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Lil Peep: Come Over When You’re Sober Pt 2 (Albumkritik)

 

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Lil Peep: Come Over When You’re Sober Pt 2 (First Access/Columbia)

 

 

Als Lil Peep vor ziemlich genau einem Jahr an einer versehentlichen Medikamentenüberdosis verstarb, war er in gewissen Ecken des Internet bereits ein Kultstar. Viele liebten ihn ob seiner düsteren Synthese von Emo- und zeitgenössischem Rap und der New Yorker, der als Gustav Åhr geboren und nur 21 Jahre alt wurde, war ein Vorreiter einer neuen Bewegung, deren Ziel es ist, die Grenzen zwischen Hip-Hop und Rock niederzutrampeln. Dies ist nicht das erste Mal, dass diese Genres verschmolzen werden – Peeps Werk ist von Nu-Metal-Bands aus den 90ern wie Korn und Linkin Park inspiriert –, aber indem er mechanische Wildheit durch mit Opium betäubten Nihilismus, flatternde Hi-Hats und eine post-ironische Nostalgie für die Pop-Rock-Vergangenheit ersetzte, produzierte er etwas heftig Zeitgenössisches. Mit seinem exzentrischen Kleidungsstil und und seinem „pretty-boy“ Gesicht war Peep ein Star wie gemacht für das Zeitalter der sozialen Medien.

 

Come Over When You’re Sober Pt 2, Peeps posthumes zweites Album, wurde als Material zusammengestellt, das man nach seinem Tod auf seinem Laptop gefunden hatte. Es scheint sich nicht um einen zynischen Versuch des Labels, Geld zu machen, zu handeln, da Peeps Mutter und sein Produzent Smokeasac die treibenden Kräfte hinter diesem Projekt waren, aber das soll nicht heißen, dass es nicht extrem makaber wirkt: Peeps Songs sind mit Anspielungen auf seinen Tod durchsetzt und werden mit einem undeutlichen Gejammer vorgetragen, das irgendwo zwischen Kurt Cobain und Blink-182s Tom DeLonge anzusiedeln ist. Der kurzsichtige Fokus auf so ein Thema hätte gespenstisch prophetisch erscheinen können, hätte der Musiker nicht wiederholt online mit seinem Medikamentenmissbrauch geprahlt – stattdessen lässt er sein Ableben wie eine trostlose Unvermeidlichkeit erscheinen.

 

Solange er lebte, war Peep ein Inbegriff für den Zeitgeist, und zwar auf eine Weise, die eher auf Opportunismus denn auf künstlerisches Talent hindeutete. Es ist offensichtlich, dass er kein Poet war (obwohl er endlos in die Leere starrte, sind seine Texte eindimensional trostlos und nicht tiefsinnig), aber Peep wr ein sehr talentierter Songwriter. Besonders bemerkenswert an COWYSP2 ist, dass es in einem Pop-Kontext ausgezeichnete Figur macht – Songs wie „Hate Me“ und „Runaway“ wirken zugleich frisch und vertraut und geizen nicht mit Hooks und mitreißenden Refrains, die die stickige Instrumentierung durchbrechen und es schaffen, auf leicht zugängliche Weise neuen klanglichen Boden zu betreten. Wie lange sein Status als Ikone der Subkultur anhalten wird, steht in den Sternen, aber dieses Album lässt erahnen, dass Mainstream-Erfolg für Lil Peep zum Greifen nahe war – und vielleicht noch immer ist.

 

 

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