Interview: Nelly Kostadinova (Gründerin & CEO Lingua-World)

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Nelly Kostadinova Titel
Foto: Bernd Pütz

„Niederlagen akzeptieren, zelebrieren und daraus lernen!“

Sie ist das Paradebeispiel einer erfolgreichen Selfmade Unternehmerin. Mit nicht viel mehr als ihren Papieren kommt Nelly Kostadinova 1990 aus ihrer Heimat Bulgarien nach Deutschland, erkennt in ihrer Arbeit als Dolmetscherin einen Bedarf und gründet daraufhin ihr Übersetzungsbüro Lingua-World. Der Werdegang ihrer Firma in den nächsten Jahren bis heute lässt sich als reine Erfolgsgeschichte definieren. Denn mit 19 Standorten und über 10.000 freien Übersetzern weltweit, gibt es keine Sprache, kein Dialekt und auch keinen zu zu anspruchsvollen Text, den Lingua-World nicht übersetzen kann.

Unternehmerin, Speakerin, Buchautorin

Neben ihrer Tätigkeit als Gründerin und CEO tritt Nelly Kostadinova immer wieder als Speakerin auf und hat darüber hinaus über ihre Geschichte in ein Buch verfasst. In „Ein Koffer voller Wollen“ beschreibt sie nicht nur ihren Lebenslauf, sie gibt auch tiefe Einblicke zu Themen wie Niederlagen, Auslandsstandorte, Netzwerke oder Marketing. Dabei verliert sie nie den praktischen Background, da sie in jedes Thema zunächst mit einem Beispiel aus ihrem Arbeitsleben eintaucht. Zusätzlich bekommt der Leser hilfreiche Tipps und erhält Informationen und Adressen zu besonderen Schwerpunkten.

Im Interview mit dem Blog „Frauen in Führungspositionen“ gibt uns Nelly Kostadinova einen Einblick in ihren Lebenslauf, nennt Tipps um die eigene Energie hoch zu halten und erläutert, wie sie es schafft in steten Kontakt mit den (länderübergreifenden) Mitarbeitern zu stehen.

FiF: Schildern Sie bitte Ihren Lebenslauf.

Aufgewachsen bin ich in Pernik, einer kleinen Kohlestadt Bulgariens, 30 Kilometer von Sofia entfernt. Schon mit sieben Jahren wusste ich: Ich werde Journalistin. Und so kam es dann auch. Ich studierte Slawistik, im Anschluss Journalismus und machte mir in den folgenden Jahren einen Namen als preisgekrönte Journalistin. Als ich 1990 über ein Stipendium der Konrad-Adenauer-Stiftung nach Deutschland kam, arbeitete ich zunächst als Gerichtsdolmetscherin. Aber ich wollte mehr. Schnell wuchs in mir eine Vision: Mein eigenes Unternehmen. Mit Filialen in allen GroßStädten der Bundesrepublik. 1997 gründete ich dann Lingua-World. Mit Erfolg: Heute besteht mein Übersetzungsunternehmen aus 19 Standorten auf zwei Kontinenten und ich verfüge über ein Netzwerk aus mehr als 10.000 freien Übersetzern weltweit.

FiF: In Ihrem Buch „Ein Koffer voller Wollen“ springt dem Leser Ihre Energie förmlich entgegen. Viele Unternehmer zählen diese Energie zu den wichtigsten Bestandteilen von Erfolg. Welche Tipps haben Sie, um die eigene Energie zu fördern und was kann man an weniger energiereichen Tagen tun?

Die Quelle meiner Energie ist meine Familie. Und Sport. Weniger energiereiche Tage kenne ich nicht. Aber auch dafür wäre mein Rat: Zeit mit der Familie und Sport! Und natürlich die innere Einstellung. Mein Leitspruch lautet: I want more!

FiF: Sie schaffen es seit vielen Jahren Familie und Karriere hervorragend zu vereinen. Was sehen Sie als Schlüssel an, um unternehmerisch erfolgreich und gleichzeitig eine gute Mutter und Ehefrau zu sein?

Die Balance ist der Schlüssel. Die Balance zwischen Arbeit und Familie. Und innerhalb der Familie gegenseitige Unterstützung. Wenn man sich gegenseitig unterstützt, einander hilft und verständnisvoll miteinander umgeht, steht einem glücklichen Familienleben und einer erfolgreichen Karriere nichts im Wege.

FiF: Sie sind selbst viel unterwegs und pflegen dennoch guten Kontakt zu Ihren Mitarbeitern dank digitaler Hilfsmittel. Welche Programme empfehlen Sie, damit keine Nachteile trotz räumlicher Trennung entstehen?

Wenn ich auf Dienstreise bin, zum Beispiel wie vor kurzem in Südafrika, bleibe ich mit meinen Mitarbeitern per Smartphone in Kontakt. Ich nenne es gerne meinen digitalen Schreibtisch. Viel mehr braucht man heute nicht, um effektiv miteinander zu kommunizieren. Gerne per Video Telefonie. Außerdem verfügen wir intern über ein eigenes Chatsystem. Nachteile sehe ich durch die räumliche Trennung nicht. Der digitale Arm reicht über jede Distanz hinweg. Die Technik erlaubt es uns, in unserem beruflichen Alltag flexibler zu sein. Besonders für Mütter kann das eine Chance für mehr Flexibilität hinsichtlich Arbeitszeitmodellen bedeuten: z.B. Home Office oder mobiles Arbeiten.

FiF: Ein eigenes Unternehmen gründen ist immer mehr das Ziel vieler Frauen. Was raten Sie Gründerinnen um langfristig erfolgreich zu sein?

Dranbleiben! „Erfolg über Nacht“ ist ein Mythos und in meinen Augen einer der schädlichsten Businesslegenden überhaupt. Es gibt keinen „Instant-Erfolg“. Hart arbeiten, entschlossen handeln, Unterstützung suchen, Niederlagen akzeptieren und zelebrieren und daraus lernen – das ist mein Rezept für langfristigen Erfolg.

FiF: Auf das Thema Netzwerken gehen Sie in Ihrem Buch detailliert ein. Warum ist es gerade für Frauen so wichtig, sich aktiv zu vernetzen und was raten Sie jungen Kolleginnen, die auf der Suche nach dem „richtigen“ Netzwerk sind?

Ich sage immer: Die Wirtschaft muss weiblicher werden. Darum halte ich es für enorm wichtig, dass Frauen in unternehmerischen Netzwerken aktiv sind. Ich habe mich immer an verschiedensten Netzwerken beteiligt. So war ich beispielsweise lange Zeit Mitglied im Bundesvorstand des Verband für deutsche Unternehmerinnen (VdU). Bis heute nehme ich an der Vollversammlung der Industrie- und Handelskammer (IHK) in Köln teil und bin außerdem im Vorstand des Wirtschaftsclubs Köln. Die Kombination aus beruflichen und privaten Kontakten ist im Business ausschlaggebend.

FiF: Haben Sie ein Produkt/Buch/Hilfsmittel, welches Ihren Arbeitsalltag deutlich erleichtert hat und Sie jeder Kollegin empfehlen würden?

Da beziehe ich mich gerne auf die Frage zuvor – mein digitaler Schreibtisch. Mein Smartphone, verbunden mit meiner Smartwatch, bietet mir die Möglichkeit, sowohl in ständiger Verbindung mit meiner Familie zu sein – als auch meinen beruflichen Alltag effektiv zu strukturieren. Abgesehen von den digitalen Hilfsmitteln, bringe ich – wie wahrscheinlich viele Autorinnen – auch noch gerne ganz klassisch Tinte auf Papier und nutze ein Notizbuch, um meine Gedanken festzuhalten.

FiF: Frau Kostadinova, vielen Dank und weiterhin viel Erfolg!

Dieser Beitrag hat 2 Kommentare

  1. Fred Lutaaya

    Sehr nett informationen Danke

  2. Parre

    wouah. Kongratuliere Nelly

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