sich auf nur zwölf Urahnen zurück führen. Bereits in den Neunzigerjahren gab es einen ersten Versuch, für die verbliebenen mutmaßlichen Berberlöwen ein Zuchtbuch zu erarbeiten. Er wurde jedoch nicht vollendet. Erst 2009 gelang es dem englischen Wildbiologen Simon Black – mit Unterstützung durch die Forscher Noboyuki Yamaguchi und Jim Groombrigde sowie Adrian Harland von der Aspinall Foundation für bedrohte Tierarten – eine verlässliche Ordnung in die Löwenzucht zu bringen.
Die EAZA erkennt dieses Buch, vermutlich aufgrund des ungeklärten Status der Tiere, nicht an. Trotzdem versucht man die Berberlöwen getrennt von den anderen Löwenunterarten zu züchten, auch wenn eine Auswilderung vorerst nicht möglich ist.

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