Autorin: Dr. Kathrin Brodowski  •

Das eigentlich korrekte Zitat kommt von Loriot und heißt „Ja, wo laufen Sie denn“, doch in der heutigen Zeit ist es glaube ich wichtiger zu schreiben „ Ja, WIE laufen Sie denn?“. Wir gehen jeden Tag unseres Lebens irgendwohin, manche zur Arbeit, andere zur Schule, zum Einkaufen, oder mit anderen Zielen. Und wenn ich mir die „Läufer“ in meinem Umfeld so anschaue, so erlebe ich, dass die meisten Menschen im Autopiloten GEHEN.

Ja, wie laufen Sie denn? – der Autopilot

Vielleicht liegt es daran, dass viele Arbeitswege, Reisen etc. gefühlt stressiger geworden sind in dem heutigen Tohuwabohu des Lebens. Heute sind Staus, überfüllter Nahverkehr oder verspätete Flüge keine Seltenheit und belasten den Alltag zusätzlich. Hinzu kommen oft noch schlechte Wetterbedingungen oder dass sie an einen Ort fahren, der Ihnen vielleicht nur bedingt Freude bringt. Vielleicht schalten wir auf den Autopiloten, um diesen Stress auszublenden und uns ein Schutzschild umzulegen. Wie dem auch sei, es gibt viele Gründe warum wir mit einem Autopiloten durchs Leben gehen.

Lebensreisezeit

Haben Sie sich einmal selbst beobachtet und/oder haben ihr Umfeld, die Menschen in der U-Bahn, S-Bahn, im Auto und am Flughafen einmal näher angeschaut? Und mit Anschauen meine ich das bewusste Wahrnehmen. Haben Sie sich einmal überlegt, wie Sie ihre „Lebensreisezeit“ verbringen möchten? Welche Chance und wieviel Unentdecktes in dieser Zeit stecken könnte? Und ob Sie nicht einmal achtsam irgendwo von Ort zu Ort gehen möchten. Und achtsam ankommen möchten, in voller Präsenz?

Ab jetzt: ANDERS

Dann Gehen, Laufen, Fahren, Reisen sie doch einmal anders. Probieren Sie doch einmal folgende:

1. Erstellen Sie sich ein „Achtsamkeits-Notizbuch mit dem Titel „Lebensreisezeit“

2. Versuchen Sie sich jeden Tag 1x bei ihrer Geh- oder Fahrzeit zu spüren. Dazu halten Sie inne, atmen 10x Ein und Aus und gehen ihren Körper durch. Wie stehen die Füße, die Beine, wie sitzen oder stehen Sie gerade? Geht es leicht, spüren Sie ihre Knie, ihre Hüfte und spüren Sie sich entlang des Rückens bis zum Hals, Rücken oder Bauch. Wie und wo liegen gerade die Arme und wie geht es ihrem Gesicht und dem Kiefer. Spüren Sie überhaupt etwas? Oder sind Sie genervt, wütend, traurig, frustriert. Egal, ob Sie gerade im Bus stehen, im Flugzeug sitzen oder im Auto fahren. Wie geht es Ihnen jetzt gerade in diesem Moment. Spüren Sie in sich hinein!

3. Atmen Sie ein paar Mal ein und aus (ca. 5x)

4. Schreiben Sie auf was Sie gerade gespürt haben (mindestens 5 Zeilen, dem Autofahrer empfehle ich erst nach der Ankunft, aber noch im Auto seine Wahrnehmungen aufzuschreiben). Was hat ihnen ihr Körper erzählt, was ist sonst passiert? War es leicht, schwierig, was haben Sie wahr genommen?

5. Machen Sie dies 6 Wochen lang jeden Tag und Sie werden langsam aber sicher eine kleine Veränderung erleben, ihre „Lebensreisezeit“ wird einen anderen Stellenwert bekommen.

Die Achtsamkeits-Übung

Das Wesen der Achtsamkeits-Übung besteht im ersten Schritt darin, die Dinge so wahrzunehmen wie sie sind. Ganz egal, ob Sie sich am Anfang noch gar nicht spüren, das ist auch eine Wahrnehmung oder ob Sie von Tag zu Tag neue Dinge wahrnehmen, die ganz gleich wie sie sind (z.B. angenehm oder unangenehm) ihr Leben im JETZT schulen. Probieren Sie es doch einmal aus und schreiben Sie mir, was Sie wahrgenommen haben? Ich freue mich auf ihr Feedback.

Info: Die Autorin reist beruflich im Durchschnitt 15 Stunden/Woche und findet „Achtsamkeit“ auf dem Weg zur Arbeit ein unentdecktes und lohnenswertes Übungsfeld.

Dr. Karthrin Brodowski