Das Neueste

Kurt Vile: Bottle It In (Albumkritik)

 

kurt vile 03

 

Kurt Vile: Bottle It In (Matador Records)

 

 

Wenn man in großen Hallen und Theatern spielt und acht Jahre lang im Schnitt ein Album pro Jahr veröffentlicht, deutet das auf Fleiß und stählerne Professionalität hin, doch der aus einem Vorort von Philadelphia stammende Songwriter Kurt Vile klingt glücklicherweise noch immer wie ein Typ auf einem Skateboard, der versucht, einem ein paar Joints zu verkaufen, nachdem man ihn um eine Auskunft gebeten hat. Sein unverkennbarer Drawl (gedehntes Sprechen/Singen) lässt einen etwas benebelten Verstand erahnen, ein Eindruck, der durch die Texte verstärkt wird: auf „Bassackwards“ moderiert er eine Radioshow, wobei er unter dem Einfluss der einen oder anderen Droge steht, und sagt mit der Würde eines Stoner über seinen Co-Moderator “I appreciate him to the utmost degree”. Auf „Hysteria“ erzählt er, dass er “took a drink of a dream smoothie / and all of a sudden I’m feeling very loopy”. Aber wenn er high ist, surft er auf einem kristallklaren Zustand amüsierter Selbsterkenntnis, anstatt in katatonischem Selbstmitleid zu versinken (auch wenn er auf „Mutinies“ schüchtern eingesteht, Pillen zu schlucken, um die Stimmen in seinem Kopf zum Schweigen zu bringen).

 

Die tollen, niedlichen Wiederholungen in seinen Gitarrenbegleitungen sind von solider Qualität, der Bambus, um den die Zaunwinde seines Gesangs sich schlängelt; das Schlagzeug stapft noch immer eher gemächlich dahin, aber er bereichert seine Songs um das eine oder andere überlegt gewählte neue Aroma. Auf „Rollin With the Flow“ erfreut er uns mit honigsüßem Gesang, auf dem schönen „One Trick Ponies“ ist Country-Soul-Backgroundgesang der Warpaint Schlagzeugerin Stella Mozgawa zu hören, „Check Baby“ wartet mit ziemlich bedrohlich klingender elektronischer Düsternis auf, während der Titeltrack mit tiefen Klarinettenklängen aufgepeppt wird; „Cold Was the Wind“ deutet auf eine enge Verwandtschaft von Bong und Bongos hin. Doch am besten ist seine Entscheidung, nicht weniger als vier Songs nahe an die 10-Minuten-Grenze wandern oder diese gar überschreiten zu lassen – das verstärkt den „bean-baggy vibe“ und erlaubt Viles trödelnder Poesie, ihre Slacker-Stimme zu finden. Außerdem schafft dies auf „Skinny Mini“ Raum für zwei großartige Gitarrensoli, bei denen jazzige Improvisationen in große verzerrte Akkorde übergehen, als würde eine traditionelles Solo zu einzelnen Noten dekonstruiert. Weniger talentierte Musiker würden diese Songs so langweilig machen wie eine Drogengeschichte, mit der man nichts zu tun hat, aber Vile verfügt über ein so instinktives Gespür für melodische Logik, dass deutlich wird, dass hinter den zotteligen Locken und dem Purple Haze ein Songwriter mit klarem Verstand und großem Herz an der Arbeit ist.

 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Spass und Spiele Designed by Templateism.com Copyright © 2016 |

2013 - 2016 Spass und Spiele. Designbilder von Bim. Powered by Blogger.