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Der Weg in den Ersten Weltkrieg

Nachdem ich mich im ersten Beitrag zu diesem Thema mit der Außenpolitik im Deutschen Kaiserreich befasst habe, wende ich mich nun den direkten Auslösern des Ersten Weltkriegs, also dem Attentat von Sarajevo, der Julikrise und den Kriegserklärungen zu. Das Hauptaugenmerk liegt dabei auf dem Attentat und der Julikrise.

Attentat von Sarajevo

Vorgeschichte

Franz Ferdinand und Sophie Chotek wenige Minuten vor dem Attentat (Fotographie)

In der Hauptstadt Bosniens brodelte es bereits seit Langem. Die Gebiete des Balkans standen für über 500 Jahre unter osmanischer Fremdherrschaft, und als sie diese endlich abschütteln konnten, wurden Bosnien und Herzegowina im Jahr 1908 von Österreich-Ungarn annektiert. Da sich die Völker Bosniens und Herzegowinas den Serben sehr verbunden fühlten, und diese es schafften, sich der Kontrolle der Habsburger weitgehend zu entziehen, entstanden Spannungen zwischen diesen und Österreich-Ungarn. Obwohl der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand eher liberal und aufgeschlossen war – er förderte beispielsweise den Trialismus, eine Aufteilung des Reiches in Österreich, Ungarn und Südslawien – stand er dennoch für viele Bewohner des Balkans für die unterdrückende Macht der Habsburger. Außerdem sah Serbien einen Trialismus als besonders gefährdend für ihre Pläne eines Serbischen Großkönigreichs an, was wohl einer der Gründe für das Attentat auf ihn und seine Gemahlin gewesen sein kann.

Zudem war der Tag des Besuchs Franz Ferdinands unglücklich gewählt. Der 28. Juni war der Gedenktag der Schlacht von Amselfeld (1389), in der das Osmanische Reich das Serbische Reich besiegte und die Gebiete Serbiens für über 500 Jahre unter osmanische Herrschaft fielen. Nachdem sich Serbien ohne die Hilfe Österreich-Ungarns vom Osmanischen Reichs befreit hatte, sah man den von Franz Ferdinand gewählten Tag als Provokation an.

Das Attentat

Am 28. Juni des Jahres 1914 ist der österreichische Thronfolger Franz Ferdinand mit seiner Gemahlin Sophie Chotek zu Besuch in Bosnien-Herzegowina, welches seit 1878 von Österreich-Ungarn besetzt (und seit 1908 annektiert) ist. Bei einer Fahrt durch die Hauptstadt des Landes, Sarajevo, stürmt plötzlich ein Mann auf die Straße und feuert mehrmals auf den Wagen des Thronfolgers. Sophie Chotek stirbt innerhalb weniger Minuten an inneren Blutungen, und ein weiteres Projektil trifft Franz Ferdinand in den Hals. Der Attentäter: Gavrilo Princip. Ein serbischer Nationalist, Mitglied einer revolutionären Bewegung.

I. Anschlag

Dabei war das Gelingen des Attentats großer Zufall, denn ein erster Attentatsversuch nur kurze Zeit zuvor scheiterte. Da Franz Ferdinand trotz einiger Warnungen den Besuch, sowie die genaue Fahrtroute bereits Wochen zuvor publik gemacht hatte, konnte sich die Gruppe von Attentätern an der Route entlang positionieren. So aufgeteilt warteten sie auf das Eintreffen des Kronprinzen und seiner Gemahlin. Der erste Attentäter, Muhamed Mehmedbašić war zu weit von der Autokolonne entfernt. Der Zweite, Nedeljko Čabrinović, schleuderte eine Bombe gegen das Fahrzeug des Kronprinzen. Die Bombe prallte jedoch am Arm Franz Ferdinands ab und die folgende Explosion traf das dem Thronfolger nachfahrende Auto. Zwei österreichische Offiziere, sowie einige Schaulustige wurden dabei verletzt. Čabrinović schluckte nach dem Scheitern seines Versuches eine Zyankalikapsel, welche ihm jedoch nicht den gewünschten Tod brachte. Von der wütenden Menge fast gelyncht, wurde Čabrinović anschließend verhaftet.

II. Anschlag

Das Attentat, Zeichnung von Achille Beltrame (12.07.1914)

Nach einem kurzen Aufenthalt beim Bürgermeister Sarajevos beschloss Franz Ferdinand, die durch das Bombenattentat verletzten Offiziere zu besuchen. Also wies er seinen Chauffeur an, einen von der ursprünglichen Route abweichenden Weg zum Lazarett zu suchen. Aufgrund der Änderung der Route musste der Wagen jedoch vor einem Café wenden, da er auf der ursprünglichen Route fuhr, und – was ein großer Zufall war – in diesem Café wartete Gavrilo Princip. Er hatte aufgrund der Zeitverzögerung durch den ersten Anschlag schon fast aufgegeben.

Als nun der Wagen des Thronfolgers direkt vor ihm wendete, sah dieser seine Chance gekommen. Er griff zur Pistole und schoss zweimal, wobei er Franz Ferdinand am Hals, und seine Gemahlin Sophie Chotek in den Bauch traf. Beide waren nicht sofort tot, doch erlagen bereits kurze Zeit später ihren Verletzungen. Auch Princip wollte sich nach seinem Attentat das Leben nehmen, was ihm aber nicht gelang. Er wurde unter heftigen Schlägen verhaftet und abgeführt. Die Auswirkungen dieses Attentats waren folgenreich, doch bevor der Erste Weltkrieg ausbrach, folgte noch ein Zwischenschritt. Die Julikrise und das Ultimatum an Serbien.

 

Julikrise & Ultimatum

Als Julikrise wird im Allgemeinen die Zuspitzung der Ereignisse und Spannungen im Juli 1914 bezeichnet, die schließlich im Ausbruch des Ersten Weltkriegs gipfelte.

Nach dem Attentat folgten intensive Ermittlungen von Seiten Österreichs, und ziemlich schnell stellte sich der serbische Hintergrund des Attentats heraus. Viele österreichische Militärs erachteten bereits seit einigen Jahren ein militärisches Vorgehen gegen Serbien als notwendig, und so drängten sie Kaiser Franz Joseph I., die nun entstandene Chance zu nutzen, um Serbien zu zerschlagen. Der Kaiser wollte sich jedoch zuerst die Zusicherung des Deutschen Kaiserreichs im Kriegsfall sichern. So wurde der Diplomat Alexander Hoyos Anfang Juli 1914 nach Berlin geschickt, wo der deutsche Kaiser Wilhelm II. am 05. Juli einen Blankoscheck für Österreich-Ungarn unterzeichnete. Dieser Blankoscheck sicherte die bedingungslose und vollkommene Unterstützung Deutschlands im Kriegsfall. Nachdem Österreich-Ungarn weitere Vorbereitungen für den Kriegsfall getroffen hatten, folgte am 23. Juli 1914 ihre erste offizielle Reaktion auf die Ermordung Franz Ferdinands und seiner Gemahlin fast einen Monat zuvor.

Das Ultimatum an Serbien

Ultimatum an Serbien (CC BY-SA 3.0)

Die k.u.k. Monarchie schickte einen Gesandten, Wladimir Giesl, nach Belgrad (die Hauptstadt Serbiens). Dieser Gesandte überbrachte ein Ultimatum Österreich-Ungarns an Serbien, welchem sie innerhalb von 48 Stunden nach Überbringung uneingeschränkt zustimmen sollten. Jegliche Abweichungen von den Forderungen Österreichs sollten als Kriegsgrund betrachtet werden. Da Österreich einen Krieg mit Serbien provozieren wollte, wurden die Forderungen an Serbien absichtlich als “unannehmbar” gestellt. Das Ultimatum bestand aus 12 Punkten. Unter anderem forderten sie das Verbot jeglicher anti-österreichischen Organisationen, die Verhaftung aller Hintermänner des Attentats, sowie die Aufarbeitung des Anschlags durch k.u.k. Regierungsbeamte in Serbien. Unerwarteter Weise stimmte Serbien in letzter Minute dem Ultimatum zu, jedoch mit einer Ausnahme. Serbien forderte gewisse Einschränkungen bei der Aufarbeitung des Attentats durch Regierungsbeamte Österreichs, akzeptierte jedoch deren Mitwirken, sowie alle anderen der 12 Punkte des Ultimatums. Giesl brach daraufhin jedoch weisungsgemäß alle diplomatischen Beziehungen zu Serbien ab und verließ umgehend das Land.

Auf Seiten Österreich-Ungarns unterschätzte man die Bereitschaft Russlands, Serbien bei einem Krieg zur Seite zu stehen, enorm. Wäre sich die k.u.k. Regierung dessen bewusst gewesen, hätten sie die Einschränkung Serbiens bezüglich des Ultimatums vielleicht hingenommen. Dadurch hätte der Erste Weltkrieg in dieser Form eindeutig verhindert werden können.

 

Kriegsausbruch

Rot: Dreibund, Blau: Triple-Entente, Braun: Neutral (CC BY-SA 3.0)

Die Folge des als unbefriedigend eingestuften Antwort Serbiens war die Kriegserklärung Österreich-Ungarns an Serbien am 28. Juli 1914 per Telegramm. Am 1. und 3. August erklärte das Deutsche Kaiserreich Russland und Frankreich den Krieg, am 4. August und am 12. August erklärte Großbritannien erst dem Deutschen Kaiserreich und dann Österreich-Ungarn den Krieg. Es folgten zahlreiche weitere Kriegserklärungen verschiedenster Staaten auf der ganzen Welt. Für eine genaue Liste hier klicken, dort findet Ihr eine Übersicht. Letztlich entscheidend waren außerdem die Kriegserklärungen der USA am 06. April 1917 an das Deutsche Kaiserreich und am 07. Dezember 1917 an Österreich-Ungarn. Bei Interesse am genaueren Kriegsverlauf hier klicken, dort sind die zentralen Ereignisse des Ersten Weltkriegs sehr treffend und übersichtlich zusammengefasst.

 

Fazit

Meiner Meinung nach wäre aufgrund der Spannungen, die zwischen den europäischen Großmächten herrschten, ein Krieg nicht vermeidbar gewesen. Wann und in welcher Größenordnung dieser stattgefunden hätte, das ist ein Fall für die kontrafaktische Geschichtsbetrachtung. Der Ausgang des Ersten Weltkriegs legte jedoch einen der Grundsteine für den Zweiten Weltkrieg. Wäre sich Österreich-Ungarn, das Deutsche Kaiserreich und auch die anderen Mächte des Ersten Weltkriegs nicht so siegessicher gewesen und hätten sich nicht so provokant den Anderen überlegen gefühlt, wären diese Spannungen und der Krieg letztendlich vielleicht gar nicht entstanden, doch dies ist alles ein “hätte, wäre, wenn”.


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