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Der Gewerkschaft über Jahrzehnte die Treue gehalten

Aus welchen Gewerkschaften vor Jahren die Vereinte Dienstleistungsgewerkschaft (ver.di) hervorgegangen ist (ÖTV, HBV, IG Medien, DPG und DAG), wussten die Gewerkschafter noch ganz genau, denen der ver.di-Bezirk Rhein-Wupper gestern Abend im Saal des Schützenhauses für ihre langjährige Treue zur Gewerkschaftsbewegung (25 Jahre, 40 Jahre, 50 Jahre, 65 Jahre /  Hans-Jürgen Schmidt und. verhindert, Walter Tichelmann (sowie 70 Jahre / Heinrich Müller) dankte. Von den 30 Jubilarinnen und Jubilare aus Remscheid uns Umgebung waren vier seit 25 Jahren Gewerkschaftsmitglied, 17 seit 40, sechs seit 40, zwei seit 65 und einer seit 70.Da wurde Elke Ellenbeck, die Vorsitzende des ver.di-Ortsvereins Remscheid, der sich im Januar mit zehn Mitgliedern neu aufgestellt hatte, fast ein wenig wehmütig (oder andächtig?). Denn sie selbst ist in diesem Jahr gerade mal zehn Jahre lang in einer Gewerkschaft.

In dieser Zeit habe sie erfahren können, wie viel die Gewerkschaften ihren langjährigen Mitgliedern zu verdanken haben, sagte sie zur Begrüßung. Und Sven Wiertz, Stadtdirektor und Stadtkämmerer der Stadt Remscheid, gab ihr Recht, als er herzliche Glückwünsche von Oberbürgermeister Burkhard Mast-Weisz überbrachte. Und daran erinnerte, dass im Saal des Schützenhauses 1995 der ÖTV-Sekretär Willi Hartkopf mit der Ehrenbürgerwürde der Stadt ausgezeichnet worden sei. „Es ist schön, hier heute eine so stattliche Anzahl von Mitgliedern unserer Gewerkschaft für ihre langjährige Mitgliedschaft ehren zu dürfen. Alle haben unserer Organisation über Jahrzehnte die Treue gehalten - und dafür gebührt ihnen ausdrücklicher Dank und Anerkennung!“

Sicher sei es ihnen in den vielen Jahren der Zugehörigkeit zur Gewerkschaft nicht immer leicht gefallen, sich für die Ziele der Gewerkschaft einzusetzen und sich dafür auch in der Öffentlichkeit zu positionieren, sagte Wiertz. Denn: „Wenn man Gutes bewirken will, wird das nicht gleichermaßen von allen anderen auch so gesehen und gutgeheißen. Sicher seid auch Ihr in den vergangenen Jahren häufig mit Unverständnis konfrontiert worden. Aber das hat Euch nicht entmutigt oder gar abgehalten zu Eurer, unserer Gewerkschaft zu stehen. Unsere Gesellschaft lebt von der Vielfalt der Meinungen und dem Widerstreit um den richtigen Weg. Im Arbeitsleben braucht es aber eines starken Zusammenhalts. Die einzelne Stimme bliebe ansonsten ungehört. Deshalb sind Gewerkschaften gleichermaßen wichtig und richtig. Sie sind Stützen unserer Gesellschaft, in der durch die betriebliche Mitbestimmung auch das Wirtschaftsleben demokratisch verfasst sein soll. Freie Gewerkschaften sind Ausdruck einer lebendigen Demokratie in unserem Staat!“

Unter den Jubilaren seien gewiss viele, die im Laufe ihrer Mitgliedschaft am eigenen Leibe erfahren hätten, wie wichtig es sei, geschützt zu werden, wenn man eine unbequeme Meinung hat und diese auch öffentlich vertritt, meinte der Stadtdirektor. Die langjährige Mitgliedschaft in einer Gewerkschaft sei ein Zeichen gelebter Solidarität, und Engagement und Solidarität seien ihr Motor. Das passende Zitat dazu hatte Wiertz beim französischen Schriftsteller Moliere gefunden: „Wir sind nicht nur verantwortlich für das, was wir tun, sondern auch für das, was wir nicht tun. Also tun wir was und zwar gemeinsam!“ So könne es gelingen, unsere Gesellschaft gerechter und lebenswerter zu machen. Aber da habe die Gewerkschaft noch viel zu tun, so Sven Wiertz weiter:

„Wenn wir uns heute in Deutschland, in Europa und in der Welt ein wenig umschauen, dann müssen wir feststellen, dass Vieles aus den Fugen zu geraten scheint. Italien fährt wider besseren Wissens einen riskanten Verschuldungskurs, die USA kündigen Atomwaffensperrverträge, und die Debatten zum Dieselfahrverbot und den Betrügereien einiger Automobilkonzerne finden keinen Schlusspunkt. Errungenschaften, die wir als Gewerkschaften erkämpft haben, müssen wir verteidigen. Ich denke dabei zum Beispiel an sichere Arbeitsplätze und meine damit in erster Linie unbefristeten Arbeitsverhältnisse. Was ist das für ein Leben, wenn ein Arbeitnehmer ständig von Kündigung und Arbeitslosigkeit bedroht ist, wo bleibt da das Gefühl von Sicherheit? Sicherheit - für sich und seine Familie? Was bedeutet es, wenn der Lohn so niedrig ist, dass man davon kaum leben kann, und was bedeutet das für die spätere Höhe der Rente? Das sind Themen, für die es sich für uns Gewerkschafter immer wieder lohnt aktiv zu sein, nicht aufzugeben und nach vorne zu gehen. Populistische Parolen, Hetze, Hass und Rassismus greifen um sich und bereiten so den Nährboden für brutale Gewalttäter und geistige Brandstifter. Die Kluft zwischen Arm und Reich wird größer – und gerade die Schwachen der Gesellschaft drohen dabei unter die Räder zu kommen. Das Grundversprechen unserer sozialen Marktwirtschaft, nämlich mit guter Arbeit, ein auskömmliches Einkommen zu haben, das auch ausreicht, um mit der Familie in den Urlaub zu fahren oder langfristig ein kleines Eigentum in Form eines Hauses oder einer Wohnung aufzubauen, gilt für eine wachsende Zahl von Menschen in unserem Land nicht mehr. Dieser Widerspruch gefährdet den inneren Zusammenhalt unseres Staates und spaltet die Gesellschaft. Aber weil ein geteiltes Haus keinen dauerhaften Bestand haben kann, ist es so ungemein wichtig, diese Tendenzen klar zu benennen und für Veränderungen zu streiten. Dafür bedarf es einer starken und selbstbewussten Demokratie – und genau deshalb auch starker und durchsetzungsfähiger Gewerkschaften, deren Teil die heutigen Jubilarinnen und Jubilare seit 25, 40, 50, 65 und 70 Jahren sind!“

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