Portrait: Polarfuchs

Ordnung: Raubtiere (Carnivora)
Überfamilie: Hundeartige (Canoidea)
Familie: Hunde (Canidae)
Tribus: Echte Füchse (Vulpini)
Gattung: Vulpes
Art: Polarfuchs (Vulpes lagopus)
Polarfuchs (Zoo Brno)

Polarfuchs (Zoo Brno)

Der wissenschaftliche Name des Eis- oder Polarfuchs (Vulpes lagopus) bedeutet „hasenfüßiger Fuchs“, da seine Pfoten wie die des Polarhasen mit dichtem Pelz besetzt sind. Seine Gestalt weist ihn als typischen Fuchs aus, doch wirken seine Kopf- und Schnauzenform gedrungener als etwa beim Rotfuchs. Die durchschnittliche Länge misst, unter Einbeziehung des etwa 35 Zentimeter langen Schwanzes, zwischen 65 und 90 Zentimetern. Die Schulterhöhe beträgt etwa 30 Zentimeter, das Gewicht rund 5 Kilogramm. Die Fähen (Weibchen) sind nur wenig kleiner als die männlichen Tiere.
Der Polarfuchs ist der einzige Wildhund, der die Farbe seines Pelzes den Jahreszeiten entsprechend wechselt. Im Sommer sind Kopf, Rücken, Schwanz und Beine braun, die Flanken und der Bauch hellbeige behaart. Diese besonders im Juli und August ausgeprägte, im Vergleich zum Winterfell auch kürzere Fellbedeckung bietet in der Tundra eine perfekte Tarnung.

Während sich das Sommerfell aller Polarfüchse ähnelt, treten in der Winterfellphase zwei sehr unterschiedliche Farbversionen auf – eine weiße und eine blaue Variante. Entsprechend unterscheidet man zwischen „Weißfuchs“ und „Blaufuchs“. Der Weißfuchs trägt im Winter ein rein weißes Fell. Die Farben des winterlichen Blaufuchsfells variieren dagegen von hellgrau bis dunkelblau und sogar schwarz; Unterschiede zeigen sich von Wurf zu Wurf und auch geografisch.
Im kanadischen Territorium Nunavut und in den Nordwest-Territorien überwiegt die weiße Variante deutlich, während die blaue Variante im Inland nur etwa ein Prozent und im Küstenbereich sowie auf den arktischen Inseln bis zu fünf Prozent der Populationen beträgt. Dagegen ist die blaue Variante auf den Aleuten und den Pribilof Islands Alaskas vorherrschend. Im Süden Grönlands sind die Proportionen etwa gleichgewichtig. Generell dürfte die blaue Variante dominant sein, doch setzen sich die Weißfüchse wohl infolge ihrer besseren Tarnung in Schneelandschaften bei der natürlichen Auslese durch.
Die verhältnismäßig kurze Schnauze, die sehr kleinen Ohren und recht kurze Beine sind ein Beispiel für die Allensche Regel und stellen neben dem wärmenden Fell mit dichter Unterwolle wesentliche Eigenschaften dar, um den extremen arktischen Verhältnissen ganzjährig zu trotzen. Der weiße Winterpelz lässt die Haare allerdings länger erscheinen, als sie wirklich sind. Mit etwa 70 Prozent Unterwolle hat er jedoch ungewöhnlich gut wärmedämmenden Eigenschaften. Experimentell wurde ermittelt, dass der Polarfuchs Temperaturen von bis zu -80 °C überleben kann. Das Fell hat die besten Isolationseigenschaften aller Säugetiere. Selbst bei sehr niedrigen Temperaturen erhöht sich die Stoffwechselrate nicht. Auch die behaarten, namengebenden Fußsohlen (Linnes: Lagopus, die Hasenfüßigen) tragen dazu bei. Bis zum Herbst kann sich durch Fetteinlagerung das Gewicht bis um 50 Prozent erhöhen, zum einen zur Isolation, zum anderen als Energiereserve. Weitere Möglichkeiten des Energiesparens entwickelte die Evolution: eine absenkbare Ruhestoffwechselrate sowie eine Senkung der Körperkerntemperatur; damit ist auch der Bedarf an Nahrungsaufnahme verringert. Überraschend hat sich herausgestellt, dass der Energieaufwand beim Rennen im Winter geringer ist als im Sommer.

Polarfuchs (Wildpark Lüneburger Heide)

Polarfuchs (Wildpark Lüneburger Heide)

In seinem kargen Lebensraum ist er was Nahrung angeht nicht sehr wählerisch. Als Allesfresser frisst er alles, was er erjagen kann. Dazu gehören hauptsächlich Wühlmäuse, Schneehasen und Mäuse. Aber auch Vögel und deren Brut sowie Aas und Früchte und der Kot der Eisbären zählen zu seiner Nahrung. Für Mangelzeiten legt der Polarfuchs mehrere Vorratslager an. Damit er die Lager auch wiederfindet, werden sie mit Duftspuren markiert.

Für die Geburt und Aufzucht ihrer Jungen legen die Polarfüchse im späten Winter einen Bau an. Sie suchen dazu von Permafrost nicht direkt beeinflusste Lehm- oder Sandhügel an Flussufern, Seen oder in erhöhten Gebieten, wo sie ein komplexes Tunnelsystem mit bis zu acht Eingängen graben können. Wegen der Schwierigkeit, geeignete Plätze zu finden, werden solche Baue über viele Generationen, zum Teil über 500 Jahre hinweg genutzt. Erwiesenermaßen zwingt der Mangel an geeignetem Gelände sogar andere Tierarten wie Polarwölfe, von Polarfüchsen verlassene uralte Baue zu nutzen.

Polarfüchse sind monogam und bleiben ein Leben lang als Paar zusammen. Gemeinsam beteiligen sie sich an der Aufzucht der Jungen und verteidigen ihr Revier. Manchmal helfen auch Jährlinge bei der Aufzucht. Auf Mednyi-Island gibt es dauerhafte Gruppen von bis zu sechs Erwachsenen. Auch auf anderen Inseln sind manchmal komplizierte Sozialsysteme gefunden worden. Die Streifgebiete richten sich nach dem Nahrungsangebot und liegen zwischen 15 bis 36 Quadratkilometern.

Polarfuchs (Tiergarten Hirschfeld)

Polarfuchs (Tiergarten Hirschfeld)

Die Jungen werden im März oder April gezeugt. War der vorausgegangene Winter besonders hart, dann kommt es zu Verzögerungen oder völligem Ausfall des Befruchtungsvorgangs. Die Fähe wirft einmal im Jahr drei bis neun, zuweilen auch mehr Junge. Da die Tragezeit etwa 50 Tage beträgt, werden sie normalerweise zwischen Mitte Mai und Mitte Juni geboren. Die Größe des Wurfs ist stark von Nahrungsangebot und klimatischen Verhältnissen abhängig. An den Küsten lebende Mütter haben durchschnittlich kleinere Würfe als im Landesinneren lebende. Die Neugeborenen sind winzig und noch ganz unbeholfen. Sie werden blind, taub und zahnlos geboren und tragen weiche dunkelbraune Pelzhaare, die rasch wachsen und zunehmend aufhellen. Nach drei bis vier Wochen wagen sich die Jungfüchse aus der Geburtshöhle, nach etwa sechs Wochen werden sie entwöhnt. In diesem Alter sind sie sehr verspielt. Etwa Mitte August werden sie zunächst vom Vater und wenig später auch von der Mutter verstoßen. Den Winter verbringen sie verstreut und auf sich allein gestellt. Geschlechtsreif sind die Jungen rund zehn Monate nach der Geburt.

Dieser Beitrag wurde unter Uncategorized abgelegt und mit verschlagwortet. Setze ein Lesezeichen auf den Permalink.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert