Mittwoch, 14. November 2018

China – die Abschaffung der Privatsphäre 1. Teil

Bis zum Jahre 2020 soll in China ein alles umfassendes Bewertungssystem für Bürger und Unternehmen entstehen. In einigen chinesischen Provinzen laufen dafür bereits Tests. Der E-Commerce-Riese Alibaba hat dafür mit „Sesame Credit“ eine Vorlage geliefert. Der Datenschutz hat in Asien so gut wie keine Bedeutung und deshalb wird die Bevölkerung zukünftig auch problemlos durchleuchtet werden können. George Orwells Utopie „1984“ ist damit nicht nur eingeholt, sondern locker übertroffen worden.

Das soziale Bewertungssystem

Im Kern beruht es auf das Scoring-Verfahren in der Finanzwirtschaft. Das menschliche Verhalten wird hierbei nach bestimmten Kriterien mathematisch ausgewertet und beurteilt. Dazu zählt die Frage wie gut sich jemand als Kunde eignet. Wie schnell bezahlt jemand seine Kredit zurück, wie viel Geld gibt jemand aus, wie häufig reklamiert jemand seine erhaltene Ware...

Mit einer Wahrscheinlichkeitsrechnung wird dann ausgewertet, ob man von einer Person eine Vorauskasse will, oder zu welchen Bedingungen jemand beispielswiese einen Handy-Vertrag bekommt. 

Beim „Citizen Score“ kommt in China noch dazu, dass das menschliche Verhalten, zukünftig gelenkt wird. Das politisch oder sozial erwünschte Verhalten der Menschen wird etwa gefördert. Dazu gibt es in mehr als vierzig chinesischen Städten Pilotprojekte. Für Bürgerarbeit kann man Punkte sammeln und wer sich nicht wie gewünscht verhält, dem werden Punkte abgezogen.

Wie nah dieses Bewertungssystem, jenem der Finanzwirtschaft kommt, kann man am ehesten in der Millionenmetropole Rongcheng in der Provinz Shandong erkennen. Die Bürger erhalten eine Bewertung von „AAA“ bis „D“. Das sind also exakt jene Bezeichnungen, welche die Finanzanalysten für die Kreditwürdigkeit von Staaten verwenden.

Ein weiteres Projekt findet in der Großstadt Suzhou in der Provinz Jiangsu statt. Hier arbeitet die lokale Verwaltung mit Alibaba zusammen. Wer in einem Online-Computerspiel flucht, verringert seinen Score, wer zu viel Zeit mit Tätigkeiten verbringt welche lediglich der Unterhaltung dienen, verliert ebenso Punkte, wer ein Taxi ruft und dann nicht erscheint, reduziert seinen Punktescore ebenso.

2020 wird die Sozialanalyse in ganz China kommen, ohne wenn und aber. Es ist lediglich die Frage, welches System zur Anwendung gelangt. Die chinesischen Medien loben sämtliche der Initiativen in den höchsten Tönen, weil diese als „Lösung für alle Vertrauensfragen“, in der Bereichen, Essensversorgung, Gesundheit und Produktsicherheit gelten. Ob die Medien dafür auch Pluspunkte bekommen?

Ganz „normal“ erscheint es, dass bei sämtlichen Tests eine „schwarze Liste“ erstellt wurde, welche zur Folge hat, dass jene Personen welche sich darauf befinden in ganz China keine Hochgeschwindigkeitszüge nutzen, nicht mehr fliegen und seine Kinder nicht an eine bessere Schule schicken darf. Was kann da eigentlich das Kind dafür? Welche Verfehlungen hat denn das Kind verursacht? Mit einem derartigen Bewertungssystem schneidet man radikal die Zukunfts-chancen der Kinder ab und fabriziert ein modernes Kastenwesen. Soll das der Sinn der Erfinder sein?

Man findet auch nichts mehr dabei, dass Menschen, welche bei Rotlicht über die Straße gehen, öffentlich an den Pranger gestellt werden, indem man ihr Gesicht öffentlich zur Schau stellt.

Was in China angedacht und 2020 endgültig in die Realität umgesetzt wird ist eine alles umfassende Erziehungsdiktatur. Es werden nicht nur kommunistische Musterbürger erzogen, sondern vor allem wird die absolute Kontrolle erreicht. Bürger welche sich nicht „wohl verhalten“, werden weniger Zugang zu Leistung bekommen und statt dessen mehr Verpflichtungen haben.

Der Widerstand hält sich in China in Grenzen. Eine Debatte im Internet ist so gut wie ausgeschlossen, weil es in den nationalen Online-Plattformen sowieso eine starke, staatliche Zensur gibt.

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