Montag, 10. Dezember 2018

Das absurde am Schalker Abstiegskampf

Ist ja die Frage, ob der jetzt wirklich stattfindet.

Dieses "Fass" macht der Kicker ja gerade in seinem Top-Thema auf. Während für einen Klugscheißer wie Domenico Tedesco solche Schlagworte zu primitiv sind...

Aber genau genommen muss man als Schalke 04 gerade 4 Fragen beantworten:
1.) Warum ist man in dieser Lage?
2.) Warum ist man noch in der Lage nur über den Abstiegskampf zu philosophieren und steckt nicht mitten drin?
3.) Ist das nicht völlig normal für einen Verein wie Schalke?
4.) Welche Schlüsse zieht man aus diesen Fragen?

Fangen wir also an

Warum ist man in dieser Lage?

Die Antwort darauf ist erschreckend einfach: Weil der Rest der Liga besser geworden ist, man selber aber nicht. Die Geschichten dieser Saison schreiben halt die Dortmunder, die Gladbacher, die Berliner und die Frankfurter. Dazu mit Abstrichen die Bremer. Und RB Leipzig, Hoffenheim und die Bayern, die entweder ihr Niveau gehalten haben... oder aber halt so weit vor den Schalkern waren, dass sie es selbst jetzt noch sind, wo sie eigentlich nachgelassen haben. Schalke holte gegen diese Mannschaften...  2 Punkte aus 8 Spielen.
Letztes Jahr waren diese Mannschaften noch nicht so weit, dass sie vom Schalker Rumpelfußball profitieren konnten. Dieses Jahr gibt es für Schalke gegen diese Konkurrenz quasi nichts zu holen. Obwohl, oder gerade weil, man nichts anders macht als letztes Jahr. Da reichte aber die "Wir erzwingen unser Matchglück" Strategie halt aus, um überraschend 2. zu werden. Aber die Schalker waren halt schon letztes Jahr keine "Himmelsstürmer". Sie haben einfach nur von der Schwäche der Konkurrenz profitiert. Aber Schalke war wohl der schlechteste Vize-Meister aller Zeiten. Und hat es dann verpasst den Schritt vorwärts zu machen...
Oh und einen der wenigen guten Fußballer mit Leon Goretzka musste man genau so ziehen lassen wie Max Meyer und Tilo Kehrer. Nur um mal darauf hinzuweisen, dass dieses "Die Mannschaft hat sich nicht weiter entwickelt, alle anderen schon" nur bedingt ein Argument gegen den Trainer ist. Denn das Niveau zu halten ist nicht immer eine Selbstverständlichkeit.

Warum ist man noch in der Lage über den Abstiegskampf zu philosophieren und steckt nicht mitten drin?
Die Antwort wird die regelmäßigen Leser (alle beide...) nicht überraschen. Aber es liegt ausschließlich an der Schwäche der letzten 4 in der Tabelle. Und niemand verdeutlicht das so schön, wie die Schalker. Denn gegen Nürnberg, Hannover und Düsseldorf erzielte man 10 seiner 15 Saisontore und holte sich 9 seiner 14 Punkte. Das Spiel gegen Stuttgart steht noch aus. Gegen den Rest der Liga präsentierte man sich de facto wie ein Absteiger. Da diese 4 aber so extrem schwach sind, fällt das nicht weiter ins Gewicht.
Und das beruhigende für die Schalker ist ja, dass 2 dieser Mannschaften einen extremen Entwicklungssprung machen müssten, damit ihnen die Relegation droht... anders ausgedrückt: Der Tabellen-13. war gefühlt noch nie so weit weg vom Abstiegskampf wie diese Saison.

Ist so was für einen Verein wie Schalke nicht normal?
War es zumindest bisher immer. Also Schalke war ja jahrelang bekannt dafür, dass sie jeden Trainer, der sie ins Champions League Achtelfinale geführt hat, vor Saisonende entlassen haben. Der einzige Trainer, der jemals konstanten Erfolg auf Schalke hat, war ein gewisser Jens Keller. Also er war der einzige, der sich wirklich mehrere Saisons in Folge für die Champions League qualifizieren konnte. An sonsten sah die Fieberkurve immer nach einem stetigen Auf und Ab aus. Außreißer in die untere Tabellenhälfte sind da keine Ausnahme. Zumindest das verpassen der erneuten Champions League Qualifikation war die Norm.
Hier ist etwas faszinierendes: Lediglich von 2002/03 und 2003/04 verpasste man 2 Jahre in Folge das internationale Geschäft komplett. Dafür konnte man sich in den Jahren 2011-14 das erste Mal 3 Jahre in Folge für die Champions League qualifizieren. Vorher hieß es im wesentlichen immer: Man qualifiziert sich, bezahlt dafür den Wegzoll und verpasst den Wettbewerb das Jahr darauf. Mal mehr, mal weniger deutlich. Dieses Jahr läuft es eher auf weniger deutlich hinaus.
Schalke ist halt als Verein in einer komischen Position: Sie bilden immer wieder Spieler aus, die gut genug sind um sie in die Champions League zu bringen. Nennen wir hier mal repräsentativ Manuel Neuer, Julian Draxler, Leroy Sane und eben Goretzka. Sie sind aber nicht gut genug um diese Spieler auch zu halten. Was dann dazu führt, dass sie die nächste Generation an Spielern, die sie ins gelobte Land bringen, ausbilden müssen. Was halt in den seltensten Fällen sofort funktioniert.
Und so bewegt man sich seit Jahren immer zwischen der Champions League und dem Verpassen des Internationalen Geschäftes. Immer im Wechsel.
Dummer Weise hat das auf Schalke bisher niemand wirklich verstanden, weshalb dieser Wechsel auch häufig mit neuen Trainern einher geht. Einfach nur, weil man seine Rolle im internationalen Wettbewerb nicht verstanden hat. Oder sie nicht einsehen will und deswegen an den falschen Stellschrauben dreht. Und das auch Schalke an sich erfolgreiche Trainer entlassen werden, weil der aktuell wieder nötige Umbruch nicht reibungslos vonstatten geht, ist keine Neuigkeit, sondern eher das Traditionskonzept von Clemens Tönnies...

Welche Schlüsse zieht man aus diesen Fragen?
Das ist ja das eigentlich wichtige. Also bei 9 Punkten Rückstand kann man, einen kompletten Einbruch der versammelten Konkurrenz ausschließend, sich vom Internationalen Geschäft verabschieden. Selbst wenn man wirklich im Winter die entscheidenden Fortschritte macht... müssten halt so viele Mannschaften komplett einbrechen, damit Schalke da nochmal eingreifen kann.
Gleichzeitig hat man nach unten noch so einen guten Puffer, dass eigentlich nichts passieren sollte. Klar, wenn man in 2 Wochen gegen Stuttgart verliert, muss man sich Gedanken machen. Aber wenn man den erwartbaren Sieg einfährt, ist man quasi auf der sicheren Seite.
Es gibt also praktisch gesehen keinen Grund zur Panik. Was auch nur bedeutet: Man kann jetzt in aller Ruhe analysieren, ob man Domenico Tedesco wirklich die Weiterentwicklung der Mannschaft, von der alle gerne reden, es aber wenig zu sehen gibt, zutraut. Denn das ist, unabhängig von der Anzahl der Punkte und der daraus resultierenden Tabellensituation, dass eigentliche Problem: In den 11 Spielen gegen die echte Bundesligakonkurrenz hat man 5 Tore erzielt. Nachdem man bereits in der Vorsaison mit absurden 53 Treffern irgendwie Tabellenzweiter wurde. Also die einzige andere Mannschaft, die mit so wenig Toren Vize-Meister wurde, war ebenfalls irgendwann Schalke. Das soll auch nur verdeutlichen, dass das "Offensiv-Problem" der Schalker eben nicht nur auf die Verletzungsmisere in der Angriffsreihe zurückzuführen ist... sondern selbst als die noch erfolgreich gespielt haben, hatten sie genau genommen eine miserable Offensive. Eine historisch miserable Offensive, gemessen an den Erfolgen, die sie hatten.
Und das führt zu den eigentlichen Fragen, die Schalke sich stellen muss:

Reicht ihnen das, was unter Tedesco als Fußball angeboten wird, aus? Also eine Spezialisierung auf dreckige Siege und wenig herzerfrischendes ist halt alles, was man von den Schalkern unter diesen Trainer erwarten kann. Was kein Vorwurf sein soll.

Traut man diesem Trainer wirklich den nächsten Entwicklungsschritt zu? Denn genau genommen lebt Schalke unter ihm nur von der Mentalität, der Defensiven Stabilität und der Schwäche der Konkurrenz. Auf diese 3 Säulen lassen sich alle Erfolge zurückführen. Eine spielerische Weiterentwicklung ist derzeit nicht wahrnehmbar.

Und zu guter Letzt: Muss man sich dann einen neuen Trainer suchen? Wenn man beide Fragen mit "Nein" beantwortet, kommt hier ein logisches "Ja" raus. Wenn man eine der vorherigen Fragen mit "Nein" beantwortet, landet man auch hier bei einem definitiven "Nein".
Das "schöne" an der Schalker Situation (dank der episch schlechten 4 hinter ihnen) ist ja: Man kann diese Frage jetzt in aller Ruhe und praktisch losgelöst von der Tabelle beantworten. Quasi nach dem 17. Spieltag ein Mal final.

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