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Revitalisierung (6): Erste Handlungsempfehlungen

Design: Simon Haase. Im Jahr 2011 entschlossen sich verschiedene Eigentümer von Grundstücken der Alleestraße, den negativen Entwicklungen nicht länger tatenlos zuzusehen, sondern sich stattdessen zu organisieren und aktiv um eine positive Entwicklung des Standortes – damit auch die Vermarktungs- und Renditechancen ihrer eigenen Immobilien – zu kümmern. Zu diesem Zweck gründeten sie mit Hilfe fachkundiger Beratung den Verein „Immobilien- und Standortgemeinschaft Alleestraße“. Auf der Grundlage gemeinsamer Ziele will der Verein private Maßnahmen und Aktionen zur Steigerung der Attraktivität der Alleestraße entwickeln und im Rahmen einer abgestimmten Strategie zur Standortaufwertung umsetzen.
Das Konzept zur Revitalisierung der Innenstadt Remscheid soll als integrierter Planungsansatz die Leitlinie für die Fortentwicklung der Innenstadt mit ihren verschiedenen funktionalen Facetten sein. Als Voraussetzung für die Integration aller Belange in den Plan wurde die Flankierung seiner Erarbeitung durch einen breit angelegten Dialogprozess angesehen. Dazu wurden neben der Zusammenstellung von Analyseergebnissen gemeinsam von Politik, Verwaltung und lokalen Akteuren wie Einzelhändlern, Eigentümern und Verbänden sowie von interessierten Bürgern Tendenzen der Innenstadtentwicklung und die verschiedenen Interessenlagen diskutiert  und Handlungsbedarfe identifiziert. Darauf aufbauend wurde ein Zielsystem erstellt, das in einen konkreten Maßnahmen-, Kosten- und Finanzierungs- sowie Zeitplan mündet, der Gegenstand der Beantragung von Städtebaufördermitteln des Landes Nordrhein-Westfalen ist.

Für Teilbereiche der Innenstadt wurde bereits im Jahre 2005 ein kooperativer Entwurfsprozess durchgeführt. Er konzentrierte sich auf den Teilraum nördlich der Alleestraße und zwischen dem Allee-Center und der Kirchhofstraße sowie ein weiteres Teilplangebiet nordöstlich der Nordstraße/Wansbeckstraße. Nach einer akteursbezogenen Vorbereitungsphase wurden die Aufgabenstellung und die Ergebnisse der Planungsbüros mit Vertretern des Einzelhandels, Eigentümern, sonstigen wichtigen Innenstadtakteuren und der Politik in mehreren Gesprächsrunden diskutiert und schließlich im November 2005 Entwurfsvorschläge vorgestellt und ausgewählt.

Nachdem sich die Ergebnisse des kooperativen Entwurfsprozesses in wesentlichen Positionen als nicht funktional und sehr kostenintensiv erwiesen, wurde im Jahr 2012 ein erneuter Prozess zur Innenstadtentwicklung angestoßen. Nach dem politischen Auftrag sollte zur Erstellung einer Konzeption für die Entwicklung der Innenstadt ein kooperativer Prozess zur Erarbeitung eines Masterplans für den weiteren Standort „Alleestraße“ und sein Umfeld initiiert werden, der Zielvorgaben definieren und auch konkrete Maßnahmen gemeinsam mit den Akteuren benennen sollte. Dadurch könne sichergestellt werden, dass alle Akteure, die bei der späteren Umsetzung mitwirken, bereits bei der Analyse des Standortes, der Definition eines zukunftsfähigen Leitbildes und bei der darauf aufbauenden Entwicklung von Maßnahmen beteiligt sind. Um eine neue Ausgangssituation für die weitere Planung zu schaffen wurde am 03.07.2012 eine offene Bürgerwerkstatt realisiert. Teilnehmer waren Einzelhändler, Eigentümer, sonstige interessierte Bürger, Mitglieder der Ratsfraktionen, der Bergische Einzelhandels- und Dienstleistungsverband, der Arbeitgeberverband, Haus und Grund, die Industrie- und Handelskammer Wuppertal-Solingen-Remscheid und Dienststellen der Verwaltung und der städtischen Eigenbetriebe. Auf der Grundlage von gutachterlichen Impulsvorträgen zum Einzelhandel und zur verkehrlichen Entwicklung wurden in den Arbeitsgruppen „Städtebau und Verkehr“ und „Einzelhandel und ISG“ die Stärken und Schwächen der Innenstadt analysiert und Visionen und Zielvorstellungen für den Standort entwickelt, aus denen bereits erste Maßnahmen abgeleitet wurden.

Auf dieser Grundlage und einer weiteren verwaltungsseitigen Ausarbeitung wurde nach vorheriger Rückkoppelung mit den zuständigen Ratsgremien am 25.06.2014 ein Planungs- und Maßnahmenkonzept öffentlich vorgestellt und mit den Akteuren diskutiert.

Um in der Umsetzungsphase die Beteiligung der Akteure fortzusetzen sind projekt- bzw. maßnahmenbezogene Beteiligungsschritte vorgesehen, deren Ablauf auf den Charakter des Vorhabens und den Kreis der Akteure abgestimmt sein soll.

Als Leitgedanken und Ziele hielt der kooperative Entwurfsprozess 2005 fest:

  • Die topographische und typologische Schichtung der Stadt klären und herausarbeiten!
  • Die Innenstadt mit der umgebenden Landschaft vernetzen!
  • Die Funktion Remscheids als Wohnstandort stärken!
  • Vorhandenes Gewerbe und bestehenden Einzelhandel sichern und ausbauen!

Der ausgewählte Entwurf empfahl für das Plangebiet eine Neuordnung des Busbahnhofs am Friedrich-Ebert-Platz mit einer Nutzung der freiwerdenden Teilflächen für Service und Freizeit. Der die Alleestraße abschließende Baublock östlich der Engelspassage sollte mit dem Nutzungsschwerpunkt Einzelhandel, Freizeit und Wohnen neu bebaut und eine neue Verbindung zwischen der Alleestraße und dem Friedrich-Ebert-Platz geschaffen werden. Ein Potenzial zur Stärkung der Wohnfunktion der Innenstadt wurde beiderseits der Konrad-Adenauer-Straße sowie in ihrer Verlängerung im Bökerspark gesehen. Auf dieser Achse wurde anknüpfend an die Reste der historischen Villenbebauung die Entwicklung von entsprechenden Wohnungstypen empfohlen. Eine Wegeverbindung vom Steinweg durch den Bökerspark und durch den als Friedhofs-Park zu gestaltenden evangelischen Stadtfriedhof bis zur Schnittstelle von Nordstraße und Glassiepen sollte die Vernetzung der Innenstadt mit dem Freiraum gewährleisten.

Die Vorschläge zur Neuordnung des Busbahnhofes Friedrich-Ebert-Platz wurden durch weitere Untersuchungen zur Verlagerung der Bushaltestellen in den Abschnitt der Konrad-Adenauer-Straße bis zum Teo-Otto-Theater konkretisiert, erwiesen sich jedoch nicht als funktional.

In der offenen Bürgerwerkstatt im Juli 2012 formulierten die Teilnehmer unter dem Leitbild „Eine attraktive, saubere, charmante, aber zugleich bodenständige Einkaufswelt für Jung und Alt“ folgende Ziele für die Innenstadtentwicklung, die gemeinsam getragen werden sollte:

  • inklusives Arbeiten im Quartier fördern,
  • eine gemeinsame Internetplattform der Einzelhändler schaffen,
  • die Ansiedlung von Nischenanbietern im Einzelhandel fördern,
  • einen Einkaufsdienst mit Lieferung ins Haus einrichten,
  • die Parkpalette in den Bökerpark integrieren,
  • eine Sporthalle auf dem Busbahnhof schaffen,
  • ggf. das alte Kino revitalisieren,
  • die Ansiedlung eines Kinos fördern,
  • ein größeres Angebot an seniorengerechten Wohnungen schaffen,
  • modernen Mietwohnungsbau in der Innenstadt fördern,
  • Leerstände durch qualitativ hochwertige Nutzungen abbauen,
  • unterstützende Maßnahmen für das Paket der ISG-Maßnahmen und die Alleestraße als lebendige Fußgängerzone umsetzen,
  • eine Gestaltungssatzung für die Alleestraße erlassen,
  • den Bökerspark unter Einbeziehung der jetzigen Nutzer für alle Bürger attraktiver gestalten,
  • Möblierung für Jung und Alt auf der Alleestraße installieren,
  • in den Zugangsbereichen windgeschützte Aufenthaltsbereiche schaffen – ggf. Außengastronomie mit nutzen.
  • einen Zugang zum Alleecenter über Luisenstraße und Werthstraße [öffentliches Parkhaus und Fußgängerübergang] schaffen,
  • den Friedhof als Ruheoase entwickeln,
  • eine neue ÖPNV-Abwicklung,
  • die Busstation am Friedrich-Ebert-Platz umbauen [Verkehrsführung, Anbindung],
  • die untere Alleestraße für PKW im Schrittverkehr öffnen,
  • Verbesserung der Stellplatzsituation im Bereich der mittleren Alleestraße schaffen,
  • inklusive Wohnprojekte – Zusammenleben von Menschen mit und ohne Behinderung– fördern,
  • Mehrgenerationen-Wohnprojekte fördern,
  • Eigentümer stärker einbinden und auf Fördermöglichkeiten für Bestandsinvestitionen hinweisen,

 

ls städtebauliche Handlungsempfehlungen wurden folgende Positionen festgehalten:

  • Entwicklung eines Innenstadtkonzeptes
  • Entwicklung und Erlass einer Gestaltungssatzung als Grundvoraussetzung für eine städtebauliche und gestalterische Aufwertung
  • Ergänzungen im bestehenden System von Grünflächen
  • punktuelle Abrisse zur Schaffung zusätzlicher Grünflächen
  • Schaffung von Investitionsanreizen für private Immobilienbesitzer
  • Wertsteigerungen der Immobilien, damit verbundene steigende Renditeerwartungen und Investitionsbereitschaft auf Seiten der Immobilienbesitzer erreichen
  • neuer Nutzungsmix
  • Straßenraum in städtebaulich wie auch funktional eigenständige Bereiche unterteilen, an denen jeweils eine unterschiedliche Quartiers- oder Kiezstruktur besteht
  • Zweipoligkeit durch die Entwicklung und Stärkung eines Gegenpols zum Alleecenter am Markt.

Aus den genannten Zielen wurden ferner konkrete Einzelmaßnahmen für die folgenden Handlungsfelder des Themenschwerpunkts Einzelhandel entwickelt: Angebotsstruktur, Ordnung, Straßen- und Platzgestaltung, Leerstandsaufwertung, Sauberkeit, Straßenmöblierung, Werbemaßnahmen, Laden- und Schaufenstergestaltung, Fassaden, ISG-Geschäftsstelle, Eingangsituation und PR-Arbeit.

In der Beteiligungsveranstaltung zur Innenstadtplanung am 25.06.2014 wurden mit den Akteuren die Maßnahmenvorschläge der Verwaltung diskutiert. Dabei wurden für die Themenfelder:

  • Neue Nutzungsperspektiven,
  • öffentlicher Raum,
  • ÖPNV und Verkehr sowie
  • Zukunft des Wohnens

zahlreiche detaillierte Vorschläge erarbeitet (siehe Kasten).

Der im Dezember 2011 gegründete Verein „Immobilien- und Standortgemeinschaft Alleestraße e.V.“ verfolgt das Ziel, gemeinsam unter Beteiligung der Immobilieneigentümer der Alleestraße den Einkaufs-, Gastronomie- und Dienstleistungsstandort zu stützen. Dadurch soll die Marktstellung u.a. gegenüber den umliegenden Oberzentren verbessert werden.

(Aus der Beschlussvorlage 15/1294 („Entwicklungskonzept zur Revitalisierung der Innenstadt Remscheid“) vom 21.5.2015, beschlossen vom Rat am 18. Juni 2015.)

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